DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

08-01-2024 08:01
SXEU31 DWAV 080800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 08.01.2024 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: NEa
Unter Hochdruckeinfluss trocken und zunehmend sonnig. Überwiegend Dauerfrost, in
den Nächten teils strenger Frost. Bergland stürmischer Ostwind.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... starten wir in eine mit Blick auf das Temperaturniveau sehr
winterliche Woche.

Das dominante Thema ist eine sich immer weiter intensivierende blockierende
Antizyklone über dem Europäischen Nordmeer, deren "Fühler" auch in Richtung
Mitteleuropa ausgestreckt sind. Diese Antizyklone weist hochreichend anormal
hohen Bodendruck bzw. hohes Geopotenzial auf, wobei der Kerndruck im Verlauf
dieser Kurzfrist auf rund 1045 hPa zulegt.
Deutschland liegt am Südrand dieser Blockierung in einer glatten Strömung aus
Ost bis Südost, bodennah aus Nordost, die sich zwischen der Antizyklone und
einem sich entwickelnden Tiefdruckgebiet über Südwesteuropa etabliert.

Heute starten wir über Nordwestdeutschland mit einem südwestwärts abtropfenden
und sich rasch auffüllenden Höhentief, das ausgangs der Nacht im Bereich
Emsland/Münsterland zu finden war und noch leichte Aufgleitschneefälle im
gesamten Westen ausgelöst hat (meist nur einzelne Flocken, in Richtung
Sauerland/Eifel vielleicht auch mal 1 cm Neuschnee). Rückseitig dieser Störung
reißt die Wolkendecke mit Advektion deutlich trockenerer Luftmassen auf, wodurch
besonders im Umfeld der Oder Frühaufsteher teils mit strengem Frost begrüßt
wurden.

Und so sieht auch der weitere Fahrplan für die Mitte und den Norden aus. Die
Wolkendecke reißt von Nordost nach Südwest auf, nur in Staulagen z.B. des
Thüringer Waldes/Erzgebirges bzw. im "fetch" der Ostsee (Rügen bis Ostfriesland)
kann sich unterhalb einer Inversion noch ausreichend Feuchte für hochnebelartige
Bewölkung halten.

Im Süden, da besonders südlich der Donau, klingen die letzten Schneefälle der
Gegenstromlage allmählich ab, nur hier und da kann es noch zeitweise etwas
flocken. Allerdings hält sich besonders von der Alb bis zu den Berchtesgadener
Alpen die dichte Bewölkung bis weit in den Nachmittag, regional wohl sogar bis
in den Abend hinein. Zwischen Main und Donau lockert die Bewölkung im
Tagesverlauf von Nordosten auf und macht der Sonne Platz.

Deutschlandweit bleibt es somit abgesehen von letzten Flocken am Vormittag dann
meist trocken.

Der Wind aus Ost gewinnt im Tagesverlauf in rund 1.5 km AGL immer mehr an Kraft
dank der sich verstärkenden Druckgegensätze und erreicht zum Abend bereits über
der Mitte recht flächig Geschwindigkeiten von 35 bis 45 kt. Dieser Ostwind ist
entlang und unterhalb der Inversion bei rund 975 bis 950 hPa am kräftigsten,
sodass besonders die erhöhten Lagen (rund 500-600 m) von Windböen bis stürmische
Böen (Bft 7 bis 8) betroffen sind. Exponiert sind zum Nachmittag dann auch
zunehmend Sturmböen Bft 9 zu erwarten. Ansonsten weht der Nordostwind über der
Mitte stark mit einzelnen steifen Böen Bft 7, im Norden und Süden meist frisch
bis stark.

Grundsätzlich würde der Wind ja nicht so sehr ins Gewicht fallen, wäre da nicht
die fortschreitende Zufuhr modifizierter skandinavischer Polarluft. Bei
Höchstwerten von -5 bis -8 Grad im Osten, im Erzgebirge um -10 Grad fühlt sich
die Temperatur mit dem Wind zur Mittagszeit wie -8 bis -13 Grad, zum Abend wie
-13 bis -18 Grad, im Bergland wie -20 Grad an!
Auch sonst verharrt das Quecksilber im restlichen Deutschland im leichten
Dauerfrost mit 0 Grad im Norden und sonst -2 bis -4 Grad. Im Bergland droht
allgemein je nach Höhenlage mäßiger bis strenger Frost.

Die Nacht zum Dienstag verläuft meist klar. Einzig im Umfeld von Ost- und
Nordsee kann regional etwas Feuchte für Hochnebel gut sein. Das gilt auch für
den Stau des Thüringer Waldes sowie allgemein das Alpenvorland. Trocken bleibt
es überall bei Tiefstwerten von -7 bis -10 Grad, im gesamten Osten von -10 bis
-15 Grad, im Thüringer Wald, Harz und Erzgebirge teils um -17 Grad.

Bei der Windsituation ändert sich wenig. Das Windfeld in 950 hPa bleibt
unverändert über der Mitte Deutschlands liegen, während es in 850 hPa etwas nach
Süden rutscht. Bezüglich Intensität kommt es zu keinen großen Änderungen, sodass
allgemein im Bergland markante Böen aus Ost zu erwarten sind (Bft 8 bis 9) mit
starken bis steifen Winden (Bft 6 bis 7) auf regionaler Ebene teils bis in
tiefere Lagen über der Mitte und dem Süden (beeinflusst durch die Orografie und
Inversionshöhe). Im Nordosten schwächt sich der Wind insgesamt auf schwach bis
mäßig ab und kommt im Süden und Westen durchweg frisch bis stark daher (auch
abseits der Orografie).
Somit sinken die gefühlten Temperaturwerte im gesamten Osten auf unter -20 Grad
ab!




Dienstag... und

Mittwoch... verlaufen dann deutschlandweit unter Hochdruckeinfluss
unspektakulär. Besonders über der gesamten Mitte scheint tagsüber durchweg die
Sonne mit klaren Verhältnisse in den Nächten.

Im Norden bilden sich wohl immer wieder Hochnebelfelder aus, die besonders in
Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein immer dichter und ausgedehnter
werden. Dort könnte es nach einem freundlichen Dienstag zum Mittwoch bereits
wolkenverhangen und trüb aussehen. Zudem können sich in der insgesamt feuchteren
grenzschichtnahen Luftmasse im Verlauf der Nächte einige Bodennebelfelder
ausbilden. Es bleibt hier jedoch abgesehen von lokaler (gefrierender) Nebelnässe
trocken.

Im Süden verlaufen beide Tage insgesamt gesehen auch freundlich bis sonnig ab.
Allerding halten sich im Alpenstau Feuchtereste in Form regionaler
Hochnebelfelder zäh bis in den Mittwoch, nehmen aber insgesamt immer weiter ab.
Zudem wird zeitweise etwas dichtere Bewölkung des Tiefdruckgebietes über
Südwesteuropa nordwärts über die Alpen gedrückt. Nach ICON und UK10 kann es in
der Nacht zum Mittwoch gar in Richtung Bodensee/Oberschwaben etwas schneien,
wovon jedoch die anderen Modelle noch nicht viel wissen wollen. Allerdings
ergeben sich auch in den Ensemblerechnungen im Maximum noch recht verschmiert
geringe Wahrscheinlichkeiten für wenige Zentimeter Neuschnee (ICON-EPS
Schwarzwald bis Oberschwaben, IFS-ENS nur Hochschwarzwald und COSMO-LEPS das
Markgräfler Land).

Der Ostwind weht am Dienstag unverändert frisch bis stark, im Bergland böig bis
stürmisch, exponiert mit Sturmböen, bevor der Wind zum Mittwoch deutlich in die
Knie geht (dann nur noch im Bayerischen Wald exponiert stürmische Böen).

Die Höchstwerte liegen am Dienstag zwischen -1 und +1 Grad im Norden und sonst
zwischen -2 und -4 Grad, im Süden und Osten zwischen -4 und -8 Grad, im Bergland
teils mit strengem Dauerfrost. Zum Mittwoch erfolgt insgesamt eine geringe
Frostabschwächung auf deutschlandweit meist nur leichten Dauerfrost, nur im
Thüringer Becken sowie im Bergland weiterhin teils mäßiger Frost. Von der Kieler
Bucht bis zum Münsterland sowie im äußersten Norden dürfte es für zarte
Plusgrade reichen.
Die Tiefstwerte liegen in der Nacht zum Mittwoch und Donnerstag deutschlandweit
im mäßigen bis strengen Frostbereich (-5 bis -13 Grad) und verbleiben nur im
Nordosten in der Nacht zum Donnerstag unter der schützenden Hochnebeldecke etwas
gemäßigter (leichter Frost).

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Numerik sieht die Entwicklung der Blockierungslage sehr ähnlich. Geringe
geometrische Unterschiede mit Blick auf die Tiefdruckentwicklung über
Südwesteuropa können letztendlich entscheiden, ob es in der Nacht zum Mittwoch
im Südwesten Deutschlands etwas schneit. Diesbezüglich gibt es noch einige
Unsicherheiten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Helge Tuschy