DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

09-01-2024 08:02
SXEU31 DWAV 090800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 09.01.2024 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
NE a, Übergang zu H B. Trocken-kaltes Winterwetter.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... liegt Deutschland an der Südflanke eines blockierenden Hochs mit dem
Schwerpunkt über dem Nordmeer. Dieses Hoch wird durch Langwellentröge über dem
mittleren Nordatlantik und Osteuropa flankiert. An dessen Südflanke sind Reste
eines zuvor ausgetropften Troges in Form von Höhentiefs zu finden, die die Lage
stabilisieren. Durch dieses Höhenhoch wird ein Bodenhoch über Schottland
gestützt. Von diesem Hoch ausgehend ist ein Keil über Dänemark hinweg bis zur
westlichen Ukraine gerichtet. An dessen Südflanke gelangt trocken-kalte
Polarluft nach Deutschland.
Frontale Prozesse werden von diesem Hoch ferngehalten; nur ganz im Süden machen
sich schwache Kurzwellentröge bemerkbar, die mit der östlichen Strömung
westwärts geführt werden. Etwas Hebung, die aus positiver Vorticityadvektion
resultiert, bringt dort Bewölkung zustande, für ein paar Schneeflocken reicht es
allenfalls am südwestlichen Dreiländereck. Darüber hinaus wird auch der
küstennahe Bereich von Wolkenfeldern gestreift. Ansonsten ist die für die
Jahreszeit maximal mögliche Sonnenscheindauer zu erwarten. Allerdings weht ein
böiger Nordostwind, auf Berggipfeln gibt es Wind- und stürmische Böen bis Bft 8,
auf höheren Schwarzwaldgipfeln Bft 9, sonst ist der Wind nicht warnrelevant.
Nahezu deutschlandweit hält sich leichter, von Thüringen bis etwas zur Neiße und
auch ganz im Süden mäßiger Dauerfrost. Lediglich am Rhein und an der Nordsee
wird der Gefrierpunkt erreicht oder knapp überschritten.

In der Nacht zum Mittwoch bezieht ein über der Bretagne liegendes Höhentief von
Osten her weitere Kurzwellentröge in seine Zirkulation mit ein und kräftigt sich
hierdurch. Dies lässt im Südwesten etwas Schneefall aufkommen, der auf den
Schwarzwald und Teile der Alb übergreift. Im Hochschwarzwald sind hierdurch um 5
cm Schnee möglich, sonst reicht es meist nur für wenige Schneeflocken. Zudem
wird auch der Norden von Wolkenfeldern gestreift, die aus einer schwachen
Warmfront über Nordosteuropa resultieren. Dort bleibt es jedoch
niederschlagsfrei.
Nahezu deutschlandweit ist mäßiger, von der Mitte bis etwa zur Neiße strenger
Frost zu erwarten. Lediglich an der See sowie am südlichen Ober- und Hochrhein
wird es mit Tiefstwerten um -3 Grad nicht ganz so kalt.

Mittwoch... verlagert sich das wetterbestimmende Hoch mit seinem Schwerpunkt ein
wenig nach Norden. Der von diesem Hoch ausgehende Keil drückt etwas nach Süden,
so dass die Divergenzachse dann von Nordfriesland zur Uckermark verläuft. Durch
diesen Prozess wird der zyklonale Einfluss im Südwesten zurückgedrängt.
Allerdings halten sich dort noch teils mehrschichtige Wolkenfelder, ohne dass
weiterer Niederschlag fällt. Selbiges gilt für den küstennahen Bereich und den
äußersten Nordosten, wobei dort die Bewölkung aus der Nähe zur Frontalzone
resultiert, die von Ostgrönland über Mittelskandinavien und die Baltischen
Staaten hinweg nach Südosten gerichtet ist.
Im weitaus größten Teil Deutschlands sorgt Absinken für nahezu ungehinderte
Einstrahlung. Mit dem Schwenken der Divergenzachse nach Süden wird auch der
Gradient auseinandergezogen, so dass der Wind selbst im Bergland nicht mehr
warnrelevant ist. Dennoch hält sich größtenteils leichter, in Teilen der Mitte
(vor allem Thüringen) und Süddeutschlands auch mäßiger Dauerfrost. Lediglich in
tieferen Lagen West- und Südwestdeutschlands sowie in Nordseenähe sind 0 bis 2
Grad möglich.

In der Nacht zum Donnerstag läuft in der o.g. Frontalzone ein breiter Trog nach
Südosten ab. Schwache Warmluftadvektion lässt auf den Norden und Nordosten
Deutschlands vermehrt mehrschichtige Bewölkung übergreifen, ohne dass
Niederschlag fällt. Die Divergenzachse wird in ihrem östlichen Teil nach Süden
gedrückt und erstreckt sich dann von der Emsmündung in den östlichen
Mittelgebirgsraum. Bei größtenteils klarem Himmel ist mäßiger, im Bergland und
über Schnee strenger Frost zu erwarten. Nur ganz im Norden und Nordosten sowie
am Hochrhein wird es nicht ganz so kalt.

Donnerstag... weitet sich der in der Frontalzone nach Südosten ablaufende Trog
zur Ukraine aus. Die maskierte Kaltfront, die diesem Trog vorgelagert ist, wird
durch ein Wellentief, das zu den Lofoten gesteuert wird, rückläufig, ohne den
Nordosten Deutschlands zu erreichen. Allerdings wird durch die auf nördliche
Richtungen drehende Strömung mehrschichtige Bewölkung bis in den
Mittelgebirgsraum gedrückt, ohne dass nennenswerter Niederschlag fällt.
Absinken im Bereich der Hochachse, die dann bis in den Ostalpenraum gerichtet
ist, lässt oberhalb der Grundschicht die Temperatur steigen, wobei im Westen im
850 hPa-Niveau die Null-Grad-Marke überschritten wird. Nach Osten hin wird
dieser Prozess durch Kaltluftadvektion ausgebremst. Dennoch sollte sich, bedingt
auch durch die Alterung der Luftmasse, ein leichter Temperaturanstieg oder
zumindest eine Frostabschwächung einstellen. Leichter Dauerfrost ist dennoch von
der Mitte bis etwa zur Neiße sowie in weiten Teilen Süddeutschlands zu erwarten.
Im Norden, Westen und in tieferen Lagen Südwestdeutschlands werden 0 bis 4 Grad
erreicht.

In der Nacht zum Freitag verlagert sich das wetterbestimmende Hoch leicht
retrograd in Richtung Nordirland. Hierdurch kann die Frontalzone etwas nach
Westen rücken. Die darin ablaufende Welle wird in den Bottnischen Meerbusen
gesteuert. Warmluftadvektion, die mit der Warmfront dieser Welle in Verbindung
steht, lässt im äußersten Osten etwas Schneefall oder Schneegriesel aufkommen,
aber selbst im Lausitzer Bergland und im Osterzgebirge reicht es nur für wenige
Zentimeter Schnee. Ansonsten bleibt es niederschlagsfrei.
Mehrschichtige Bewölkung schiebt sich dann aber über die östlichen Mittelgebirge
hinweg nach Süddeutschland, so dass es vor allem nach Südwesten hin klar bleibt.
In diesen Gebieten stellt sich noch einmal mäßiger Frost ein, wogegen sonst
leichter Frost zu erwarten ist. An der Küste lässt auflandiger Wind die
Temperatur kaum unter null Grad zurückgehen.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen die oben beschriebene Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann