DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

29-12-2023 12:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 29.12.2023 um 10.30 UTC



In der ersten Jahreswoche zunächst unbeständig mit Regen, windig und meist mild,
am Dienstag und anfangs am Mittwoch Dauerregen möglich. Ab Donnerstag vor allem
im Norden und Osten kälter, aber meist nur nasskalt, im Bergland teils
winterlich.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 05.01.2024


Am Montag liegt Deutschland auf der Südseite eines hoch reichenden
Tiefdrucksystems über der Nordsee und nordwestlich von Schottland in einer
kräftigen Westströmung, mit der erwärmte Subpolarluft herangeführt wird mit
850-hPa-Temperaturen zwischen -1 und -3 Grad. Dabei sorgt ein ostwärts
durchziehender Höhentrog für unbeständiges Wetter.

Am Dienstag bleibt die Westlage erhalten und es folgt rasch von Westen ein neues
Frontensystem nach. Anschließend schleift im Süden die Kaltfront und wird vor
einer atlantischen Frontalwelle wieder rückläufig. Die Welle wird zum Tagesende
im Raum Belgien simuliert. Dabei strömt wieder mildere Luft nach Deutschland, so
dass die Temperaturen in 850 hPa auf +1 bis +4 Grad steigen. Nur ganz im
Nordosten bleibt bei einer östlichen Windkomponente noch kältere Luft wirksam
mit Werten knapp unter null Grad in diesem Höhenniveau.

Am Mittwoch zieht die kräftige Frontalwelle bereits bis Mittag nach Polen und
schwächt sich später ab. Vor allem auf der Süd- und Südwestseite des Tiefs gibt
es ein Sturmfeld, das vor allem das mittlere und südliche Deutschland
beeinflusst. Am Nachmittag gelangt Deutschland wieder in den Strömungsbereich
des Zentraltiefs über Nordengland in eine eher milde Südwestströmung mit
positiven Temperaturen in 850 hPa.

Dieses Tief zieht am Donnerstag zur äußeren Deutschen Bucht und die von Westen
einströmende Luft ist mit 0 Grad ganz im Süden und -3 Grad ganz im Norden etwas
kälter. Von Nordfriesland bis zum nördlichen Vorpommern könnte gegen Abend mit
Winddrehung auf Nordost noch kältere Luft einsickern.

Am Freitag zeigt der Randtrog über Westeuropa Abtropftendenz zum westlichen
Mittelmeer. Während sich das Tief über der Deutschen Bucht auffüllt, entwickelt
sich ein neues Höhentief über Litauen. Abends reicht eine Tiefdruckrinne von
Nordwestdeutschland über die nördliche Mitte Polens bis nach Weißrussland.
Nördlich der Rinne sammelt sich Kaltluft mit Temperaturen zwischen -4 und -9
Grad an, während südlich der Rinne die Luft mit Werten um -3 Grad nur mäßig kalt
ist.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der neue Modelllauf des EZMW simuliert die Basisfelder für den Montag noch sehr
ähnlich. Bereits am Dienstag laufen die Felder auseinander, in den
Wettererscheinungen macht sich dies außer beim Wind noch nicht so sehr
bemerkbar, da im Nordosten noch Mischluft wirksam ist, so dass auch dort meist
noch Regen oder Schneeregen fällt.
Am Mittwoch aber zeigt vor allem der 12-UTC-Lauf Differenzen, die sich auch beim
Wetter niederschlagen: Es verbleibt nämlich eine Tiefdruckrinne an der
Main-Linie mit deutlich niedrigerer Schneefallgrenze nördlich davon. Die
00-UTC-Läufe stellen im Tagesverlauf wieder mehr auf Süd um, so dass die
Schneefallgrenze wieder ansteigt.
Am Donnerstag kommt die nächste Okklusion im 12-UTC-Lauf vom Atlantik bis zum
Abend etwa bis zu den östlichen Mittelgebirgen und zum Münsterland voran und
nordöstlich der Front würde es noch recht kalt bleiben bei Südostwinden. Im
neuesten Lauf kommt die Luftmassengrenze etwa bis zur dänischen Grenze und bis
nach Rügen voran und postfrontal steigt die Schneefallgrenze wieder an bis in
die Kammlagen der Gebirge.
Am Freitag wird die Luftmassengrenze im neuesten Lauf wieder etwas nach Süden
gedrückt, so dass der äußerste Norden und Nordosten bei Ost- bis Nordostwind
wieder in die Kaltluft kommen würde, allerdings wohl bei Werten knapp über null
Grad. Im 12-UTC-Lauf formiert sich in Südwestdeutschland eine Tiefdruckrinne, so
dass in der Mitte und im Norden sowie im Osten bodennah eher kalte Luft
vorhanden ist, allerdings mit Temperaturen meist knapp über null Grad in tiefen
Lagen.
Die mildeste Variante hat der 00-UTC-Lauf von gestern mit einem Tiefdrucksystem
über England und Nordostfrankreich und eher milder Luft, die von Süden und
Südosten kommt. Es wird also spannend beim Wetter!
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die südlichste Lage der Luftmassengrenze simuliert heute das chinesische Modell,
wobei eine ähnliche Lage wie beim 12-UTC-Lauf vom EZMW entsteht. Insgesamt ist
in dieser Variante die Luft nördlich der Grenze sogar kälter als beim EZMW, so
dass ein eher winterlicher Wettercharakter nördlich des Mains entstehen würde,
vor allem ab Freitag.
Interessant ist, dass bei ICON, NAVGEM und UKMO das Wellentief von Mittwoch
vollständig fehlt. Anschließend gleichen sich die Modelle aber wieder an, wenn
man mal vom chinesischen Modell absieht. Bei CMA bildet sich am Mittwoch an der
Luftmassengrenze in der Mitte ein Randtief und kein klassisches Wellentief wie
bei EZMW.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse des EZMW berechnet vom 5 bis zum 7. Folgetag nur einen
Cluster, in dem ebenfalls zum Freitag hin die langsame Südverlagerung der
Luftmassengrenze vom Küstengebiet aus enthalten ist, die Luftmassengrenze an der
Main-Linie (wie bei CMA und wie beim gestrigen 12-UTC-Lauf) aber fehlt.
Winterliches Wetter ist somit ab Freitag im äußersten Norden durchaus
wahrscheinlich, wenngleich es bei der Prognose einer Schneedecke durch
Ostseeluft Probleme gibt (eventuell nur nasskaltes Wetter knapp über 0 Grad).
In der erweiterten Mittelfrist gibt es 3 Cluster, wobei im ersten Cluster mit 24
Modellruns von Westen her die Luftmassengrenze im mittleren Deutschland
regeneriert wird und im Südwesten wieder mildere Luft einströmt.
Im 2.und 3. Cluster (14 bzw. 13 Modellruns) entsteht über England, der Nordsee
und Polen hoher Luftdruck, so dass die Kaltluft über Mitteleuropa konserviert
wird bzw. sich festsetzt.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Dienstag und anfangs auch am Mittwoch ist vorübergehend die Gefahr von
Dauerregen in den Staulagen der Mittelgebirge erhöht.
Anschließend ist die Wahrscheinlichkeit von Dauerregen nur gering.

Die Wahrscheinlichkeit von stürmischen Böen und einzelnen Sturmböen ist von
Montag bis Mittwoch im Westen und Nordwesten, am Dienstag und Mittwoch auch im
Südwesten leicht erhöht. Im höheren Bergland und an der See ist die
Wahrscheinlichkeit von Sturmböen deutlich erhöht. Anschließend gibt es nur noch
an der See und auf exponierten Bergen Sturmgefahr.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, EPS, oper. Modelle.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Olaf Pels Leusden