DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

30-11-2016 23:00
SXEU31 DWAV 301800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 30.11.2016 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Im Osten anfangs teils bis in tiefe Lagen Schneefall. In der Nordosthälfte am
Donnerstag starke bis stürmische Böen, an den Küsten Sturmböen, im Bergland
exponiert Orkanböen.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
-------------------------------------------------------------
Aktuell ... liegt ein umfangreicher Langwellentrog über Skandinavien und dem
westlichen Russland, der bis ins östliche Mitteleuropa reicht. Dem gegenüber
steht weiter westlich ein stark aufgewölbter Höhenrücken, der sich vom
nordwestlichen Afrika bis ins Seegebiet südwestlich von Island erstreckt. Am
Boden wird durch den Rücken ein Hoch mit Zentren über Großbritannien und dem
südlichen Deutschland gestützt. Deutschland befindet sich dabei "zwischen den
Stühlen" in einer nordwestlichen Höhen- und Bodenströmung, in die eingebettet
Ausläufer des Tiefs über den Nordosten hinwegziehen. Im Prinzip bleibt diese
Potenzialverteilung bis zum Sonntag, also schon im Mittelfristbereich,
weitgehend erhalten.
Kräftige WLA, die durch Annäherung einer Warmfront von der Nordsee induziert
wird, sorgt für Hebung über dem Norden und Osten Deutschlands und entsprechende
Niederschläge. Diese können in Sachsen und im südlichen Brandenburg anfangs noch
bis in tiefe Lagen als Schnee oder gefrierender Regen mit entsprechender Glätte
fallen. In Lagen oberhalb 600 m des Erzgebirges und des Zittauer Gebirges gibt
es 12-stündig bis zum Morgen 5 bis 10 cm, in exponierten Staulagen sind lokal um
15 cm Neuschnee möglich. Auch in den ost- und nordostbayerischen Bergen kann es
leichten Schneefall geben. Inwieweit die Niederschläge nach Westen ausgreifen,
wird von den Modellen leicht unterschiedlich behandelt. In den westlichen
Mittelgebirgen treten daher geringe Niederschläge auf. Diese fallen entweder als
Schnee oder als gefrierender Regen, eine entsprechende Glättewarnung wurde
bereits ausgegeben. In tieferen Lagen Sachsens und des südlichen Brandenburgs
steigt die Temperatur im Nachtverlauf von Norden her dagegen allmählich an,
sodass die Niederschläge mehr und mehr in Regen übergehen und die
Glättesituation sich entspannt.
Darüber hinaus zieht sich der hohe Druck westlich von uns ein wenig zurück,
sodass über dem Nordosten eine Gradientverschärfung stattfindet. Infolgedessen
nimmt der westliche bis nordwestliche Wind dort zu. In der zweiten Nachthälfte
muss bis ins Binnenland mit ersten starken Böen Bft 7, an der See und im höheren
Bergland mit stürmischen Böen oder Sturmböen Bft 8-9 und in exponierten
Gipfellagen (Brocken, Fichtelberg) mit schweren Sturmböen Bft 10 gerechnet
werden. So kann es in höheren Lagen auch zu starken Schneeverwehungen kommen,
wenn dort trockener Schnee fällt.
Im Südwesten dagegen dominiert noch der Hochdruckeinfluss, wobei es durch
Ausstrahlung bei locker bewölktem oder klarem Himmel wieder leichten bis mäßigen
Frost zwischen 0 und -7 Grad gibt. Nördlich der Mittelgebirge bleibt es dagegen
meist frostfrei.

Donnerstag ... zieht ein Kurzwellentrog an der Nordwestflanke des
Langwellentrogs von der norwegischen See stromabwärts in Richtung
Südskandinavien. Im Lee des norwegischen Gebirges kann sich dadurch ein
Wellentief verstärken, das im Tagesverlauf bis in die Ostsee gelangt. Der
Gradient verschärft sich dadurch weiter, sodass auch der Wind noch weiter
zulegt. Die Warmfront zieht rasch nach Osten ab, die Kaltfront erreicht uns dann
zum Nachmittag hin. Allgemein kann in allen Gebieten nordöstlich einer Linie
Deutsche Bucht bis zum Bayerischen Wald mit starken bis stürmischen Böen Bft 7-8
(8er vor allem nach Osten hin) gerechnet werden. An der Ostsee treten Sturmböen
Bft 9, lokal vielleicht auch schwere Sturmböen Bft 10 auf. Im Bergland kommt es
ebenfalls zu schweren Sturmböen Bft 10 bis hin zu Orkanböen Bft 12 auf den
höchsten Gipfeln (Brocken, Fichtelgebirge).
Aufgrund anhaltender WLA, die erst mit Durchzug der Kaltfront am Nachmittag und
Abend von KLA abgelöst wird, werden zudem weitere Niederschläge generiert. Die
Schneefallgrenze steigt auf 700 bis 1000 m. 12-stündig werden 1 bis 10 mm
simuliert, sodass in den höheren Lagen weiterer Neuschnee dazukommen dürfte. Bei
ansteigenden Temperaturen (Höchstwerte im Norden 5 bis 10 Grad) nimmt allerdings
auch die Nassschneekomponente zu und die Gefahr für Schneeverwehungen dadurch
ab. Im Südwesten bleibt es bei zeitweiligem Sonnenschein meist trocken bei
Temperaturen von 1 bis 5 Grad.

In der Nacht zum Freitag zieht das Wellentief bereits nach Polen weiter. Die
zugehörige Kaltfront überquert rasch den Osten des Landes, nach Westen hin wird
sie aber durch das weiter vorhandene Hochdruckgebiet über den Britischen Inseln
eingebremst. Im Bereich der Front sind weitere Niederschläge zu erwarten, die
mit der Verlagerung der Kaltfront etwas nach Westen und Süden hin an Raum
gewinnen. Die Schneefallgrenze bleibt mit 600 bis 800 m zunächst vergleichsweise
hoch, sodass nur in höheren Lagen weiterhin leichter Schneefall auftritt. In den
östlichen Landesteilen sinkt sie bis zum Morgen auf 300 bis 400 m. Die
Niederschlagsmengen liegen zwischen 1 und 9 mm, am meisten wird wiederum im
Erzgebirge mit bis zu 12 mm simuliert. Die Windsituation hält im Norden und
Osten zunächst noch an mit der vom Tag erreichten Stärke und dem Höhepunkt mit
dem Durchgang der Kaltfront. Hinter der Kaltfront lässt der Wind bald nach, an
der Ostsee treten dann aber immer noch stürmische Böen Bft 8 auf.
Darüber hinaus lassen hinter der Kaltfront im Norden und Nordosten auch die
Niederschläge weitgehend nach, dennoch reicht es dort bei Aufklaren kaum für
Frost. Anders sieht es im äußersten Südwesten aus, den die Kaltfront gar nicht
erst erreicht. In den Gebieten vom Saarland bis zu den Alpen bzw. alle Regionen
südwestlich davon tritt bei lockerer Bewölkung oder klarem Himmel leichter Frost
bis -5 Grad, vereinzelt aber auch bei windschwachen Verhältnissen Nebel auf.

Freitag ... bleibt die Höhenkonstellation nahezu unverändert, der umfangreiche
Langwellentrog bekommt aber eine leichte Schubkomponente in Richtung Osten. Das
Wellentief findet sich abends bereits über der Ukraine wieder, das Hoch über den
Britischen Inseln dehnt seinen Einfluss wieder weiter nach Deutschland aus. Die
noch quer über Deutschland befindliche Kaltfront löst sich unter zunehmenden
Hochdruckeinfluss derweil langsam auf, leichte Niederschläge nehmen immer mehr
ab. So werden meist nur 1 bis 4 mm berechnet, die in einem Streifen vom
Niederrhein und dem Münsterland bis ins südöstliche Bayern fallen. Die
Schneefallgrenze liegt tagsüber bei etwa 600 bis 700 m. Weiter nach Südwesten
hin bleibt es dagegen meist trocken und die Sonne zeigt sich zeitweise. Auch im
Norden und Nordosten gibt es zeitweise Sonnenschein. Der Gradient lässt mit
Abzug des Wellentiefs deutlich nach, nichtsdestotrotz reicht es anfangs noch für
starke Böen Bft 7 an der Ostsee und für stürmische Böen Bft 8 bis hin zu lokalen
Sturmböen Bft 9 in höheren Lagen vor allem der südöstlichen Gebirge. Am
Nachmittag lässt der Wind noch weiter nach.

In der Nacht zum Samstag setzt sich die Ostverlagerung des Langwellentrogs
weiter fort. Der Höhenrücken wölbt sich gleichzeitig in Richtung Nordmeer auf.
Korrespondierend dazu verstärkt sich das Hoch über den Britischen Inseln weiter
und nimmt Kontakt auf zu hohem Druck über Südosteuropa. Über Deutschland
verstärkt sich der Hochdruckeinfluss dahingehend, dass letzte Niederschläge bald
abklingen und auch der Wind immer weiter nachlässt. Weil sich zudem die Wolken
gebietsweise auflösen, tritt verbreitet wieder Frost zwischen 0 und -5 Grad auf.
Frostfrei bleibt es höchstens an der See und in einigen Städten am Rhein. Bei
nun windschwachen Verhältnissen ist aber wieder etwas vermehrt Nebelbildung
möglich.

Samstag ... wölbt sich der Höhenrücken noch ein wenig weiter nördlich ins
Nordmeer auf. Der Langwellentrog kommt nur langsam nach Osten weiter, zumal er
von Randtrögen von Nordwesten her immer wieder regeneriert wird. Deutschland
verbleibt aber im Hochdruckeinfluss, sodass Niederschläge nicht auf der Agenda
stehen, dafür aber nach Nebelauflösung zeitweiliger Sonnenschein. Die
Temperaturen steigen auf 1 bis 7 Grad, nur in den höheren Lagen gibt es
Dauerfrost.


Modellvergleich und -einschätzung
----------------------------------------------------------------
Die globalen Modelle zeigen hinsichtlich der Beurteilung der kurzfristigen
Großwetterlage nur wenig Varianz. Unterschiede in der räumlichen und zeitlichen
Exposition von Niederschlägen bzw. ihrer Phasen sind im Detail allerdings
durchaus vorhanden und müssen an der Stelle durch "In-Situ-Warnungen"
(Schneefall/Glätte/Schneeverwehungen) abgefangen werden.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Simon Trippler