DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

26-12-2023 18:01
SXEU31 DWAV 261800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 26.12.2023 um 18 UTC


SCHLAGZEILE:
Ganz im Süden und Südosten ruhiges Wetter, sonst nach kurzem
Zwischenhocheinfluss wieder unbeständig, zeitweise stark windig, bevorzugt in
Küstennähe sowie im Bergland auch stürmisch. Am Donnerstag im Nordwesten auch
landeinwärts Böen Bft 8, in der Nacht zum Freitag auch in weiten Teilen von NRW,
Niedersachsen und im nördlichen Rheinland-Pfalz.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC
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Aktuell ... löst sich die ganz im Süden schleifende Kaltfront des Tiefs über
Litauen weitgehend auf und der zugehörige Höhentrog schwenkt vom nordöstlichen
Deutschland im Laufe der Nacht nach Weißrussland und verliert damit rasch an
Wetterwirksamkeit.
Im Laufe der Nacht wölbt sich der Rücken über Westeuropa weiter auf, seine Achse
erstreckt sich ausgangs der Nacht etwa von Nordostfrankreich zur westlichen
Nordsee. Die WLA überläuft mitteltroposphärisch den Rücken und erfasst im Laufe
der zweiten Nachthälfte von Westen her weite Teile Deutschlands. Im Bodenfeld
schwenkt der Hochkeil von Frankreich her nach Deutschland. Seine Achse verläuft
Mittwochfrüh quer über die Mitte des Vorhersagegebietes hinweg südsüdostwärts.

Somit geht der Gradient deutlich in die Knie und der westliche Wind flaut weiter
ab, zuletzt an der vorpommerschen Ostseeküste und im ostbayerischen
Mittelgebirgsraum sowie im Erzgebirge, wo er bis gegen Mitternacht noch
warnrelevant sein kann. Im Westen dreht er bereits auf südliche Richtungen.

Die schauerartigen Regenfälle im Bereich der zurückgehenden Okklusion im
Nordosten klingen rasch ab und die sich auflösende Front im Süden bringt kaum
noch Niederschlag. Danach ist es meist trocken bei vor allem über der Nordhälfte
vorübergehend aufgelockerter Bewölkung. Stellenweise kann sich Nebel bilden.

Mit der WLA ziehen im Westen aber bald schon neue, mehrschichtige Wolken auf.
Mit der Warmfront des Tiefdruckkomplexes knapp westlich der Britischen Inseln
beginnt es in der zweiten Nachthälfte ganz im Westen leicht zu regnen.

Innerhalb des Hochkeils kühlt es bei schwachwindigen und wolkenarmen
Verhältnissen vor allem in einem Streifen vom Norden bis zur östlichen Mitte
kräftig ab auf Werte um 0 Grad, im Bergland sowie in den Alpen auf -1 bis -3,
gebietsweise tritt Bodenfrost auf und Glätte ist die Ausnahme. Ansonsten liegen
die Tiefstwerte meist bei 5 bis 2 Grad.

Mittwoch ... schwenkt der Höhenrücken allmählich nach Mitteleuropa, wobei sich
landesweit die WLA vorübergehend verstärkt. Zum Abend hin greift dann der
Höhentrog über dem nahen Ostatlantik auf die Britischen Inseln über. Im
Bodenfeld kommt der in mehrere Teiltiefs aufgesplittete Tiefdruckkomplex
westlich von Irland nur allmählich nordostwärts voran. Das Frontensystem ist
allerdings mit einigermaßen Schubkomponente ausgestattet, so dass die Warmfront
über die Nordwesthälfte mit Regenfällen überwiegend leichter Intensität
nordostwärts schwenkt und um 18 UTC bereits Mecklenburg und Berlin erreicht. Die
Kaltfront hängt nach Westen zurück und greift dann auf Nordwestfrankreich und
die Belgische Küste über. Somit wird der Bodenhochkeil nur langsam nach Osten
abgedrängt und wir geraten in den breiten Warmsektor des Tiefs. Die 850
hPa-Temperatur steigt bis zum Abend auf Werte zwischen -4 Grad (noch präfrontal)
auf Rügen und bereits +10 Grad im Alpenvorland, dort stellt sich zum Abend hin
leichter Föhn ein.

Während es aufgrund der WLA im Norden, Westen und auch teilweise in den
mittleren Landesteilen überwiegend stark bewölkt bis bedeckt bleibt, kann sich
vor allem im Süden und Südosten mit zunehmendem Überströmen der Alpen vielerorts
die Sonne durchsetzen und es bleibt trocken.

Der Druckgradient verschärft sich im Tagesverlauf von Westen her wieder
deutlich, angesichts der stabilen Schichtung macht sich das aber nur in höheren
Lagen bemerkbar. In den Gipfellagen einiger Mittelgebirge gibt es zum Abend hin
steife bis stürmische Böen aus Süd bis Südost, auf den Gipfeln der Mittelgebirge
und der Alpen erste Sturmböen, exponiert schwere Sturmböen. Auch über der
offenen Nordsee und westlichen Ostsee muss vermehrt mit steifen bis exponiert
stürmischen Böen gerechnet werden.

Mangels Durchmischung wird es nicht mehr ganz so mild wie an den Vortagen. Die
Höchsttemperaturen erreichen meist Werte zwischen knapp 5 Grad im Nordosten und
vereinzelt 12 Grad in einigen Leelagen im Westen und Südwesten.

In der Nacht zum Donnerstag zieht die Warmfront rasch nach Nordosten ab, später
greift die Kaltfront auf den Westen bzw. Nordwesten über und erreicht ausgangs
der Nacht Sachsen und Nordbaden, wo sie dann zu schleifen beginnt. Mangels
dynamischen Hebungsantrieb und aufgrund der bereits wirksam werdenden KLA büßt
sie im Verlauf deutlich an Wetterwirksamkeit ein. Somit fällt mit Passage zwar
schauerartiger Regen, in Summe kommen aber kaum mehr als wenige l/qm zusammen,
gebietsweise fällt auch fast gar nichts.

Etwa vom Schwarzwald bis nach Ostbayern bleibt es generell noch trocken und vor
allem im Süden bzw. Südosten auch gering bewölkt bis klar. Dort gibt es
verbreitet leichten Frost und gebietsweise auch Nebel, sonst bleibt es
frostfrei, im Westen und Nordwesten mit Tiefstwerten über 5 Grad auch recht
mild.

Mit Kaltfrontpassage und postfrontal treten mit verbessertem vertikalen
Impulstransport vorübergehend auch im Tiefland des Westens und Nordwestens
steife Böen auf. Auch an der Ostsee gibt es steife, an der Nordsee stürmische
Böen und einzelne Sturmböen. Auch in Hochlagen zieht der Wind an, sodass auf den
Gipfeln häufiger schwere Sturmböen, auf dem Brocken orkanartige Böen oder
Orkanböen auftreten.


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Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC

Donnerstag ... Die neuen Modellläufe von ICON und den externen Modellen
simulieren die Entwicklung ähnlich wie die Vorläufe.

Für das Warnmanagement muss beachtet werden, dass es im Norden, Westen und in
Teilen des zentralen Mittelgebirgsraumes steife Böen, im Nordwesten und an
exponierten Abschnitten der Ostsee auch stürmische Böen, an der Nordsee
Sturmböen und auf den Insel einzelne schwere Sturmböen gibt. Auf den Berggipfeln
ist generell Sturm bzw. schwerer Sturm zu erwarten, auf dem Brocken Orkan.
In der Nacht zum Freitag nimmt der Gradient sogar noch etwas zu, so dass in
weiten Teilen NRWs und Niedersachsens (außer Südosten) sowie im nördlichen
Rheinland-Pfalz mit stürmischen Böen gerechnet werden muss. Auf den
Nordfriesischen Inseln und im Raum Borkum sind gar 10er Böen möglich. Im
Nordseeküstenbereich und im nördlichen Schleswig-Holstein muss man sich auf
vereinzelt Gewitter mit teils schweren Sturmböen einstellen. Ursache ist
höhenkalte Luft mit Temperaturen um -30 Grad in 500 hPa bei 850-hPa-Temperaturen
von -1 Grad.



Modellvergleich und -einschätzung
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Die externen Modelle simulieren recht ähnlich.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden