DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

12-11-2016 21:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 12.11.2016 um 10.30 UTC



Windiges, zyklonal bestimmtes Wetter mit häufigen Niederschlägen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 19.11.2016


Am Dienstag schwenkt in 500 hPa ein vom Atlantikhoch ausgehender Rücken über
Mitteleuropa allmählich südwärts, womit im überwiegenden Teil Deutschlands noch
Hochdruckeinfluss vorherrscht. Nach Norden zu ist es allerdings zeitweise schon
recht windig.
Am Mittwoch fällt das Geopotential 500 hPa von Norden her weiter und zum
Tagesende gerät der Nordteil Deutschlands bereits unter die Frontalzone am
Südrande des zentralen Höhentiefs bei Island. Der Westsüdwestwind nimmt zu,
womit zum Ende des Tages an den deutschen Küsten Sturmböen möglich sind. Von
Norden her kommt eine Kaltfront allmählich südwärts voran.
Am Donnerstag geraten wir zunehmend in den Bereich des recht breiten Höhentroges
des zentralen Höhentiefs, das sich in Richtung Südskandinavien verlagert. Der
Bodendruck fällt noch etwas und es bleibt windig.
Am Freitag liegt die Nordhälfte unseres Landes auf der kalten Seite der
Frontalzone, die weiterhin am Südrand des sich nach Skandinavien verlagernden
Höhentiefs verläuft.
Am Samstag verschärft sich der Langwellentrog und liegt dann zentral über
Deutschland; ein Wellentief an der oben erwähnten Kaltfront überquert unser
Gebiet ostwärts.

Im erweiterten Mittelfristzeitraum kommt es im Bereich des dem Trog folgenden
Höhenrückens zu einer Wetterberuhigung mit kurzfristigem Antizyklonaleinfluss
vor allem über der Mitte und dem Süden Deutschlands.

Der Großwetterlagen-Forecast-Tree nach Paul James, basierend auf dem 12
UTC-ECMF-EPS, gibt für Dienstag und Mittwoch in 48 bzw. 47 Fällen die GWL SWa
(Südwest, antizyklonal). Am Donnerstag sind dann die beiden häufigsten
Großwetterlagen im Ensemble TrW (Trog Westeuropa) mit 20 und Wz
(West, zyklonal) mit 19 Fällen. Mit 21 bzw. 20 Membern sieht es am Freitag ganz
ähnlich aus und erst am Samstag dominiert TrW mit 26 Membern deutlicher. Der
Rest teilt sich am Samstag auf weitere zyklonale Wetterlagen auf (TrM, Wz, SWz).

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des heutigen 00 UTC-Laufs des ECMFs im Vergleich zum gestrigen 00
UTC-Lauf ist bis Samstag 00 UTC gut; erst am Sonntag und besonders am Montag
zeigen sich markantere Unterschiede in den beiden Läufen: Der Höhentrog liegt
nun deutlich weiter im Osten, entsprechend ist aus das Bodendruckregime über
Deutschland stärker antizyklonal geprägt.
Verglichen mit dem gestrigen 12 UTC-Lauf, ist die Konsistenz nur bis Freitag 00
UTC gut, danach zeigen sich die gleichen Unterschiede wie oben beschrieben (der
Trog ist im neuesten Lauf schon deutlich weiter im Osten positioniert).
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Sowohl GFS als besonders auch ICON stützen mittelfristig die Vorhersage des
deterministischen ECMF-Laufs ("ECMFdet").
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Bis zur 168stündigen Bodendruckvorhersage stimmen ECMFdet und das gesamte
Ensemble gut überein. Die Frontalwelle, die am Samstag über Deutschland ostwärts
zieht, ist allerdings dem Ensemblemittel nicht zu entnehmen. Damit steht einer
Südwestströmung im Ensemble eine Nordwestströmung im ECMFdet gegenüber. In den
zwei folgenden Prognosen des Bodendruckfeldes ist wieder eine gewisse Annäherung
zu erkennen (zumindest stimmt die Windrichtung wieder einigermaßen überein).
192stündig ist demgemäß auch im Höhendruckfeld 500 hPa der Trog über
Mitteleuropa im ECMFdet wesentlich schärfer ausgeprägt und mit seiner Achse
deutlich weiter östlich liegend. Der maximale Unterschied zeigt sich dann in der
216stündigen Prognose: Dort, wo im Ensemble der Langwellentrog liegt (Britische
Inseln, Biscaya), ist im deterministischen Lauf ein langwelliger Rücken zu
finden.
Der 120- bis 168stündige Vorhersagezeitraum ist in drei Cluster aufgeteilt; der
Kontrolllauf liegt in Cluster 1 (23 Fälle) und der deterministische Lauf in
Cluster 2 mit 16 Fällen. Alle drei Cluster zeigen unser Land nach 168 Stunden
auf der Vorderseite des langwelligen westeuropäischen Troges. Auch die
Bodendruckkarten zeigen alle ein zyklonales Bild mit einer südlichen bis
südwestlichen Strömung. 192- bis 240stündig gibt es vier Cluster mit teils sehr
differierenden Druckverteilungen über Deutschland nach 240 Stunden.
Die Rauchfahne von Offenbach zeigt in der 850 hPa-Temperatur einen Anstieg bis
Dienstag/Mittwoch auf etwa 5 bis 6 Grad nach den wahrscheinlichsten Werten des
Ensembles. Danach gibt es einen Abfall bis Sonntag auf ca. -3 bis -4 Grad.
Bereits ab Samstag nimmt aber die Schwankungsbreite der einzelnen Member
deutlich zu, so dass zuverlässige Aussagen für den Temperaturtrend am Montag
(21.11.) faktisch unmöglich sind. Ab kommenden Dienstag zeigt sich (ab Mittag),
dass der Umschwung zu einer wechselhaften, recht niederschlagsreichen Witterung
eingeläutet wird. Der Geopotentialverlauf ist an den letzten beiden Tagen
(Sonntag und Montag) sehr unsicher, folgt aber ansonsten den Kurven in der 850
hPa-Temperatur.
NAEFS zeigt für Samstag 12 UTC (180stündige Prognose) in 500 hPa gute
Übereinstimmung mit ECMFdet, im Bodendruckfeld wegen der fehlenden Frontalwelle
(siehe oben) aber nicht. Dagegen stimmen die Bodendruckfelder von NAEFS und
ECMF-EPS gut überein (südwestliche bis südliche Strömung über Deutschland).
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI gibt für Freitag im Nordwesten ein schwaches Signal für Signifikanz in den
Windböen (knapp über 0.5). Im Hinblick auf Niederschlag zeigen sich ebensolche
schwachen Signale am Donnerstag und Freitag im Nordseeumfeld.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, EPS.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Burkhard Kirsch.