DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

21-11-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 21.11.2016 um 10.30 UTC



Meist ruhiges Spätherbstwetter bei allmählich etwas zurückgehenden Temperaturen.

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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 28.11.2016


Über den gesamten Mittelfristzeitraum hinweg ist das Wettergeschehen über
Mitteleuropa bei recht weit nördlich verlaufender und mäandrierender Frontalzone
von Blockademustern geprägt.
Zu Beginn der Mittelfristvorhersage - am Donnerstag und auch noch am Freitag -
befindet sich über der Iberischen Halbinsel ein umfangreiches Höhentief, was
sich in Lage und Intensität erst einmal kaum ändert. Diesem stehen Höhenrücken
einerseits über dem Nordatlantik gegenüber, der sich vom Seegebiet westlich der
Britischen Inseln bis Samstag, 00 UTC allmählich über Schottland bis zur
Deutschen Bucht ausweitet. Ein weiterer Rücken erstreckt sich am Donnerstag über
den zentralen Mittelmeerraum ins östliche Mitteleuropa bzw. mit einem weiteren
Keil bis nach Südwestrussland. Vor allem der ins östliche Mitteleuropa reichende
Keil wird von Norden her aufgrund eines von Nordskandinavien bis nach
Nordwestrussland reichenden Trogvorstoßes im Laufe des Freitags abgebaut.
Im Bodenfeld steht das mit dem Höhentief korrespondierende, von der Biskaya bis
Freitag nach Portugal ziehende Tiefdruckgebiet einer zonal orientierten
Hochdruckzone gegenüber, die sich am Donnerstag vom mittleren Nordatlantik bis
nach Schottland erstreckt und sich bis zur Nacht zum Samstag über die Nordsee
nach Norddeutschland ausweitet.
Über dem Vorhersagegebiet dominiert somit ruhiges Spätherbstwetter, wobei sich
die am Donnerstag nach Norddeutschland ziehende Kaltfront eines Tiefs über
Finnland bzw. Nordwestrussland als wenig wetterwirksam erweist. Am Freitag und
in der Nacht zum Samstag entwickelt sich über Nord- bzw. Mittelitalien ein
flaches Randtief. Im Zuge dieser Entwicklung ziehen über den Süden und Südwesten
Deutschlands zeitweise dichtere Wolkenfelder hinweg, vereinzelt kann es auch mal
etwas regnen. Ansonsten bleibt es teils aufgelockert bewölkt mit sonnigen
Abschnitten, gebietsweise aber auch längere Zeit neblig trüb. Bei einem
zunehmend schwachgradientig konturierten Bodenfeldgehen die Temperaturen etwas
zurück, vor allem in höheren Lagen bzw. bei längerem Sonnenschein bleibt es aber
für die Jahreszeit noch deutlich zu mild.
Am Wochenende schwächt sich das Höhentief über der Iberischen Halbinsel
allmählich ab. Ausgehend von den Britischen Inseln erstreckt sich ein markanter
Höhenrücken über Deutschland hinweg südostwärts bis in den zentralen
Mittelmeerraum. Nordöstlich davon kommt es zu einer kräftigen Austrogung über
Finnland bzw. Nordwestrussland.
Über dem Vorhersagegebiet dominiert somit weiterhin Hochdruckeinfluss, wobei das
Bodenhoch seinen Schwerpunkt allmählich von den Britischen Inseln bzw. der
Nordsee zur Norwegischen See und später nach Norwegen verlagert. Die Kaltfront
eines mit dem Trog über Nordosteuropa korrespondierenden Bodentiefs über
Nordwestrussland dringt ohne große Wetterwirksamkeit bis nach Nord- und
Ostdeutschland vor, allerdings gelangt damit von Nordosten her
niedertroposphärisch ein Schwall kontinentaler Polarluft vor allem in den Norden
und Osten des Landes, so dass die Temperaturen weiter zurückgehen. Niederschläge
werden vom ECMWF dabei so gut wie keine simuliert. Nachts sollte es aber
vielerorts für leichten, bei klarem Himmel auch für mäßigen Frost reichen.
Zu Beginn der kommenden Woche verbleibt Deutschland im Einflussbereich eines
umfangreichen Höhenhochs über Mitteleuropa. Der Schwerpunkt des Bodenhochs
verlagert sich allmählich über Südskandinavien zum Baltikum. Somit gelangt von
Osten her weiterhin recht kühle Festlandsluft ins Vorhersagegebiet. Insgesamt
bleibt es bei ruhigem, teils länger trübem, gebietsweise aber auch sonnigem
Spätherbstwetter mit häufigen und in ungünstigen Lagen auch mäßigen
Nachtfrösten.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Dem aktuellen Lauf kann eine sehr gute Konsistenz zu den Vorläufen attestiert
werden. Selbst im Detail lassen sich bzgl. der Wetterentwicklung über
Mitteleuropa nur geringe Unterschiede ausmachen, die keinen nennenswerten
Einfluss auf die Wetterentwicklung über dem Vorhersagegebiet haben. So wird z.B.
selbst für den Montag der Schwerpunkt des Hochdruckgebietes über Südskandinavien
von allen vorliegenden Vorläufen sehr ähnlich simuliert.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bezüglich der Wetterentwicklung Donnerstag und Freitag unterscheiden sich die
vorliegenden Modelle höchstens um Nuancen. Alle Modelle haben am Freitag maximal
im Südwesten leichte Niederschläge auf der Karte, ansonsten dominiert im Großen
und Ganzen ruhiges Spätherbstwetter.
Bereits in der Nacht zum, vor allem aber am Samstag simuliert ICON verstärkt
Niederschläge, die von Südwesten her auf die südlichen und mittleren Landesteile
ausgreifen. Diese stehen im Zusammenhang mit einer über Südwestfrankreich
simulierten Randtrogentwicklung, die die anderen vorliegenden Modelle nicht auf
der Karte haben. Vor allem auch für die Nacht zum Sonntag ergeben sich dabei
größere Diskrepanzen zu allen anderen vorliegenden Modellen. So werden für Teile
Bayerns und Sachsens vom ICON 10 bis 20 mm Niederschläge in 12 Stunden
simuliert, ansonsten hat dort kein Modell nennenswerte Niederschläge auf der
Karte.
Auch der Einfluss des Höhentroges über Nordosteuropa am Sonntag und in der Nacht
zum Montag wird vom ICON stärker simuliert als vom ECMWF und vom GFS. Bis
Montagfrüh gehen die Temperaturen nach ICON in 850 hPa auf Werte zwischen -1
Grad im Südwesten und sogar -9 Grad über Ostvorpommern zurück, während ECMWF und
GFS lediglich über Nordostdeutschland negative 850 hPa- Temperaturen simuliert.
Dazu hat das Modell Niederschläge auf der Karte, die im Falle des Falles im
Südosten sogar bis in die Niederungen als Schnee fallen könnte. Die anderen
Modelle simulieren keine nennenswerten Niederschläge. Nach GEM soll die
Kaltfront sogar gar nicht auf Deutschland übergreifen und lediglich im äußersten
Osten werden kurzzeitig negative Temperaturen in 850 hPa simuliert.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Zeitraum 72 bis 96 Stunden verteilen sich Haupt- und Kontrolllauf sowie die
49 Ensemblemember relativ gleichmäßig auf 2 Cluster (jeweils 26 und 25 Member).
Cluster 1, in dem sich auch der Haupt- und Kontrolllauf befinden, zeigt eine
langgestreckte, zonal orientierte und auch über Mitteleuropa recht stabile
Hochdruckbrücke, während in Cluster 2 der erste Trogvorstoß am Donnerstag und
Freitag über Skandinavien etwas stärker und bis zur südlichen Ostsee reichend
simuliert wird.
Für den nächstfolgenden Zeitraum (120 bis 168 Stunden, also Samstag bis Montag)
ergeben sich 3 Cluster (23, 19, 9 Member; Haupt- und Kontrolllauf in Cluster 1).
Cluster 1 spiegelt die Entwicklung im Hauptlauf ganz gut wieder mit einem
markanten Trogvorstoß Richtung Skandinavien und Nordwestrussland, wobei es über
Nordostdeutschland nur für einen "Streifschuss" reicht. Diese Lösung ähnelt auch
dem Hauptlauf des GFS. Cluster 2 simuliert den Trogvorstoß weiter nach Süden,
bis ins östliche Mitteleuropa reichend. Diese Version ähnelt der vom ICON
gezeigten Wetterentwicklung und würde zumindest in der Osthälfte des
Vorhersagegebietes für einen "Hauch von Winter" sorgen. Cluster 3 lässt den Trog
dagegen weiter im Nordosten, über Nordwestrussland, nach Südosten ablaufen und
zeigt über Mitteleuropa einen beständigen Höhenrücken, was in etwa der GEM-
Version entspricht.
Die erweiterte Mittelfrist (Dienstag bis Donnerstag nächster Woche) hat vier
Cluster (jeweils 16, 14, 11, 10 Member, Haupt- und Kontrolllauf in Cluster 1) in
petto, wobei in den ersten 3 Clustern der Höhenrücken über Mittel- bzw.
Westeuropa zum Ende hin nach Osten bzw. Südosten abgedrängt wird und der
zyklonale Einfluss von Westen bzw. Nordwesten her zunimmt. Cluster 4 belässt es
dagegen eher beim Hochdruckeinfluss über Mitteleuropa.
Die "Rauchfahnen" der 850 hPa-Temperatur zeigen - startend bei einem für die
Jahreszeit hohem Temperaturniveau - bis zum Montag bei einem allmählich größer
werdenden Spread einen leichten Trend nach unten, der im Osten Deutschlands
etwas stärker ausfällt als im Westen. Das Gros der Member bewegt sich am Sonntag
und Montag in der Westhälfte im Temperaturbereich um 0 Grad, in der Osthälfte
etwa um -2 Grad, wobei es dort Ausreißerläufe bis nahe -10 Grad am Montag gibt,
aber auch Ausreißer nach oben, bis +5 Grad.
Niederschlagssignale treten zunächst kaum, ab Sonntag/Montag dann vor allem in
der Osthälfte vermehrt auf.

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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI hat keinerlei Signale für außergewöhnliche Wetterereignisse auf der Karte.
Als signifikante Wettererscheinung dürfte im Mittelfristzeitraum wohl nur der
Wind auf der Karte stehen. Vor allem am Donnerstag kann es auf den Alpen- und
auf exponierten Mittelgebirgsgipfeln noch stürmische Böen, auf exponierten
Gipfeln eventuell auch Sturmböen aus Südost geben. Für den Freitag und die Nacht
zum Samstag geben sowohl COSMO-LEPS als auch ECMWF-EPS keine Hinweise auf
markante Böen, lediglich der deterministische Lauf des ICON hat auf einigen
Mittelgebirgsgipfeln noch Böen Bft 8 auf der Karte.
Auch am Wochenende sind voraussichtlich kaum markante Böen zu erwarten.
ECMWF-EPS zeigt lediglich über Ostsee und entlang der vorpommerschen Küste
geringe Wahrscheinlichkeiten für Böen Bft 8.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF, ECMWF-EPS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff