DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

18-12-2023 12:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 18.12.2023 um 10.30 UTC



Unbeständig mit zeitweiligen Regenfällen und vor allem nach Westen und Süden hin
recht mild, erst ab Sonntag vorübergehend kälter. Dazu zeitweise stürmisch, auf
den Bergen Orkanböen möglich. Von Donnerstag bis Samstag in den Mittelgebirgen
und im Alpenraum Dauerregen recht wahrscheinlich.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 25.12.2023


Am Rande eines kräftigen Hochs weit westlich der Biskaya herrscht bei uns am
Donnerstag eine kräftige Nordwestströmung. In dieser zieht ein Sturmtief unter
Intensivierung vom Seegebiet südöstlich von Island nach Südnorwegen und sein
Frontensystem sorgt im Tagesverlauf verbreitet für Regen bei uns. Dabei wird
zunächst milde Luft, ab dem Abend aber hinter der Kaltfront kältere Meeresluft
herangeführt mit 850-hPa-Temperaturen meist zwischen -1 Grad im Süden und -5
Grad in Nordfriesland, nur ganz im Süden ist die Luft noch etwas milder.

Am Freitag liegen wir zwischen dem zur nördlichen Ostsee ziehenden Tief und dem
kräftigen Hoch über dem Atlantik in einer nordwestlichen Strömung. Dabei strömt
erwärmte polare Meeresluft ein mit Temperaturen in 850 hPa zwischen -5 und -6
Grad im Norden und Osten sowie 0 und -4 Grad im südlichen Deutschland.

Am Samstag zieht innerhalb der nordwestlichen bis westlichen Strömung eine
flache Frontalwelle vom südlichen Norddeutschland weiter nach Osten bzw.
Südosten. Anschließend schleift die Kaltfront der Welle über dem mittleren
Deutschland und geht später über in die Warmfront einer neuen Welle bei
Schottland, die zur Nordsee zieht.

Am Sonntag zieht dieses Tief als Sturmtief von Schleswig-Holstein zum Baltikum
und seine Kaltfront erreicht gegen Abend die Alpen. Dabei strömt von Nordwesten
Meeresluft polaren Ursprungs nach Deutschland mit 850-hPa-Temperaturen zwischen
-3 Grad am Bodensee und -8 Grad in Vorpommern (Tagesende).
Von Donnerstag bis Samstag bleibt es allgemein stark windig bis stürmisch.

Der zum Kaltluftvorstoß gehörende Höhentrog zieht im Laufe des 1.
Weihnachtsfeiertages (Montag) zum nördlichen Balkan und zum nahen Osteuropa und
von Westen nähert sich der nächste Höhenrücken. Vorgelagert ist ein
Azorenhochkeil, von dem sich über den Alpen eine kleine Hochzelle abspaltet.
Insofern kommt die eingeströmte polare Meeresluft unter Zwischenhocheinfluss.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der neue Modelllauf vom IFS und die Ergebnisse von gestern sind nur bis Freitag
konsistent. Ab Samstag gibt es Unterschiede, vor allem zum 00-UTC-Lauf von
gestern. Dieser zeigt am Samstag noch eine kräftige Nordwestströmung mit
Temperaturen unter -5 Grad in 850 hPa und eine schleifende Warmfront liegt
westlich von uns über Nordostfrankreich.
In den beiden letzten Läufen ist die Strömung deutlich westlicher und die
Warmfront schleift über Südwestdeutschland. In diesem Szenario ist die Luft
deutlich milder und nur im Nordosten gibt es Temperaturen unter -5 Grad in 850
hPa. In allen Läufen ist es windig mit steifen bis stürmischen Böen.

Am Heiligen Abend zeigt der älteste Modelllauf weiter die Nordwestströmung,
wobei die Warmfront nunmehr im Südwesten schleift und zur Milderung führt. Im
12-UTC-Lauf von gestern zieht eine Frontalwelle an der Mainlinie ostwärts und
würde an ihrer Nordseite zumindest im Bergland für Schnee sorgen. Im neuesten
Lauf zieht die Welle bereits morgens über das Küstengebiet ostwärts und ihre
Kaltfront würde abends das Alpenvorland erreichen und in der Nordhälfte sinken
die Temperaturen in 850 hPa unter -5 Grad. Viel Schnee fällt aber hinter der
Kaltfront auch im Bergland nicht mehr.

Am Montag, dem 1. Weihnachtsfeiertag, lenkt eine atlantische Warmfront im alten
00-UTC-Lauf deutlich mildere Luft von Westen her nach Mitteleuropa, so dass auch
im Bergland der Schnee wieder in Regen übergeht.
In den beiden letzten Läufen sorgt schwacher Zwischenhocheinfluss für nur
geringe Niederschläge. Dazu ist es deutlich kühler als im ersten Fall.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch die anderen Modelle einschließlich ICON simulieren bis Samstag eine
intensive West- bis Nordwestströmung mit der Passage von Frontensystemen und
dazu zeitweise stürmischem Wind. Auf kleine Differenzen bei Lage der
Druckzentren oder beim zeitlichen Ablauf hinzuweisen macht wenig Sinn.
Zum Sonntag lassen die Modelle ähnlich wie bei IFS meist eine Kaltfront
südostwärts durchziehen, wobei es Timingunterschiede gibt. Für das Bergland
oberhalb 600 m bedeutet dies zumindest vorübergehend die Schneephase.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die EPS-Läufe vom IFS werden heut bis zum siebten Folgetag in nur 2 Cluster
eingestuft, die beide in die Kategorie ´Atlantischer Rücken´ fallen. Im ersten
Cluster mit 31 Modellläufen stößt zum Montag ein Höhentrog nach Mitteleuropa
vor. Im 2. Cluster ist die Frontalzone und somit der Jet stärker ausgeprägt und
es entwickelt sich zum Montag eher eine glatte West- bis Nordwestströmung. Auch
in der erweiterten Mittelfrist (8. Bis 10. Folgetag) bleibt eine Westlage
bestehen, wobei sich wieder mildere Luftmassen durchsetzen.
Die Rauchfahnen waren zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Textes nicht
verfügbar.
Bei dem EPS-Meteogramm von Frankfurt fällt auf, dass die Temperaturen um 3 bis 5
Grad zu mild ausfallen im Vergleich zum Modellklima. Ähnliches gilt auch für die
anderen deutschen Stationen. Ausnahme bildet der Freitag und ganz im Norden auch
das Wochenende, da die Temperatur eher durchschnittlich ausfällt mit rund +5
Grad.
Die oben beschriebene Kaltfront kommt nur insofern zum Ausdruck, als dass die
Schwankungsbreite ab Sonntag stark zunimmt, da dann auch wieder niedrigere
Temperaturen möglich sind.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Donnerstag und Freitag gibt es in den Weststaulagen der Mittelgebirge größere
Wahrscheinlichkeiten für Dauerregen zwischen 40 und 60 l/qm in 48 Stunden. Am
Wochenende gehen die Wahrscheinlichkeiten etwas zurück.

Stürmische Böen sind am Donnerstag, Freitag und Samstag recht verbreitet
möglich, im Norden und im Bergland auch Sturmböen. Auf exponierten Bergen können
Orkanböen auftreten.
Am Sonntag (Heiligabend) nimmt die Sturmgefahr im Binnenland ab. An der Küste
und im Bergland sind Aber weiter Böen Bft 8 bis 9 möglich, auf exponierten
Bergen teils schwere Sturmböen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, EPS, oper. Modelle.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Olaf Pels Leusden