DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

10-01-2024 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 10.01.2024 um 10.30 UTC



Zyklonaler. Dabei nasskalt, im Bergland winterlich und zeitweise windig.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 17.01.2024


Am Samstag liegt über Nord- und Osteuropa ein großer Langwellentrog, dem ein
Höhenrücken über Westeuropa gegenüber steht. Dazwischen befindet sich
Deutschland unter einer zunächst antizyklonalen, nordwestlichen Strömung. Die
Ausläufer eines über Schweden zur Ostsee ziehenden Tiefs greifen über die
Nordsee auf Deutschland aus, sind aber besonders zur Mitte und nach Süden hin
stark abgeschwächt. Mit der Gradientzunahme über der Nordosthälfte wird etwas
mildere und besser durchmischte Luft herangeführt, in der 0 bis +4°C zu erwarten
sind. Die trocken-kalte Grundschicht mit leichtem Dauerfrost hält sich noch im
Süden und Südwesten im Bereich der dort noch liegenden Bodenhochdruckzone, sonst
hat sich feuchtere und wolkenreiche Luft durchgesetzt.
Am Sonntag zieht ein markanter Kurzwellentrog über Skandianvien und das Nordmeer
nach Süden führt zum Abbau des Hochkeils und der Bodenhochdruckzone bei uns. Der
Druckgradient über Deutschland nimmt noch etwas zu und neben Sturmböen an der
See und im Bergland sind in tiefen Lagen Norddeutschlands ein paar Böen 7 Bft in
Aussicht. Dazu bringt die maskierte Kaltfront eines Tiefs über dem Baltikum
leichte Niederschläge, meist als Regen oder Schneeregen, im Bergland über der
Mitte leichte Schneefälle und auch im Süden eine zögernde Milderungen auf
Temperaturen um oder etwas über den Gefrierpunkt.
Am Montag weitet sich der Langwellentrog im Zuge mehrerer kleiner Trogpassagen
über Mitteleuropa südwärts aus. Der Hochschwerpunkt liegt inzwischen auf dem
Atlantik westlich der Britischen Inseln. Auf der Rückseite der Kaltfront gelangt
erwärmte Meereskaltluft polaren Ursprungs nach Mitteleuropa, die durch den Trog
(im Norden nahe -40°C in 500 hPa) hochreichend instabil geschichtet ist. Bei gut
ausgeprägtem Gradienten mit Sturmböen an der See und im Bergland stellt sich
windiges und meist nasskaltes Schauerwetter ein. Auch kurze Graupelgewitter mit
Sturmböen sind möglich. Im Bergland bleibt es winterlich.
Am Dienstag schwenkt ein Troganteil vom Nordmeer aus nach Süden und führt zu
einer Ausweitung des niedrigen Geopotentials nach Westen, was bei uns die
Strömung mehr auf westliche Richtungen drehen lässt. Dazu wölbt sich vor einem
weiteren atlantischen Trog über Südwesteuropa ein Höhenrücken auf, der zum
Aufbau einer Bodenhochdruckzone über Frankreich und Mitteleuropa führt. Der
Norden verbleibt im Übergangsbereich zu Tiefentwicklungen über Nordmeer, wobei
vor dem eingangs erwähnten Trog auch eine kleinräumige Sturmentwicklung über
Südskandinavien nicht ausgeschlossen erscheint. Außer im Norden stünde damit
kurzer Zwischenhocheinfluss an.
Am Mittwoch löst sich über dem Atlantik ein Kurzwellentrog und zieht in der
nunmehr westsüdwestlichen Höhenströmung nach Westeuropa. Damit verbunden zieht
über Südengland oder dem Ärmelkanal ein Bodentiefdruckgebiet auf uns zu, wobei
natürlich zunächst unklar bleibt, wie weit im Norden die Zugbahn verläuft. Auf
dessen Vorderseite setzt die Advektion milder Meeresluft ein, verbunden mit
aufkommenden Niederschlägen und auffrischendem Südwestwind. Dabei fällt im Süden
bis in Gipfellagen der Mittelgebirge Regen, im Norden wäre Schnee und im
Übergangsbereich auch gefrierender Regen möglich.
In der erweiterten Mittelfrist deutet sich weiter unbeständiges Wetter mit
Niederschlägen an, möglicherweise auch an einer markanten Luftmassengrenze über
Deutschland.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des europäischen Modells ist gut. Die großräumigen Strukturen
werden recht übereinstimmend simuliert. Abweichungen beschränken sich auf
Details. Von daher kann die Prognose als einigermaßen sicher angesehen werden.
Ob am Dienstag ein Sturmtief über Südskandinavien auch in Norddeutschland für
eine Wind- oder Sturmlage sorgt, ist noch unsicher. Auch auf welcher Bahn sich
die südliche Westlage am Ende einpendelt, wird von letzten Läufen
unterschiedlich gesehen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen betrachteten Globalmodelle ICON, GFS und UKMO berechnen den
Mittelfristzeitraum insgesamt ähnlich. Abweichungen sind im Wesentlichen auf
Phase und Amplitude der kurzen Wellen beschränkt. Am Dienstag haben alle Modelle
eine Tiefentwicklung über Südskandinavien auf dem Programm, die Auswirkungen für
(Nord)Deutschland sind noch unsicher. ICON und UKMO haben an den Küsten auch mal
schwere Sturmböen dabei, GFS und IFs simulieren etwas schwächer. Auch was die
südliche Westlage zum Ende des Mittelfristzeitraums angeht, sind Unklarheiten
vorprogrammiert. ICON und GFS setzen mit dem Tief weiter südlich an, als die
Europäer.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen des IFS EPS stützen am Anfang die Aussagen des Hauptlaufs. Im
Verlauf der nächsten Woche nimmt vor allem die Streuung der Temperaturkurven
stark zu. Das gilt in verstärktem Maße über der Mitte und dem Süden, im Norden
ist die Bündelung stärker mit den meisten Lösungen auf der kalten Seite, aber
auch Ausreißern nach oben, wozu auch der Hauptlauf gehört. Dieser verfrachtet
zur Wochenmitte die milde Luft vorübergehend bis in den Norden. Dazu mehren sich
von Norden die Niederschlagssignale, was übereinstimmend wieder für verstärkt
zyklonales Geschehen spricht.
Die 4 Cluster für das Wochenende zeigen für uns die Nordwestlage mit nur
geringen Abweichungen. Die starke positive Geopotentialanomalie reicht vom
Atlantik bis ins Polargebiet.
Sie hält sich auch in der nächsten Woche, wird aber abgebaut. Darin sind sich
die Ensembles einig und es wird sowohl bis +168 h, als auch bis +240 h nur ein
Cluster gebildet. Darin zeigt sich der Übergang in zonale Strömungsverhältnisse,
wobei die Cluster zunehmend in NAO- sortiert werden, mit ziemlich weit im Süden
liegender Frontalzone.
Die Unsicherheiten, die es für Mitteleuropa im Verlauf der Mittelfrist in nicht
unerheblichem Maße gibt, spiegeln die Strömungsverhältnisse in 500 hPa nicht
akkurat wieder.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Aus Sicht der Warnungen rückt der Wind verstärkt auf die Karte. Vor allem an den
Küsten und im Bergland wird es zeitweise stürmisch. Eine große Sturmlage steht
zunächst nicht an, wobei die Windentwicklung im Norden zu Wochenbeginn noch
nicht ganz klar ist. Den richtig "fetten" Sturm gibt es aber dort wohl nicht,
die Ensembles oder Efi zeigen jedenfalls nicht viel.
Dazu gibt es im Bergland Winterwetter mit Schneefällen, in Staulagen sind diese
eventuell auch mal etwas kräftiger. Spannend könnte es ab Mitte der nächsten
Woche werden, wenn die Tiefs genau über uns nach Osten ziehen.
Die Gefahr von strengem Frost ist vorbei.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, IFS + EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner