DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

14-01-2024 19:01
SXEU31 DWAV 141800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 14.01.2024 um 18 UTC


SCHLAGZEILE:
Am Montag und am Dienstag im Norden und Osten wechselhafte Nordwestlage mit
meist winterlichen Schauern. Am Mittwoch aufkommende Grenzlage mit teils
markanten Schneefällen vor allem in der Mitte, Unwetter möglich! In Teilen
Süddeutschlands mögliche Glatteislage bereits Mittwochfrüh (Unwetter)! Am Montag
im Osten böiger Westwind, Küsten und Bergland teils Sturmböen. Nächte abgesehen
von der Nordseeküste meist frostig mit Glätte.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 06 UTC
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Aktuell ... Ausgehend von einem Höhentiefkomplex über Nord- und Nordosteuropa
mit einem hochreichenden Randtief über Südschweden (EFTHALIA) schwenkt heute
Nacht ein erster Randtrog über die Nordhälfte Deutschlands hinweg nach Osten.
Damit stellt sich im Norden und in der Mitte eine kräftige West- bis
Nordwestströmung ein, mit der polare Meeresluft herangeführt wird, wobei bis zum
Morgen die Temperatur in 850 hPa noch etwas zurück geht auf deutschlandweit rund
-7 Grad. In 500 hPa sinken die Temperaturen im Norden verbreitet auf Werte um
-37 Grad und so werden die von der Nordsee aus nach Deutschland ziehenden
Schauer hoch reichender als am Abend. Mit dem leichten Absinken der Temperaturen
in der unteren Troposphäre dürften die Schauer im Norden meist in Schnee,
Schneeregen oder Graupel übergehen. Nur unmittelbar an der Nordsee dürften
häufiger noch Regenschauer auftreten. Richtung Mitte werden die Niederschläge
stratiformer und so kann es etwa nördlich einer Linie Eifel-Nürnberg im Laufe
der Nacht zeitweise leicht schneien. Im Süden ist es zumindest anfangs teils
klar und hier kann sich Nebel bilden. Hier zieht von Westen mehr oder weniger
dichte mehrschichtige Bewölkung auf und im Alpenraum kann es etwas schneien. Im
Süden gibt es durch die anfangs fehlende Bewölkung teils mäßigen Frost. In der
Mitte werden meist -4 bis -1 Grad gemessen und im Norddeutschen Tiefland liegen
die Werte um den Gefrierpunkt, es tritt aber verbreitet Bodenfrost auf. Damit
muss verbreitet mit Glätte gerechnet werden und örtlich kann sich eine dünne
Schneedecke entwickeln.
Der West- bis Nordwestwind nimmt im Norden und Osten zu, so dass ausgangs der
Nacht erste steife Windböen auftreten. An der Nordsee, später auch an der Ostsee
sind stürmische Böen möglich. Auf exponierten Bergen gibt es teils schwere
Sturmböen.

Montag ... zieht EFTHALIA ohne größere Intensitätsänderungen zur Rigaischen
Bucht weiter und zwischen dem neuen Hoch ´BONIFAZ´ westnordwestlich von Irland
und seinem zu den Ostalpen gerichteten Keil ist der Druckgradient recht stramm
und sorgt für kräftige West bis Nordwestwind.

Das bedeutet im Norden und Osten dem Tagesgang folgend verbreitet Bft 7 Böen.
Besonders im Nordosten und im Raum Erzgebirges sind teils auch stürmische Böen
Bft 8 aus West zu erwarten. Im Bergland und im Küstenumfeld treten ebenfalls
stürmische Böen auf, die an der Nordsee auf Nordwest drehen. Später wird der
Wind hinter einem Bodentrog im Norden aber schwächer. Auf exponierten
Berggipfeln sind weiter teils schwere Sturmböen möglich.
Ansonsten weht ein mäßiger Westwind mit 5er und 6er Böen.

Auf der Rückseite von EFTHALIA strömt besonders in der Höhe sehr kalte Luft in
den Norden und Osten Deutschlands mit 500 hPa Werten von rund -39 Grad (18 UTC)!
Bei 850 hPa Werten von -7 oder -9 Grad ist das ausreichend, um dem Tagesgang
folgend kräftige konvektive Umlagerungen in Gang zu setzen.

So fallen vom nördlichen Süddeutschland bis zur Küste immer wieder Schnee- und
Graupelschauer und in der Nordhälfte kann ein Graupelgewitter nicht
ausgeschlossen werden. Eventeull sorgt ein Randtrog gegen Mittag im Westen für
ein Schneefallgebiet und im Norden könnte ein Bodentrog dafür sorgen, dass ein
Schneefallgebiet entsteht, das vom nördlichen Niedersachsen nach Sachsen-Anhalt
zieht. Dahinter fächert der Gradient auf, so dass dann im Norden die
Sturmwarnungen nicht mehr nötig sein werden.

In den Staulagen der westlichen und nördlichen Mittelgebirge sind 5 bis 10 cm
Neuschnee in wenigen Stunden möglich, eventuell durch den Bodentrog auch im
östlichen Niedersachsen und in Teilen Sachsen-Anhalts. Dies zeigen die
EPS-Ergebnisse von ICON-D2. Zum Abend können auch kräftigere Schneefälle das
zentrale und östliche Sachsen erreichen (mit geringer Wahrscheinlichkeit
markante Schneefälle in tiefen Lagen). In Süddeutschland sind die Schneefälle
schwächer und sie breiten sich am Nachmittag bis zu den Alpen aus. Meist sind es
hier lediglich 1 bis 5 cm, die aber häufig liegen bleiben, da der Boden gefroren
ist.
Dazu besteht im Bergland oberhalb von 600 bis 800 die Gefahr von
Schneeverwehungen, wobei aber erst mindestens 5 cm Schnee zusammenkommen müssen.

Eine kleine Ausnahme beim Wetter gibt es aber: In weiten Teilen
Schleswig-Holsteins und in Mecklenburg-Vorpommern fallen nur ganz vereinzelt
Schneeschauer, da die Feuchte durch den Norwegenföhn fehlt.

Die Höchstwerte pendeln im Norden zwischen 0 und +3 Grad, entlang und südlich
der zentralen Mittelgebirge eher um oder etwas unter 0 Grad.

In der Nacht zum Dienstag ändert sich noch nichts Grundlegendes.
In weiten Teilen Deutschlands gibt es in der Nordwestströmung anfangs noch
Schneeschauer. Im Laufe der Nacht werden diese dann aber vor allem im Westen und
Süden schwächer oder lassen ganz nach. Hier schiebt sich der Azorenhochkeil nach
Süddeutschland vor und in den Frühstunden gibt es im Alpenvorland sogar ein
kleines Hochdruckgebiet. Im Bereich eines Bodentroges bzw. einer
Bodenkonvergenz, die anfangs von den Ostfriesischen Inseln bis nach Ostsachsen
reicht und die sich in ihrem Nordteil bis zum Morgen zur Lübecker Bucht
verlagert, können noch kräftigere Schneefälle auftreten. Meist sind es aber
weniger als 5 cm in 6 Stunden, die gelben Warnungen dürften aus heutiger Sicht
ausreichen. Nach Südwesten hin könnte es aufklaren. Dort und am Alpenrand sowie
eventuell auch ganz im Nordosten kann es örtlich mäßigen Frost geben. Sonst gibt
es Temperaturen zwischen -1 und -4 Grad, an der Nordsee teils nur Werte um 0
Grad.

Der Westwind schwächt sich insgesamt ab, kommt im Nordosten nur noch schwach bis
mäßig, sonst frisch bis stark daher mit markanten Böen im exponierten Bergland
(Brocken und Feldberg sowie exponierte Alpengipfel weiterhin teils schwere
Sturmböen).


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Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC

Dienstag ... Bleiben die Aussagen für den Tag bestehen. Der markante, oben
erwähnte Höhentrog mit nunmehr Temperaturen unter -40 Grad schwenkt nach
Osteuropa und dahinter herrscht eine recht glatte Nordwestströmung, die bis zum
Abend auf West bis Nordwest zurückdreht. Das Hoch wandert im Tagesverlauf zum
nördlichen Balkan, wobei aber über dem Süden Deutschlands ein Hochkeil
zurückbleibt. Im Norden und Osten treten aber noch einzelne Schneeschauer auf,
die aber nur lokal mal 1 bis 3 cm Schnee zurücklassen. Im Nordwesten bleibt der
Schnee bei Temperaturen um +2 Grad aber teils nicht liegen. Ansonsten gibt es
meist Höchsttemperaturen bei 0 oder +1 Grad, so dass die Schneedecke häufig
halten kann. Im Nordseeküstenbereich und im nördlichen Schleswig-Holstein kann
der Schnee teilweise in Regen übergehen. Im Süden und Südwesten ist es trocken
und vor allem von Südbaden bis nach Südbayern scheint zeitweise die Sonne. Der
meist auf Südwest drehende Wind weht nur schwach, an der Nordsee vorübergehend
mal kräftiger mit steifen Böen.

In der Nacht zum Mittwoch wird es interessant. Zunächst klart es in der Mitte
und im Süden häufig auf, so dass die Temperatur auf -5 bis -10 Grad zurück gehen
kann, im Norden auf 0 bis -4 Grad. Später nähert sich die Warmfront eines zur
Biskaya ziehenden Tiefs und in ganz Deutschland kommt in der bodennah auf Süd
drehenden Strömung WLA auf.
In der 2. Nachhälfte kommen von Südwesten Niederschläge auf, die sich bei
ICON-EU bis 06 UTC bis zu einer Linie Trier-Odenwald-München ausbreiten sollen.
Anfangs fällt häufig etwas Schnee, später dann im Südwesten und Süden
gefrierender Regen. Ganz im Südwesten könnte die Schneephase auch fehlen! Eine
Unwettersituation ist also bereits Mittwochfrüh möglich, da die
Niederschlagsmengen zwischen 1 und 7 mm bereits recht ordentlich sind.
Nach den aktuellen Modellläufen, die sich angenähert haben, soll die sich
formierende Luftmassengrenze etwa eine Linie rund 100 km südlich der Main-Linie
einnehmen. Dabei sind auf der kalten Seite gebietsweise auch markante
Neuschneemengen zwischen 10 und 20 cm, vereinzelt auch mehr möglich. Betroffen
wäre dann ein Streifen vom nördlichen und mittleren Rheinland-Pfalz bis nach
Sachsen und Nordbayern.
In der Nähe der Luftmassengrenze könnte es für einige Stunden kräftigen
gefrierenden Regen geben (Unwetter). Auch Unwetter durch Schnee wäre möglich.
Dazu aber in er Übersicht von morgen früh mehr!


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle haben sich angenähert.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden