DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

25-11-2016 21:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 25.11.2016 um 10.30 UTC



Zu Wochenbeginn kälter, aber zunächst trocken. Im Laufe der Woche zunehmend
wechselhaft mit Schneefall im Bergland.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 02.12.2016


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am Montag reicht ein
Höhenrücken vom nahen Ostatlantik über die Britischen Inseln hinweg bis zum
Nordmeer. Korrespondierend dazu befindet sich ein kräftiges Bodenhoch mit
Schwerpunkt über der Nordsee, von dem aus ein Keil Richtung Deutschland
gerichtet ist. Demgegenüber steht ein hochreichendes Tief über dem Nordosten und
Osten Europas. Dabei ist mit einer nördlichen Strömung Kaltluft subpolaren
Ursprungs nach Deutschland eingeflossen, wobei die Temperatur in 850 hPa auf -5
bis -10 Grad abgesunken ist.
Am Dienstag kommt der Höhenrücken über Skandinavien hinweg ostwärts voran, womit
sich der Schwerpunkt des Bodenhochs nach Deutschland verlagert. Es verbindet
sich im weiteren Verlauf mit einem weiteren Hoch südwestlich von Irland. Dadurch
dreht die Strömung vermehrt auf westliche Richtungen, wodurch das
Temperaturniveau wieder leicht ansteigt. Gleichzeitig vollzieht sich über dem
Nordmeer und Skandinavien eine Austrogung mit der Bildung eines kräftigen
Bodentiefs, dessen Einfluss am Mittwoch bis in den Norden Deutschlands reicht.
In der Südhälfte bleibt der Hochdruckeinfluss noch erhalten.
Am Donnerstag schwenkt der skandinavische Trog ostwärts und verbindet sich
schließlich mit den Resten des osteuropäischen Höhentroges, wodurch eine
umfangreiche Tiefdruckzone entsteht, die sich von Skandinavien bis in den
Südosten Europas erstreckt. Das Frontensystem eines darin eingelagerten Tiefs
mit Kern über dem Baltikum greift von Norden auf Deutschland über, sodass es
gebietsweise zu Niederschlägen kommt. Allerdings wird die Front aufgrund einer
Wellenbildung über der Mitte Deutschlands zunächst stationär und erreicht erst
am Freitag die Alpen. Bei Temperaturen in 850 hPa zwischen 0 und -5 Grad fällt
vor allem im Bergland Schnee.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des heutigen 00 UTC Laufs des EZMW kann bis Mittwoch als gut
bezeichnet werden.
Ab Mittwoch ergeben sich Unterschiede bezüglich des zunehmenden
Tiefdruckeinflusses. Unsicher ist noch, wie weit der Einfluss des Tiefs über
Skandinavien bzw. Osteuropa auch in den Westen und Südwesten Deutschlands
ausgreift. Nach dem gestrigen Lauf ergab sich für Deutschland eine antizyklonale
Nordwestlage. Der heutige Lauf ist deutlich zyklonaler geprägt. Neu ist vor
allem die Entwicklung des Wellentiefs an der Front über Deutschland, wodurch
auch die Niederschlagstätigkeit höher ausfällt und weiter in den Süden
ausgreift.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Dienstag wird der Verlauf des Wetters von den betrachteten
Modellen sehr ähnlich gesehen. Nachfolgend zeigen sich ähnlich zu der
Konsistenzbetrachtung Unterschiede bezüglich der Position des Tiefs über Nord-
bzw. Osteuropa. Die zyklonalste Lösung weist GFS auf, wobei ein kleines, aber
kräftiges Randtief den Nordosten Deutschlands streift. Dies hätte eine deutliche
Windzunahme zur Folge und auch die Niederschläge greifen weiter in den Westen
bzw. Südwesten aus. Auch bei ICON zeigt sich ein starker Gradient über dem
Norden und Osten Deutschlands, wenngleich das Randtief nicht vorhanden ist.
Niederschläge sind ebenfalls vor allem im Norden und Osten zu erwarten. Sonst
dominiert hingegen Hochdruckeinfluss und somit trockenes Wetter.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Der Verlauf der Temperatur in der Rauchfahne von Offenbach zeigt nach einem
Minimum am Montag wieder einen leichten Anstieg bis zur Wochenmitte. Bis dahin
ist der Spread vergleichsweise gering. Nachfolgende nimmt der Spread zu,
allerdings geben Haupt- und Kontrolllauf auch den Verlauf der Mehrzahl der
Ensemble Member wieder.
Niederschlagssignale tauchen ab Mittwoch auf, was den beschriebenen
wechselhafteren Charakter stützt. Allerdings weisen Haupt- und Kontrolllauf
einen Peak von Donnerstag auf Freitag auf, der nur von wenigen Membern gestützt
wird.
Auch beim Geopotential weichen Haupt- und Kontrolllauf von der Mehrheit der
Member ab. Die meisten Member zeigen einen höheren Verlauf des Geopotentials als
Haupt- und Kontrolllauf und tendieren somit eher zu der antizyklonaleren Lösung
auf Basis von ICON.

Die Clusterung des EZMW zeigt für den Zeitraum von Sonntag bis Montag drei
Cluster, wobei sich für Deutschland keine signifikanten Unterschiede ergeben.
Von Dienstag bis Donnerstag sind sechs Cluster vorhanden. Dabei deutet vier der
Cluster und somit die Mehrheit auch im Westen und Süden auf zyklonal geprägtes
Wetter hin.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Zunächst werden keine markanten Wettererscheinungen erwartet.
Mit zunehmendem Tiefdruckeinfluss ab Mittwoch nimmt der Wind insbesondere an den
Küsten deutlich zu, sodass dann zeitweise mit stürmischen Böen (Bft 8) oder
Sturmböen (Bft 9) gerechnet werden muss. Auch auf dem Brocken treten Sturmböen
auf.
Mit Übergreifen der Niederschläge ist in der Nacht zum Donnerstag vor allem über
der Mitte, wo die Temperaturen nochmal in den Frostbereich absinken,
gebietsweise mit gefrierendem Regen und entsprechender Glatteisbildung zu
rechnen.
Im höheren Bergland sind dann 5 bis 15 cm Neuschnee möglich, wobei genauere
Aussagen aufgrund der Modellunterschiede noch nicht möglich sind.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger