DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

21-11-2016 21:00
SXEU31 DWAV 211800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 21.11.2016 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Von Süden her milde bis sehr milde Luft, in den Alpen weiterhin Föhnsturm.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich Deutschland auf der Vorderseite eines umfangreichen
LW-Troges, dessen Achse vom Nordpolarmeer über UK/Irland bis fast hinunter zu
den Kanarischen Inseln reicht. Das Hauptdrehzentrum befindet sich über dem
Westeingang des Ärmelkanals, wo es mit dem Sturmtief PETRINE korrespondiert.
Dieses Tief hat seinen Höhepunkt mit etwas unter 980 hPa erreicht und wird sich
in den nächsten Stunden auf das englische Festland geben, wo es beginnt sich
aufzufüllen. Dadurch beginnt der Gradient bei uns etwas aufzufächern, was eine
allmähliche Windabnahme zur Folge hat. Gleichwohl bleibt in einigen Hochlagen
insbesondere der mittleren Landesteile ein frischer SO-S-Wind mit einzelnen Böen
7 Bft, in exponierten Kamm- und Gipfellagen 8 Bft (Brocken bis 9 Bft) erhalten.
In den Alpen beweist der Föhnsturm eine bemerkenswerte Ausdauer, auch wenn eine
geringfügige Intensitätsabnahme zu verzeichnen ist. Trotzdem reicht es auf den
Gipfel noch zu Böen 10-11 Bft, während die Wahrscheinlichkeit eines
Föhndurchbruchs in die Täler abnimmt.
Ansonsten gilt es noch festzuhalten, dass die Kaltfront von Tief PETRINE -
tagsüber noch schleifend über Frankreich gelegen - Zugriff auf die westlichen
Landesteile bekommt, wodurch es dort gebietsweise regnet. Der Schwerpunkt der
Regenfälle zeichnet sich dabei im Bereich Saarland/Hunsrück ab, wo nach
deutscher Modellkette und EURO4 mit schauerartiger Verstärkung durchaus mal
10-15, ganz vereinzelt bis 20 mm innert 12 h zusammenkommen können.
Nach Osten und Süden hin bleibt es in der eingeflossenen subtropischen Luftmasse
weitgehend niederschlagsfrei, aber häufig stark bewölkt. Entsprechend klein ist
die Frost- und Nebelgefahr, am ehesten reicht es im südöstlichen und östlichen
Bayern für das eine oder andere Nebelfeld sowie vereinzelt leichten Frost.

Dienstag ... weitet sich der LW-Trog noch etwas weiter nach Süden aus bei
gleichzeitig nur geringem Vortrieb nach Osten. Bei uns nimmt das Geopotenzial
von Osten her etwas zu, wodurch die südliche bis südwestliche Höhenströmung
einen etwas stärkeren antizyklonalen Touch bekommt. Nennenswerte dynamische
Hebungsimpulse jedenfalls sind aus den numerischen Diagnoseprodukten nicht
ableitbar. Das deckt sich freilich mit den Niederschlagsprognosen, die bei
abnehmender Intensität gegenüber der Vornacht nur im Bereich der vor allem im
Norden noch etwas ostwärts vorankommenden Kaltfront gebietsweise etwas Regen
simulieren. Zur Mittagszeit verläuft die Front etwa vom Saarland bis hoch zur
Lübecker Bucht, wobei sie nach Süden hin bereits wieder in die Warmfront eines
sich zwischen Spanien und Marokko formierenden Bodentiefs übergeht.
Fakt ist, dass vorderseitig nach wie vor milde bis sehr milde Luftmassen aus
Nordafrika bzw. dem Mittelmeerraum zu uns gelangen (T850 10°C oder etwas darüber
in der SO-Hälfte), in der sich besonders im SO und in der östlichen Mitte -
unterstützt durch Föhn- und Leeeffekte - häufiger die Sonne durchsetzt. Einige
Auflockerungen oder Aufheiterungen sind auch im Westen und Nordwesten auf
postfrontaler Seite möglich, wo niedertroposphärisch zwar kältere Luft einströmt
(T850 um 5°C), was sich bodennah wegen des großen Bogens, den die Luftmasse um
das Tief herum machen muss, aber kaum auswirkt. So wird auch der morgige 22.
November mit Tageshöchstwerten von verbreitet 10 bis 15°C, bei längerem
Sonnenschein sowie mit orografischer Unterstützung auch darüber (am Alpenrand
bei Föhn lokal um 20°C), ein weit überdurchschnittlich temperierter Tag. Daran
ändert auch die Tatsache nichts, dass es in ein paar wenigen Ecken (z.B. Teile
des Donautals sowie Teile des Berglands) nicht ganz bis in die Zweistelligkeit
reicht.
Bliebe noch der Blick auf den Wind, der sich summa summarum auf dem absteigenden
Ast befindet. Das Tief füllt sich über dem englischen Festland weiter kräftig
auf, bevor es das Königreich am Nachmittag mit einem Kerndruck von rund 1000 hPa
in Richtung Seegebiet Dogger verlässt. Bei uns führt das dazu, dass der Gradient
regelrecht auseinandergezogen wird, nach Westen hin stärker als im Osten.
Entsprechend spielt der östliche bis südliche Wind warntechnisch nur noch eine
kleine Rolle mit Böen 7 Bft besonders im und am Erzgebirge (sächsisches Elbtal)
und 8 Bft auf dem Brocken. In und an den Alpen bleibt es föhnig, wenn auch mit
abnehmender Intensität. Wahrscheinlich werden auf exponierten Gipfeln "nur noch"
Böen 10 Bft und in anfälligen Tälern 7 Bft erreicht.

In der Nacht zum Mittwoch tropft der LW-Trog über Portugal ab, während bei uns
der Potenzialanstieg von Osten her andauert. Dabei wölbt sich nicht nur ein
breiter Höhenrücken auf, auch die Luftmassengrenze wird wieder etwas nach Westen
zurückgedrängt. Viel Hebung ist nicht mehr dran, so dass nur anfangs noch ein
paar Tropfen im äußersten Westen fallen sollen.
Ansonsten knickt der Gradient nun vollständig ein, weil sich das Tief über der
Nordsee weiter auffüllt und nur noch als kümmerliches Residuum die Wetterkarten
schmückt. Bis auf den Föhn in den Alpen, der aber auch an Stärke einbüßt, tut
sich windmäßig nichts Substanzielles mehr. Dafür nimmt die Nebel- und
Hochnebelneigung allgemein zu, ohne jetzt schon ins Detail zu gehen. Bei
längerem Aufklaren ist im Osten und Süden lokal leichter Luftfrost oder
zumindest Frost in Bodennähe zu erwarten.

Mittwoch ... zieht das Cut-Off-Tief von Portugal gen Zentralspanien, während
sich bei uns der vom Balkan bis UK gerichtete Höhenkeil noch etwas verstärkt.
Dadurch steigt auch der Bodendruck etwas an, was eine schwache Brücke über
großen Teilen des Vorhersageraums bedingt. Sie verbindet das mit seinem
Schwerpunkt leicht nach Norden verschobene Azorenhoch mit dem nicht mehr ganz so
potenten, mit über 1045 hPa aber immer noch ambitioniert auftretenden Hoch über
Russland. Dieser Konstellation steht tiefer Luftdruck über dem äußersten Norden
Europas sowie ein 1005-hPa-Tief zwischen dem spanischen Festland und
"Ballermann" gegenüber. Da mit Ausnahme des Nordwestens weiterhin
niedertroposphärisch warme Luft über Deutschland liegt, bodennah aber von Osten
eine gealterte, etwas kältere Luftmasse advehiert wird, verschärft sich die
Inversionssituation. Hinzu kommt die nun fehlende Durchmischung sowie die
jahreszeitbedingte negative Strahlungsbilanz, die den Temperaturzeiger ebenfalls
nach unten zeigen lassen. Kurzum, in weiten Teilen Deutschlands wird das Wetter
nun wieder verstärkt bin der Grundschicht gemacht.
Im Westen und Nordwesten allerdings kann es an der alternden, in den
Vorhersagekarten aber immer noch zu findenden Front hier und da etwas regnen
oder nieseln. Ansonsten halten sich gebietsweise Nebel oder Hochnebel zum Teil
ganztägig, während höhere Bergregionen darüber in der Sonne liegen. Das
Temperaturniveau stellt sich dann deutschlandweit auf etwa 8 bis 13°C ein, bei
zähem Nebel/Hochnebel darunter. 15°C oder etwas mehr sind wohl nur noch an den
Alpen drin, wo der Föhn zwar schwächelt, aber wahrscheinlich immer noch nicht
ganz zusammenbricht. Einzig dort sind noch warnwürdige Böen bis Sturmstärke um
Süde auf einigen Gipfeln zu erwarten.

In der Nacht zum Donnerstag etabliert sich über der Biscaya ein neuer
Tiefschwerpunkt, während sich nordwestlich von uns aus der Hochdruckbrücke eine
eigenständige Hochparzelle mit Schwerpunkt über Schottland bildet. Bei uns hat
das Ganze eine leichte Gradientverschärfung vornehmlich in der Südhälfte zur
Folge, die windmäßig aufgrund der sehr stabilen Schichtung aber nur auf einige
Höhenlagen abfärbt. Wie stark der östliche Wind auf den Bergen tatsächlich
auffrischt, ist derzeit noch schwer zu quantifizieren und hängt letztlich auch
von der genauen Lage der Inversion ab. Möglich, dass sich an der einen oder
anderen Stelle ein Low-Level-Jet bildet. Dort, wo der Wind keinen Zugriff
bekommt - also in den meisten Niederungen - bildet sich Nebel/Hochnebel bzw.
tageslichtresistenter Nebel/Hochnebel breitet sich aus respektive verdichtet
sich. Frost dürfte trotz allgemeiner Abkühlungstendenz weiter die Ausnahme
bleiben.

Donnerstag ... verbleibt Deutschland unter der Potenzial- bzw.
Bodenhochdruckbrücke in ziemlich ruhigem Fahrwasser. In der Mitte und im Süden
lebt der östliche Wind zwar mitunter etwas auf, warnwürdige Böen 7 Bft
beschränken sich aber auf wenige exponierte Hochlagen. Einzig in den Alpen - man
ahnt schon, der Föhn - reicht es für stürmische Böen 8 Bft um Süd. Dort reicht
es mit Sonne an der einen oder anderen Stelle noch mal für rund 15°C
Höchsttemperatur. Ansonsten tut sich die Sonne mit Ausnahme einiger höherer und
leebegünstigter Lagen sowie Richtung Nordsee schwer, gegen Hochnebel und zähen
Nebel, aber auch gegen einige Wolkenfelder anzukommen. Entsprechend reduziert
sind die Tageshöchstwerte mit 7 bis 12°C, bei zähem Hochnebel z.T. nur um 5°C.


Modellvergleich und -einschätzung
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Keine besonderen Anmerkungen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann