DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

29-11-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 29.11.2016 um 10.30 UTC



Zunehmend ruhiges Hochdruckwetter mit Nachtfrösten.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 06.12.2016


Zu Beginn des Mittelfristzeitraums am kommenden Freitag stehen sich nach dem
aktuellen EZMW-Lauf von 00 UTC ein von Skandinavien bis zur Türkei reichender
ausgedehnter Langwellentrog über Osteuropa und ein vom nordwestlichen Afrika bis
nach Grönland aufgewölbter kräftiger Höhenrücken gegenüber. Deutschland befindet
sich an der Westflanke des Trogs in einer nördlichen bis nordwestlichen
Höhenströmung. Auch am Boden herrscht zwischen einem Hoch über den Britischen
Inseln und Tiefdruckgebieten über Skandinavien und der Ukraine eine
nordwestliche bis nördliche Strömung vor, sodass die 850 hPa-Temperaturen durch
Zufuhr erwärmter Polarluft bei 0 bis -5 Grad liegen.

Bis zum Dienstag zeigt sich eine Ostverlagerung beider großskaligen
Höhengebilde, wodurch Deutschland mehr und mehr in den Einflussbereich des
Rückens gerät und auch die Frontalzone nach Osten weggedrückt wird. Damit wird
außerdem das Hochdruckgebiet über Großbritannien gestützt, das eine Brücke zu
einem neuen Hoch über Südosteuropa bildet. Adiabatisches Absinken gekoppelt mit
einer nachlassenden Nord- bis Nordwestströmung lässt die 850 hPa-Temperaturen
von Südwesten her allmählich wieder auf 0 bis 5 Grad steigen. Anfängliche
Niederschläge im Nordosten des Landes lassen immer mehr nach.

In der erweiterten Mittelfrist ab Mittwoch kommt der Höhenrücken nur langsam in
Richtung Mitteleuropa voran. Damit bleibt der hohe Druck bei noch leicht
ansteigenden Temperaturen über Deutschland dominant.

Nicht verwunderlich ist in diesem Zusammenhang, dass nach dem
Großwetterlagen-Forecast-Tree des EZMW-Ensembles bis in die erweiterte
Mittelfrist die antizyklonal geprägten Großwetterlagen NWa, HM, HB und HNa
dominieren. Zyklonale Lösungen bleiben bis zum 10. Dezember (!) außen vor.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des heutigen 00 UTC-Laufs des EZMW zu seinen Vorgängern ist sehr
hoch. Lediglich am Sonntag zeigt sich ein etwas größerer Unterschied: So sollte
es nach dem gestrigen 00 UTC-Lauf noch ein Tief über dem Skagerrak geben, von
dem nun nichts mehr zu sehen ist, auch der gestrige 12 UTC-Lauf hatte ihn schon
"weggerechnet". Somit sind am Sonntag weniger Niederschläge im Nordosten
Deutschlands zu erwarten.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Sowohl ICON als auch GFS bieten zunächst kaum andere Lösungen an. Beim GFS gibt
es dann zumindest in der erweiterten Mittelfrist eine Änderung dahingehend, dass
der Höhenrücken schneller nach Osten weiterzieht. Das zugehörige Bodenhoch
verlagert sich damit nach Polen, womit Deutschland in den Wirkungsbereich eines
Tiefs über den Britischen Inseln kommt. JMA wiederum ist dem EZMW sehr ähnlich,
zeigt am Sonntag aber eine Tiefdruckentwicklung über dem Baltikum, die sich auf
den Nordosten Deutschlands auswirken würde. Beim GEM zieht der Langwellentrog
rascher nach Osten ab, ansonsten erkennt man auch in diesem Modell gut die
hochdrucklastige EZMW-Lösung wieder. NAVGEM bringt im Prinzip die gestrige 00
UTC-Lauf-Lösung des EZMW's mit dem Skagerrak-Tief. CMA dagegen ist mehr oder
weniger eine Kopie des EZMW.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen des EZMW-Ensembles zeigen für verschiedene deutsche Städte ein
recht homogenes Bild. Das oben entworfene Szenario findet darin seine
Bestätigung. Ab Sonntag/Montag wird der Spread etwas größer und lässt
vereinzelte negative Ausreißer sowohl bei der 850 hPa-Temperatur als auch beim
500 hPa-Geopotenzial zu. Viel Potenzial für solche Entwicklungen scheint es aber
nicht zu geben, setzen doch zu viele Lösungen auch der anderen globalen Modelle
zu stark auf die antizyklonale Komponente.

Die Clusteranalyse liefert für t+120_168 h (Sonntag, 00 UTC bis Dienstag, 00
UTC) 3 Cluster (26, 13 und 12 Mitglieder, Haupt- und Kontrolllauf in C1). C1 und
C3 fahren voll auf der Hochdruckschiene, C2 zeigt eine Schwachstelle mit
leichtem Tiefdruckeinfluss im Nordosten Deutschlands am Montag. Bei t+192_240 h
(Mittwoch, 00 UTC bis Freitag, 00 UTC) gibt es ebenfalls 3 Cluster (26, 15 und
10 Mitglieder, Hauptlauf in C2, Kontrolllauf in C1). Bei allen 3 Clustern ist
die antizyklonale Variante über Mitteleuropa stark ausgeprägt, nur C3 hat im
Nordosten eine ganz leichte Schwachstelle.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass die Ablösung der Nordwestlage durch
antizyklonal dominierte Wetterlagen bis mindestens zum Sonntag sehr sicher ist
und auch danach trotz möglicher kleinerer Schwachstellen im Nordosten
Deutschlands bis in die erweiterte Mittelfrist als ziemlich sicher eingestuft
werden kann.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI zeigt am Freitag leichte Signale für starken Wind im Osten Deutschlands.
Anfangs kann es dort noch stürmische Böen Bft 8, im Bergland schwere Sturmböen
Bft 10 geben. Bereits im Vormittagsverlauf nimmt der Wind aber ab. Nachmittags
beschränken sich Sturmböen Bft 9 dann nur noch auf exponierte Berggipfel
(Brocken, Fichtelberg).

Darüber hinaus beruhigt sich das Wetter in der Mittelfrist weitgehend, sodass
keine weiteren signifikanten Wettererscheinungen auf der Agenda stehen. In den
Nächten allerdings ist bei häufigem Aufklaren vielfach mit leichtem bis mäßigem
Frost zu rechnen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW-EPS, EZMW-MOS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler