DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

04-01-2024 08:30
SXEU31 DWAV 040800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 04.01.2024 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
W s Übergang zu HNF z

Im Bergland weiter Regenfälle, teils Dauerregen. Dazu windig bis stürmisch,
nachts vorübergehend nachlassend.
Am Freitag im Norden leichte Schneefälle und Dauerfrost. Auch ganz im Südosten
einsetzende teils kräftige Schneefälle.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... liegen wir unter einer westlichen Strömung mit weit südlich
verlaufender Frontalzone, von Frankreich über Italien zum Balkan (typisch für
eine südliche Westlage). Ein über uns nach Osten abziehender Trog nimmt auch das
recht kleinräumige Sturmtief mit, das im Tagesverlauf entlang der polnischen
Ostseeküste nach Osten abzieht.

Gefolgt wird das Ganze von einem Höhenrücken, der sich stromab eines Troges noch
weiter westlich, über dem Atlantik aufwölbt. Bei uns steigt der Luftdruck von
Westen her an, wodurch sich von Frankreich her ein Zwischenhoch bis nach
Südwestdeutschland reinschiebt. Dabei gelangt in große Landesteile mit der etwas
nach West bis Nordwest drehenden Strömung eine geringfügig kältere, aber
insgesamt weiter milde und leicht instabile Luftmasse. In ihr gehen die
Temperaturen in 850 etwas unter 0°C zurück, sodass die schauerartigen
Niederschläge in Hochlagen der Mittelgebirge oberhalb 800m und in den Alpen
oberhalb 1000m vorübergehend in Schnee übergehen bzw.gegangen sind.
Schauerartige Niederschläge treten zunächst verbreitet auf, wegen des
Druckanstiegs von Südwesten her lassen diese aber nach und beschränken sich
nachmittags auf einen Streifen vom Niederrhein bzw. Münsterland bis zum
Erzgebirge und nach Oberfranken, in dem die maritime Luftmasse noch am labilsten
ist.

Heute tagsüber fallen dort gebietsweise 2 bis 10 l/qm, stellenweise vor allem in
Staulagen an die 15 l/qm Regen. Die Dauerregenwarnungen wurden damit in einigen
Regionen schon bis Freitag verlängert.
Nordöstlich davon wird mit der auf Nord drehenden Strömung skandinavische
Kaltluft angezapft, in der über Vorpommern am Abend -11°C in 850 hPa anstehen.
Die zeitweiligen Niederschläge, die dort im Schlepptau des Tiefs auftreten
fallen zunehmend als Schnee. Die Temperaturen gehen dort im Tagesverlauf zurück,
nachmittags und abends besteht Glättegefahr.

Der Südwesten gelangt nachmittags schon wieder auf die Vorderseite des nächsten
Tiefs. Mit aufkommender Warmluftadvektion steigen die Temperaturen in 850 hPa
schon wieder an.

Der Wind weht zunächst teilweise mäßig bis frisch aus westlichen Richtungen mit
Böen 7-8 Bft, im höheren Bergland mit Sturmböen und auch an den Küsten sind
Sturmböen dabei, hier aber auch Nord bis Nordost. Im Laufe des Tages lässt der
Wind von Westen her mit deutlicher Gradientauffächerung im Zwischenhoch nach.
Mit einiger Zeitverzögerung gilt das auch für die Ostsee.

Ganz im Norden wird die 5°C-Marke nicht mehr überschritten, Richtung Dänemark
geht es fast Richtung Dauerfrost, während sonst 6 bis 12°C auf der Karte stehen
mit den höchsten Werten im Süden und Südwesten.

In der Nacht zum Freitag kommt der nächste Trog bis Westeuropa voran, während
der vorgelagerte Rücken auf Deutschland übergreift, die Achse liegt abends schon
über dem Osten. Das zum Trog gehörige Tief zieht mit einem Kerndruck von ca. 994
hPa vor die niederländische Küste. Das zugehörige aus Aufgleiten gegen die
Kaltluft resultierende Niederschlagsgebiet greift auf den Westen und Norden
über. Die Modelle haben sich angeglichen und simulieren in ähnlicher Lage 5 bis
10 l/qm in 12 Stunden, vereinzelt mehr. Das Maximum dürfte in NRW und südliches
Niedersachsen auftreten. Im Grenzbereich zur Kaltluft nach Norden und Nordosten
hin fällt Schnee, etwa von Ostfriesland bis zur Altmark sind 1 bis 2 cm Schnee
oder Schneematsch möglich. An der Ostsee sind Schneeschauer nicht
ausgeschlossen. Sonst bleibt es ganz im Norden und Nordosten trocken. Auch nach
Südosten hin hält sich der Zwischenhocheinfluss noch.

Über und an der Nordsee zieht der Ostwind an (7, vereinzelt 8 Bft). Auch ganz im
Westen kann es schon windiger werden mit ersten Bft 7 aus Süd bis Südwest. Dazu
kommen einzelne Sturmböen auf exponierten Berggipfeln.

Darüber hinaus kühlt es im Norden und Nordosten sowie (regional) ganz im Süden
in den leichten Frostbereich ab.


Freitag... gliedert sich der Trog dem Langwellentrog über Nordeuropa an. Derweil
amplifiziert er sich westlich von uns immer mehr in Richtung Iberische Halbinsel
und Nordwestafrika, was im westlichen Mittelmeer eine
Zyklogenese anstößt. Das Bodentief jedenfalls zieht nach Nordwestdeutschland und
schiebt vorderseitig die milde Meeresluft wieder nach Norden. Das bringt vor
allem in der Nordhälfte durch anhaltendes Aufgleiten gegen die im Nordosten
dagegenhaltende Kaltluft, verbreitet Niederschlag, teils Regen, je weiter nach
Osten und Norden hin zur kalten Luft auch Schnee.
In einem Streifen von der Nordsee bis nach Brandenburg sind tagsüber 1 bis 5 cm
Schnee möglich, da auch die 2m Temperaturen teilweise um oder etwas unter 0°C
liegen. Die höheren Mengen werden in diesem Streifen aber nach Nordwesten hin
simuliert.
Wind gibt es vor allem auf der Nordflanke des Tiefs (grob Nordsee, SH) mit Böen
7-8 Bft sowie auf der Südflanke (grob
Westliche Mitte).

Während es im Nordosten für einen Eistag reicht (leichter Dauerfrost), geht´s im
Südwesten noch mal hoch auf bis zu 10°C. dabei scheint über der Mitte und dem
Süden ab und zu die Sonne durch die meist starke Bewölkung. Zunächst gibt es
kaum Regen, bevor zum Abend die Niederschläge an der Nordflanke des Tiefs bei
Korsika über die Alpen nach Norden ausgreifen und den äußersten Süden erfassen
können.

In der Nacht zum Samstag bleibt vom Tief über Norddeutschland wegen Druckanstieg
nur ein Bodentrog, der sich später dem Tiefkomplex südlich der Alpen angliedert,
wobei der Kern weiter nahe Korsika liegt. Die Rinne markiert die Grenze zwischen
skandinavischer Kaltluft und der Meeresluft im Süden. Die Niederschläge in der
Nordhälfte schwächen sich ab und fallen von Niedersachsen bis Brandenburg in der
Kaltluft meist als Schneeregen oder Schnee, südlich davon als Regen mit einer
Schneefallgrenze, die langsam auf 400 bis 800 m sinkt.
Darüber hinaus breiten sich die Niederschläge (Aufgleiten durch Gegenstrom) im
Süden auf die Bereiche südlich der Donau bis zum Bayerischen Wald aus, wobei es
zunächst bis über 1000 m regnet, im Verlauf der Nacht sickert mit Annäherung des
Troges kältere Luft ein, sodass die Schneefallgrenze auf 500 bis 800 m sinkt.
Dazwischen und ganz im Norden bleibt es weitgehend trocken, abgesehen von
Schneeschauern an der Ostsee. Im Norden gibt es leichten Frost und Glätte, sonst
liegen die Minima abgesehen vom Bergland im positiven Bereich.
An den Küsten weht kräftiger Nord- bis Nordostwind mit Böen 7-8 Bft, sonst
spielt der Wind keine große Rolle.


Samstag... nähert sich der Trog von Westen her weiter und greift auf
Nordwestdeutschland über. Dabei tropft er ins Mittelmeer und stützt dort weiter
das Tief, das mit seinem Schwerpunkt zur Adria zieht. Die weiter an Kontur
verlierende Bodenrinne kommt langsam südwärts voran.

Nördlich davon weht mit östlichen bis nordöstlichen Winden kalte Luft heran, in
der zum einen häufig Dauerfrost herrscht und zum anderen leichte Schneefälle
auftreten. Dazu ist ganz im Norden im Übergangsbereich zu einem Hoch über
Skandinavien ein ordentlicher Gradient vorhanden, mit Böen 7 Bft an der Ostsee
und 7-8 an der Nordsee, vor allem auf Inseln.

Südlich der Rinne liegt noch die mildere Meeresluft, wobei durch einsickern
kälterer Luft das Temperaturniveau langsam zurückgeht. Hier sind gebietsweise
leichte Regenfälle oder Schauer möglich, wobei die Schneefallgrenze bei etwa
600m liegen dürfte.
Südlich der Donau bis zum Bayerischen Wald kommt es bei bedecktem Himmel durch
Aufgleiten zu weiteren, teils langanhaltenden Niederschlägen, unterhalb 500 bis
700 oft noch als Regen, sonst Schnee und dort sind gebietsweise 10 bis 20 cm
Neuschnee möglich.
Die Temperaturen liegen meist zwischen +2 und +6°C mit den höheren Werten am
Oberrhein.

In der Nacht zum Sonntag breitet sich die Kaltluft südwärts aus. Bis auf einige
Ecken im Südwesten gibt es oft leichten, im Nordosten bei Auflockerungen mäßigen
Frost. Die anhaltenden, teils kräftigen Niederschläge im Südosten fallen
durchweg als Schnee, sonst gibt es nur leichte Niederschläge, zum Morgen meist
als Schneeregen oder Schnee. Im Norden trocknet es Dank verstärktem
Hochdruckeinfluss von Skandinavien her zusehends ab. Gebietsweise gibt geringen
Neuschnee und Glätte, auch durch gefrierende Nässe. Der Wind ist nur an den
Küsten und im höheren Bergland kräftiger unterwegs.

Modellvergleich und -einschätzung
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Hinsichtlich des kleinen Tiefs ab Freitag und die nachfolgenden Tiefdruckrinne
(Lage der Luftmassengrenze und Niederschläge daran) im Norden gibt es
modellseitig ein paar Unsicherheiten. Ansonsten ist die Entwicklung in groben
Zügen klar.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner