DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

05-01-2024 09:01
SXEU31 DWAV 050800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 05.01.2024 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang zu HNF z

Im Südosten kräftige, oft markante Schneefälle. An den Küsten teils stürmische
Böen aus Ost. Kälter, steigende Frostgefahr, von Nordosten her Dauerfrost.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
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Freitag... haben die Strömungsverhältnisse über Europa stark meridionalen
Charakter angenommen, was in der Folge zu einer drastischen Umstellung der
Wetterlage von sehr nass und sehr mild auf Blockierung, mit trockenem und sehr
kaltem Wetter führt.
Über Westeuropa liegt zunächst ein Trog, der weit nach Süden, bis Algerien
reicht. Es stößt eine Tiefentwicklung über dem westlichen Mittelmeer an. Der
davor liegende Höhenrücken ist dagegen nur recht flach und wird nach Südosten
abgedrängt, sodass ein markanter kurzwelliger Troganteil mit seinem Bodentief
nach Nordwestdeutschland vorankommt.

Vorderseitig führt es die über den größten Landesteilen liegende milde
Meeresluft wieder etwas nach Norden, gegen die in den Nordosten eingeflossene
skandinavische Kaltluft. Die milde Luft kann die Frostluft aber nicht mehr aus
Deutschland verdrängen, weil das Tief durch ein Hoch über Skandinavien blockiert
wird, das auch die kalte Ostströmung im Norden stützt. Die Luftmassengrenze
liegt nachmittags etwa vom Emsland zur Lausitz. Nördlich davon bleibt es bei
Ostwind, der an den Küsten stärker auffrischt mit Böen Bft 7-8 an der Nordsee
und der westlichen Ostsee, sonst meist 7 Bft.
Durch Warmluftadvektion und anhaltendes Aufgleiten entstehen von der Nordsee und
Niedersachsen bis Vorpommern und Brandenburg Regen und weiter zur kalten Luft
hin Schneefälle.

In einem Streifen von Schleswig-Holstein, Hamburg bis Nordbrandenburg sind
tagsüber 1 bis 5 cm in 12h Schnee zu erwarten, da auch die 2m Temperaturen bei
auffrischendem Ostwind teilweise um oder etwas unter 0°C liegen. Die höheren
Mengen werden in diesem Streifen aber nach Nordwesten hin simuliert, wo vor
allem am Nachmittag mit Annäherung des Tiefs kräftigere Schneefälle einsetzen,
die in 6h stellenweise 5 bis 10 cm Neuschnee bringen können.

Mit Übergreifen des Troges labilisiert im Nordwesten und Westen die Schichtung
es kommen schauerartige Regenfälle auf. Dazu frischt auch an der Südflanke des
Tiefs der Wind über dem Westen und der Mitte auf. Es gibt es Böen 7 Bft, in
Leelagen der Eifel vorübergehend bis 8 Bft und ansonsten in einigen Kamm- und
Gipfellagen 8-9 Bft. Da sich das Tief im Tagesverlauf abschwächt, lässt der Wind
über der Mitte dann nach.

Während es im Nordosten, Teile S-H bis Vorpommern für einen Eistag reicht,
geht´s im Südwesten noch mal hoch auf bis zu 11°C. Dabei scheint über der Mitte
und dem Süden nur ab und zu die Sonne durch die sonst meist starke Bewölkung.
Zunächst gibt es nur stellenweise, vor allem an der schwachen Kaltfront des
Tiefs über dem Nordwesten etwas Regen oder Schauer, bevor zum Abend
Hebungsvorgänge an der Nordflanke des Tiefs über dem Mittelmeer über die Alpen
nach Norden ausgreifen und den äußersten Süden erfassen können. Zunächst ist das
bei Werten von 0 bis +3°C in 850 hPa oft bis in höhere Lagen Regen.

In der Nacht zum Samstag schwächt sich das Tief über Norddeutschland ab und
zieht über das südliche Niedersachsen langsam nach Osten. Die Lage der
Luftmassengrenze verändert sich zunächst wenig, zum Morgen kommt sie vor allem
rückseitig des Tiefs etwas südwärts voran. Nördlich davon gibt es bei Ostwind
gebietsweise leichten Frost, auch sonst nur um 0°C, südlich davon bleibt es
abgesehen vom höheren Bergland frostfrei.

Die Niederschläge in der Nordhälfte schwächen sich ab und fallen vom nördlichen
Niedersachsen bis zur Uckermark und weiter nördlich als Schneeregen oder Schnee,
südlich davon als Regen mit einer Schneefallgrenze, die langsam auf 400 bis 800
m sinkt. Im Übergangsbereich ist gefrierender Regen nicht ganz ausgeschlossen,
aber unwahrscheinlich.

Darüber hinaus breiten sich die Niederschläge (Aufgleiten durch Gegenstrom) im
Süden auf die Bereiche südlich der Donau bis zum Bayerischen Wald aus, wobei es
zunächst bis weit über 1000 m regnet, im Verlauf der Nacht sickert von Westen
her langsam kältere Luft ein, weil sich der Trog von Westen her weiter nähert,
sodass die Schneefallgrenze auf 600 bis 800 m sinkt, nach Osten hin liegt sie
weiter über 1000m.

Dazwischen bleibt es weitgehend trocken, aber stark bewölkt. Im Nordosten gibt
es leichten Frost und Glätte, sonst liegen die Minima abgesehen vom Bergland im
positiven Bereich.
An den Küsten weht kräftiger Ost- bis Nordostwind, weil das Hoch im Norden den
starken Gradienten aufrechterhält, mit Böen 7-8 Bft, sonst spielt der Wind keine
große Rolle.


Samstag... reicht der große Trog in einem Bogen von Skandinavien über Westeuropa
ins Mittelmeer. Dabei tropft er teilweise ins zentrale Mittelmeer ab und stützt
das ins Tyrrhenische Meer ziehende Tief. Über Deutschland kommt der Trog nur
wenig nach Osten voran, da Warmluftadvektion nördlich des Tiefs einen Rücken
stützt, der sich vom Balkan nach Nordwesten aufbaut. Während sich das kalte Hoch
über Nordeuropa, in dem wohl örtlich wieder Werte von -30 bis -40°C gemessen
werden, kräftigt, löst sich das Tief über Niedersachsen auf und geht in eine
Bodenrinne auf, die beginnt nach Südwesten zu schwenken. Damit kommt auch die
Luftmassengrenze südwärts zur Landesmitte voran.

Nördlich davon weht mit östlichen bis nordöstlichen Winden kalte Luft heran, in
der zum einen teils Dauerfrost herrscht und zum anderen gebietsweise, meist
leichte Schneefälle auftreten. Dazu ist ganz im Norden im Übergangsbereich zu
einem Hoch über Skandinavien ein ordentlicher Gradient vorhanden, mit Böen 7 Bft
an der Ostsee und 7-8 an der Nordsee, vor allem auf Inseln.

Südlich der Rinne liegt noch die mildere Meeresluft, wobei mit schwachem
Nordwestwind kältere Luft einsickert und das Temperaturniveau langsam
zurückgeht, -3 bis -4°C in 850 hPa. Hier sind gebietsweise leichte Regenfälle
oder Schauer möglich, wobei die Schneefallgrenze bei etwa 400 bis 600m liegen
dürfte.

Südlich der Donau bis zum Bayerischen Wald kommt es bei bedecktem Himmel durch
Aufgleiten zu weiteren, teils langanhaltenden Niederschlägen, unterhalb 500 bis
700 oft noch als Regen, sonst Schnee und dort sind gebietsweise 10 bis 15 cm
Neuschnee möglich, vor allem an den Alpen.

Die Temperaturen liegen außer im Nordosten, zwischen +2 und +7°C mit den höheren
Werten am Oberrhein.

In der Nacht zum Sonntag kräftigt sich das hoch im Norden weiter und breitet
sich mit Druckanstieg zu uns hin aus. Die Ostströmung gewinnt auch über
Deutschland die Oberhand und die Kaltluft breitet sich südwärts aus. Im Süden
und Westen kann sie sich noch nicht endgültig durchsetzen und es verbleiben
Regionen mit Minima von +3 bis 0°C.

Sonst gibt es oft leichten, im Nordosten und im Bergland bei Auflockerungen
mäßigen Frost.

Die anhaltenden und teils kräftigen Niederschläge im Südosten fallen zum
Sonntagmorgen fast durchweg als Schnee, sonst gibt es nur leichte Niederschläge,
die ebenfalls oft nur noch als Schneeregen oder Schnee auftreten. Im Norden
trocknet es Dank verstärktem Hochdruckeinfluss von Skandinavien her zusehends
ab.

Gebietsweise gibt es geringen Neuschnee und Glätte, auch durch gefrierende
Nässe. Im Südosten sind 5 bis 10 cm Neuschnee möglich, in Staulagen der Alpen
bis 15 cm. Mit den zuvor gefallenen Mengen sind örtlich schon um 30 cm möglich.
Mit dem was bis zum Montag insgesamt fällt, sind in den Alpen und im Vorland
gebietsweise 20 bis 30, örtlich 40 bis 50 cm Schnee zu erwarten. Der Wind ist
nur an den Küsten und im höheren Bergland kräftiger unterwegs.


Sonntag... haben wir eine klassische "High over Low" Situation über Europa. Dem
kräftigen blockierenden Hoch über Skandinavien steht ein umfangreiches Tief über
dem Mittelmeer gegenüber. Die Zufuhr trockenkalter Luftmassen nach Deutschland
verstärkt sich und diese setzen sich mit böig-kaltem Ostwind weiter nach
Südwesten durch.
Dazu lockern die Wolken im Norden und der Mitte gebietsweise auf und es bleibt
abgesehen von örtlich schwachen Schnee- oder Schneeregenfällen trocken. Nur von
der Ostsee her ziehen Lake Effect Schneeschauer landeinwärts, die lokal größere
Schneemengen bringen können.

An der Ostsee und im Bergland gibt es Böen 7 Bft, im Bergland exponiert bis 8
Bft.

Die anhaltenden Schneefälle beschränken sich auf Teile Süddeutschlands, Südbaden
bis zur Bayerwald und weiter südwärts, lassen auch dort aber langsam nach.
Im Norden und Osten gibt es Dauerfrost, aber auch in der Südwesthälfte liegen
die Maxima meist nur noch wenig über 0°C.

In der Nacht zum Montag ziehen sich die Schneefälle unter Abschwächung weiter in
den Süden zurück, meist fallen noch 1 bis 5 cm in 12 Stunden. Sonst gibt es nur
leichte Schneeschauer, bedingt durch einen von Osten vorstoßenden Höhentrog und
kräftige Schneeschauer an der Ostsee. Verbreitet gibt es leichten bis mäßigen
Frost, stellenweise im Bergland schon strengen Frost.
An den Küsten und über der Mitte sowie nach Südwesten hin bleibt der kalte Ost-
bis Nordostwind kräftig mit teils 7er Böen.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Umstellung der Wetterlage wird von allen Modellen in ähnlicher Weise
gezeigt. Übrig bleiben Abweichungen in Detailfragen. Im Focus stehen die
kräftigen Niederschläge im Südosten, die am Wochenende bis in tiefe Lagen in
Schnee übergehen. Trotz stellenweise um 40 cm Neuschnee in den
Alpen/Alpenvorland wird hier defensiv markant gewarnt. Die Schneefälle im
Norden, heute, kommende Nacht dürften oft "gelben" Rahmen bleiben.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner