DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

28-12-2023 09:01
SXEU31 DWAV 280800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 28.12.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
W z

Zeitweise sehr windig und starke bis stürmische Böen. Im Bergland und an der
Nordsee Sturmböen, Samstag kurze Beruhigung.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... liegen Mitteleuropa und damit auch Deutschland am Rand
langwelliger Tröge über Nordeuropa und dem Atlantik unter einer recht glatten
westlichen Strömung.
Die Kaltfront eines an den Shetland Inseln vorbei bis vor die Norwegische Küste
ziehenden Tiefs hat Süddeutschland erreicht und kommt schleifend nur noch
langsam weiter nach Süden voran. Zunächst von schwacher Kaltluftadvektion
überlaufen, bringt sie meist nur wenig Regen. Lediglich in Staulagen des
Schwarzwaldes und des bayerischen Waldes kann es 10 bis 15 l/qm bis heute Abend
geben.
Durch die Ostverlagerung des Tiefs, gestützt im Tagesverlauf durch die Bildung
eines Teiltiefs im Bereich des Oslofjords, nimmt der Druckgradient vor allem im
Norden und der Mitte zu. Besonders im Nordwesten sowie im Lee der nördlichen und
westlichen Mittelgebirge gibt es dann Windböen Bft 7 aus Südwest. An der Nordsee
und bis ins nordwestliche und schleswig-holsteinische Binnenland hinein sind
stürmische Böen Bft 8, an exponierten Küstenabschnitten Sturmböen Bft 9 zu
erwarten.
In Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge muss mit Sturmböen Bft 8/9 gerechnet
werden, in exponierten Gipfellagen sind schwere Sturmböen Bft 10, auf dem
Brocken Orkanböen Bft 12 wahrscheinlich.

Sowohl präfrontal, etwa südlich der Donau, als auch postfrontal zeigt sich bei
Auflockerungen die Sonne, ganz im Süden auch für längere Zeit. Mit Übergreifen
eines flachen Troges wird in den Norden etwas höhenkältere Luft geführt, in der
in 850 hPa die Temperaturen um 0°C liegen, in 500 hPa auf -27°C zurückgehen.
Damit kommen Schauer auf, die aber wahrscheinlich nicht viel über 750/700 hPa
hinausgehen und kaum gewittrig werden. Sie bringen nur wenige l/qm Regen.

An der Zufuhr deutschlandweit milder Luft ändert auch die Passage der Kaltfront
nichts. Bedingt durch die postfrontale gute Durchmischung sind
Tageshöchsttemperaturen zwischen 9 und 13 Grad zu erwarten; nur im Südosten, wo
der leichte Frost der Vornacht und fehlender Wind die Temperaturen bremsen,
bleibt es örtlich kühler.

In der Nacht zum Freitag schleift die strömungsparallele Kaltfront weiter über
Süddeutschland, wo sie sich mangels Hebung weiter abschwächt. Sie hinterlässt
starke Bewölkung, allerdings nur wenig Regen. Dafür formiert sich über der
Nordsee ein Trog etwas deutlicher, auf dessen Vorderseite sich der Jet in 300
hPa mit bis 130 kt in den Nordwesten vorschiebt. Bei steigender Zyklonalität und
Temperaturen, die in 500 hPa an die -30°C zurückgehen wird die Schichtung
labiler und es breiten sich Schauer oder schauerartiger Regen über den Norden
und Westen aus, in die ganz im Nordwesten einzelne Gewitter eingelagert sein
können.
Nach kurzer Schwächephase am Abend nimmt der Druckgradient im Laufe der Nacht
wieder zu. Dann sind im Nordwesten vermehrt stürmische Böen Bft 8 aus Südwest
denkbar. An der Nordsee kommt es zu Sturmböen Bft 9, an den
Schleswig-Holsteinischen Küsten sowie im angrenzenden Binnenland können vor
allem in Schauern, wenn der Oberwind von 50 kt in 925 hPa runtergemischt wird,
schwere Sturmböen Bft 10 auftreten.
Sonst sind im Westen und Norden, gebietsweise im Osten Windböen Bft 7 zu
erwarten. Im höheren Bergland bleibt es stürmisch mit Böen Bft 9 bis 10. Auf dem
Brocken gibt es Orkanböen Bft 11 bis 12.
Aufgrund guter Durchmischung und starker Bewölkung ist leichter Frost allenfalls
in Alpentälern möglich.


Freitag... ändert sich an der zyklonalen Westlage nicht viel. Die Strömung
bleibt recht glatt, nach Abzug eines flachen Troges folgt tagsüber über die
Nordsee der nächste. Die weniger milde Luft breitet sich etwas nach Süden aus,
was sich aber bei kräftigem Südwest- bis Westwind kaum in den 2m Temperaturen
niederschlägt. Die 0°C Isotherme in 850 hPa liegt über Norddeutschland, die
-30°C in 500 hPa werden zu den Küsten hin unterschritten.

Dazu kommen Hebungsimpulse aus Warmluftadvektion und hochfrequenten PVA
Anteilen, die vor allem über dem Norden und der Mitte gebietsweise Schauer oder
schauerartigen Regen auslösen. Im Bereich der höhenkältesten Luft ganz im Norden
sind kurze Gewitter nicht ausgeschlossen. In feuchter Luft sind über 12h im
Norden und Westen gebietsweise 10 bis 15 l/qm Regen möglich.

Der recht stramme Druckgradient weitet sich weiter in den Süden aus, was recht
verbreitet Böen 7-8 Bft zur Folge hat. Im Süden etwas weniger, nach Norden hin
und in Leelagen etwas mehr. Der Südosten bleibt in tiefen Lagen ausgespart. Vor
allem an der Nordsee, exponiert der westlichen Ostsee und im Bergland sind
Sturmböen 9-10 Bft möglich, auf dem Brocken weiter bis 12 Bft. Bei Schauern sind
Dank 40 bis 50 kT in 700 m Höhe Sturmböen 9 Bft ebenfalls nicht ausgeschlossen.

Die Durchmischung bringt ziemlich einheitliche Temperaturen von 9 bis 14°C.

In der Nacht zum Samstag greift der Kurzwellentrog unter Verstärkung auf
Deutschland über. Der Schwerpunkt der Regenfälle zieht zunächst über den Osten
und Süden ab, wird aber gefolgt von der Labilisierung durch den Trog, was die
Schauer andauern lässt, die zudem von Gewittern begleitet sein können. Über die
Nacht hinweg sind nochmal, vor allem im Norden und Westen gebietsweise 5 bis 10
l/qm Regen zu erwarten. Akkumuliert über 24h kommen gebietsweise 10 bis 20 l/qm
zusammen, in einigen Staulagen 20 bis 30 l/qm. Warnungen drängen sich von daher
nicht unbedingt auf, im Hinblick auf die Lage an den Seen, Flüssen in einigen
Landesteilen sind allerdings auch diese Mengen schon kritisch.

Die Windlage ändert sich zunächst nur wenig, erst im Laufe der Nacht ist von
Westen her eine deutlichere Abschwächung zu erkennen. Da sich über Westeuropa
ein Rücken nähert, verbunden mit auffächerndem Druckgradienten.
Die Nacht bleibt frostfrei.


Samstag... gerät die westliche Strömung stärker ins Schwingen. Über dem Atlantik
westlich GB formiert sich ein kräftiger Trog, der stromab einen Höhenrücken nach
Mitteleuropa vorschiebt. Damit steigt auch der Bodendruck und es bildet sich ein
schwaches Zwischenhoch. Die Wetterberuhigung fällt aber weder üppig noch
besonders nachhaltig aus.

Der abziehende Trog löst vor allem im Norden und Osten zunächst Schauer aus, für
Gewitter reicht es wohl nicht mehr. Im Süden hält sich teils starke
Restbewölkung vor allem nach Südosten hin regnet es noch gebietsweise mit
leichter Intensität. Im Tagesverlauf dürfte aber eine Wetterbesserung greifen
und die Sonne kommt durch. Auch der Druckgradient ist noch nicht ganz raus.
Besonders in der Nordosthälfte sind bis zum Mittag Böen 7 Bft möglich, im
Bergland und an den Küsten stürmische Böen bis (im höheren Bergland) Sturmböen
aus westlichen Richtungen. Im Tagesverlauf lässt der Wind aber auch im Nordosten
nach.

Mit dem eingangs erwähnten Trog ist eine Sturmzyklogenese verbunden, wobei das
Sturmtief abends mit ca. 960 hPa knapp nordwestlich Irlands liegen soll. Die
Warmfront greift auf den Nordwesten über mit zunächst hoher und mittelhoher
Bewölkung, abends sind eventuell ganz im Nordwesten ein paar Tropfen Regen zu
erwarten. Davor dreht der Wind auf Süd bis Südwest. Er lebt wieder auf, um an
der Nordsee und im westlichen Bergland exponiert 7 Bft zu erreichen.
In der Nordosthälfte fließt etwas kältere Meeresluft ein (-5°C in 850 hPa) in
der die 2m Temperaturen leicht zurückgehen, sonst sind weiter 9 bis 14°C an der
Tagesordnung.

In der Nacht zum Sonntag zieht ein Randtief mit ca. 980 hPa im Kern zum
Ärmelkanal. Die Warmfront des Zentraltiefs (bei Irland) zieht über den Norden
ab, die Kaltfront wird durch die Tiefentwicklung über Westeuropa aufgehalten.
Wir liegen wieder im Zustrom sehr milder Luft aus Süd bis Südwest, in einem
großen Warmsektor.
Der Gradient nimmt erneut zu. Bis in tiefe Lagen sind im Westen Böen 7 Bft zu
erwarten, sonst an der Nordsee 7 bis 8 Bft, im höheren Bergland stürmische Böen
oder Sturmböen, exponiert auf wenigen Bergen schwere Sturmböen bis orkanartige
Böen, Richtung allgemein Süd, teils SE rückdrehend.
Im Südosten sind bei schwachem Wind und aufgelockerter Bewölkung Werte um 0°C
möglich, sonst bleibt es frostfrei. Vor allem im Westen und Nordwesten kann es
aus starker Bewölkung ab und zu etwas regnen.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren die großräumigen Strukturen ähnlich. Der Wind steht im
Focus der Warntätigkeit. Aus Sicht unserer Warnschwellen drängen sich
Dauerregenwarnungen nicht auf.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner