DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

30-12-2023 12:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 30.12.2023 um 10.30 UTC



Wechselhafte, milde und teils stürmische Westwetterlage. In den Mittelgebirgen
wieder Dauerregen möglich.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 06.01.2024


Zu Beginn der Mittelfrist am Dienstag befindet sich über dem Nordatlantik ein
umfangreicher Höhentrog mit verbundenen Tiefdrucksystemen mit mehreren
Drehzentren. In der Nacht zu Dienstag greift von Westen her ein Frontensystem
auf Westdeutschland über, dabei werden milde (T850 hPa um +6 Grad) und recht
feuchte Luftmassen nach Deutschland advehiert. Es kommt zu einer kräftige WLA,
in den Weststaulagen muss mit Dauerregen gerechnet werden. Anfangs kann es bei T
850 hPa um 0 Grad in den östlichen Mittelgebirgen auch noch etwas schneien. Die
Schneefallgrenze steigt aber rasch auf weit über 1000 m an. Nach IFS soll sich
das dazugehörige Tief bis auf etwa 985 hPa vertiefen und im Laufe des Dienstags
bzw. bis in die Nacht zu Mittwoch in Richtung Holstein ziehen. Gleichzeitig
kommt es an der Südflanke des atlantischen Troges, über dem Ärmelkanal zu einer
Wellenentwicklung, die dafür sorgt, dass an der Südflanke des Tiefs über der
Nordsee der Druckgradient etwas auffächert. Gleichzeitig verschärft sich an der
Kaltfront, südlich der Welle der Druckgradient und es muss verbreitet mit
starken bis stürmischen Windböen, auf den Bergen auch schwere bis orkanartigen
Böen aus West gerechnet werden. Einige Modelle lassen an der Welle auch ein
eigenständiges Tief entstehen, somit gibt es bei diesem Prozess und bei den
entsprechenden Schwerpunkten und Intensitäten, sei es bei Dauerregen oder der
Windentwicklung einiges an Spielraum.

Am Mittwoch zieht das Tief und ein schwacher Randtrog von Holstein in Richtung
Ostsee und Polen ab. Dabei entwickelt sich eine Tiefdruckrinne, die sich von dem
Tiefdruckkomplex über dem Nordatlantik, über der Nordsee bis nach Polen/Ostsee
erstreckt. Auch die dazugehörige Kaltfront zieht rasch ostwärts ab, die
Luftmassengrenze bleibt aber an den Alpen liegen. Auf dessen Rückseite gelangt
etwas kühlere Luft um -3 Grad in 850 hPa in den Norden. Jedoch nähert sich vom
Atlantik her ein neues Frontensystem eines Tiefs nördlich von Schottland
Deutschland an und greift bereits vormittags auf den Westen über. Der
Druckgradient zieht wieder an, so dass in der Mitte und im Süden erneut
verbreitet Wind- oder stürmische Böen zu erwarten sind, auf den Bergen
entsprechend mehr. Die zuvor eingeflossene kühlere Luft wird schnell wieder von
etwas milderen Luftmasse mit 850 hPa Temperaturen um +1 Grad verdrängt. Entlang
der Kaltfront/Luftmassengrenze über Westeuropa kommt es erneut zu einer
Wellenentwicklung. In der Nacht zu Donnerstag soll sich auch ein Wellentief über
dem Ärmelkanal bilden. Entlang der Tiefdruckrinne im Norden gibt es mehrere
Drehzentren, die auch für einen gewissen Niederschlagsbeitrag sorgen. Da sich im
Norden auch die kälteste Luft befindet, könnte es nachts im äußersten Nordosten
etwas schneien.

Am Donnerstag greift nun das Wellentief mit dem teilokkludierten Frontensystem
auf Deutschland über. Der Druckgradient verschärft sich etwas, so das im
Südwesten verbreitete Wind und auf den Bergen auch stürmische Böen denkbar sind.
Zum Freitag hin, wenn das Wellentief von der Tiefdruckrinne "geschluckt" wurde,
lässt auch der Gradient nach und der Wind schwächt sich weiter ab. Je nachdem wo
sich die Frontalzone nun befindet gibt es aber erneut ein kleines Risiko vor
Dauerregen. Nach dem aktuellen IFS Lauf könnte da gerade Niedersachsen wieder
getroffen sein.

Insgesamt nähert sich der atlantische Trog Westeuropa an, gleichzeitig formiert
sich aber auch über Nordosteuropa ein mit Kaltluft angereicherter
Langwellentrog, der die Tiefdruckrinne bzw. Luftmassengrenze über
Norddeutschland langsam südwärts abdrängt.

In der Nacht zu Freitag bzw. Freitag früh greift ein neues Tiefdrucksystem eines
Tiefs über der Nordsee an der Vorderseite des atlantischen Langwellentroges auf
Mitteleuropa über. Dabei fließen nun auch südlich des Tiefs etwas kühlere und
trockenere Luftmassen nach Deutschland. Die Wahrscheinlichkeiten für Dauerregen
gehen zurück und auch der Druckgradient fächert weiter auf, so dass auch keine
warnwürdigen Böen auftreten sollten.
Im Laufe des Freitags greift der atlantische Langwellentrog auf Mitteleuropa
über und sorgt weiterhin für wechselhaftes Wetter. In der Nacht zu Samstag ist
im Nordosten auch Frost wieder ein Thema.

Am Samstag verbindet sich der Atlantische mit dem nordosteuropäischem Trog. Am
Boden hat sich derweil eine sehr flache Druckverteilung etabliert. Es bleibt
wechselhaft und eher winterlich. In den Mittelgebirgen kann es auch schneien.

In der erweiterten Mittelfrist soll sich über dem Nordatlantik eine
hochreichende Hochdruckzelle entwickeln, die an dessen Ostflanke kalte
Luftmassen polarem Ursprungs Richtung Mitteleuropa lenkt. Es soll kalt bleiben.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Im Gro bleibt die unbeständige Westwetterlage erhalten. Unsicher sind jedoch die
Tiefentwicklungen und wie starke diese ausfallen. Evtl. Sturmtiefentwicklungen
von Dienstag bis Donnerstag können nicht ausgeschlossen werden. Weiterhin ist
Dauerregen in den Weststaulagen der Mittelgebirge wahrscheinlich.
Erst Ende kommender Woche ergeben sich größere Unterschiede zwischen den
Vorläufen und dem aktuellen IFS Lauf. Im aktuellen IFS Lauf könnten demnach
kühlere Luftmassen am Wochenende aus dem europäischen Nordmeer nach Mitteleuropa
strömen, wobei die Sturmtiefentwicklung über der Nordsee (So.7.1. im gestrigen
00UTC Lauf) wieder verschwunden ist.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch wenn die Globalmodelle im Gro gut übereinstimmen, simulieren die Modelle
jeweils etwas andere Verläufe, was das Windfeld oder die entsprechende
Intensivierung der Wellentiefs angeht. Auch die Schwerpunkte beim Dauerregen
sind jeweils etwas anders. Das der Langwellentrog am Ende der Mittelfrist auf
West- bzw. Mitteleuropa übergreifen soll, simulieren alle betrachteten
Globalmodelle ähnlich.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


In den Rauchfahnen des ECMWFs und des GFS ist der Spread im Ensemble bis zum
Ende des Mittelfristzeitraumes recht gering. Sie zeigen aber beide denselben
Trend, dass am kommenden Wochenende es wieder kälter und winterlicher wird. Es
bleibt aber fraglich ob es sich das Wetter eher stabiler und wechselhafter
gestallten wird.

Wie es der enge Spread in dem Plumes schon vermuten lässt, gibt es in der
Clusteranalyse des ECMWFs im Zeitbereich 120 bis 168 h nur ein Cluster.
Wie die Tiefdrucksysteme auf Deutschland übergreifen ist damit aber noch nicht
gesichert.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Dauerregen:
Von Dienstag bis Donnerstag greifen von Westen her immer wieder teils
schleifende Frontensysteme auf Deutschland über, dabei kann es strichweise, aber
vor allem in den Weststaulagen der Mittelgebirge zu Dauerregen kommen. Generell
lässt aber die Wahrscheinlichkeit für Dauerregen ab Donnerstag nach. In 48-72 h
können 40 bis 60, lokal aber auch bis 90 l/qm fallen.

Wind:
Am Dienstag und Mittwoch ziehen teils kräftige Tiefentwicklung über Deutschland
hinweg. Auch wenn noch keine genauen Aussagen darüber getroffen werden können,
besteht eine relativ hohe Wahrscheinlichkeit für eine teils bis in tiefen Lagen
reichende Sturmlage an beiden Tagen, auf den Bergen sind schwere Sturmböen oder
orkanartige Böen wahrscheinlich.
Auch am Donnerstag ziehen noch Tiefausläufer über Deutschland hinweg, jedoch
soll der Druckgradient auffächern.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF, EPS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christina Speicher