DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

04-01-2024 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 04.01.2024 um 10.30 UTC



Winterlich kalt und trocken, nur anfangs noch etwas Schneefall.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 11.01.2024


Deutschland liegt an der Ostflanke eines Höhenkeils, der sich über den nahen
Ostatlantik hinweg bis nach Ostgrönland erstreckt. Dieser wird von einem
Höhentiefkomplex über Südeuropa flankiert, der aus einem bisherigen Trog
hervorging, der mittlerweile über Westrussland liegt. Durch diesen Keil wir ein
ausgedehntes Bodenhoch über Fennoskandien gestützt. Zwischen diesem Hoch und
tiefem Luftdruck über Südeuropa gelangt mit einer nordöstlichen bodennahen
Strömung kalte und zusehends trockenere Luft nach Deutschland. Hebung an der
Nordflanke des über Südeuropa liegenden Tiefdrucksystems sorgt am Sonntag im
Südosten noch für leichte Schneefälle, die an den Alpen länger andauern und in
Staulagen durchaus über 15 cm Neuschnee ergeben können. Auch an der Ostsee muss,
bedingt durch den Lake Effect, mit Schneeschauern gerechnet werden, wobei
Schauerstraßen bis aufs Landesinnere ausgreifen können. Hierfür liefert ein nach
Südosten ablaufender Kurzwellentrog die erforderliche Hebung. Meist hält sich
leichter Dauerfrost. Nur in Rheinnähe und an der See sind Maxima leicht über dem
Gefrierpunkt möglich. In der Nacht zum dauern die leichten Schneefälle im
Südosten noch an, wodurch am Alpenrand noch einmal 5 bis über 10 cm Neuschnee
hinzukommen können. Auch an der Ostsee muss noch mit teils kräftigen
Schneeschauern gerechnet werden. Meist ist mäßiger, bei Aufklaren über Schnee
strenger Frost zu erwarten.
Danach, d.h. bis etwa Montagfrüh, wandelt sich der Höhenkeil in ein
blockierendes Hoch über dem Nordmeer um. Gestützt durch Kaltluftadvektion
kräftigt sich das über Nordeuropa liegende Hoch, dessen Schwerpunkt sich in die
nördliche Nordsee verlagert. Von diesem Hoch ausgehend ist ein Keil über die
Ostsee hinweg nach Westrussland gerichtet. An dessen Südflanke bleibt die
nordöstliche bodennahe Windkomponente bestehen. Der über Südeuropa liegende
Tiefdruckkomplex wird dann nach Südosten abgedrängt, so dass im Tagesverlauf
dann die leichten Schneefälle auch an den Alpen nachlassen. Somit stellen sich
nahezu deutschlandweit längere sonnige Abschnitte ein.
Bis über die Wochenmitte hinaus bleibt die Blockierungslage bestehen. Der von
dem Bodenhoch nördlich von Schottland ausgehende Keil schwenkt nach Deutschland,
wodurch der nordöstliche Wind allmählich abflaut. Von Nordwesten her sickert
oberhalb der Grundschicht etwas mildere Luft ein, was ab Donnerstag eine leichte
Frostabschwächung zur Folge haben dürfte. Bis dahin ist jedoch tagsüber meist
leichter bis mäßiger Dauerfrost zu erwarten. In den Nächten muss mit mäßigem,
über Schnee mit strengem Frost gerechnet werden.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum verlagert sich der nördliche
Teil des blockierenden Hochs nach Nordwesten in Richtung Westgrönland, wodurch
sich über Mitteleuropa eine steile nordwestliche Strömung durchsetzt. Dies
zeichnet sich auch im Bodendruckfeld ab, so dass eine Frostabschwächung zustande
kommen dürfte. Tagsüber stellen sich dann wahrscheinlich verbreitet
Temperaturmaxima knapp über dem Gefrierpunkt ein. Da aber die
Luftdruckgegensätze gering bleiben, kann von einer Milderung keine Rede sein.
Nennenswerte Niederschläge sind nicht in Sicht. Vielmehr wird dann das
Wettergeschehen durch Grundschichtprozesse geprägt.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Donnerstag ist der aktuelle Modelllauf im Vergleich zu den
gestrigen Simulationen konsistent. Allerdings ergeben sich für den erweiterten
mittelfristigen Vorhersagezeitraum größere Unterschiede. Der "Rückzug" des
blockierenden Hochs in Richtung Westgrönland war zwar beim gestrigen 00 UTC-Lauf
erkennbar, wobei über Mitteleuropa ein weiterer Schwerpunkt hohen Geopotentials
bestehen blieb. Der gestrige 12 UTC-Lauf beließ dieses Hoch über den Britischen
Inseln. Alle drei Modellläufe zeigen jedoch über Mitteleuropa geringe
Luftdruckgegensätze bei andauerndem Hochdruckeinfluss und keine Strukturen, die
auf nennenswerte Niederschläge hindeuten.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch bei den externen Modellen zeigen sich bis einschließlich Donnerstag keine
prognoserelevanten Unterschiede. Diese ergeben sich erst im erweiterten
mittelfristigen Vorhersagezeitraum. Demnach läuft nach GFS am Sonntag eine Welle
in die Nordsee ab, was für den Nordwesten eine Milderung zur Folge hätte.
Ansonsten sind die Luftdruckgegensätze nach wie vor gering. Das Modell des
kanadischen Wetterdienstes lässt zum Ende des erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraumes hin eine Hochbrücke entstehen, die sich über die Britischen
Inseln und die Ostsee hinweg nach Westrussland ersttreckt. Zwischen dieser und
einem Tiefruckkomplex über Südwesteuropa lebt die bodennahe nordöstliche
Windkomponente auf. Die Folge wäre eine spürbare Frostverschärfung.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS zeigt ebenfalls die retrograde Verlagerung des blockierenden
Hochs und hierdurch das Zustandekommen einer nordwestlichen Strömung, die jedoch
nicht so steil wie beim EZMW, aber etwas zyklonaler gekrümmt ist. Der Spread ist
insgesamt gering, wobei der neueste Lauf mehrere Einzelmember eher am kalten
Rand der Verteilung zeigt. Dies resultiert aus der stärkeren Betonung der
retrograden Verlagerung der Blockierung durch den aktuellsten Modelllauf. Zwar
werden anfangs und auch im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum
Signale für Niederschlag, der durchweg als Schnee fällt, gezeigt, aber selbst in
den östlichen Mittelgebirgen und am Alpenrand reicht es nur für eine geringe
Neuschneeauflage.
Das EPS des EZMW stützt die Version des deterministischen Modells. Auch hier
verschiebt sich die Blockierung nach Westen, wenngleich auch nicht so ausgeprägt
wie beim Hauptlauf. Von einer südwestlichen Strömung, wie die der
deterministische Lauf zum Ende der erweiterten Mittelfrist zeigt, kann beim EPS
keine Rede sein. Demzufolge wird der deterministische Lauf auch dem mit 13
Membern am schwächsten besetzten Cluster zugeordnet. Wesentlich wahrscheinlicher
ist eine andauernde Blockierung im Raum Grönland, wobei an deren Ostflanke mehr
oder weniger kräftig ausgeprägte Tröge nach Süden ablaufen und die über
Skandinavien liegende Kaltluft anzapfen. Wie beim EPS des GFS ist auch beim EPS
des EZMW der Spread relativ gering. Dabei wird der sich nach Wochenmitte
oberhalb der Grundschicht abzeichnende Temperaturanstieg längst nicht von allen
EPS-Membern mitgetragen. Das Clustering gemäß Großwetterlagen stützt den
Übergang von einer nordöstlichen Strömung hin zu steilen Nordwestlagen, was
dann, je nachdem, ob eine Gradientzunahme erfolgt, mit einer Frostabschwächung
oder gar leichten Milderung einhergehen dürfte. Signale für eine durchgreifende
Erwärmung sind jedoch nicht zu finden.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Sonntag fällt im Südosten noch zeitweise Schnee, an den Alpen können weitere
10 bis über 15 cm Neuschnee innerhalb von 12 Stunden hinzukommen. Darüber hinaus
sind auch an der Ostseeküste durch wiederholte Schneeschauer, die in
Schauerstraßen auftreten können, mehr als 10 cm Schnee möglich. Verbreitet
herrscht leichter Dauerfrost. Zudem besteht in Kamm- und Gipfellagen der
Mittelgebirge die Gefahr stürmischer Böen.
In der Nacht zum Montag dauern in Alpennähe die Schneefälle unter Abschwächung
wahrscheinlich noch an, in Staulagen sind nochmals um 10 cm Neuschnee möglich.
Auch an der Ostsee muss noch mit kräftigen Schneeschauern gerechnet werden. Im
Bergland und über schneebedeckten Gebieten stellt sich bei Aufklaren strenger
Frost bis unter -12 Grad ein.

Von Montag bis Mittwoch hält sich meist leichter bis mäßiger Dauerfrost, in den
Nächten ist im Bergland sowie über Schnee teils strenger Frost bis unter -15
Grad möglich. Sonst sind wahrscheinlich keine markant zu bewarnenden
Wetterereignisse zu erwarten. Erst ab der Wochenmitte zeichnet sich eine leichte
Frostabschwächung ab.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS, anfangs MOS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann