DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

01-01-2024 11:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 01.01.2024 um 10.30 UTC



Zunehmend winterlich.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 08.01.2024


Zu Beginn der Mittelfristvorhersage am Donnerstag befindet sich über dem
Nordatlantik ein umfangreicher und hochreichender Tiefdruckkomplex, der sich bis
nach Nordosteuropa erstreckt. Dazugehörig befindet sich am Boden eine
Tiefdruckrinne mit mehreren Drehzentren, die sich von der Irmingersee über die
Nordsee bis zur Ukraine erstreckt. Nördlich dieser Tiefdruckrinne befinden sich
über Nordeuropa sehr kalte Luftmassen zwischen -15 und -20 Grad in 850 hPa.
Südlich davon ist es mit 850 hPa Temperaturen zwischen -1 und +2 Grad mäßig
warm. Die eigentliche und zu Wellen neigende Luftmassengrenze (LMG), an der das
Entwicklungspotenzial am größten ist, liegt Donnerstag 00 UTC fast zonal über
Süddeutschland und Frankreich. Südlich von Irland hat auf der Vorderseite eines
atlantischen Langwellentrogs an der LMG erneut der Zyklogeneseprozess
eingesetzt. Bereits in der Nacht zu Freitag befindet sich das neu entstandene
Bodentief über dem Ärmelkanal, vorderseitig kommt es zu leichter WLA, die in
Westdeutschland wieder zu Regen führt. Gleichzeitig kann der umfangreiche
Trogkomplex über dem Nordatlantik und Nordeuropa Raum nach Süden gut machen. Ein
Tief der Tiefdruckrinne verlagert sich von Holstein nach Estland, während sich
ein weiteres über den Britischen Inseln abspaltet und sich mit dem Tief am
Ärmelkanal verbindet. Zwischen diesen Tiefs füllt sich die Tiefdruckrinne auf,
wobei auch sie langsam südwärts wandert. In Nordostdeutschland strömen mit einer
zunehmenden Drehung des Bodenwindes auf Nordost kalte Luftmasse um -5 Grad in
850 hPa nach Deutschland.

Am Freitag und Samstag greift der atlantische Trog auf West, später auch auf
Mitteleuropa über und erstreckt sich bis ins westliche Mittelmeer, wo er erneut
kräftige Zyklogenese in Gang setzt. Gleichzeitig kräftig sich eine Antizyklone,
die sich westlich von Europa bis nach Grönland erstreckt. Auf dessen Ostflanke
können nun quasi ungehindert kalte Luftmassen aus dem Nordpolarmeer bis nach
West- und Mitteleuropa fließen. Über Deutschland wird nun die LMG gänzlich
südöstlich abgedrängt. Wobei sich an den Alpen staubedingt noch länger teils
kräftige Schneefälle halten dürften. Aber auch entlang der ehemaligen
Tiefdruckrinne gibt es leichte Niederschläge die immer mehr in Schnee übergehen.


Am Sonntag kann sich die Antizyklone über dem Nordatlantik noch weiter stärken
und greift auch auf Westeuropa über. Über Deutschland liegt nur eine kalte und
trockene Luftmasse mit 850 hPa Temperaturen um -10 Grad. Eine im Mittelmeer
entstandenes Tiefdrucksystem verlagert sich quasi entlang des Troges nordwärts,
aktuell ist es noch unsicher ob die teils kräftigen Aufgleitprozesse auch
Auswirkungen auf Deutschland haben, nach dem aktuellen IFS Lauf sollten davon
vor allen die ost- bzw. südosteuropäischen Länder betroffen sein. Die Bewölkung
sollte im Südosten von Deutschland aber wohl reinragen.

Am Montag soll ein kleiner Randtrog von der Nordsee her auf Deutschland
übergreifen und leichte Niederschläge mit sich führen. Je nachdem wie die
Erwärmung in der Höhe ausfällt, könnte dies auch für eine Glatteislage stehen.
Nachdem der Randtrog über Frankreich südwärts abgezogen ist, soll der Zustrom
kalter polarer Luftmassen weiter anhalten.

In der erweiterten Mittelfrist ändert sich dieser Zustand kaum, erst im Laufe
der nächsten Woche sollen um das Hoch herum mildere Luftmassen über das
europäische Nordmeer nach Mitteleuropa strömen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz ist im Gro recht gut, der Übergang von der West- bis
Südwestdominierenden zyklonalen Witterung zu Trog West- bzw. Mitteleuropa wird
auch von dem aktuellen Lauf ab Freitag bestätigt. Der aktuelle Lauf ist ab dem
Wochenende aber etwas kühler in 850 hPa und lässt an der Westflanke des Troges
hochreichend kalte Luftmassen von Nordpolarmeer nach West- bzw. Mitteleuropa
strömen.
Am Donnerstag gibt es in West- und Norddeutschland noch strichweise stärkere
Regenfälle. Am Wochenende könnte staubedingt am Alpenrand eine kräftige
Schneelage anstehen. Eine Sturmlage ist nicht in Sicht
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Im Modelvergleich sind bei der Entwicklung des Wellentiefs am Donnerstag über
dem Atlantik und am Freitag auch über Mitteleuropa gewisse Unterschiede bei der
Intensivierung und Verlagerung zu erkennen. Bei IFS ist dieses Tief deutlich
schwächer als bei allen anderen betrachteten Globalmodellen. Das nachfolgende
Übergreifen des Troges und die deutliche Abkühlung simulieren wiederum alle
Globalmodelle ähnlich. Aber auch da hat der aktuelle IFS Lauf die kälteste
Variante in petto. __________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


In den Plumes des ECMWFs ist der Spread bis Donnertag relativ eng, nachfolgend
öffnet er sich allmählich. Mit leichten Variationen weisen aber alle Member eine
stetige Abkühlung und einen Anstieg des 500 hPa GeoPotenzialfeldes auf. Erst
Mitte nächster Woche deutet sich wieder eine leichte Erwärmung an.
Ein ähnliches Bild ist auch im Ensemble des GFS zu erkennen.

In der Clusteranalyse für den Zeitbereich 120 bis 168 h gibt es nur einen
Cluster. Auch wenn die Großwetterlage wohl recht sicher erscheint, kleinere
Variationen in der Konturierung des Troges über West- und Mitteleuropa haben
große Auswirkungen auf unser Wettergeschehen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Dauerregen:
Am Donnerstag lassen die Niederschläge allmählich nach und die Dauerregenlage,
die seit Montag besteht, entspannt sich Zusehens. Strichweise könnten aber
nochmals 10 bis 20 l/qm Regen fallen.

Wind:
Am Donnerstag zieht ein Starkwindfeld von West nach Ost. Verbreitet werden
Windböen, auf den Mittelgebirgen und an der Küste werden auch stürmische Böen
erwartet. Es gibt aber auch geringe Wahrscheinlichkeiten für Sturm- oder gar
schwere Sturmböen.

Schnee:
Mit dem Zustrom polarer Luftmassen sinken auch die Schneefallgrenzen wieder. Ab
Samstag werden im Nordstau der Alpen kräftige Schneefälle erwartet. Aber auch im
Rest des Landes, vor allen in den Mittelgebirgen kann es immer mal wieder
scheinen.

Glatteis:
Ab dem kommenden Wochenende gibt es verbreitet Nachtfrost und strichweise auch
Dauerfrost, bei einsetzenden Niederschlägen kann auch die flüssige Phase nicht
gänzlich ausgeschlossen werden. Somit ist lokal auch Glatteis nicht
auszuschließen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF, MOSMIX, EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christina Speicher