DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

16-12-2023 18:01
SXEU31 DWAV 161800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 16.12.2023 um 18 UTC


SCHLAGZEILE:
FIONA die Große - ruhiges Adventswochenende und auch zu Wochenbeginn wenig
Änderung.

Synoptische Entwicklung bis Montag 06 UTC
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Aktuell ... gestaltet sich die Großwetterlage so, dass man als
Katastrophenmeteorologe am liebsten ein paar Tage und Nächte überspringen würde,
um dann am Dienstag, spätestens am Mittwoch kommender Woche so richtig
loszulegen. Mittelfrist nennt man das und wen das interessiert, dem sei die
heutige Synoptische Übersicht Mittelfrist UND das "Thema des Tages" wärmstens
ans Herz gelegt - es lohnt sich. Bitte aber jetzt nicht alle schon an dieser
Stelle aussteigen, ein bisschen was gibt es auch für die nächsten 48-60 Stunden
zu berichten.

Absolute Hauptdarstellerin auf den derzeitigen Wetterkarten ist das
Monumentalhoch FIONA, das in seiner Gesamtausdehnung vom Seegebiet weit westlich
Iberiens bis hinüber zur Ukraine respektive zum Schwarzen Meer reicht. Das
Zentrum mit über 1040 hPa erstreckt sich heute Abend von Frankreich über
Süddeutschland hinweg (wo entsprechend auch die Divergenzachse liegt) bis zum
nördlichen Balkan. Gestützt wird das Hoch durch einen nicht minder prominenten
Höhenrücken, der mit stark zonaler Ausrichtung von Südwesteuropa bis zum
Baltikum reicht. Nördlich davon verläuft die Frontalzone über den
Nordostatlantik hinweg, wobei sie genau auf die Gebirge Norwegens gerichtet ist,
wo mit teils stürmischem Wind reichlich Stauniederschlag abgelassen wird.

Bei uns läuft die Sache weitaus gediegener ohne jedwede Hektik bzw. nennenswerte
Warnerregung ab. Die gute FIONA verfügt über so viel Substanz und Frauenpower,
wie man es nicht bei jedem Winterhoch findet. Konkret, das von ihr erzeugte
Absinken ist so stark, dass die üblicherweise bei Hochdruckgebieten in dieser
Jahreszeit auftretende feuchte Grundschicht stark komprimiert und Richtung
Erdboden gedrückt wird. In Folge trocknet die Luft von oben her ab und Wolken,
Hochnebel oder auch Nebel lösen sich im Süden und in der Mitte häufiger auf als
z.B. vorgestern (der letzte Dienst vom Hoffmann) noch angedacht war. Nun gut,
diejenigen, die heute davon profitiert und mehr oder weniger lange Sonnenphasen
genossen haben, nehmen es mit Wohlwollen zur Kenntnis, besser als destruktives
Dauergrau. Lücken gab es heute sogar auch im nördlichen Drittel des Landes, wo
die Angelegenheit aber etwas anders gelagert ist als weiter südlich. Dort
befindet man sich nämlich "nur" am Rande des Hochs und somit auch dichter an der
Frontalzone. Mit südwestlichem Wind wird eine Portion milder und feuchter
Atlantikluft um das Hoch herumgeführt (mS; T850 im Westen bis nahe 10°C, PPW 15
bis 20 mm), eine Luftmasse, die sehr wolkenlastig ist. Wenn dann auch noch eine
Warmfront durchmarschiert, wie heute tagsüber, kann es hier und da sogar etwas
nieseln.

In der Nacht zum Sonntag ändert sich kaum etwas an der großräumigen
Konstellation. Heißt, der Süden verbleibt innerhalb des Hochs, der Norden am
Rande. Heißt auch, in der Nordhälfte dauert die Zufuhr wolkenreicher
Atlantikluft an, in der es mitunter nieselt. Dafür bleibt es durchweg frostfrei
und vor allem an den Küsten sowie im unmittelbar angrenzenden Binnenland windig
mit Böen 6-7 Bft, exponiert 8 Bft aus Südwesten. Auf dem Brocken geht´s hoch auf
Stärke 9 bis 10 Bft, auf dem Fichtelberg meist 8 Bft.

Im gradientschwachen Süden bildet sich gebietsweise Nebel. Außerdem kühlt es in
den beiden südlichen Bundesländern vielerorts auf 0 bis -5°C, an den Alpen bei
Aufklaren über Schnee auch darunter ab. Dort, wo Nebel und Frost gemeinsam
auftreten, besteht Glättegefahr durch gefrierendes Nebelnässen. Dort, wo es klar
bleibt, ist Reifglätte möglich.

Sonntag ... rutschen das Bodenhoch nebst korrespondierendem Rücken noch ein
kleines Stück nach Süden. Allzu viel ändern tut sich deswegen aber nicht. Im
Norden nimmt der Gradient minimal zu, was an der See sowie im Norden SHs
vermehrt stürmische Böen 8 Bft aus Südwest zur Folge hat. Auflandig sind an der
Nordsee sogar einzelne glatte "9er" drin. Ansonsten breiten sich Böen 7 Bft
etwas weiter ins küstennahe Binnenland aus, während sich auf Brocken und
Fichtelberg gegenüber der Nacht nicht viel ändert.

Wettertechnisch ziehen über den Norden und Nordosten weiterhin dichte Wolken
hinweg, die am Nachmittag von Westen her aber aufbröseln können. Vorher muss da
und dort aber mit etwas Niesel gerechnet werden. Zur Mitte und nach Süden hin
eröffnet die weiterhin sehr weit unten liegende Inversion gute Möglichkeiten,
dass sich Nebel und Hochnebel auflösen. Überall wird es wohl nicht gelingen oder
zumindest eine Weile dauern. Wer Sonne und Milde garantiert haben möchte, sollte
sich im Süden in Lagen um oder sogar etwas über 1000 m begeben, wo die
Temperatur auf über 10°C, lokal sogar auf 13 oder 14°C steigt bei gleichzeitig
sehr geringer relativer Feuchte. Werte um oder etwas über 10°C sind aber auch in
der Nordhälfte eher die Regel denn die Ausnahme. Bei rund 9°C auf 850 hPa und
guter Durchmischung braucht´s keine Einstrahlung, um solche Werte aufs
Thermometer zu bringen.

Kurz noch die Nacht zum Montag, wo Bodenhoch und Rücken noch einen Ticken weiter
nach Süden rutschen, was im Gegenzug der Frontalzone die Möglichkeit eröffnet,
dichter an den Norden des Landes heranzurücken. Gleiches gilt für die Kaltfront
eines extrem flachen Wellentiefs, das über Südskandinavien ostwärts schwenkt.
Die frontale Bewölkung greift von Norden her über, es bleibt zunächst aber
weitgehend trocken. Einig im Grenzbereich zu Dänemark könnte es am frühen Morgen
für erste Tropfen reichen. Der lebhafte Südwestwind an Küste und Peripherie
schwächt sich mit leichter Gradientaufweichung vorübergehend wieder ab.

Im Süden steht einmal mehr die Frage "Nebel ja oder nein" auf der Karte. Dabei
lässt sich konstatieren, dass die numerischen Hinweise, insbesondere von
WarnMOS, für dichten Nebel in den Flusstälern und -niederungen deutlicher
ausfallen als für die kommende Nacht. Darüber hinaus ist verbreitet mit leichtem
Frost zu rechnen und lokal mit Glätte (Reif oder bei Nebel gefrierende Nässe),
was im Dezember aber alles andere als überraschend kommt.

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Synoptische Entwicklung bis Dienstag 06 UTC

Montag ... Fortdauer der antizyklonalen Westlage (Wa). Im Norden häufig bedeckt
und windig, zeitweise leichter Regen. Sonst vielfach sonnig, teils aber auch
zähe Nebel- oder Hochnebelfelder. Aufgrund maximal nur marginaler Änderungen des
12-UTC-Laufs von ICON gegenüber seinen Vorläufen gelten weiterhin die Aussagen
aus der Synoptischen Übersicht von heute früh.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die geschilderte Entwicklung ist unstrittig.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann