DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

16-12-2023 09:01
SXEU31 DWAV 160800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 16.12.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL Wa
Im Norden bevorzugt an den Küsten und im Schleswig-Holsteinischen Binnenland
zunehmend stürmisch. Sonst allgemein hochdruckdominiertes Wetter und keine
markanten Wettergefahren.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... befindet sich ein kräftiges Höhenhoch mit Zentrum an der Nordspitze
von Spanien. Seine Hauptachse erstreckt sich in zonaler Richtung bis nach
Deutschland und stützt damit ein ebenso kräftiges Bodenhoch, welches mit
Schwerpunkt von der Biskaya und Nordspanien über den Süden Deutschlands bis zum
nördlichen Balkan reicht und damit das Wettergeschehen in großen Teilen von
Europa bestimmt. Aufgrund der zonal orientieren Achse des Höhenrückens, reicht
der Hochdruckeinfluss nicht sehr weit nach Norden. So liegt Nordeuropa im
Bereich der aktiven Frontalzone mit kräftigen Stauniederschlägen am norwegischen
Gebirge und Sturm.

Zumindest der Norden und Nordosten des Landes liegen am Rande des Frontalzone,
sodass sich dort von Zeit zu Zeit abgeschwächte Ausläufer bemerkbar machen.
Heute ist im Norden WLA aktiv, die zu einer Warmfront gehört, welche sich
südostwärts ausbreitet und im Verlauf bis nach Sachsen vorankommt. Damit
verbunden sind vor allem tiefe Bewölkung und zeitweise etwas Sprühregen. Das es
sich nur um eine flache Feuchteschicht handelt, kann man auch in den
Prognosesoundings sehen, mit einer Obergrenze der Sättigung bei etwa 900 hPa.
Aufgrund des damit fehlenden Eiskristalleintrags ist mit Sprühregen zu rechnen.

Weiter nach Süden und Südwesten bestimmen Grenzschichtprozesse das
Wettergeschehen. In den Radiosondenaufstiegen und Prognosesoundings lassen sich
zwei (Absink)inversionen finden. Eine befindet sich bodennah und deckelt die
dort liegende Feuchte. Das Resultat sind Nebel und Hochnebel. Eine zweite liegt
in etwa bei 850 hPa, der dort liegende Spread ist aber deutlich größer, sodass
daraus keine Wolken resultieren. Darüber findet die stärkst Erwärmung statt. Bis
zum Abend sinkt die höher gelegene Absinkinversion aufgrund des beständigen
Hochdruckeinflusses sukzessive ab und wird sich in der Nacht mit der
Bodeninversion vereinigen

Die große Frage ist, inwiefern sich Nebel- und Hochnebel im Tagesverlauf
auflösen können. Da die gesättigte Schicht sehr flach ist und das Absinken
bestehen bleibt, gibt es eigentlich recht gute Chancen, das abseits der
richtigen Tallagen die Inversion bis zum Boden gedrückt wird und entsprechend
sich die Wolken auflösen.
Die verschiedenen Modelle stützen diese These und zeigen bevorzugt südlich des
Mains auch größere Sonnenecken. Überall wird es aber sicher nicht reichen (z.B.
nicht in Teilen des Donautals, Bodensee, Saarland...).

Zu erwähnen ist noch, dass am Nordrand des Hochs der Gradient im Tagesverlauf
zunimmt und damit auch der Wind bevorzugt an den Küsten zunehmend in den
warnwürdigen Bereich gerät. Es treten zunächst Windböen auf, im
Nachmittagsverlauf sind in exponierten Lagen mit auflandiger Windkomponente auch
stürmische Böen zu erwarten. Natürlich springen im Laufe des Tages auch die
Gipfel von Brocken und Erzgebirge in den warnwürdigen Bereich.
Sonst zeigt sich der Tag dank des Hochdruckeinflusses warnfrei.

Die Maxima im Norden und auf den Bergen bei milden 8 bis 10 Grad. In den
dauergrauen Tallagen Süddeutschlands werden kaum 5 Grad erwartet.

In der Nacht auf Sonntag ändert sich nichts Wesentliches am Wettergeschehen.
Über der Südhälfte verdichten sich Nebel- und Hochnebelfelder oder bilden sich
neu. Im Norden und Nordosten kann es weiterhin Sprühregen geben.
Den verschiedenen Modellen folgend gibt es die höchsten Wahrscheinlichkeiten für
warnwürdigen Nebel vom Saarland bis nach Rheinland-Pfalz sowie im Donautal.

Frost gibt es mit hoher Wahrscheinlichkeit in den Regionen, wo es längere Zeit
aufgelockert oder klar ist. Also entlang und südlich der Donau sowie allgemein
im höheren Bergland. Wenn sich dann Nebel bildet, kann es Glätte durch
überfrierende Nebelnässe geben. In den klaren Gebieten im Süden besteht zudem
die Möglichkeit für verbreitetere Reifglätte, da die Grundschicht insgesamt
recht feucht ist. Dies wird auch von Metro gestützt.
Der Wind im Norden nimmt noch etwas zu. Es muss dann auch im
schleswig-holsteinischen Binnenland mit Windböen gerechnet werden. An
exponierten Küstenabschnitten sowie im höheren östlichen Bergland kommt es
häufiger zu stürmischen Böen, Brocken Bft 10.

Sonntag... wird der Schwerpunkt der Hochs etwas nach Süden gedrückt und reicht
von Nordspanien, über Süddeutschland bis zum Balkan. Aber auch weiter nach
Norden ist die Strömung antizyklonal konturiert. Damit setzt sich das ruhige
Hochdruckwetter fort. Im Norden hält sich häufig tiefe Bewölkung und vereinzelt
fällt auch noch etwas Sprühregen. Dazu steigt das Temperaturniveau noch etwas
an, was nicht zuletzt auch einem Anstieg des Temperaturniveaus in 850 hPa und
einer recht guten Durchmischung geschuldet ist.

Grund für die recht gute Durchmischung ist der zunehmende Gradient in der
unteren Troposphäre und am Boden. So weht über dem Norden und Osten häufig ein
lebhafter West- bis Südwestwind. Im küstennahen Binnenland sind Windböen
wahrscheinlich, über Schleswig auch stürmische Böen. An den Küsten muss man
allgemein mit stürmischen Böen rechnen, in exponierten Lagen bei auflandigem
Wind auch mit einzelnen Sturmböen.

Südlich der Mittelgebirge dominiert schwachgradientiges und austauscharmes
Hochdruckwetter. Die Nebel- und Hochnebelfelder werden es wieder schwer haben
sich aufzulösen. Das gilt vor allem für die mittleren Landesteile. Für den Süden
sind die Chancen etwas besser, dass das beständige Absinken, die Inversion bis
zum Boden drückt, sodass sich Nebel und Hochnebel auflösen können.
Auf den Bergen (Höhenwärme) sowie nördlich der Mittelgebirge (gute
Durchmischung) gibt es zweistellige Höchstwerte von 10 bis 13 Grad. Sonst ist es
deutlich kühler, in den dauergrauen Niederungen werden kaum 5 Grad erwartet.

In der Nacht auf den Montag setzt sich das Spiel fort. Im Norden etwas
Sprühregen und tiefe Bewölkung. Südlich der Mittelgebirge Ausweitung und Bildung
von Nebel- und Hochnebelfeldern. Es wird doch von WarnMOS recht verbreitet
warnwürdiger Nebel mit Sichten unter 150 m vorhergesagt.

Im Süden bleibt es vor der Nebelbildung noch am längsten gering bewölkt oder
klar, sodass dort erneut vielfach mit Frost bis -5 Grad gerechnet werden muss.
Über der Mitte ist dies abhängig von Höhenlage und ob und wie lange es größere
Wolkenauflockerungen gibt.

Mit Nebelbildung kann es Glätte durch überfrierende Nässe und zuvor Reifglätte
geben.

Der warnwürdige Wind an den Küsten bleibt bestehen, schwächt sich aber in der
zweiten Nachthälfte mit etwas abnehmenden Gradienten, ab.

Montag... wird das Hoch noch etwas weiter nach Süden gedrückt und der Luftdruck
sinkt allmählich ab. Damit kann die Frontalzone ihren Einfluss auch weiter nach
Süden ausweiten. Gut zu sehen ist das auch an den Feuchtefeldern, die zunächst
den Norden betreffen und sich in der Nacht auf Dienstag mit dichter Bewölkung
bis zur Mitte vorarbeiten. Tagsüber regnet es im Norden mit Schwerpunkt
Schleswig-Holstein bis ins nördliche Mecklenburg-Vorpommern. In der Nacht
erreichen die Niederschläge die Mittelgebirgsschwelle. Die Luftmasse ist
weiterhin höhenmild, sodass Schnee auch in den Gipfellagen kein Thema ist.

Ein Thema wird aber wieder der Wind sein, zumindest wenn man sich im
Küstenumfeld befindet, wo zunächst Windböen und exponiert stürmische Böen geben
kann. In der Nacht auf Dienstag greifen die Windböen dann auch auf die
küstennahen Regionen, in Schleswig sind bei auflandigem Wind sind an der See
stürmische Böen wahrscheinlich.

Weiter nach Süden ist man zunächst noch entkoppelt von der zunehmenden
Zyklonalität. Da gleichzeitig das Absinken schwächer wird, dürfte es eher wieder
etwas schwieriger werden, dass Sich Nebel- und Hochnebelfelder auflösen. Im Lee
der Mittelgebirge sind die Chancen auf Sonnenschein besser. Das gilt besonders,
je weiter man sich in Richtung Mitte bewegt, wo der Wind im Tagesverlauf etwas
zulegt und die Leeeffekt stärker werden. Die Regionen nördlich von Erzgebirge
und Thüringer Wald gehören sicherlich zu den begünstigten Bereichen, während es
im Donau-, Rhein- und Moseltal wohl eher schwierig wird.

An den Höchstwerten sieht man, dass sich die Inversion eher noch etwas
verstärkt. So werden auf der Schwäbischen Alb bis 14 Grad erwartet (z.B.
Klippeneck, Messstetten), auf dem Hohenpeißenberg bis 15 Grad. Gleichzeitig gibt
es im Donautal zum Teil nur Höchstwerte um den Gefrierpunkt.

Nachts gehen die Werte im Süden bis -5 Grad zurück, wobei dies abhängig von der
Stärke und Andauer der Auflockerungen ist, ehe sich abermals dichter Nebel
bilden kann. Das ist dann vor allem wieder and entlang der Donau, Oberrhein und
Hochrhein der Fall. Weiter nach Norden verhindert der zunehmende Gradient die
Ausbildung dichter Nebelfelder.

Glätte ist damit durch Reif oder gefrierende Nebelnässe abermals im Süden ein
Thema.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle zeigen im kurzfristigen Vorhersagezeitraum eine gute Konsistenz.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer