DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

21-11-2016 09:00
SXEU31 DWAV 210800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 21.11.2016 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Tr W
In den Alpen Föhnsturm mit orkanartigen Böen auf höheren Berggipfeln. Generell
im Bergland windig, in höheren Lagen mit stürmischen Böen, auf höheren
Berggipfeln Sturmböen. Ansonsten keine markant zu bewarnenden Wetterereignisse.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... liegt Deutschland an der Vorderseite eines Troges, der sich vom
Nordmeer bis zu den Kanaren erstreckt. In diesen Trog sind mehrere Höhentiefs
eingelagert, wobei die kräftigsten über der Norwegischen See und vor Cornwall zu
finden sind. Während das nördlichere dieser beiden Tiefs sich mehr und mehr
abschwächt, wandelt sich das südlichere in ein Zentraltief um. An dessen
Ostflanke wird mit einer südlichen Strömung milde bis sehr milde Luft nach
Mitteleuropa geführt.
Das korrespondierende und relativ kräftig ausgeprägte Bodentief erreicht bis
heute Abend die Westspitze von Cornwall. Dieses Tief hält auch über Mitteleuropa
den Gradienten aufrecht, so dass im Bergland generell Wind- und in exponierten
Lagen auch stürmische Böen, auf höheren Berggipfeln teils schwere Sturmböen
auftreten. In den Alpen dauert der Föhnsturm mit Böen bis Orkanstärke auf
exponierten Berggipfeln an. Dabei bricht der Föhn mit teils stürmischen Böen bis
in die Alpentäler durch.
Nach Osten hin wird der Trog durch ein ausgedehntes Hoch über Westrussland
blockiert, so dass sich die Situation als relativ stabil erweist.
Frontale Prozesse streifen allenfalls den Westen Deutschlands, so dass es dort
zeitweise regnet. Eine Überschreitung warnrelevanter Schwellenwerte zeichnet
sich jedoch nicht ab. Im Osten und Südosten sind (nach Auflösung örtlicher
Nebelfelder) Auflockerungen und auch Aufheiterungen vorstellbar.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 9 bis 14, bei Föhn an den Alpen bis 17
Grad.
In der Nacht zum Dienstag setzt beim o.g. Trog ein Abschnürungsprozess ein. Das
korrespondierende Bodentief verlagert sich nach Mittelengland. Die Kaltfront
dieses Tiefs greift schleifend auf den Nordwesten und Westen Deutschlands über.
Kaltluftadvektion dämpft jedoch deren Wetterwirksamkeit. Zwar sind im
Frontbereich weitere Niederschläge zu erwarten, aber eine Überschreitung von
Warnschwellen ist nicht in Sicht.
Immerhin bewirkt die Front, dass im Westen der Gradient etwas auseinandergezogen
wird, so dass der Wind weitgehend abflaut. Auf höheren Berggipfeln und in den
Alpen durch Föhn sind jedoch weiterhin Sturmböen zu erwarten. Im Süden kann sich
in windgeschützten Niederungen Nebel bilden. Da aber ein leichter Gradient
weiterhin bestehen bleibt, ist die Nebelneigung gering. Auch Frost sollte nur
örtlich eng begrenzt auftreten.

Dienstag... füllt sich das über England liegende Tief weitgehend auf. Dagegen
setzt, bedingt durch den weit nach Süden reichenden Trog, über der Iberischen
Halbinsel eine schwache Zyklogenese ein, was die über dem Nordwesten und Westen
Deutschlands schleifende Front als Warmfront rückläufig werden lässt. Daher sind
im Frontbereich weitere Niederschläge zu erwarten, die sich aber mit dem
Rückläufig werden der Front weiter nach Westen verlagern.
Bedingt durch die Abschwächung des über England liegenden Tiefs erfolgt auch
über Mitteleuropa eine deutliche Gradientabnahme. Allenfalls auf höheren
Berggipfeln und durch Föhn an den Alpen sind dann noch Sturmböen zu erwarten,
wobei sich auch hie tendenziell eher eine Windabnahme bemerkbar macht. Im
Osterzgebirge und in Teilen der Lausitz kommt dann "Böhmischer Wind" auf, was
dort ebenfalls Windwarnungen erforderlich machen würde.
Auflockerungen und auch heitere Abschnitte sind am ehesten im Osten und (nach
Auflösung örtlicher Nebelfelder) auch im Südosten vorstellbar.
Mit Tageshöchsttemperaturen zwischen 9 und 14 Grad wird es noch einmal sehr
mild. Im Osten sind mit Hilfe der Sonne bis 16, an den Alpen bei Föhn sogar noch
etwas höhere Temperaturmaxima möglich.
In der Nacht zum Mittwoch füllt sich das Tief über den Britischen Inseln
vollends auf, wodurch sich über Mitteleuropa eine schwachgradientige Lage
einstellt. Nebel und Hochnebel sind dann wieder wahrscheinlicher als in den
Nächten zuvor. Abgesehen von den Alpengipfeln, wo noch leichter Föhn wirksam
ist, sollte der Wind dann warntechnisch keine Rolle mehr spielen. Nennenswerte
Niederschläge sind nicht zu erwarten.
Da oberhalb der Grundschicht weiterhin Warmluft in das Vorhersagegebiet gelangt,
verschärft sich die Inversionslage. Im Osten und Süden kann es bei längerem
Aufklaren dann auch wieder leichten Frost oder zumindest Frost in Bodennähe
geben.

Mittwoch... vollendet sich der Abschnürungsprozess des o.g. Troges. Das hieraus
hervorgegangene Höhentief etabliert sich über der Iberischen Halbinsel. An
dessen Nordflanke weitet sich ein Keil in die Nordsee aus. Gestützt durch diesen
Keil wird die Bildung einer Hochbrücke eingeleitet, die die Verbindung zwischen
dem Hoch über Westrussland und dem Hoch über Schottland (das ein "Ableger" des
Hochs über dem mittleren Nordatlantik ist) darstellt. An der Südflanke dieser
Hochbrücke stellt sich eine östliche bis nordöstliche bodennahe Komponente ein,
mit welcher in den untersten Luftschichten eine gealterte und somit eher etwas
kältere Luftmasse advehiert wird.
Da im wesentlichen eine schwachgradientige Lage bestehen bleibt, werden sich
Nebel und Hochnebel nur sehr zögernd und zum Teil auch nicht mehr auflösen.
Höhere Berglagen sind dann häufig oberhalb der feuchten Grundschicht, in welcher
die Temperaturen allmählich zurückgehen. Höchsttemperaturen um 15 Grad sind dann
allenfalls noch an den Alpen bei leichtem Föhn zu erwarten. Aber auch dieser
wird zusehends schwächer, so dass dann warnrelevante Böen auf höhere Berggipfel
beschränkt sind. Im weitaus größten Teil Deutschlands sind Temperaturmaxima
zwischen 8 und 13 Grad zu erwarten. Bei zähem Nebel oder Hochnebel bewegen sich
die Temperaturen um 5 Grad.
In der Nacht zum Donnerstag kräftigt sich die o.g. Hochbrücke noch etwas. Nach
Westen und Südwesten hin erfolgt hierdurch eine leichte Gradientverschärfung.
Warnrelevante Böen sollten in diesen Gebieten auf höhere Berglagen beschränkt
bleiben.
Bevorzugt im Osten und Südosten, wo der Gradient schwach bleibt, bildet sich
erneut Nebel oder noch vorhandene Nebel- und Hochnebelfelder verdichten sich
wieder. Sollte es zuvor in diesen Gebieten längere Zeit aufklaren, ist leichter
Frost oder zumindest Frost in Erdbodennähe zu erwarten.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten. Auch in Bezug auf die zu erwartenden Niederschläge ergeben sich keine
Besonderheiten. Probabilistische Verfahren stützen die oben getroffenen
Aussagen.
Hinsichtlich der Windentwicklung deutet sich bei einigen Modellen aufgrund der
stabilen Schichtung eine leichte Überschätzung an.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann