DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

11-01-2024 09:01
SXEU31 DWAV 110800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 11.01.2024 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL HB Übergang zu NWz
Abnehmender Hochdruckeinfluss und allmählich sich verstärkende
Tiefdruckaktivität. Erhöhte Gefahr von gefrierendem (Sprüh)regen beginnend ab
Donnerstagnachmittag. Strenger Nachtfost nur noch in Alpennähe.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... befindet sich ein umfangreicher Hochdruckkomplex mit Zentrum bei
Schottland. Dieses Hoch lässt sich sowohl am Boden, als auch in höheren
Luftschichten finden und blockiert jeglichen Einfluss vom Atlantik. An seiner
Ostflanke fluten kalte Luftmassen arktischen Ursprungs Teile von Osteuropa und
Westrussland. Deutschland liegt im Randbereich dieses Kaltluftvorstoßes. Die
östlichen Landesteile werden im Tagesverlauf allenfalls tangiert.

Stattdessen ist primär weiterhin der Hochdruckeinfluss wetterwirksam. Allerdings
ist dieser nicht mehr so lupenrein, wie noch an den Vortagen. Bereits im
Theta850hPa-Feld lässt sich erkennen, dass ein Schwall feuchterer Luftmassen aus
Norden südwärts geführt wird.
Über dem Norden liegen bereits niedertroposphärische feuchte Luftmassen. Das
Mitternachtsounding von Greifswald zeigt eine tiefe Stratusschicht mit Sättigung
bis etwa 500 hPa und darüberliegender scharfer Inversion. Diese feuchte
Luftmasse wird im Tagesverlauf mit der sich langsam verstärkenden nördlichen
Strömung langsam südwärts geführt. Sie erreicht bis zum Abend die
Mittelgebirgsschwelle und erstreckt sich dann vom Erzgebirge bis nach
Ostwestfalen.

Nebel und Hochnebel liegen wie auch schon an den Vortagen auch im Alpenvorland.
Es ist auch nur wenig wahrscheinlich, dass sich dies im Tagesverlauf wesentlich
ändert, sodass es wohl in diesen Gebieten auch am Nachmittag eher grau bleibt.

Im Rest des Landes dominiert heute noch vielfach die Sonne, wenngleich sich hier
und da schon erste Wolkenfelder bemerkbar machen (siehe z.B. Feuchte 850 hPa).

Es bleibt tagsüber vornehmlich im Osten und Süden bei Dauerfrost, während sich
in den übrigen Landesteilen leichte Plusgrade zeigen. Sonst sind zunächst keine
Warnungen zu erwarten.

Interessant wird es dann allerdings bereits in späteren Nachmittagsstunden und
Abendstunden. Verschiedene Modelle zeigen, dass die niedertroposphärische
Feuchteschicht durch leichte WLA allmählich etwas gehoben wird. Aus der dann
dickeren Schicht wird zunehmend leichter Niederschlag vorhergesagt. Schaut man
sich die Prognosesoundings an, so findet man Sättigung nur im Temperaturbereich
deutlich über -10 Grad. Folglich dürfte der Niederschlag zunächst vorwiegend als
Sprühregen fallen. Auch wenn die Mengen nicht hoch sind, könnte dies bei den
tiefgefrorenen und schneefreien Böden durchaus zu markanten Glätteerscheinungen
führen.
Der deterministische Lauf des ICON-D2 ist diesbezüglich sehr zurückhaltend und
hat kaum Niederschlagssignale. Beim EPS sind die Signale aber schon etwas
deutlicher. Zudem stützen externe Modelle wie Arome, UK10 oder SuperHD diese
Prognose. Dabei lassen sich modellübergreifend zwei Regionen ausmachen. Zum
einen die östlichen Landesteile vom südlichen Brandenburg und Sachsen-Anhalt bis
nach Sachsen und das angrenzende Thüringen. Diese Region zeigt die stärksten
Signale für Glatteis.
Weniger stark ausgeprägt (aber nicht Null) sind die Signale vom südlichen
Niedersachsen bis nach NRW. Auch dort ist vor allem in der Nacht die
Glatteisgefahr erhöht.

Im Laufe der Nacht nehmen die Niederschlagsmengen gerade im östlich angesprochen
Gebiet etwas zu und können sich zum Teil bis in den Berliner Raum ausdehnen (je
nach Modell). In Richtung Sachsen kann man erkennen, dass dann die Anfeuchtung
auch in etwas kälteren Regionen zunimmt. Fraglich ist, ob das schon ausreicht,
dass aus dem Sprühregen dann Schneegriesel wird. Der DMO der Modelle deutet dies
an, die Profile sind aber grenzwertig. Gut möglich das auch weiterhin der
Sprühregen mit dem entsprechenden Glatteis dominiert.

Daneben besteht noch erhöhte Nebelgefahr vor allem nach Nordwesten, im
Alpenvorland und in den Mittelgebirgslagen über der Mitte durch aufliegende
Wolken. Durch Nebelnässen ist ebenfalls vereinzelt Glätte möglich.

In der Nordhälfte gibt es abseits der Küsten nur leichte Nachtfröste. In der
Südhälfte ist es noch oft aufgelockert, teils auvh klar und es gibt mäßigen
Frost. In höheren Tallagen und im Süden bei Aufklaren ist auch nochmal strenger
Frost möglich. Insgesamt lässt sich durch die zunehmende Bewölkung aber eine
Frostabschwächung vernehmen.

Freitag... zeigen sich bei dem blockierenden Hoch bei den Britischen Inseln
allmähliche Abschwächungstendenzen und das Zentrum beginnt sich allmählich
retrograd zu verlagern. Am Wettergeschehen ändert das zunächst noch nicht viel.
Die Feuchtefelder werden aber immer weiter in den Süden gedrückt, sodass länger
Sonnenanteile nur noch im Südwesten zu erwarten sind. Sprühregen fällt weiterhin
vor allem in den Anstaugebieten der Mittelgebirge.
Am Vormittag ist dies vor allem im Anstau vom Erzgebirge noch der Fall. Da in
der Höhe ein meridional orientierter Rücken hereinschwenkt, werden die Signale
aber im Laufe des Tages zunächst schwächer.

Je nach Modell gib es auch Signale von NRW bis nach Südniedersachsen, die sich
am Nachmittag auch nochmal verstärken. Eine genaue Prognose ist aber noch sehr
vage und Nowcasting angesagt. Einerseits gibt es auch Modelle, die kaum oder gar
kein Niederschlag in dieser Region zeigen (z.B. auch das ICON-D2), zum anderen
darf man zumindest in tiefen Lagen tagsüber auch mit positiven Belägen rechnen,
sodass dies dann in aller Regel unkritisch wäre. Zu monitoren wären vor allem
die Berglagen.

Davon abgesehen braucht man vor allem nach Südosten und im höheren Bergland
weiterhin eine Dauerfrostwarnungen. In den restlichen Gebieten verbleiben wir
aber auch häufig um Null Grad. Klar positive Werte findet man nur im Nordwesten
und entlang der Rheinschiene.

In der Nacht auf Samstag verstärkt sich vorderseitig eines vom Nordmeer zu
Nordsee wandernden Kurzwellentroges die WLA über Deutschland. Damit nehmen auch
die Niederschlagssignale nördlich der Mittelgebirge wieder zu. Weiterhin findet
die Niederschlagsbildung in Temperaturbereichen oberhalb von -10 Grad statt,
sodass vornehmlich mit Sprühregen zu rechnen ist. Im Nordwesten ist dies bei
leicht positiven Werten unkritisch. Sonst werden die Beläge aber um null Grad
und teils im Frostbereich vorhergesagt. In Anbetracht der Vorgeschichte und
Frosteindringtiefen von 10 bis 20 cm ist dies auch nachvollziehbar. Entsprechend
besteht auch wieder eine erhöhte Gefahr von Glatteis.

Frostfrei bleibt es wie angesprochen nur im Nordwesten, sonst gibt es leichte,
im Süden mäßige Nachtfröste. Direkt am Alpenrand kann es auch mal stärker
auflockern. Entsprechend gibt es erhöhte Signale für gebietsweise strengen
Nachtfrost.

Samstag... greift der Kurzwellentrog von der Nordsee kommend auf Deutschland
über. Dahinter dreht die Höhenströmung auf nordwestliche Richtungen. In der
Folge kommt es vor allem in der Nordhälfte des Landes zunehmend zu
schauerartigen Niederschlägen. Bei zunehmenden Winden und stärkerer
Durchmischung fällt häufig Regen. Bei positiven Temperaturwerten dürfte dabei
Glätte allgemein kein Thema sein. Wenn die Niederschläge zum Nachmittag und
Abend die Mittelgebirge erreichen ist in höheren Lagen dann auch etwas Schnee
möglich (ICON DMO). Schaut man sich die Feuchtprofile an, dann ist allerdings
auch die Wahrscheinlichkeit für Sprühregen mit Glatteisbildung deutlich erhöht.
Das ECMWF zeigt diesbezüglich auch deutliche Signale. Die Mengen bleiben
insgesamt gering, sodass es sich wohl am ehesten im markanten Bereich abspielen
dürfte.

Auch weiter nach Süden dominieren weiter niedertroposphärisch feuchte
Luftmassen, aber ohne Niederschlag. In Alpennähe liegt man dann oberhalb der
Feuchteschicht. Entsprechend ist dies die freundlichste Region am Tag.

Zu erwähnen ist noch der zunehmende West- bis Nordwestwind, der an der See in
Böen stark bis stürmisch daherkommt. Auch in Gipfellagen der östlichen
Mittelgebirge gibt es erste warnwürdige Böen. In tiefen Lagen kann es am
Nachmittag bis in die Nacht hinein zu einzelnen Windböen (Bft 7) kommen.

In den süddeutschen Niederungen, ausgreifend bis zur Mitte gibt es erneut häufig
leichten Dauerfrost, in höheren Berglagen ist es aber etwas milder mit leicht
positiven Werten (Inversion). Auch in der Nordhälfte ist es tagsüber frostfrei,
im Nordwesten werden bis 7 Grad erreicht.

In der Nacht auf Sonntag bleiben wir in der nordwestlichen Höhenströmung und es
gibt weitere schauerartige Niederschläge vornehmlich von den Mittelgebirgen bis
zur nördlichen Mitte. Ganz im Norden gibt es kaum Schauer und auch südlich des
Main bleibt es häufig trocken.

In tiefen Lagen bleibt es weiter meist bei unkritischem Regen, in Richtung
Lausitz kann bei höher reichender Feuchte und etwas kälteren Werten aber auch
etwas Schnee fallen. Kritisch schaut es weiterhin im Bereich der höheren
Mittelgebirgslagen aus. Zwar zeigt der DMO des ICON6 die feste Phase, die
Feuchteprofile sprechen aber eine andere Sprache. Meist bleibt es bei Sättigung
oberhalb von -10 Grad. Gestützt wird dies auch durch die Prognosen des ECMWF,
die weiterhin deutlich Signale für Glatteisregen haben.
Während es in der Nordhälfte oft frostfrei bleibt, gibt es in der Südhälfte
leichten, in den klaren Gebieten in Alpennähe auch mäßigen Frost, vereinzelt
kann die Temperatur um -10 Grad liegen.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Entwicklung im kurzfristigen Vorhersagezeitraum wird einheitlich simuliert.
Die Unsicherheiten ergeben sich an allen Tagen in Bezug auf die zu erwartende
Niederschlagsphase und die prognostizierten Niederschlagsmengen. Das zeigen sich
Unterschiede zwischen den Modellen und Diskrepanzen bezüglich des DMO vs.
Feuchteprofil.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer