DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

21-12-2023 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 21.12.2023 um 10.30 UTC



Anfangs stürmisch, im Bergland Sturm. Wieder mal sehr milde Weihnachten.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 28.12.2023


An Heiligabend liegt Mitteleuropa zwischen einem großen Trog- und
Tiefdrucksystem über Nordeuropa und einem flachen, breiten Höhenrücken über Süd-
und Südwesteuropa unter einer westlichen Strömung. Dabei zieht ein Tief nach
Südschweden in dessen breitem Warmsektor sehr milde Meeresluft vom Nordatlantik
zu uns gelangt. Dabei ist es meist bedeckt und es regnet verbreitet. Im Bergland
auch kräftig mit vereinzeltem Dauerregen. Der in Böen stürmische Westwind treibt
die Temperaturen auf Werte zwischen +8 und +12°C.
Am ersten Weihnachtstag setzt sich die milde Westlage fort. Ein nächstes Tief
folgt über Irland und Schottland nach und hält die Zufuhr milder Atlantikluft
aufrecht. Eine schleifende Luftmassengrenze bleibt über Norddeutschland, sonst
liegen wir im breiten Warmsektor. Auch die Luft ganz im Norden ist eher weniger
mild, als wirklich kälter.
Es bleibt windig bis stürmisch und die Temperaturen liegen bei 9 bis 13°C, im
äußersten Süden sind leicht föhnig gestützt bis 15°C möglich. Dazu überwiegt oft
wolkenreiches Wetter mit verbreitetem Regen und Nieselregen. Ob der im Norden
längere Regen warnwürdig wird, ist unsicher, wahrscheinlich nicht.
Nur ganz im Süden ist die Strömung antizyklonaler. Am Rand einer Hochdruckzone
über Südeuropa macht sich Absinken bemerkbar und bei geringer Regenneigung kann
sich die Sonne durchsetzen.
Am 2. Weihnachtstag zieht auch das nächste Tief über Südschweden zur Ostsee. Da
dahinter die Kette der Tiefs abreißt, kann sich die zugehörige Kaltfront bis zu
den Alpen vorschieben. Postfrontal gelangt erwärmte Meereskaltluft nach
Deutschland, in der die Temperaturen in 850 hPa etwas unter 0°C sinken. Auch
wenn die extrem milden Werte vielleicht vorbei sind, wird es nur unwesentlich
kühler. Bei guter Durchmischung durch den weiter starken, in Böen stürmischen
Westwind sind erneut Höchsttemperaturen um +10°C zu erwarten. Gebietsweise
regnet es an der Kaltfront, dahinter gibt es Schauer und vereinzelte Gewitter.
Höchstens in einigen Gipfellagen der nördlichen Mittelgebirge mischen sich
Schneeflocken unter den Regen. Da der Gradient beginnt von Südwesten
aufzufächern, lässt der Wind im Tagesverlauf nach.
Am Mittwoch nähert sich ein Trog dem Kontinent an, der stärker amplifiziert bis
zur Biskaya nach Süden ausgreift. Davor wöbt sich ein Höhenrücken auf, welcher
mit einem Zwischenhoch auf Deutschland übergreift. Das Wetter beruhigt sich
demnach vorübergehend und lediglich der Westen und Nordwesten werden von der
Warmfront eines nach England ziehenden Tiefs beeinflusst. Die
Niederschlagsneigung nimmt ab und die Chancen auf Sonne steigen. Dazu lässt auch
der Wind soweit nach, dass nur an der See und im höheren Bergland stärkere Böen
zu erwarten sind. Es bleibt mild bei Maxima um +10°C.
Am Donnerstag soll sich der Trog nach Mitteleuropa verlagern und auch das
Bodentief soll mit Zentrum irgendwo über Deutschland aufschlagen. Die Prognosen
werden aber unsicher. Auch wenn Details noch nicht spruchreif sind, bleibt es
wahrscheinlich wechselhaft und mild. An Winter ist jedenfalls nicht zu denken.
Das gilt auch für die erweiterte Mittelfrist. Auch wenn die Modellage nicht
besser wird, geht der Trend hin zu eher unbeständigem und meist mildem Wetter.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz der letzten Läufe des europäischen Modells ist gut. Über die
Weihnachtstage stellt sich die berühmt, berüchtigte milde Westlage ein, die
keine Option für winterliches Wetter birgt. Der letzte Lauf simuliert die kurzen
Wellen langsamer, die Kaltfront am 2.Weihnachtstag überquert uns später als in
den Vorläufen. Zum Ende sahen die letzten Lösungen immer anders aus,
entsprechend wird die Prognose unsicher. Eine Gemeinsamkeit gab es aber: Es
überwiegen zyklonale Strukturen mit insgesamt eher milden Luftmassen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen Globalmodelle GFS, ICON und UKMO simulieren zunächst ähnlich. Einige
Abweichungen sind in der Lage der schleifenden Front ganz im Norden zu finden
und dann in der Passage der Kaltfront am 2.Weihnachtstag. Danach laufen die
Modelle auseinander. Eine nachhaltige Wetterberuhigung wird aber nicht angezeigt
und auch winterliches Wetter steht nirgends auf der Agenda.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Ensembles stützen anhand der Rauchfahnen im Wesentlichen die Aussagen des
Hauptlaufs. Bei überschaubarem Spread liegt der Hauptlauf gut eingebettet in der
Kurvenschar der Ensembles. Diese mäandern, typisch für unbeständiges Wetter
leicht. Ab Mitte der nächsten Woche vergrößert sich der Spread und die Lösungen
für Temperatur in 850 hPa und Geopotential tendieren langsam abwärts. Die
Niederschlagssignale machen kaum Pause, sodass am wechselhaften Wetter auch aus
dieser Warte nicht gezweifelt werden muss.
In den ersten beiden Zeitschritten, bis +96h und bis +168h werden jeweils 4
Cluster angeboten. Zunächst beschränken sich die Unterschiede auf die mal mehr,
mal weniger antizyklonale Ausprägung der Strömung über dem Süden. Danach ergeben
sich Unterschiede im Timing der Wellen (das Zwischenhoch am Mittwoch) und im
Trog der zum Ende von Westeuropa her folgen soll.
Die 6 Cluster in der erweiterten Mittelfrist zeigen alle möglichen Szenarien,
sodass kaum belastbare Aussagen möglich sind.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Heiligabend und über Weihnachten setzt sich das sehr windige bis stürmische
Wetter zunächst fort. Es sind weiterhin stürmische Böen oder (vereinzelt)
Sturmböen zu erwarten, die erst zum 2.Weihnachtstag weniger werden. Darauf
weisen die deterministischen und die probabilistischen Verfahren hin. Im höheren
Bergland sind Bft 10 bis 12 an der Tagesordnung. Das EFI spendiert Hinweise auf
die ungewöhnliche Windlage, die aber bei Weitem nicht mehr die Ausmaße des
Sturms der Kurzfrist hat.
Die nur schwachen Hinweise auf möglichen Dauerregen beschränken sich auf
Staulagen der Berge (Sonntag) und die Regionen im Norden (Montag).
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, IFS +EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner