DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

25-11-2016 21:00
SXEU31 DWAV 251800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 25.11.2016 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Zunächst ruhige Hochdruckrandlage, dabei oft Nebel und nachts gebietsweise
Frost. Ab Samstagabend vorübergehend Übergang zu HNa, dabei an der Ostsee und im
Bergland teils stürmische Böen.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich Deutschland im Einflussbereich eines abgeschlossenen
Höhenhochs über den Britischen Inseln, von dem ausgehend sich ein Keil über die
Nordsee und Nord- bzw. Ostdeutschland bis nach Südosteuropa erstreckt. Dessen
Achse verläuft aktuell über Benelux südostwärts bis nach Sachsen und kommt im
Laufe der Nacht nur geringfügig nach Süden voran.
Im Bodenfeld verlagert sich die korrespondierende Hochdruckzone über
Norddeutschland ebenfalls ein wenig nach Süden und schwächt sich geringfügig ab.
Damit gelangt in den Norden und Nordosten von Westen her bodennah wieder etwas
mildere Meeresluft, so dass es dort in der kommenden Nacht wohl kaum mehr für
Frost reicht. Insgesamt dürfte die dort vielerorts vorhandene Nebel- und
Hochnebeldecke somit kaum auflockern - im Gegenteil - bodennah ist eher wieder
mit einer Sichtverschlechterung zu rechnen.
Dieser Hochnebelregion schließt sich nach Süden zu ein Gebiet mit geringer
Bewölkung an, das in etwa von Nordrhein-Westfalen ostwärts bis nach Sachsen
reicht. Dort kann es die Nacht über verbreitet leichten Frost geben, örtlich
bildet sich auch dichter Bodennebel.
An der Südflanke der Hochdruckzone - in etwa südlich einer Linie Eifel -
Mittelhessen - Vogtland - hält sich entlang der sich dort in etwa 800 bis 850
hPa befindenden Absinkinversion vielerorts eine dichte Hochnebeldecke, die
lediglich in einigen Lee-Lagen (vor allem am Bayerischen Wald, aber auch im
südlichen Oberrheingraben) größere Lücken aufweist. Daran wird sich auch im
Laufe der Nacht nicht viel ändern, leichter Frost ist dabei wohl nur in den
genannten "Lücken" zu erwarten und Sichtbehinderungen am ehesten in einigen
Mittelgebirgen durch aufliegende Wolken.
Im äußersten Südwesten und Süden machen sich zudem schwache Hebungsprozesse
aufgrund von WLA am Nordostrand des umfangreichen Höhentiefkomplexes über der
Iberischen Halbinsel in Form mittelhoher Wolkenfelder bemerkbar, aus denen es
gebietsweise etwas regnen kann.
Der Druckgradient an der Südflanke der Hochdruckbrücke fächert im Laufe der
Nacht weiter auf. Steife Böen sind wohl lediglich in den Kammlagen einiger
Mittelgebirge zu erwarten, eventuell reicht es auf exponierten Gipfeln auch nur
für eine Bft 8.

Samstag ... kommt es über Skandinavien zu e9iner markanten Austrogung. Dadurch
zieht sich das Höhenhoch über den Britischen Inseln etwas nach Nordwesten zurück
und weitet sich nach Norden aus. Der nach Mitteleuropa gerichtete Keil wird ein
wenig nach Süden gedrückt und schwächt sich ab, so dass die Höhenströmung über
Nord- und Ostdeutschland auf Nordwest dreht.
Das mit dem Trog korrespondierende Bodentief verlagert sich unter weiterer
Vertiefung über die nördliche Ostsee nach Finnland. Die Kaltfront erreicht zum
Abend den äußersten Norden Deutschlands.
Im Vorfeld schwächt sich auch der nach Mitteleuropa gerichtete Bodenhochkeil
weiter ab und wird nach Südwesten abgedrängt, bleibt aber für weite Teile des
Landes noch wetterbestimmend. Somit steht wetter- und vor allem warntechnisch
ein recht ruhiger Tag ins Haus. Lediglich im Nordosten und im äußersten Norden
frischt mit Annäherung der Kaltfront der Wind aus West auf. Entlang der
vorpommerschen Ostseeküste kann es am Nachmittag und Abend steife Böen (Bft 7),
vom Darß bis nach Rügen in exponierten Lagen auch stürmische Böen (Bft 8) geben.
Gebietsweise fällt präfrontal auch etwas Regen oder Nieselregen, nennenswerte
Mengen kommen dabei aber nicht zusammen.
Auch in der Südhälfte kann es aus meist dichter hochnebelartiger Bewölkung
stellenweise etwas regnen oder nieseln. Ursache hierfür ist ein flacher Randtrog
über dem Ligurischen Meer, der sich allmählich nach Oberitalien verlagert und an
dessen Nordflanke es zu schwachen Hebungsprozessen kommt.
Sonnige Abschnitte sind somit weiterhin am ehesten in einem zunehmend schmaler
werdenden Streifen quer über die Mitte Deutschlands hinweg - etwa von
Nordrhein-Westfalen bis nach Westsachen bzw. Südbrandenburg verlaufend - zu
erwarten. Vor allem unmittelbar nördlich daran anschließend hält sich teilweise
ganztägig Nebel und dort sind mit knapp über 0 Grad auch die niedrigsten
Höchstwerte zu erwarten. Sonst steigen die Temperaturen auf etwa 4 bis 10 Grad.

In der Nacht zum Sonntag weitet sich der Trog über Ost- bzw. dem östlichen
Mitteleuropa weiter nach Süden aus und der Hochkeil über Südwestdeutschland wird
weiter nach Westen abgedrängt, insgesamt bleibt das Geopotentialfeld in 500 und
300 hPa dort aber antizyklonal konturiert. Somit gelangt der Großteil des
Vorhersagegebietes unterhalb einer nordwestlichen Höhenströmung, wobei im
diffluent konturierten Höhenfeld zwar zunehmend PVA wirksam ist, die aber durch
KLA weitgehend kompensiert wird, so dass sich die Hebungsprozesse in Grenzen
halten.
Das Bodentief verlagert sich mit nahezu gleichbleibendem Kerndruck allmählich
nach Nordwestrussland, in die Region um den Ladogasee, die Kaltfront kommt bis
Sonntagfrüh über Deutschland rasch südwärts bis etwa zum Main voran. Sowohl
präfrontal als auch im Frontbereich gibt es Niederschläge leichter Intensität
(maximal wenige mm in sechs bis 12 Stunden am Nordrand einiger Mittelgebirge).
Dabei fällt im Süden bei positiven Temperaturen Regen, im Frontbereich gehen die
Niederschläge zumindest bis in mittlere Höhenlagen (etwa 400 bis 600 m) in
Schnee über, wobei aber keine nennenswerten Neuschneemengen zustande kommen.
Sollte es präfrontal noch Regionen mit länger klarem Himmel und entsprechend
leichtem Frost geben, kann auch vereinzelt Glatteisregen nicht ausgeschlossen
werden. Betroffen davon wären am ehesten die mittleren Landesteile.
Im Norden und Nordosten lockern die Wolken postfrontal wieder auf, wobei zwar
auch niedertroposphärisch zunehmend Polarluft advehiert wird (-2 bis -6 Grad in
500 hPa), der frische Nordwestwind aber vielerorts eine gute Durchmischung
gewährleistet und Frost somit nur vereinzelt auftritt.
Entlang der vorpommerschen Ostseeküste, eventuell auch an der nordfriesischen
Küste gibt es weiterhin steife Böen aus Nordwest, in den Kamm- und Gipfellagen
der östlichen Mittelgebirge sind auch stürmische Böen möglich.

Sonntag ... stößt der Trog über Osteuropa bei leichter Ostverlagerung noch
weiter nach Süden vor. Das Höhenhoch verlagert seinen Schwerpunkt wieder nach
Großbritannien, wobei sich bis Sonntagabend ein Keil über Frankreich hinweg
südostwärts ausweitet. Die Höhenströmung über Deutschland dreht somit auf
Nordwest bis Nord und bleibt vor allem über der Osthälfte kräftig ausgeprägt.
Im Bodenfeld erreicht die Kaltfront des weiter nach Nordwestrussland ziehenden
Tiefs im Tagesverlauf die Alpen. Somit wird das ganze Land von maritimer
Polarluft geflutet, die aber aufgrund der hauptsächlich niedertroposphärisch
stattfindenden KLA stabil geschichtet ist. Die Temperatur in 850 hPa sinkt bis
zum Abend auf Werte zwischen -1 Grad an den Alpen und -7 Grad (nach GFS sogar
-10 Grad) auf Rügen. Niederschläge werden dabei - wenn überhaupt - hautsächlich
in den Staulagen des Erzgebirges und später der Alpen simuliert (bis zum Abend
nach ICON-Nest an den Alpen gebietsweise über 5 mm, sonst allgemein weniger).
Dabei sinkt die Schneefallgrenze am Erzgebirge relativ rasch, an den Alpen erst
gegen Abend bis in tiefe Lagen. Für eine dünne Schneedecke reicht es aber
höchstens in mittleren Höhenlagen.
Von Nordwesten her macht sich aber zunehmend der Einfluss eines seinen
Schwerpunkt allmählich vom Nordmeer zur nördlichen Nordsee verlagernden und sich
etwas verstärkenden Bodenhochs bemerkbar und die Wolken lockern bald auch in den
mittleren Landesteilen deutlich auf. Die längsten sonnigen Abschnitte sind aber
wohl im Norden und an der Ostsee zu erwarten. Zwar bilden sich in der
niedertroposphärisch labilen Luftmasse flache Quellwolken, für Schauer sollte es
aber kaum reichen.
Vor allem in der Osthälfte weht weiterhin ein in Böen mäßiger bis frischer Wind
aus Nordwest bis Nord. An der vorpommerschen Ostseeküste kann es steife Böen
geben, in den Hochlagen der ost-, später auch süddeutschen Mittelgebirge
vereinzelt auch noch stürmische Böen.
Die Höchstwerte ändern sich nur wenig bzw. gehen ein wenig zurück und bewegen
sich zwischen 3 und 8 Grad, im höheren Bergland um 0 Grad.

In der Nacht zum Montag verlagert sich der Höhentrog über Osteuropa ein wenig
weiter ostwärts und das Höhenhoch über den Britischen Inseln weitet seinen
Einfluss allmählich etwas nach Osten aus. Die Höhenströmung dreht somit weiter
auf Nord, wobei der Gradient aber beginnt aufzufächern.
Das Bodenhoch verlagert seinen Schwerpunkt bis Montagfrüh zur mittleren Nordsee
und verstärkt sich noch etwas. Dadurch baut sich über Südwest- und
Süddeutschland ein recht veritabler Druckgradient zum immer noch vorhandenen
Tiefdruckkomplex über der Iberischen Halbinsel auf, während er über der
Nordhälfte etwas auffächert. Dort reicht es nur entlang der vorpommerschen
Ostseeküste eventuell noch für warnrelevante Böen. In Süddeutschland frischt der
Wind dagegen vor allem auf den Bergen und in Ost-West ausgerichteten Tälern aus
Ost bis Nordost auf. In den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge gibt es
stürmische Böen (Bft 8), vereinzelt Sturmböen (Bft9), auf exponierten Gipfeln im
Hochschwarzwald (Feldberg) eventuell auch schwere Sturmböen (Bft 10).
Von Norden her strömt weiterhin maritime Polarluft ins Vorhersagegebiet, die
Temperaturen in 850 hPa sinken auf -4 Grad im Südwesten und bis -10 Grad an Oder
und Neiße. Insgesamt dominiert Absinken, Niederschläge in Form von Schnee
beschränken sich weitgehend auf den Alpennordrand, anfangs kann es auch am
Erzgebirge noch etwas schneien. Allerdings werden auch in exponierten Staulagen
der Alpen kaum 5 mm in 12 Stunden simuliert, so dass sich die Neuschneehöhen
auch dort in Grenzen halten.
Im Zustrom trockenkalter Luftmassen klart es vielerorts auf, nur an den
Nordseiten der Mittelgebirge sowie im Alpenvorland bleibt es überwiegend stark
bewölkt. Verbreitet muss deshalb mit leichtem, in ungünstigen Lagen auch mäßigem
Frost gerechnet werden. Lediglich an den Küsten und im äußersten Südwesten
bleibt es wohl weitgehend frostfrei. Glätte dürfte aufgrund der raschen
Abtrocknung von Straßen und Wegen kaum Thema sein.

Montag ... ändert sich an der Konstellation im Höhenfeld kaum etwas, der
Vorhersagebereich verbleibt zwischen einem Höhenhoch über den Britischen Inseln
und einem umfangreichen osteuropäischen Höhentrog unterhalb einer vor allem im
Westen leicht auffächernden nördlichen Höhenströmung.
Im Bodenfeld verlagert sich der Schwerpunkt des Hochs allmählich nach
Nordwestdeutschland. Insgesamt nimmt die einströmende Polarluft einen mehr
kontinentalen Charakter an und ist weiterhin sehr trocken. Somit scheint neben
nur flachen Quellwolken überwiegend die Sonne, lediglich im Südosten, vor allem
am Erzgebirge und an den Alpen, bleibt es noch teils stärker bewölkt, wobei an
den Alpen noch letzte Schneeflocken fallen können.
Nach wie vor ist der Druckgradient im Süden und Südwesten des Landes scharf
ausgeprägt, so dass es dort auf den Bergen stürmische Böen oder Sturmböen, auf
den Schwarzwaldgipfeln eventuell auch schwere Sturmböen aus Ost bis Nordost
geben kann. Vor allem am Bodensee, entlang des Hochrheins und in einigen
Ost-West ausgerichteten Tälern kann es auch in tiefen Lagen steife bis
stürmische Böen geben.
Insgesamt wird es trotz Sonnenscheins noch etwas kälter, die Höchstwerte liegen
zwischen 0 Grad in einigen Alpentälern und 6 bis 7 Grad mit Sonne am Rhein bzw.
an den Küsten.



Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle simulieren allesamt eine sehr ähnliche
Wetterentwicklung im Kurzfristbereich. Prognose- und vor allem warnrelevante
Unterschiede sind so gut wie keine auszumachen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff