DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

28-11-2016 21:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 28.11.2016 um 10.30 UTC



Nordwestlage mit zeitweiligen Niederschlägen, im Bergland als Schnee. Mitunter
windig bis stürmisch. In der nächsten Woche wahrscheinlich Hochdruckeinfluss.
__________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 05.12.2016


Zu Beginn des Mittelfristzeitraums am kommenden Donnerstag - immerhin der Beginn
des meteorologischen Winters - befindet sich Deutschland unter einer ziemlich
glatt konturierten nordwestlichen Höhenströmung. Sie stellt den Übergangsbereich
dar zwischen einem breiten, bis hoch nach Grönland reichenden Höhenrücken über
dem Ostatlantik und einem nicht minder üppigen Trog, dessen Achse von der
Barentssee bis hinunter zum östlichen Mittelmeer reicht. Beide Potenzialgebilde
korrelieren mit entsprechend gut entwickelten Bodendruckformationen, so dass wir
es auch in den untersten Troposphärenschichten mit einer relativ flotten
geostrophischen NW-Strömung (ageostrophisch ist zum Teil West dabei) zu tun
haben. Dabei sorgt ein von Norwegen gen Polen ziehendes Randtief zum Freitag hin
für eine vorübergehende Gradientverschärfung, bevor dann am Freitag selbst von
NO her eine Kaltfrontpassage auf relativ antizyklonalem Kurs in Richtung Süden
und Südwesten erfolgt. Dahinter strömt von Norden her ein Schwall arktischer
Polarluft in den Vorhersageraum (Rückgang der 850-hPa-Temperatur auf -5 bis
-7°C), die durch ihren langen Fetch über das skandinavische Festland bzw. durch
Überströmungseffekte relativ trocken ist.

Am Wochenende tut sich an der großräumigen Strömungskonfiguration zunächst nicht
viel. Der LW-Trog wird durch in seine Rückseite vorstoßende kurzwellige Anteile
am Leben erhalten, wobei er am Sonntag sogar leicht retrograde Züge aufweist.
Dabei greift ein kleines, vom Skagerrak kommendes Tief auf Norddeutschland über,
was dort zu Regen- und Schneefällen führt. Der Süden und Westen verbleibt
hingegen unter leichtem Hochdruckeinfluss.

Mit Beginn der neuen Woche respektive des erweiterten Mittelfristzeitraums
deutet sich eine Progression des Strömungsmusters an. Im Klartext, von Westen
her beginnen Geopotenzial und Luftdruck zu steigen, während gleichzeitig der
LW-Trog nach Osten abgedrängt wird. Trotz zunehmender Antizyklonalisierung
bleiben der Norden und Osten anfällig für Randstörungen mit etwas Niederschlag.

Ansonsten sorgt Absinken für steigende Temperaturen in der unteren Troposphäre,
während sich bodennah mangels ausreichend Durchmischung vielerorts eine dünne
Kaltluftschicht hält.
__________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Sequenz der jüngsten ECMF-Modellläufe zeigt summa summarum eine gute
Konsistenz, auch wenn zum nächsten Wochenende die Unschärfen etwas zunehmen. So
sollten wir nach den gestrigen 00-UTC-Lauf am kommenden Sonntag auf die
Rückseite eines kräftigen Tiefs über dem Bottnischen Meerbusen gelangen, während
nun ein kleines Skagerrak-Tief auf Norddeutschland übergreift. Letzteres würde
mehr Niederschlag (Regen und Schnee) im Norden und Nordosten bedeuten.
Signifikant werden die Unterschiede der beiden 00-UTC-Läufe im erweiterten
Mittelfristzeitraum ab kommenden Montag. Während gestern eine Umstellung in
Richtung Zonalisierung und somit stark zyklonal geprägter Rahmenbedingungen
simuliert wurde, wird heute (aber auch schon vom gestrigen 12-UTC-Lauf) auf
Hochdruckeinfluss gesetzt - wenn auch mit kleinen Schwachstellen im Norden und
Osten.

__________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


Im Großen und Ganzen zeigen die anderen einschlägigen Globalmodelle (ICON, GFS,
GEM) eine sehr ähnliche Großwetterlage. Dass dabei kleinere Unterschiede z.B. in
der Potential-, Druck- oder auch Temperaturverteilung ebenso wie beim
Niederschlag auftreten, ist nichts Besonderes und muss hier auch nicht näher
diskutiert werden, da es auch in den nächsten Modellläufen immer noch mal zu
kleineren (hoffentlich nicht größeren) Verrückungen kommen wird.
Erwähnenswert ist die Tatsache, dass die Modelle mit erweitertem Mittelfristteil
(die "Nordamerikaner") ebenso wie ECMF auf von Westen her zunehmenden
Hochdruckeinfluss setzten.
__________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die ECMF-EPS-Rauchfahnen verschiedener deutscher Städte zeigen bis
einschließlich Samstag und bedingt auch noch am Sonntag einen homogenen Verlauf
ohne signifikante Streuung. Erst danach nimmt der Spread allgemein zu,
wenngleich der Trend im Verlauf der nächsten Woche eindeutig ist: sowohl bei
T850 als auch bei Pot500 zeigen die meisten Lösungen nach oben, wenn auch mit
unterschiedlichem Timing bzw. Intensität. Korrespondierend zum Hauptlauf zeigen
die Rauchfahnen ost- und norddeutscher Städte im Laufe der nächsten Woche mehr
Niederschlagssignale als die der übrigen Regionen.

Die Clusterung von ECMF-EPS zeigt für den Zeitraum T+120...168h (Samstag bis
Montag) drei Cluster (22 Fälle + HL + KL, 16, 13), die alle mit einer
"Nordwestrutsche" in 500 hPa beginnen. Während CL 2 diese Rutsche auf am Montag
noch simuliert, wird sie in CL 1 und CL 3 durch den heranschwenkenden Rücken
nach Osten abgedrängt.
Nur zwei verschiedene Cluster (37 Fälle + HL + KL, 14) stehen im Angebot für den
erweiterten Mittelfristzeitraum T+192...240h (Dienstag bis Donnerstag), die bei
genauerem Hinsehen aber gar nicht so verschieden sind. Beide Cluster lassen den
umfangreichen Höhenrücken vom Ostatlantik bis nach Mitteleuropa vorankommen und
favorisieren somit Hochdruckeinfluss bei uns. Die oben schon angesprochenen
Schwachstellen im Norden und Osten des Landes kommen in CL 2 etwas stärker
heraus als in CL 1. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass das großräumige
Strömungsmuster auf einem klar meridional gepolten Kurs verbleibt.

_________________________________________________________

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Betrachtet man den Mittelfristzeitraum vom kommenden Donnerstag bis zum nächsten
Montag, so kristallisiert sich nach heutigem Stand der Donnerstag als der Tag
heraus, wo am meisten Wuhling ist.
Zum einen deutet sich ein windiger bis stürmischer Tag an mit STURMBÖEN 8-9 Bft
aus W-NW an der Küste und im Bergland, in exponierten Kamm- und Gipfellagen auch
darüber (bis zu 12 Bft ORKAN). STURMBÖEN 8-9 Bft sind auch in Teilen des nord-
und ostdeutschen Binnenlands möglich.
Darüber kommt es zumindest in den höheren Lagen der ost- und südostdeutschen
sowie der zentralen Mittelgebirge zu SCHNEEFÄLLEN, wobei das Erzgebirge ganz
vorne auf der Liste steht. Die Schneefallgrenze ist aus heutiger Sicht bei 600 m
anzusiedeln, wobei in exponierten Staulagen durchaus mehr als 10 cm Neuschnee
binnen 12 h zusammenkommen können. In den höchsten Lagen, wo trockener Schnee
fällt, besteht die Gefahr von SCHNEEVERWEHUNGEN.

Am Freitag ändert sich zunächst nicht viel, bevor WIND/STURM und SCHNEEFALL (bei
sinkender Schneefallgrenze) nachlassen.
Am Wochenende ist vorzugsweise in den Alpentälern STRENGER FROST unter
-10°C möglich. Ob es dann am Sonntag im nord- und ostdeutschen Binnenland
gebietsweise schneit, ist noch offen.
________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix mit ECMF-EPS und Modell-Mix.
________________________________________________________


VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann