DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

25-12-2023 18:01
SXEU31 DWAV 251800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 25.12.2023 um 18 UTC


SCHLAGZEILE:
Zunächst stellenweise, in der Nacht und am Dienstag etwas verbreiteter starke,
teils auch stürmische Böen. In den westlichen und nördlichen Mittelgebirgen bis
Dienstag anhaltender Dauerregen (teils Unwetter).

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC
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Aktuell ... befindet sich Deutschland im Bereich einer westlichen Höhenströmung,
in die ein flacher Rücken eingebettet ist. Dieser überquert im Laufe des Abends
und der Nacht den Norden Deutschlands. Damit verläuft der Jet in 300 hPa von der
Nordsee und Dänemark hinweg nach Nordpolen und damit etwas nördlicher als am
Vortag. In diese Frontalzone eingebettet ist eine leicht wellende Front über der
nördlichen Mitte Deutschlands und sorgt dort gebietsweise für weiteren leichten
bis mäßigen Regen. Nördlich und südlich dieses breiten Streifens verläuft der
Abend meist trocken.

In der Nacht zum Dienstag greift schließlich ein neues Teiltief ins
Wettergeschehen über Mitteleuropa ein. Dieses zieht von Schottland kommend über
die mittlere Nordsee hinweg unter Beibehaltung seiner Stärke in Richtung
Südspitze Schwedens. Gekoppelt ist diesen an einen flachen Kurzwellentrog (500
hPa), dessen Achse den Nordwesten Deutschlands ausgangs der Nacht erreicht.
Damit greift zunehmend wieder WLA auf den Norden Deutschlands über, ausgangs der
Nacht folgt schließlich die bis etwa auf eine Linie Emsland-Lübecker Bucht
vorankommende Kaltfront. Durch die kräftige WLA ergibt sich wieder eine
Intensivierung des Regens über der Nordhälfte, bevor im äußersten Nordwesten die
Niederschläge postfrontal wieder abklingen. Die Südhälfte bleibt von den
Regenfällen unbeeinflusst. Die verschiedenen Modelle verorten den kräftigsten
Regen übereinstimmend in einem breiten Streifen von der Landesgrenze zu den
Niederlanden bis in den zentralen Mittelgebirgsraum mit bis zu 20, örtlich 25
l/qm in 12 Stunden. In den Staulagen der westlichen Mittelgebirge und des Harzes
sind auch etwas höhere Mengen möglich. Nördlich davon sind es meist 3 bis
örtlich 10, südlich bis etwa zum Main ebenfalls nur bis 5 l/qm.

In bisher mit Tauwetter bewarnten Regionen im Erzgebirge fallen maximal 3 bis 5
l/qm, sodass mit der nur mehr in höheren Lagen vorhandenen Schneedecke die
Warnungen vor starkem Tauwetter planmäßig heute Abend auslaufen können.

Neben dem wieder intensivierenden Regen nimmt auch der Gradient wieder etwas zu,
sodass sich die Wahrscheinlichkeit für starke Böen während der Nacht wieder
deutlich erhöht. Betroffen davon sind wahrscheinlich vor allem die westlichen
und mittleren Regionen mit starken Böen aus Südwest, später im Nordwesten mit
Kaltfrontdurchgang auf West drehend. An der Nordsee sowie im Bergland muss dann
zunehmend wieder mit stürmischen Böen, in exponierten Lagen mit Sturmböen, auf
exponierten Gipfeln mit schweren Sturmböen bis Orkanböen gerechnet werden. Etwas
außen vor bleiben größere Teile des Ostens und Südens.

Bei einem überwiegend stark bewölkten bis bedeckten Himmel verläuft die Nacht
mit Tiefstwerten zwischen 10 und 3 Grad meist frostfrei. Nur im äußersten Süden
ist die Nacht teils klar, in manchen windgeschützten Alpentälern ist die knappe
Unterschreitung der 0 Grad-Marke möglich. Dort ist auch örtliche Glätte nicht
ganz ausgeschlossen.

Dienstag ... zieht der erwähnte flache Randtrog unter leichter Amplifizierung
über den Norden Deutschlands hinweg östlich ab, wobei die Trogachse am Abend
bereits den polnischen Bereich erreicht. Bodennah verlagert sich das
kleinräumige Tief ohne wesentliche Intensitätsveränderung über die südliche
Ostsee hinweg zum Baltikum. Seine Kaltfront kommt etwa bis in die südliche Mitte
Deutschlands voran. Während damit in der Nordhälfte zunehmend -2 Grad in 850 hPa
dominieren, bleibt die Luftmasse im Süden mit bis zu +3 Grad an den Alpen etwas
milder. Im äußersten Süden verläuft der Tag meist trocken, in einem breiten
Streifen vom Saarland und Rheinland-Pfalz bis zum Erzgebirge und Oberpfälzer
bzw. Bayerischen Wald gibt es noch geringen Regen, postfrontal nimmt dieser in
Norddeutschland schauerartigen Charakter an. In den höchsten Lagen der
nördlichen Mittelgebirge sind damit auch ein paar Schneeflocken möglich. Durch
die deutliche Intensitätsabschwächung des Regens am Dienstagvormittag ergibt
sich eine Abgrenzung der Dauerregenwarnungen (teils noch Unwetter). Bis dahin
akkumulieren sich in den Staulagen der westlichen Mittelgebirge sowie des Harzes
weitere 30 bis etwa 40 l/qm. Diese Größenordnung wird von den meisten Modellen
gesehen. Probabilistisch ergeben sich ebenfalls geringe Hinweise für mehr als 30
l/qm im Bergischen Land (nur COSMO-LEPS) und Westharz (auch ICON-EPS und
EZMW-EPS). Die aktuellen Warnungen vor ergiebigem Dauerregen werden daher bis
Dienstagvormittag aufrechterhalten, aber nicht mehr verlängert.

Der Gradient bleibt am Vormittag noch bestehen und fächert im Laufe des
Nachmittags schließlich etwas auf. Dabei weiten sich die Hinweise für starke
Böen vom Westen auch in den Nordosten aus. Auch südlich der Donau kann dann die
eine oder andere starke Böe dabei sein. Am Nachmittag nimmt die
Wahrscheinlichkeit dafür von Westen her ab. An den Küsten, in freien Lagen der
Mitte sowie im Bergland sind erneut stürmische Böen dabei, in den Kammlagen
Sturmböen, auf exponierten Gipfeln schwere Sturmböen, auf dem Brocken erneut
orkanartige Böen. Meist kommt es nur zu kurzen sonnigen Abschnitten, sonst
überwiegt ein stark bewölkter Himmel. Längeren Sonnenschein gibt es aber wieder
im südlichen Alpenvorland. Es wird wieder sehr mild mit 9 bis 14 Grad in der
Mitte und im Süden, in großen Teilen des Nordens wird die Marke von 10 Grad
wahrscheinlich nicht überschritten.

In der Nacht zum Mittwoch wölbt sich der Rücken über West- und Nordwesteuropa
weiter auf, seine Achse ist ausgangs der Nacht etwa von Nordfrankreich bis nach
Schottland lokalisiert. Der nachfolgende atlantische Trog amplifiziert sich
etwas westlich von Irland und steht in Interaktion mit dem östlichen Teiltief
eines dreikernigen Tiefdrucksystems. Über Mitteleuropa ergibt sich dadurch
flacher Zwischenhocheinfluss und die Kaltfront verliert weiter an
Wetteraktivität. Später wird diese im Westen rückläufig und geht in die
Warmfront des erwähnten Tiefs über. Der dadurch induzierte leichte Regen
erreicht in den Frühstunden den äußersten Westen. Sonst verläuft die Nacht in
weiten Teilen Deutschlands überwiegend trocken.

Der Gradient fächert weiter auf, damit sinkt die Wahrscheinlichkeit für weitere
starke Böen deutlich. Am längsten halten sich diese noch an der Ostsee sowie im
Bergland. Bei teils länger klaren Verhältnissen im äußersten Süden und Osten
sinkt die Temperatur an den Alpen und in den östlichen Mittelgebirgen teils
leicht unter 0, sonst bleibt es mit 6 bis 1 Grad frostfrei.

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Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC

Mittwoch ... ergeben sich zur Frühübersicht keine wesentlichen Änderungen. Die
Achse des Höhenrückens passiert bis zum Abend die Mitte Deutschlands, bodennah
greift die Warmfront in den Nordosten aus. In der Nacht zum Donnerstag folgt von
Nordwesten die Kaltfront. Im Süden steigt T850 auf bis zu +9 Grad. Nachdem die
Warmfront in den mit Dauerregenwarnungen versehenen Regionen nur um etwa 5 l/qm
bringt, kann auch die - zeitweise angedachte zeitliche Ausdehnung - gestrichen
werden. Der warnrelevante Wind begrenzt sich zunächst mit starken bis
stürmischen Böen auf die Nordseeküste, mit Kaltfrontdurchgang in der Nacht zum
Donnerstag steigt die Wahrscheinlichkeit dafür von Westen wieder an.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die verschiedenen Modelle simulieren die synoptischen Basisfelder sehr ähnlich,
bei den Wind- und Niederschlagsprognosen zeigen sich die üblichen Unschärfen.
Diese können aber mit dem aktuellen Warnmanagement gut abgefangen werden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Mag.rer.nat. Florian Bilgeri