DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

23-12-2023 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 23.12.2023 um 10.30 UTC



Wechselhafte und überwiegend milde Westwetterlage, zeit- und gebietsweise mit
starken bis stürmischen Böen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 30.12.2023


Dienstag ... befindet sich Deutschland zunächst in einer leicht welligen
westlichen Höhenströmung. Im Tagesverlauf nähert sich dabei von Westen die
schwache Aufwölbung (500 hPa) eines atlantischen Rückens Westeuropa an. In 300
hPa befindet sich das Jetmaximum weiterhin quer über der Mitte Deutschlands.
Bodennah verläuft das schon weit okkludierte Frontensystem eines Tiefs über dem
Baltikum über den Donauraum hinweg nach Nordfrankreich und geht dabei in die
Warmfront eines neuen Tiefs auf dem Atlantik über. Von Norden her sickert dabei
zumindest vorübergehend etwas kältere Meeresluft subpolaren Ursprungs ein. Zu
schauerartigen Regenfällen kommt es dabei vor allem in Norddeutschland, sonst
sorgt die Front da und dort noch für geringen Regen. Im Oberharz kann es für
wenige cm Neuschnee reichen. Der Gradient ist besonders im Norden und Nordosten
noch respektabel und sorgt dort für weitere starke bis stürmische Böen, an der
See und auf den Bergen auch Sturmböen (Brocken und Fichtelberg schwere Sturmböen
bis Orkanböen). Im Süden ist der Wind deutlich schwächer. Es ist weiterhin mild
mit Höchstwerten zwischen 8 und 12 Grad, im Süden kommt auch längerer
Sonnenschein dazu. In der zum Mittwoch fächert der Gradient etwas auf, zu
stürmischen Böen reicht es noch an Nord- und Ostsee sowie auf den Bergen. Kurzer
Zwischenhocheinfluss sorgt für Abklingen des schauerartigen Regens, bevor
ausgangs der Nacht die Warmfront des nach Irland ziehenden Tiefs auf den Westen
mit leichtem bis mäßigem Regen übergreift. Die Tiefstwerte befinden sich etwa in
unteren und mittleren einstelligen Bereich.

Mittwoch ... wölbt sich der Höhenrücken über Westeuropa weiter auf, die
Warmfront des weiter Richtung Wales ziehenden Tiefs verlagert sich langsam von
der Mainlinie bis zu den nördlichen Mittelgebirgen. Damit weitet sich der
leichte bis mäßige Regen nach Norden aus, erreicht den äußersten Nordosten aber
wahrscheinlich noch nicht. Im Süden ist es unter schwachem Hochdruckeinfluss
trocken, im Schwarzwald und südlichen Alpenvorland kann mit längerem
Sonnenschein gerechnet werden, sonst halten sich Nebel- und Hochnebelfelder
eventuell länger. Der warnrelevante Wind beschränkt sich vorübergehend auf das
höhere Bergland und die unmittelbare Küstenlinie mit starken bis stürmischen
Böen. Besonders im Westen und Südwesten wird die 10 Grad-Marke erneut
übersprungen, im Nordosten ist es mit maximal 6 Grad für die Jahreszeit aber
ebenfalls mild. In der Nacht zum Donnerstag passiert die Achse des sich weiter
nach Norden aufwölbenden Rückens den Nordwesten Deutschlands. Damit erreicht der
durch die Warmfront induzierte Regen auch den Nordosten, lässt dafür im Westen
nach. Im Süden ist es weiterhin trocken. Durch die deutliche Vertiefung des
Bodentiefs über Großbritannien verstärkt sich der Gradient in der Nordwesthälfte
deutlich, besonders in der zweiten Nachthälfte kommt es dort zu starken,
eventuell auch einzelnen stürmischen Böen. Auf den Bergen und an der Nordsee
nimmt die Wahrscheinlichkeit für Sturmböen wieder zu. Im Südosten ist bei teils
klaren Verhältnissen leichter Nachtfrost möglich, sonst liegen die Tiefstwerte
bei 7 bis 1 Grad.

Donnerstag ... verdrängt der von Westen nachrückende Langwellentrog den
Höhenrücken nach Osteuropa, dessen Achse erreicht am Nachmittag den Osten
Frankreichs. Das damit interagierende und sich weiter vertiefende Bodentief
zieht in die mittlere und nördliche Nordsee und hält damit den deutlichen
Bodengradient aufrecht. Bevorzugt in der Westhälfte sowie im Norden muss mit
weiteren starken bis stürmischen Böen gerechnet werden. Im Zuge der von Westen
her einsetzenden Kaltfrontpassage sind auch einzelne Sturmböen nicht
ausgeschlossen. In den von Wind beeinflussten Gebieten kommt es zu
schauerartigem Regen, im Südosten ist es dagegen trocken und schwachwindig. Die
Höchstwerte legen noch 1 bis 2 Grad zu, örtlich sind um 13 Grad möglich. In der
Nacht zum Freitag zieht das Bodentief weiter nach Südschweden, füllt sich aber
aufgrund der zunehmenden Distanz zum linken Jetauszug etwas auf. Am Rande dessen
gelangt ein weiterer Schwall Meereskaltluft in den Nordwesten, verbunden mit
schauerartigen Regenfällen. Wind bleibt fast überall ein Thema mit starken,
teils auch stürmischen Böen.

Freitag und Samstag ... bleibt Mitteleuropa weiterhin in der westlich geprägten
Wetterlage, wobei die Höhenströmung zum Samstag aufgrund eines neuen, sich
amplifizierenden Höhentroges zunehmend auf Südwest kippt. Ein mehrkerniges
Bodentiefsystem über dem Süden Großbritanniens und Nordfrankreich sorgt dabei
für teils wellende Frontensysteme über der Nordwesthälfte Deutschlands.
Besonders in den Staulagen der westlichen und nördlichen Mittelgebirge ist das
Überschreiten der markanten Dauerregenschwelle nicht ausgeschlossen. Im Südosten
ist es dagegen bei schwachem Hochdruckeinfluss trocken. Der Wind ist weiterhin
spürbar mit starken Böen, dabei geht die Wahrscheinlichkeit für stürmische Böen
deutlich zurück. An der milden Witterung ändert sich nur wenig.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen Laufs mit den Vorläufen ist als gut zu bezeichnen.
Leichte Unsicherheiten ergeben sich noch bei der Passagegeschwindigkeit der
Warmfront zur Wochenmitte, wobei diesbezüglich der heutige 00-Lauf besser zum
gestrigen 00-Lauf passt. Der letztverfügbare 12-Lauf fällt durch die stärkere
Entwicklung eines Teiltiefs über der Nordsee leicht aus der Reihe. An der
dominierenden wechselhaften und milden Westwetterlage lässt sich aber
wahrscheinlich nicht mehr viel rütteln.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Der Vergleich von verschiedenen Modellen ergibt keine wesentlichen neuen
Erkenntnisse. Besonders zu Beginn der Mittelfrist sind die synoptischen
Basisfelder sehr ähnlich. Ab Donnerstag nehmen die Unsicherheiten etwas zu,
wobei ICON die Lösung von IFS stützt. GFS und UK10 lassen den Langwellentrog von
Westen her schneller übergreifen. Damit ergibt sich eine Phasenverschiebung von
etwa einem Tag. Anschließend propagiert GFS eine glatte westliche Strömung, die
zum Wochenende auf Südwest kippt. Dabei würden deutlich wärmere Luftmassen
advehiert als bei IFS und ICON, die die Höhenströmung aber ebenfalls leicht auf
Südwest drehen lassen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


EPS:
Die Rauchfahnen von repräsentativen Orten in Deutschland stützen im Wesentlichen
die deterministischen Aussagen. Bis zum Mittwoch ist das Geopotential auf
konstantem Niveau, bevor mit Übergreifen des Troges ein Abfall stattfindet.
Dieser Trend ist überall zu sehen, aber noch mit unterschiedlicher Stärke
ausgeprägt. Damit sinkt auch T850 etwas ab, verläuft aber immer noch häufig im
positiven Bereich, nur im äußersten Norden wird die Nulllinie etwas
unterschritten (allerdings mit großer Spannbreite). Die Westwetterlage zeigt
sich auch bei den variablen Niederschlagssignalen, die im Westen und Norden
stärker ausgeprägt sind als im Süden und besonders im meist trockenen Südosten.

CLUSTER:
+120 ... +168h: Es liegen 6 Cluster vor, wobei C1 auch nur 14 Member inkludiert.
Der Hauptlauf wird C2 zugeordnet (10 Member). Die Unsicherheiten bestehen vor
allem darin, wie schnell die südwestliche Höhenströmung durch das Übergreifen
des Troges auf Mitteleuropa beendet wird. Aktuell überwiegen jene Cluster, die
den deterministischen Lauf stützen.

+192 ... +240h: Zum Jahreswechsel reduziert sich die Clusteranzahl auf 3. Es
dominiert C1 mit 22 Membern und dem Hauptlauf, teilweise wird dieses auch von C3
gestützt. Mit Übergreifen des Troges steigen die Wahrscheinlichkeiten für den
Zustrom von kälteren Luftmassen. Bei T850 um -6 Grad dürfte sich die Schneephase
aber in den tiefen Lagen weiterhin nicht blicken lassen. Mit dem im
deterministischen Lauf nachfolgenden Abtropfen des Troges in den westlichen
Mittelmeerraum dürfte die etwas kältere Phase nur eine kurze Episode sein.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


WIND:
Am Dienstag besonders in der Nordhälfte und auf den Bergen stürmische Böen, and
der See Sturmböen, auf dem Brocken und Fichtelberg schwere Sturmböen bis
Orkanböen aus Südwest bis West.

Am Mittwoch nur auf exponierten Mittelgebirgsgipfeln stürmische Böen oder
Sturmböen aus Südwest.

Am Donnerstag an der See und in der Westhälfte wieder steigende
Wahrscheinlichkeit für stürmische Böen, auf hohen Gipfeln wieder schwere
Sturmböen oder orkanartige Böen.

Am Freitag und Samstag einzelne stürmische Böen wahrscheinlich nur mehr im
Bergland und an der Nord- und Ostsee. Auf dem Brocken zeitweise schwere
Sturmböen.

REGEN:
In den Staulagen der westlichen Mittelgebirge am Freitag und Samstag
48-stündiger markanter Dauerregen nicht ausgeschlossen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW: det. und prob.; MOSMIX
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VBZ Offenbach / Mag.rer.nat. Florian Bilgeri