DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

29-12-2023 08:30
SXEU31 DWAV 290800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 29.12.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
W z

Heute Windböen und stürmische Böen, im Bergland und an den Küsten Sturmböen. Am
Samstag Wetterberuhigung, am letzten Tag des Jahres wieder windiger.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
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Freitag... liegen wir am Rand eines breiten Langwellentroges unter einer
zyklonalen westlichen Strömung. Die Strömung bleibt recht glatt, nach Abzug
eines flachen kurzwelligen Troganteils folgt abends und in der kommenden Nacht
über die
Nordsee der Nächste. Die Reste einer schwachen Kaltfront bringen über dem Süden
noch etwas Regen, der aber immer schwächer wird.
Eine weitere, thermisch eher schlappe Kaltfront greift schleifend auf
Norddeutschland über. Dahinter folgt etwas weniger milde Luft, was sich aber bei
kräftigem Südwest- bis Westwind kaum in den 2m Temperaturen niederschlägt. Die
0°C Isotherme in 850 hPa liegt über Norddeutschland, die -30°C in 500 hPa werden
zu den Küsten hin unterschritten, womit dort eine gut ausgeprägte vertikale
Temperaturabnahme gegeben ist.

Dazu kommen Hebungsimpulse aus Warmluftadvektion und hochfrequenten PVA
Anteilen, die an der nördlichen Kaltfront gebietsweise Schauer oder
schauerartigen Regen auslösen. Im Bereich der höhenkältesten Luft im äußersten
Norden sind kurze Gewitter nicht ausgeschlossen. In feuchter Luft sind über 12h
im Norden und Westen (NRW bis Harz) gebietsweise 10 bis 15 l/qm Regen möglich.

Niedriger Luftdruck über Südskandinavien und eine Hochdruckzone über Südeuropa
sorgt über uns für einen gut ausgeprägten Druckgradienten, der sich aktuell bis
Süddeutschland ausweitet. Es kommt somit recht verbreitet zu Böen 7-8 Bft. Der
Südosten bleibt in tiefen Lagen ausgespart. Vor allem an der Nordsee, exponiert
der westlichen Ostsee und im Bergland sind Sturmböen 9 Bft möglich, auf dem
Brocken bis 12 Bft. Bei Schauern sind Dank 40 bis 50 kt in 700 m Höhe Sturmböen
9 Bft ebenfalls nicht ausgeschlossen. Ein markanter Bodentrog, der über die
Nordsee und Dänemark nach Osten schwenkt bringt vorzugsweise mittags und am
frühen Nachmittag an der Nordsee und der westlichen Ostsee einzelne schwere
Sturmböen 10 Bft.
Die gute Durchmischung bringt ziemlich einheitliche Temperaturen von 9 bis 14°C.


In der Nacht zum Samstag greift der Kurzwellentrog unter Verstärkung auf
Deutschland über und liegt mit seiner Achse Samstag früh über dem Nordosten. Der
Schwerpunkt der Regenfälle an der über dem Norden leicht wellenden Kaltfront
zieht über die Mitte und den Norden nach Polen ab. Der nachfolgende Trog
labilisiert die Schichtung und bringt weitere Schauer, vereinzelt kurze
Gewitter. Über die Nacht hinweg sind nochmal, vor allem im Norden und Westen
gebietsweise 5 bis 10 l/qm Regen, vereinzelt um 15 l/qm zu erwarten. Akkumuliert
über 24h kommen gebietsweise 10 bis 20 l/qm zusammen, in einigen Staulagen des
Westens und Nordens 20 bis örtlich um 30 l/qm. Warnungen drängen sich von daher
nicht zwangsläufig auf, sind im Hinblick auf die Hochwasserlage im Norden und
Westen auch nicht von der Hand zu weisen. Südlich der Donau kommt der Regen kaum
an.
Die Windlage ändert sich zunächst nur wenig, erst im Laufe der Nacht ist von
Westen her eine deutlichere Abschwächung zu erkennen. Da sich über Westeuropa
ein Rücken nähert, verbunden mit auffächerndem Druckgradienten. Am längsten
halten sich die stärkeren Böen an der See, im Bergland und im Umfeld der
Kaltfront.

Die Nacht bleibt frostfrei.


Samstag... gerät die westliche Strömung stärker ins Schwingen. Über dem Atlantik
westlich Irlands formiert sich ein kräftiger Trog, der stromab einen Höhenrücken
nach Mitteleuropa vorschiebt. Damit steigt auch der Bodendruck und es bildet
sich ein schwaches Zwischenhoch. Die Wetterberuhigung fällt aber weder üppig
noch besonders nachhaltig aus.

Der davor über uns nach Polen abziehende Trog löst vor allem im Norden und Osten
zunächst Schauer aus, für Gewitter reicht es wohl nicht mehr. Im Süden hält sich
teils starke Restbewölkung vor allem nach Südosten hin regnet es noch
stellenweise mit leichter Intensität. Im Tagesverlauf dürfte aber bedingt durch
leichtes Absinken eine Wetterbesserung greifen und die Sonne kommt durch.
Auch der Druckgradient ist noch nicht ganz raus. Besonders in der Nordosthälfte
wird der Gradient durch kurzwellige Tröge am Boden und in der Höhe angefacht und
es sind bis zum Mittag Böen 7 Bft möglich, im Bergland und an den Küsten
stürmische Böen bis (im höheren Bergland) Sturmböen aus westlichen Richtungen.
Im Tagesverlauf lässt der Wind aber auch im Nordosten nach.

