Thema des Tages

16-01-2024 13:50


Wetter aktuell
Unwetter durch Luftmassengrenzen

Am morgigen Mittwoch steht uns in Verbindung mit einer
Luftmassengrenze eine brisante Wetterlage bevor. Doch wie entstehen
Luftmassengrenzen und warum stehen sie oft mit unwetterartigen
Wettererscheinungen im Zusammenhang?

Bereits im gestrigen Thema des Tages wurde davon berichtet. Morgen
formiert sich über der Mitte Deutschlands eine markante
Luftmassengrenze, an deren Nordseite es vor allem im Bereich der
westlichen Mittelgebirge zu unwetterartigen Schneefällen kommt. Im
Übergangsbereich fällt in einer Zone vom südlichen Rheinland-Pfalz
bis nach Nordbayern teils kräftiger gefrierender Regen mit
erheblicher Glättegefahr. Nähere Informationen finden Sie dazu
jederzeit auf unserer Webseite oder in der Warn-Wetter-App.

Grund für die Entstehung einer solchen Luftmassengrenze ist häufig
ein sogenanntes Vierer-Druckfeld. Dabei stehen sich in Form eines
Quadrats jeweils zwei Hoch- und Tiefdruckgebiete so gegenüber, dass
Luftmassen unterschiedlicher Temperatur und Feuchte aufeinander
zuströmen. Eine ähnliche Druckkonstellation ergibt sich momentan auch
über Europa. Tief GERTRUD befindet sich aktuell vor den Toren
Frankreichs. Gleichzeitig herrscht über Südosteuropa und bei Island
hoher Luftdruck, welcher über Skandinavien von tiefem Luftdruck
flankiert wird. Dabei strömen von Norden kalte Luftmassen polaren
Ursprungs nach Süden und gleichzeitig auf der Vorderseite von GERTRUD
feuchtwarme Luftmassen nach Norden. In dem Bereich, in dem sich diese
treffen sorgen starke Hebungsimpulse häufig für kräftige
Niederschläge. Die Warmfront von Tief GERTRUD richtet sich zum
Mittwoch zonal durch die zur Strömung parallele Komponente als Grenze
aus an der die verschiedenen Luftmassen aufeinandertreffen (siehe
Abbildung 1 und 2). Diese Grenzen sind nicht immer an ein
Tiefdruckgebiet gebunden, sondern es können sich in diesem Bereich
auch eigenständige kleine Randtiefs ausbilden.

Aufgrund ihrer zur Strömung parallelen Ausrichtung und der starken
Hebungsvorgänge kann es im Übergangsbereich, welcher in etwa 20 bis
200 Kilometer breit ist, zu kräftigen und langanhaltenden
Niederschlägen kommen. Je nach Jahreszeit sind dabei verschiedene
Wettergefahren möglich. Im Winter ist - wie auch am morgigen Mittwoch
- auf der kalten Seite intensiver Schneefall und auf der warmen Seite
gefrierender Regen oder Eisregen mit erheblicher Glättegefahr
möglich. Im Sommer geht dagegen die Gefahr hauptsächlich von heftigem
Starkregen oder langanhaltendem, intensiven Dauerregen aus. Zudem
sind in dieser Jahreszeit häufig auch Gewitter mit heftigem
Starkregen und Hagel mit dabei, die durchaus Sturzfluten auslösen
können.

Die bekannteste Unwetterlage der letzten Jahrzehnte in Verbindung mit
solchen Grenzwetterlagen ist sicherlich immer noch die
Schneesturmkatastrophe aus dem Winter 1978/79. Damals gab es in
Verbindung mit einer Luftmassengrenze über Tage anhaltende kräftige
Schneefälle und starke Schneeverwehungen, welche vor allem in der
Nordosthälfte Deutschlands für Chaos sorgten. Ein weiteres markantes
Ereignis war die extreme Eisregenlage aus dem Jahre 1987.
Stundenlanger Dauerregen bei negativen Temperaturen überzog ganze
Landstriche mit einer dicken Eisschicht. Zehntausende Bäume brachten
unter der Eislast zusammen.

Auch Morgen steht uns zumindest gebietsweise eine ähnliche Lage
bevor. Deshalb ist gerade im Straßenverkehr große Vorsicht angesagt.
Zudem kann es örtlich zu Schäden an der Infrastruktur durch Vereisung
kommen!


M.Sc. Meteorologe Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 16.01.2024

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