DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

03-01-2024 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 03.01.2024 um 10.30 UTC



Zunehmender Hochdruckeinfluss. Kälter, teils Dauerfrost. Im Süden anfangs
Schneefälle.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 10.01.2024


Am Samstag wölbt sich über dem Atlantik ein Höhenrücken auf, der eine
Hochdruckzone von den Britischen Inseln bis Skandinavien stützt. Der über
Kontinentaleuropa liegende große Höhentrog tropft ins Mittelmeer ab und führt
über Italien zu einer kräftigen Zyklogenese. Dabei dreht die Sttrömung auf
östliche bis nordöstliche Richtungen und es wird kalte Festlandsluft nach
Deutschland geführt. Die windige, vor allem aber sehr regenreiche Witterung der
letzten Zeit ist damit vorbei.

Die Temperaturen gehen in der unteren Troposphäre in 850 hPa auf -2 bis -10°C
zurück, bodennah stellt sich in Norddeutschland oft Dauerfrost ein, im Süden ist
es noch etwas milder, zweistellig wird es nicht mehr. Bedingt durch Aufgleiten
an der Nordflanke des Tiefs kommt es im Süden zu teils länger anhaltenden
Niederschlägen, die langsam bis in tiefe Lagen in Schnee übergehen. Vor allem in
Staulagen kann es kräftig schneien. Ansonsten setzt sich teilweise die Sonne
durch, unter dem Resttrog über Norddeutschland sind schwächere schauerartige
Schneefälle möglich.
Am Sonntag bleiben über Europa Trogstrukturen erhalten, die Schwerpunkte liegen
in Form eines großen Höhentiefs aber über dem Mittelmeer und als Trogachse über
Osteuropa. Der Höhenrücken über dem Atlantik wird durch den Trog blockiert und
kommt kaum nach Osten voran, dafür weitet er sich noch nordwärts aus. Er stützt
den warmen Anteil des Hochs über den Britischen Inseln, aber auch der kalte Part
weiter östlich mit Schwerpunkt über Südskandinavien kräftigt sich noch und
weitet sich nach Norddeutschland aus. Damit werden die Aufgleitschneefälle über
Süddeutschland weiter zurückgedrängt und lassen nach. Die kalte Nordostströmung
hingegen verstärkt sich und auch über Süddeutschland stellt sich teilweise
Dauerfrost ein. Im Mittelgebirgsraum liegen die Maxima teils nur um -5°C. Dafür
setzt sich in der trockenkalten Luft gebietsweise die Sonne durch und es schneit
kaum noch.
Am Montag schnürt sich über dem südlichen Nordmeer ein Höhenhoch ab, was einen
Hochschwerpunkt über der Nordsee stützt. Der Druck über Mitteleuropa steigt
weiter und ausgehend vom Hochschwerpunkt erstreckt sich ein kräftiger Keil über
Deutschland nach Südosten. Ein zuvor nach Westen ablaufender kurzwelliger
Troganteil vermag kaum Wirksamkeit zu entfalten. Die Schneefälle über dem Süden
sind bis auf Reste am Alpenrand vorbei, sodass sich unter Absinken meist
trockenes und kaltes Wetter mit Dauerfrost einstellt. Nur in Flusstälern des
Westens und direkt an der See liegen die Werte um oder etwas über 0°C. Nachts
gibt es über Schnee teilweise strengen Frost.
Am Dienstag und Mittwoch hält die Blockierungslage an. Wir liegen im
Einflussbereich der hochreichenden Antizyklone mit Schwerpunkt im Bereich
Nordsee/Britische Inseln. Der Druck dort steigt auf über 1045 hPa und es reicht
ein Keil bis zum Balkan. Abgeschnitten von der direkten Kaltluftzufuhr kann sich
die Luft durch Absinken in der unteren Troposphäre langsam wieder erwärmen.
Bodennah kommt davon nichts an, es bleibt oft bei Dauerfrost. Niederschläge gibt
es nicht und gebietsweise kann sich die Sonne durchsetzen, zum Teil halten sich
aber auch Wolken- bzw. Nebel- oder Hochnebelfelder. In den Nächten muss
weiterhin vor allem über Schnee mit teils strengem Frost gerechnet werden. Die
Hochlagen der Gebirge werden tendenziell langsam milder.
Auch in der erweiterten Mittelfrist geht der Trend zu trocken-ruhigem
Hochdruckwetter mit kalten Niederungen und milderen Bergen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des IFS ist in den letzten Läufen gut. Die Tendenz zu
Hochdruckwetter mit Zufuhr kalter Kontinentalluft bestand schon vorher. Der
Hochdruckeinfluss kann sich am Wochenende etwas rascher bei uns durchsetzen, als
in den Vorläufen und er scheint im Verlauf der nächsten Woche stabiler zu sein.
In den Vorläufen gab es zur erweiterten Mittelfrist den Trend zu einer
antizyklonalen West- bis Nordwestlage mit nach Süden bis Südwesten abgedrängter
Keilachse.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen Globalmodelle stützen die IFS Variante und haben keine
grundsätzlichen Alternativen parat. Unterschiede ergeben sich in den
Auswirkungen des Mittelmeertiefs am Wochenende. Die Schneefälle im Süden werden
mit einigen (kleineren) Abweichungen berechnet. Dazu simulieren ICON und UKMO am
Samstag einen aktiveren Bodentrog über dem Norden mit Schneefällen, den neben
IFS auch das GFS so und vor allem in der Intensität nicht haben will. Im Verlauf
der nächsten Woche zeigen sich der Norden und Osten anfällig für zyklonale
Streifschüsse der Tiefs über Osteuropa, was vor allem im GFS und UKMO angedeutet
wird.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Anhand der Rauchfahnen stützen die Ensembles des IFS die Aussagen des
Hauptlaufs. Mit überschaubarem Spread folgen die Ensemblekurven für T850 und
Geopotential 500 hPa dem operationellen Lauf. Niederschläge sind besonders im
Süden und am Wochenende vorhanden, danach bleibt es meist niederschlagsfrei.
Nach einem Minimum zum Wochenstart steigen das Geopotential und die Temperatur
in 850 hPa wieder an. Wenn überhaupt dürfte die 2m Temperatur dem nur stark
abgeschwächt folgen, am ehesten, wenn sich im Norden doch eine schwache
Westströmung durchsetzt.

Die Clusterung zeigt eindrücklich den Aufbau der Blockierung mit einer sehr
starken positiven Geopotentialanomalie über Nordwesteuropa. Die 4 Cluster am
Wochenende unterscheiden sich nicht groß, danach wird ein Cluster gebildet,
wobei sich der Hochdruckeinfluss über Mitteleuropa verstärkt.
In der erweiterten Mittelfrist weitet sich das hohe Geopotential auf große Teile
des Nordatlantiks und Nordeuropa aus. Die dann 3 Cluster fallen überwiegend ins
Raster Blocking mit Hochdruckwetter bei uns. Nur 7 Lösungen in Cluster 3 sehen
am Ende zyklonaler aus. Das Temperaturniveau dürfte eher unterdurchschnittlich
sein. _________________________________________________________

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Die Niederschläge über Süddeutschland gehen am Wochenende in Schnee über und
lassen nach. Davor sind aber vor allem an den Alpen teilweise kräftige
Schneefälle mit 10 bis 30 cm Neuschnee, in exponierten Staulagen stellenweise
mehr, möglich.
An der See und besonders in Hochlagen der Gebirge im Süden kann der Wind
zeitweise stark auffrischen. Schneeverwehungen sind demnach nicht
ausgeschlossen, auf einigen Gipfeln der Alpen sind noch Sturmböen möglich.

In der nächsten Woche sieht alles nach ruhigerem Wetter, meist ohne signifikante
Ereignisse aus. In den Nächten steigt bei Aufklaren und über einer Schneedecke
allerdings die Wahrscheinlichkeit für strengen Frost, vereinzelt sind im
Bergland Werte um -15°C nicht ausgeschlossen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, IFS und dessen EPS, Mos zum Ende wahrscheinlich etwas zu mild.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner