DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

13-11-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 13.11.2016 um 10.30 UTC



Milderung, dabei unbeständig und teilweise windig.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 20.11.2016


Am Mittwoch liegen wir in einer westlichen Strömung am Südrand eines
Tiefdrucksystems im Raum Island/Nordmeer. Dabei überqueren uns Tiefausläufer
schleifend südostwärts und führen milde Meeresluft heran. Vor allem über der
Mitte und nach Norden hin ist der Gradient gut ausgeprägt.
Am Donnerstag gerät die zonale Strömung wieder stärker ins Schwingen und über
den Britischen Inseln formiert sich ein breiter Langwellentrog auf dessen
Vorderseite die Strömung mehr auf Südwest dreht. Bei guter Durchmischung sind in
der milden Luft Maxima von 9 bis 15 Grad möglich. Gebietsweise kann es auch
recht windig werden, ohne das eine wirklich markante Windentwicklung ansteht.
Am Freitag amplifiziert sich der Trog durch KLA auf der Westseite des Bodentiefs
über der Norwegischen See noch und dehnt sich darüber hinaus nach Osten aus.
Damit setzt auch niedertroposphärisch die Zufuhr kälterer Meeresluft ein, die
aber immer noch stark erwärmt ist. Nichtsdestotrotz sinken die Temperaturen
wieder etwas. Tiefausläufer gestalten den Ablauf wechselhaft.
Am Samstag bestimmt der Trog mit Achse über Westeuropa unser Wetter und es
stellt sich unbeständiges, aber relativ mildes Wetter ein, da in der
einfließenden erwärmten Meereskaltluft die Temperatur in 850 hPa zum Teil zwar
bis nahe -5 Grad zurückgehen soll, die Luft bei instabiler Schichtung aber gut
durchmischt bleibt.
Am Sonntag nähert sich über dem Nordatlantik ein Trog, der aus einem
Kaltluftausbruch bei Grönland entstanden ist und beginnt den vorgelagerten Trog
bei uns zuzuschütten. Gleichzeitig wird er nach Nordosten abgedrängt.
In der erweiterten Mittelfrist findet sich das steuernde Bodentief etwa bei
Irland ein und sorgt bei uns von Süden bis Südwesten wieder für die Zufuhr von
milden Luftmassen. Wie stark die zyklonale oder antizyklonale Prägung ist,
bleibt noch offen. Vielleicht bildet sich auch wieder eine kältere Grundschicht.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz der letzten Läufe ist zu Beginn der Mittelfrist gut. Die
Zonalisierung und Milderung ist unstrittig. Im Verlauf der kommenden Woche
mehren sich die Unterschiede. In den Vorläufen wurde der Trog am nächsten
Wochenende eher über Mitteleuropa simuliert und die Abkühlung fiel demzufolge
etwas deutlicher aus, als im aktuellen Lauf. Dennoch kann die Konsistenz
insgesamt als brauchbar gewertet werden, auch wenn zum nächsten Wochenende
Fragezeichen bleiben.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die globalen Modelle GFS und ICON bieten keine alternativen Lösungen an. Auch
nach Sichtung dieser Modelle kommt es zur Milderung und Zonalisierung, wobei der
Mittwoch im Norden, der Donnerstag sonst, der wohl mildeste Tag der nächsten
Woche wird. Die Unsicherheiten zum kommenden Wochenende, die die Konsistenz
aufzeigt, finden sich auch beim Modellvergleich. Der Trog wird immer etwas
anders simuliert; im ICON soll er abtropfen und der Resttrog wird dann zügiger
nach Osten weggeführt, während das GFS den Trog westlicher belässt und auf der
Trogvorderseite sogar +10 Grad im äußersten Osten Deutschlands am Sonntag
simuliert.
In Anbetracht dieser Unterschiede wären kaum verlässliche Aussagen über das
Wetter am kommenden Wochenende möglich.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Ensembles stützen in Großen und Ganzen die Aussagen des operationellen
Laufs. Der Erwärmung in der nächsten Woche folgt am WE mit dem Trog eine
vorübergehende, nicht sonderlich starke Abkühlung, die wohl nur im höheren
Bergland winterliche Wettererscheinungen zur Folge hat. Auch diesbezüglich
scheinen sich die Ensembles einig zu sein, auch wenn der Spread Samstag und
Sonntag schon größer wird. Auch die Erwärmung zum folgenden Wochenwechsel findet
sich in den meisten Members wieder, der Spread nimmt dann weiter zu und reicht
z.B. bei Geopot. 500 von 525 gpdam bis 575 gpdam.
Im Zeitraum bis +168h werden 3 Cluster gebildet, mit dem operationellen Lauf in
Cluster 2 (17 Member), die sich zunächst für uns kaum unterscheiden. Erst zum
Ende wird der Trog über West- und Mitteleuropa rascher abgebaut und nach NE
gesteuert.
In der erweiterten Mittelfrist werden 6 Cluster gebildet mit teils sehr
verschiedenen Aussagen. Allerdings liegt der operationelle Lauf im mit 19
Members deutlich größten Cluster 1, so dass aus dieser Sicht schon einiges für
diese Lösung spricht.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Mit dem Übergang zum milderen Wetter kann sich vorübergehend eine Glatteislage
einstellen, die aber in der Mittelfrist beendet sein sollte.
Danach tritt der Wind in den Vordergrund, vor allem an den Küsten und im
Bergland. Dort sind stürmische oder Sturmböen möglich.

Exorbitante Regenmengen werden nächste Woche zwar nicht simuliert, akkumuliert
über 24, vielleicht über 48 Stunden sind in Staulagen der westlichen und
südwestlichen Mittelgebirgen am Donnerstag/Freitag aber doch warnwürdige
Regenmengen (markant) möglich. EFI liefert dafür auch schwache Signale und zeigt
darüber hinaus die milden Temperaturen über dem Süden und der Mitte.
Die Abkühlung nächstes WE wird wohl vor allem im höheren Bergland spürbar in
Form teils winterlicher Wetterbedingungen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, ECM, EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner