DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

12-01-2024 12:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 12.01.2024 um 10.30 UTC



Zunächst nasskalt, im Bergland winterlich und zeitweise windig. Am Dienstag
vorübergehend Wetterberuhigung. Am Mittwoch mit Übergreifen einer Warmfront in
Süddeutschland gefrierender Regen möglich, zur Mitte hin meist Schneefall. Am
Donnerstag verlagert sich die Luftmassengrenze wieder zu den Alpen, so dass im
Süden der Regen in Schnee übergeht. Am Freitag wieder Rückseitenwetter.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 19.01.2024


Am Montag ist ein Tiefdrucksystem über Nord- und Nordosteuropa wetterbestimmend
und der zugehörige Höhentrog schwenkt nach Polen. Ein weiterer Höhentrog folgt
von der Nordsee her nach, so dass weiterhin winterliche Schauer auftreten, die
sich an den Mittelgebirgen stauen können. Das Temperaturniveau in 850 hPa sinkt
noch etwas ab auf -6 bis -9 Grad.

Am Dienstag bleibt das Tiefdrucksystem über Nord- und Nordosteuropa liegen,
die Strömung kippt aber auf West und es nähert sich ein flacher Höhenrücken von
Frankreich her und damit bildet sich ein Hochkeil über Deutschland, der vom Hoch
über Südosteuropa ausgeht. Abends nähert sich die Warmfront eines Tiefs westlich
der Bretagne, was im Südwesten zur Wolkenverdichtung führt.

Am Mittwoch liegen wir südlich eines Höhentiefs über Skandinavien in einer
Südwest- bis Westströmung, wobei ein Höhentrog über Frankreich anlangt. Das
vorgelagerte Bodentief zieht vom Atlantik bis zum Abend in den Raum Südbelgien.
Die Warmfront des Tiefs erreicht von Süden her kommend den zentralen bis
nördlichen Mittelgebirgsraum und postfrontal steigen die Temperaturen im Süden
über 5 Grad in 850 hPa.

Das Tief zieht bis zum Abend des Donnerstages nach Nordwestrussland und
rückseitig strömt wieder polare Meeresluft nach Deutschland mit
850-hPa-Temperaturen zwischen -6 und -9 Grad. Ein Höhentrog schwenkt im
Tagesverlauf nach Deutschland und sorgt für Labilisierung.

Am Freitag zieht der Haupthöhentrog zum nahen Osteuropa ab, es folgt aber ein
weiterer Randtrog nach. Gleichzeitig erreicht ein Höhenrücken die Britischen
Inseln. Auf seiner Vorderseite wandert ein Bodenhoch zur französischen
Biskayaküste. Zwischen dem Hoch und dem Tief über Nordosteuropa liegen wir in
einer nordwestlichen Strömung.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der neue Modelllauf des EZMW zeigt nur geringe Unterschiede zu den beiden
Modellruns von gestern.
Beim 12UTC-Lauf schwenkt die Tiefdruckrinne nebst Luftmassengrenze etwas
langsamer von er Main-Linie südwärts, wodurch sich die Abkühlung am Donnerstag
aber nur um einige Stunden verzögert.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bei der Zugbahn des Tiefs nebst Luftmassengrenze gibt es am Donnerstag größere
Unterschiede. Bei ICON zieht das Tief über das mittlere Baden-Württemberg und
Bayern ostwärts. Damit würde auch im nördlichen Süddeutschland noch Schnee,
Schneeregen oder gefrierender Regen fallen. Bei UKMO und GEM (Kanada) zieht das
Tief gar noch südlicher am Alpenrand durch. NAVGEM lässt die Luftmassengrenze
mit einer Tiefdruckrinne am Nordrand der Mittelgebirge liegen und ein Tief
verharrt Freitagmittag noch über Frankreich. Das liegt daran, dass der
beteiligte Höhentrog zweigeteilt ist. Damit wäre es am Freitag in der Mitte und
im Süden noch mild. Diese Lösung stellt allerdings eine Außenseitervariante dar.

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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse für den Zeitraum von Mittwoch bis Freitag ermittelt heute nur
einen Cluster. Beim Vergleich mit dem repräsentativen 29. Modelllauf mit dem
operationellen Lauf fällt auf, dass der operationelle Lauf bei der Verlagerung
des Tiefs am Donnerstag deutlich schneller ist.

Von Sonntag bis Dienstag sieht man in der Rauchfahne von Offenbach noch einen
weiteren Temperaturrückgang von -5 auf -7 Grad. Am Mittwoch zeigt die deutliche
Mehrheit der Modellläufe einen Temperaturanstieg auf 0 Grad oder darüber. Es ist
also durchaus wahrscheinlich, dass die Warmfront des oben beschriebenen Tiefs
die Main-Linie überschreitet. Etwa 20 Prozent der Modellruns lassen die
Warmfront südlich des Mains. Nördlich der Mittelgebirge geht die Front
(Luftmassengrenze) wahrscheinlich nicht durch.

Das sieht man auch in den EPS-Meteogrammen, die im Norden und Osten am Mittwoch
und Donnerstag im Mittel Temperaturen knapp über null Grad aufweisen. Nur 25
Prozent der Modellruns bringen höhere Werte um 5 Grad.
Anders in Süddeutschland: Hier liegen die Temperaturen am Mittwoch und
Donnerstag im Mittel um 8 Grad und nur rund 10 bis 15 Prozent der Modellruns
sind kalt.
Am Freitag setzt sich dann allgemein wieder recht kaltes Wetter durch mit
einzelnen winterlichen Schauern.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Montag sind in Staulagen der Mittelgebirge markante Neuschneemengen über 10
cm möglich. Zudem gibt es an der See und im hohen Bergland stürmische Böen.

Am Dienstag beruhigt sich das Wetter im Süden. An er Nordsee sind aber anfangs
noch stürmische Böen möglich.

Am Mittwoch breiten sich Schneefälle von Südwestdeutschland zur Mitte aus,
später fällt im Südwesten teils gefrierender Regen. Örtlich gibt es markante
Schneemengen über 10 cm. Im Südwesten ist später Tauwetter nebst Dauerregen
möglich. Im hohen Bergland gibt es im Südwesten Sturmböen.

Am Donnerstag kann es anfangs noch Tauwetter und kräftigen Regen im Südwesten
geben. Im Tagesverlauf geht der Regen auch im Süden wieder in Schnee über.
Am Freitag sind an der Nordsee und im hohen Bergland stürmische Böhen aus West
bis Nordwest möglich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, oper. Modelle, EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Olaf Pels Leusden