Mit dem eingangs erwähnten Trog ist eine Sturmzyklogenese verbunden, wobei das
Sturmtief abends mit ca. 967 hPa (ICON) knapp nordwestlich Irlands liegen soll.
Die Warmfront greift weit ostwärts mit WLA in den Höhenrücken aus und auf den
Nordwesten über mit zunächst hoher und mittelhoher Bewölkung. Abends sind ganz
im Nordwesten ein paar Tropfen Regen zu erwarten.
Davor dreht der Wind von Westen her auf südliche Richtungen. Er lebt auf,
stärkere, aber nicht warnwürdige Böen sind im westlichen Bergland und an der
Nordsee zu erwarten. In die Nordosthälfte fließt etwas kältere Meeresluft ein
(-5°C in 850 hPa) in der die 2m Temperaturen leicht zurückgehen, sonst sind
weiter 9 bis 14°C an der Tagesordnung.

In der Nacht zum Sonntag liegt das Sturmtief unter dem Höhentrog und beginnt
sich aufzufüllen. Wir geraten in den Warmsektor in den Zustrom sehr milder
Luftmassen. An der abziehenden Warmfront im Norden und mit Annäherung der
Kaltfront über Westeuropa im Westen regnet es etwas. Sonst überwiegt vor allem
im Osten und Süden aufgelockerte Bewölkung.
Der Gradient nimmt vor allem im Westen und Nordwesten erneut zu. Exponiert in
tiefen (Lee)Lagen sind im Westen und auf den Nordseeinseln Böen 7 Bft zu
erwarten, im höheren Bergland exponiert stürmische Böen oder Sturmböen, Richtung
allgemein Süd, teils SE rückdrehend.

Im Südosten bildet sich bei schwachem Wind eine kalte Grundschicht mit
Temperaturen um 0°C und Nebelfeldern, sonst bleibt es frostfrei.


Sonntag... Silvester, bohrt sich der Trog ausgehend vom Drehzentrum bei Irland
nach Südosten vor, in Richtung Nordwestdeutschland. Er weist dabei zusehend
negative Achsneigung auf.
Die Kaltfront des sich über Schottland langsam weiter auffüllenden Tiefs
überquert unter der südlichen bis südwestlichen Höhenströmung leicht schleifend
große Landesteile und dürfte abends den Südosten und Osten erfassen. Die damit
verbundenen Regenfälle breiten sich ostwärts aus, das Regenband reißt aber über
der Mitte auseinander. Postfrontal gelangt wieder eine erwärmte Meereskaltluft
nach Deutschland, in der bei -1°C in 850 hPa die Niederschläge in Hochlagen des
Schwarzwaldes und in den Alpen oberhalb 1000 bis 1200m in Schnee übergehen.

Dahinter folgt ein Kurzwellentrog mit höhenkalter Luft unter -30°C in 500 hPa,
die vor allem im Westen und Nordwesten Schauer und vereinzelte Gewitter bringt.
Dazwischen lockert die Bewölkung vorübergehend auf, der äußersten Südosten
bekommt noch nicht viel vom Regen ab.

Der bodennah meist südliche bis südöstliche Wind frischt vor allem im Westen und
bei Passage des Tiefausläufers sowie an den Schauern auf mit einzelnen Bft 7 bis
8 auch in tiefen Lagen, ähnliche Böen dürfte es über der Nordsee geben, aber
weniger an der Küste, da der Wind ablandig weht. Die höheren Berglagen und
Gipfel sind weiter mit Sturmböen dabei.

Die Luftmassen bleiben sehr mild, auch postfrontal, sodass erneut Temperaturen
um +10°C anstehen. Nur im Nordosten bleibt es bei weniger Durchmischung und SE
Wind nicht ganz so mild, bei +6/+7°C.

In der Nacht zum Montag, zum neuen Jahr, schwenkt die Haupttrogachse nach Norden
weg, was die Strömung auf Südwest- bis West drehen lässt. Die frontalen
Niederschläge ziehen nach Osten ab, am längsten regnet es in SE Bayern. Dahinter
folgen konvektiv geprägte Regenfälle. Vereinzelt sind Gewitter nicht
ausgeschlossen. Mit einfließen etwas höhenkälterer Luft (-2°C in 850 hPa, -30°C
in 500 hPa) fallen die Niederschläge im höheren Bergland (700/800) und in den
Alpen oberhalb 1000m vermehrt als Schnee. Die Neuschneemengen sind aber auch
dort nur gering.
Vor allem im Westen und über der Mitte bleibt es windig mit Böen 7 Bft, im
Bergland und auf Nordseeinseln 8 Bft und exponiert auf Gipfeln Sturmböen, meist
aus Süd bis Südwest.

Ansonsten ist der südliche Wind abseits der Warnschwellen unterwegs.

Abgesehen vom Bergland liegen die Temperaturen mehr oder weniger deutlich über
dem Gefrierpunkt.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren im synoptischen Scale ähnlich. Unterschiede beschränken
sich auf Details.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner