DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

27-12-2023 08:01
SXEU31 DWAV 270800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 27.12.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
SW a, erneut Übergang zu W z

WIND:
Heute im Tagesverlauf im westlichen Bergland aufkommend stürmische Böen Bft 8,
ab dem Abend dort wie auch auf Gipfeln der nördlichen und zentralen
Mittelgebirge Sturmböen und bis Donnerstagfrüh auch in den Hochlagen der
östlichen Mittelgebirge Sturmböen Bft 8/9 aus Süd bis Südwest, auf dem Brocken
schwere Sturmböen. Zudem an und über der Nordsee Sturmböen Bft 8/9 aus Südwest.
Von dort aus im Laufe des Donnerstags bis ins nordwestliche Binnenland
ausgreifend stürmische Böen. In der Nacht zum Freitag auch an einigen
Abschnitten der Ostseeküste stürmische Böen aus Südwest. Am Freitag tagsüber
zusätzlich im Lee einiger Mittelgebirge stürmische Böen aus Südwest.


Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
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Mittwoch... liegt Deutschland unter der Frontalzone, die sich zonal von
Neufundland bis in den nahen Ostatlantik und stärker mäandrierend bis zum
südlichen Ural erstreckt. Ein darin eingelagerter Rücken wird dabei von West-
nach Mitteleuropa gesteuert. Durch diesen wird ein Zwischenhochkeil gestützt. In
dessen Bereich kam die eingeflossene maritime Polarluft zur Ruhe. Allerdings
wird der Rücken durch Warmluftadvektion überlaufen, die in Verbindung mit der
Warmfront eines Randtiefs bei Irland steht. Hierdurch zieht von Westen her rasch
mehrschichtige Bewölkung auf. Im Osten, aber vor allem auch im Süden stellen
sich noch größere Auflockerungen ein. Frontale Niederschläge, die fernab von
jeglicher Warnrelevanz sind, erfassen bereits ab dem Vormittag den Nordwesten
Deutschlands und weiten sich nach Norden aus. Die Tageshöchsttemperaturen
erreichen 5 bis 10, in tieferen Lagen Südwest- und Süddeutschlands bis 12 Grad.
Im Tagesverlauf überquert das o.g. Randtief Schottland, wodurch im Nordwesten
und Westen Deutschlands eine leichte Gradientzunahme erfolgt. Daher kommen
zunächst in Berglagen westlich des Rheins, bis zum Abend auch in den Hochlagen
der nördlichen und zentralen Mittelgebirge sowie an und über der Nordsee
Sturmböen Bft 8/9 aus Süd auf.

In der Nacht zum Donnerstag verlagert sich der Rücken nach Polen, wodurch sich
über Deutschland eine südwestliche Strömung einstellt. In diese läuft schleifend
die Kaltfront des dann in die nördliche Nordsee ziehenden Randtiefs herein. Da
sich über die Kaltfront hinweg Kaltluftadvektion nach Osten durchsetzt, ist die
Wetterwirksamkeit dieser Front gering und beschränkt sich auf wenige Millimeter
Niederschlag. Mit der Ostverlagerung des Zwischenhochkeils (oder was davon übrig
ist) erfolgt im Osten eine leichte Gradientzunahme, wodurch auch in den
Hochlagen der dortigen Mittelgebirge Sturmböen Bft 8/9 aus Südwest aufkommen
können. Bis in die Lausitz hinein können durch Böhmischen Wind in den hierfür
anfälligen Tälern Windböen Bft 7 auftreten.
Warnrelevanter Nebel sollte durch den zunehmenden Gradienten nicht zustande
kommen. Leichter Frost ist auf den Südosten Deutschlands beschränkt.

Donnerstag... liegt Deutschland unter einer west- südwestlichen und leicht
zyklonal gekrümmten Strömung, die keine eindeutigen Keil-Trog-Strukturen
aufweist. Die Kaltfront des sich über den Oslofjord hinweg ostwärts verlagernden
und dabei auffüllenden Randtiefs arbeitet sich schleifend über die
Mittelgebirgsschwelle hinweg südwärts vor. Nach wie vor reicht es nur für wenige
Millimeter Niederschlag; selbst in Staulagen kommen nicht mehr als 10 mm
innerhalb von 12 Stunden zusammen.
Bedingt durch die Ostverlagerung des o.g. Tiefs erfolgt eine weitere leichte
Gradientzunahme, wodurch im Tagesverlauf im gesamten Nordwesten sowie in Teilen
der Mitte und dort vor allem im Lee der nördlichen und westlichen Mittelgebirge
und darüber hinaus an der Mecklenburgischen Ostseeküste Windböen Bft 7
aufkommen. Bis ins nordwestliche und schleswig-holsteinische Binnenland hinein
sind dann stürmische Böen möglich. In den Kamm- und Gipfellagen der
Mittelgebirge muss weiterhin mit Sturmböen Bft 8/9 gerechnet werden, auf dem
Brockenplateau sind schwere Sturm- und orkanartige Böen nicht auszuschließen.
Auflockerungen sind dann auf den postfrontalen Bereich, d.h. einen breiten
Streifen nördlich der Mittelgebirge bis zur Oder und Neiße sowie auf den
Südosten Deutschlands beschränkt. Bedingt durch die postfrontale Durchmischung
sind deutschlandweit Tageshöchsttemperaturen zwischen 7 und 12 Grad zu erwarten.


In der Nacht zum Freitag bleibt über dem Vorhersagegebiet die west-südwestliche
Strömung bestehen. Die darin eingelagerte schleifende Kaltfront löst sich über
dem Süden Deutschlands auf; nennenswerte Niederschläge sind daran nicht mehr zu
erwarten. Allerdings macht sich die leicht zunehmende Zyklonalität im Nordwesten
und ganz im Norden in Form von schauerartigen Niederschlägen bemerkbar, über der
offenen Nordsee ist die Schichtung hinreichend labil, so dass dort einzelne
kurze Gewitter nicht auszuschließen sind.
Während im Bergland und an der See die Windsituation weitgehend unverändert ist,
flaut im Binnenland abseits der Gebirge der Wind weitgehend ab, so dass
warnrelevante Böen eher unwahrscheinlich sind. Aufgrund des weiterhin
beständigen Gradienten und der meist vorherrschenden mehrschichtigen Bewölkung
ist Nebel eher unwahrscheinlich. Leichter Frost ist allenfalls in einigen
Alpentälern möglich.

Freitag... beginnt die Frontalzone wieder ein wenig zu mäandrieren. Dies erfolgt
in Form von kurzwelligen Keil-Trog-Strukturen. Einer dieser flachen, aber
relativ breiten Kurzwellentröge überquert die Britischen Inseln, was die
Strömung über Mitteleuropa ein wenig aufsteilen lässt. Hierdurch sind
Auflockerungen im Süden und Südosten Deutschlands am wahrscheinlichsten.
Ansonsten dominiert mehrschichtige, teils auch rasch wechselnde Bewölkung.
Mit Annäherung dieses Kurzwellentroges wird im Nordwesten und im Norden die
Schichtung etwas labiler. Temperaturen knapp unter 0 Grad im 850 hPa-Niveau und
darüber bis -32 Grad in 500 hPa sind für kurze Gewitter bis ins Binnenland
hinein hinreichend. An der Küste muss in Gewitternähe mit Böen bis Sturmstärke
gerechnet werden.
Wie bereits am Vortag frischt der Wind mit Böen Bft 7 bis ins nördliche und
Nordwestliche Binnenland hinein sowie im Lee der nördlichen, westlichen und
zentralen Mittelgebirge auf. An der See können einzelne stürmische Böen, über
der offenen Nordsee auch abseits von Gewittern sowie in den Kamm- und
Gipfellagen der Mittelgebirge Sturmböen Bft 8/9 (Brocken schwere Sturm- und
orkanartige Böen) auftreten. Gegenüber dem Vortag erfolgt keine wesentliche
Temperaturänderung.

In der Nacht zum Samstag wird der Kurzwellentrog von den Britischen Inseln
kommend unter leichter Verschärfung über Deutschland hinweg ostwärts gesteuert.
Dabei dringt die vorgelagerte Kaltfront leicht schleifend bis in den
Mittelgebirgsraum vor. In Staulagen können dann auch etwas über 10 mm
Niederschlag innerhalb von 12 Stunden zusammenkommen. Die feste Phase ist jedoch
auf die höchsten Gipfellagen beschränkt. Einige Modelle, vor allem UK10 und GFS,
zeigen für Teile von NRW und das südliche Niederschlagssummen bis etwa zum Harz
24-std. Niederschlagssummen bis über 30 mm, was aufgrund der dort noch
kritischen Hochwassersituation weiter zu monitoren ist. Bisher werden derartige
Signale nur von COSMO-LEPS bestätigt, wobei die Vorhersagen noch nicht
konsistent sind.
Bedingt durch die Passage des Kurzwellentroges flaut der Wind kaum ab, so dass
im nördlichen Binnenland und dort bis in die Mitte Deutschlands hinein Windböen
Bft 7 auftreten können. Für höhere Berglagen und die Küste ist die Windsituation
gegenüber Freitag weitgehend unverändert. Dabei bleibt es deutschlandweit
frostfrei.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen weitgehend die oben beschriebene Entwicklung.
Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten
Unterschiede ableiten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann