DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

05-01-2024 18:01
SXEU31 DWAV 051800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 05.01.2024 um 18 UTC


SCHLAGZEILE:
Im Südosten kräftige, oft markante Schneefälle. An den Küsten teils stürmische
Böen aus Ost bis Nordost. In Schleswig-Holstein markante Schneemengen über 5 cm
in 6 Stunden möglich und Schneeverwehungen nicht ausgeschlossen. Von Nordosten
kälter. Am Sonntag in der Nordosthälfte meist Dauerfrost, in der Nacht zum
Montag auch im Südwesten verbreitet Frost.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 06 UTC
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Aktuell ... Deutschland liegt im Einflussbereich eines Randtiefs mit Kern über
Holland in einer südwestlichen Strömung, wobei immer noch recht milde Luft
wirksam ist. Nur in den Nordosten ist von Osten bodennah Kaltluft eingesickert,
so dass hier die Niederschläge als Schnee fallen. Dabei kann es in Teilen von
Holstein innerhalb von 6 Stunden durchaus 5 cm und mehr Neuschnee geben! Auch
sind bei Böen Bft 5 bis 6 in freien Lagen Schneeverwehungen möglich! Im
Übergangsbereich zur milderen Luft im größten Teil Deutschlands kann es vom
nördlichen Niedersachsen bis in den Norden Brandenburgs leichten gefrierenden
Regen geben. Zum Glück sind die Böden meist nicht gefroren, so dass es keine
Unwettersituation gibt. Im Laufe der Nacht zieht das Tief unter Abschwächung ins
Gebiet knapp südlich von Bremen, so dass die Luftmassengrenze geringfügig nach
Süden gedrückt wird und insofern verlagert sich der Streifen mit gefrierendem
Niederschlag minimal nach Süden. Ansonsten ändert sich nicht viel: Der Regen in
NRW dehnt sich bis nach Hessen und bis zum Hunsrück aus und gegen Morgen kommen
die Wolken des Tiefs auch in der Südpfalz und in Südhessen an. Im Südosten
dehnen sich die Aufgleitniederschläge (durch Südwestströmung in der Höhe und auf
Nord bis Nordost drehender Wind in der unteren Troposphäre) weiter nach Norden
aus und überschreiten knapp die Donau. Während dort auch morgens noch Regen
fällt, sinkt im Süden die Schneefallgrenze auf ca 600 m, örtlich auch darunter.
In der 2. Nachthälfte werden im Alpenvorland Mengen zwischen 5 und 10 l/qm
berechnet, die dann in Lagen ab 800 m als Schnee fallen. In exponierten
Staulagen können auch deutlich mehr als 10 cm Schnee zusammenkommen. In einem
schmalen Streifen zwischen den wetteraktiven Zonen, etwa von Rheinland-Pfalz
über Hessen bis nach Nordthüringen, ist es dagegen zumindest vorübergehend mal
klar, ehe sich örtlich Nebel bildet. Gegen Morgen sollen aber auch hier Wolken
des Tiefs aufziehen. Hier kann es auf 3 bis null Grad abkühlen mit Bodenfrost,
ganz vereinzelt auch mit Luftfrost. Auf im Süden werden, hier unter Wolken,
solche Temperaturen erreicht. Im Westen dagegen ist es mit 3 bis 5 Grad milder.
Leichten Frost gibt es von der Deutschen Bucht bis nach Vorpommern und
Nordostbrandenburg und den Berliner Raum.
Im Küstenbereich weht der Wind kräftig aus Ost bis Nordost mit starken bis
stürmischen Böen. Ansonsten ist der Südost- bis Südwestwind nicht warnwürdig.

Samstag ... reicht ein großer Höhentrog in einem Bogen von Skandinavien über
Westeuropa ins Mittelmeer. Dabei tropft er teilweise ins zentrale Mittelmeer ab
und stützt das ins Tyrrhenische Meer ziehende Sturmtief. Über Deutschland kommt
der Trog nur wenig nach Osten voran, da Warmluftadvektion nördlich des Tiefs vor
Italien einen Rücken stützt, der vom Balkan bis zum südöstlichen Deutschland
reicht. Während sich das kalte Hoch über Nordeuropa, in dem wohl örtlich wieder
Werte von -30 bis -40°C gemessen werden, kräftigt, zieht das mitteleuropäische
Tief bis Mittag unter Abschwächung nach Hessen und geht in eine von der Pfalz
nach Tschechien reichende Tiefdruckrinne über, die beginnt nach Süden zu
schwenken. Damit kommt die Luftmassengrenze langsam südwärts zur Landesmitte
voran.

Nördlich davon weht mit nordöstlichen Winden kalte Luft heran, in der zum einen
teils Dauerfrost herrscht und zum anderen gebietsweise meist leichte Schneefälle
auftreten. Dazu ist ganz im Norden im Übergangsbereich zu einem Hoch über
Skandinavien ein ordentlicher Gradient vorhanden mit starken bis stürmischen
Böen an der See.

Südlich der Rinne liegt noch die mildere Meeresluft, wobei mit schwachem
Nordwestwind kältere Luft einsickert und das Temperaturniveau in 850 hPa langsam
auf -3 bis -4 Grad zurückgeht. Hier sind gebietsweise leichte Niederschläge
möglich, die oberhalb 400 bis 600m in Schnee übergehen.

Etwa südlich der Donau bis zum Bayerischen Wald kommt es bei bedecktem Himmel
durch Aufgleiten zu weiteren, teils langanhaltenden Niederschlägen, unterhalb
500 m oft noch als Regen oder Schneeregen, darüber als Schnee und dort sind
gebietsweise 10 bis 15 cm Neuschnee möglich, vor allem an den Alpen.
Während von der Deutschen Bucht bis nach Vorpommern und Nordbrandenburg bei 0
bis -2 Grad häufig Dauerfrost herrscht, werden sonst +2 bis +7 Grad erreicht mit
den höchsten Werten am Oberrhein.

In der Nacht zum Sonntag kräftigt sich das Hoch im Norden weiter, so dass auch
bei uns Druckanstieg herrscht. Die Ost- bis Nordostströmung gewinnt auch über
Deutschland die Oberhand und die Kaltluft breitet sich südwärts aus. Im Süden
und Westen kann sie sich noch nicht endgültig durchsetzen und es verbleiben
Regionen mit Minima von +3 bis 0 Grad in den Flusstälern Südwestdeutschlands.

Sonst gibt es oft leichten, im Nordosten und im Bergland bei Auflockerungen auch
mäßigen Frost.

Die anhaltenden und teils kräftigen Niederschläge im Südosten fallen zum
Sonntagmorgen fast durchweg als Schnee und weiten sich zumindest vorübergehend
bis ins nördliche Baden-Württemberg aus. Sonst gibt es nur leichte
Niederschläge, die ebenfalls oft als Schnee fallen. Im Norden trocknet es Dank
verstärktem Hochdruckeinfluss von Skandinavien her zusehends ab, wenn man mal
von ersten Schneeschauern durch den Lake-Effekt an der Ostsee absieht.

Gebietsweise gibt es Glätte durch geringen Neuschnee und Glätte, auch durch
gefrierende Nässe. Im Südosten sind 5 bis 10 cm Neuschnee möglich, in Staulagen
der Alpen bis 15 cm. Mit den zuvor gefallenen Mengen sind örtlich schon um 30 cm
möglich. Mit dem was bis zum Montag insgesamt fällt sind in den Alpen und im
Vorland gebietsweise 20 bis 30, örtlich 40 bis gut 50 cm Schnee zu erwarten. Der
Nordostwind ist nur an den Küsten und im höheren Bergland kräftiger unterwegs.


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Synoptische Entwicklung bis Montag 06 UTC

Sonntag ... Zum Bericht von heute früh gibt es keine großen Differenzen. Der
Druck steigt von Norden noch etwas an, es bleibt aber weiter die kalte
Nordostströmung erhalten. Weiterhin gibt es im Süden Aufgleiten im Randbereich
des Cut-Off-Tiefs über dem Mittelmeer. Die Schneefälle sind aber etwas schwächer
als in der Nacht zuvor (meist 3 bis 9 cm, in exponierten Staulagen der Alpen 10
bis 15 cm.) Auch an der Ostsee sind durch den Lake-Effekt Schneeschauer möglich,
wobei die Schauer nach Südwesten auch 100 bis 200 km landeinwärts reichen
können. Allerdings sind diese nicht allzu kräftig, da die Inversion auf 1400 bis
1000 m absinkt und insofern die Schauer nicht hochreichend sind. Vor allem in
Vorpommern können aber 1 bis 4 cm Neuschnee zusammenkommen.
Der Nordostwind ist allenfalls im Raum Rügen und im höheren Bergland warnwürdig
(Bft 7). Auf exponierten Bergen kann es stürmische Böen geben. Sonst ist der
Nordostwind meist mäßig bis frisch unterwegs.
Die Tagestemperaturen erreichen in der Südwesthälfte +1 bis +4 Grad, in der
Nordosthälfte und im südwestlichen Bergland gibt es bei 0 bis -2 Grad meist
Dauerfrost.
In der Nacht zum Montag kühlt es auf -2 Grad am Oberrhein und -9 Grad im
östlichen Bergland ab.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren recht ähnlich.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden