DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

14-12-2023 12:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 14.12.2023 um 10.30 UTC



**
__________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 21.12.2023


Hoffnung auf weiße Weihnacht? Mal sehen...

Am Sonntag den 3. Advent und zu Beginn unserer Mittelfristvorhersage steht West-
und Mitteleuropa im Einflussbereich einer umfangreichen und hochreichenden
Hochdruckzelle, die sich von südöstlichen Nordatlantik bis nach Polen erstreckt.
Die eingeflossene Luftmasse ist mit 850 hPa Temperaturen zwischen +5 und +8 Grad
eher mild. Insgesamt bleibt Deutschland auf der warmen Flanke des Hochs, in der
Nacht zu Montag ist sogar die +10 Grad im Südwesten zu finden. Viel Wetter ist
nicht am Sonntag zu erwarten. Im Südwesten wird sich verbreitet Nebel bilden und
es ist mehr als fraglich, ob sich dieser tagsüber auflösen wird.

Über der Nordsee und Südskandinavien befindet sich an der Nordflanke der
Antizyklone eine teils wellende Frontalzone. Dabei ist der Druckgradient in
dessen Umfeld auch über Norddeutschland kräftiger. An den Küsten sind stürmische
Böen, aber auch im angrenzenden Binnenland sind einige Windböen aus West gering
wahrscheinlich.

In der Nacht zu Montag entwickelt sich ausgehend von Grönland ein neuer
Langwellentrog, der sich im Laufe des Montags in Richtung Europa aufmacht und
die Hochdruckzelle nach Südoten abdrängt. Dabei kommt die Trogachse im Süden
langsamer voran, als im Norden. Der nördlichere Teil des Trogs sorgt für eine
kräftige Zyklogenese über dem europäischen Nordmeer, während im Süden an der
Frontalzone, über dem südöstlichen Nordatlantik, ebenfalls eine
Wellenentwicklung initiiert wird. Über Deutschland merkt man indes kaum etwas
davon, da der Hochkeil am Montag noch sein Potential voll entfalten kann.

In der Nacht zu Dienstag nähert sich jedoch der atlantische Trog und die
Frontalzone nähert sich allmählich von Nordwesten her an. Jedoch schleift die
Frontalzone im Nordwesten etwas, da durch die Wellentwicklung über den
Britischen Inseln ein rasches ostwärts streben behindert wird. Der Wind frischt
etwas auf und auch erste, teils anhaltende Niederschläge werden auf den
Nordwesten übergreifen.

Am Dienstag zieht der nördliche Teil des Troges allmählich Richtung Russland ab,
wobei sich die Frontalzone nun quer über Deutschland befindet. Das Wellentief
verlagert sich entlang der Frontalzone in der Nacht zu Mittwoch über den
Nordwesten Deutschlands und zieht schließlich Mittwoch früh zur Ostsee ab.
Gleichzeitig nähert sich vom Nordatlantik ein weiterer Langwellentrog Europa an,
welcher den querhängenden Trog stützt und vor allem mit reichlich Höhenkaltluft
anreichert.

Am Mittwoch werden die milden Luftmassen rabiat aus Deutschland ostwärts
abgedrängt. Hinter der Frontalzone fließen rasch 850 hPa Temperaturen bis -5
Grad ein. Auch der umfangreiche und mit in 500 hPa bis -36 Grad kalte Trog
greift auf Mitteleuropa über und gestaltet das Wetter sehr wechselhaft. Aber vor
allem kann es am Mittwoch in den Mittelgebirgen wieder schneien. Der Trog bringt
aber nicht nur den Winter wieder zu uns, er deformiert auch ordentlich den
Jetstream. Auch der Druckgradient ist recht kräftig, so dass es quasi im ganzen
Land durch Konvektion verstärkte Wind- oder gar Sturmböen geben dürfte.
Weiterhin muss mit schauerartigen Schnee/Graupel bzw. Regenfällen rechnet
werden, wobei auch das eine oder andere Kaltluftgewitter nicht fehlen wird.

Über dem Atlantik entwickelt sich derweil von Grönland ausgehend erneut ein
Trog, auf dessen Vorderseite am Donnerstag kräftige Zyklogenese einsetzt und
sich ein Sturmtief mit 965 hPa Kerndruck bildet. Auf der Vorderseite des
Sturmtiefs setzt veritable WLA ein. Der vorherige Trog zieht Nordostwärts ab und
der neue atlantische Trog mit dem vorgelagerten Frontensystem kann auf
Westeuropa übergreifen. Im Warmsektor des Frontensystems liegen die 850 hPa
Temperaturen am Donnerstag 12 UTC um die +0 Grad. Die Frontenpassage stellt aber
nur ein kurzes "mildes" Intermezzo dar. In der Nacht zu Freitag zieht das
Frontensystem ostwärts ab und der neue Atlantische Trog kann auf Mitteleuropa
übergreifen. Dabei fließen erneut relativ kalte Luftmassen mit 850 hPa
Temperaturen bis -5 Grad nach Deutschland. Das Wettergeschehen bleibt zyklonal
geprägt. Die Troglage soll bis zum 24.12. bestehen bleiben, wobei von Westen her
allmählich mildere Luftmassen einströmen.

__________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Zunahme des eher milden antizyklonalen Einflusses am Wochenende bleibt
weiter bestehen. Es gibt aber vor allem ab Montag Unterschiede, wie und wann an
der Nordostflanke des Höhenkeils Randtröge mit eingelagerten Frontensystemen auf
Mitteleuropa übergreifen können. Im aktuellen IFS Lauf soll sich ein kräftigeres
Tief (Sturm in Norddeutschland) am Dienstag über der Nordsee bilden und in der
Nacht zu Mittwoch über Norddeutschland zur Ostsee verlagern, was der gestrige 00
UTC Lauf nicht drin hatte. Auf dessen Rückseite könnten am Mittwoch auch wieder
kalte Luftmassen nach Deutschland fließen. Auch am Mittwoch könnte es bei einem
starken Gradienten verbreitet stürmisch werden.
Die Vorhersage ist ab Dienstag aber sehr unsicher.

__________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis Montag simulieren alle betrachteten Globalmodelle ein ähnliches Bild.
Nachfolgend wird zwar der winterbringende Langwellentrog zwar von den Modellen
ebenfalls simuliert, jedoch gibt es gewaltige Unterschiede in dessen Umfang,
wieweit und wann er nach Süden vordringen kann bzw. die Kaltluft nach
Deutschland kommen könnte.

__________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


Auch in den Rauchfahnen des EZMWFs sind dieselben Unsicherheiten zu erkennen.
Bis einschließlich Dienstag ist der Spread recht gering, öffnet sich am Mittwoch
aber sehr stark, in der 850 hPa Temperatur gibt es ein fast gleichverteiltes
Ensemble mit Temperaturen zwischen -10 und +5 Grad. In der 500
Geopotenzialverteilung ist schön zu erkennen, dass einige Member den Trog
einfach später oder deutlich flacher simulieren.
Ein ähnliches Bild ist auch bei dem Ensemble des GFS zu erkennen.

In der Clusteranalyse des ECMWFs gibt es 5 verschiedene Cluster. Der
Operationelle- und der Kontrolllauf befinden sich mit insgesamt 10 Member in
Cluster 3. Die 5 Cluster sind mit jeweils um die 10 Member nahezu
gleichverteilt. Generell zeigen alle Cluster ab Mittwoch/Donnerstag eine sehr
variable Trogkonfiguration über Mitteleuropa.

_________________________________________________________

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


WIND:
An den Küsten und auf den Mittelgebirgen gibt es bis Dienstag Signale für
zeitweise stürmische Böen.

Ab Mittwoch sind die Unsicherheiten sehr hoch! Eine verbreitete Wind/Sturmlage
bei den Böen der Stärke 7 bis 8 BFT wahrscheinlich, Sturm oder schwerer Sturm
gering wahrscheinlich sind.

NIEDERSCHLAG:
Ab Mitte nächster Woche sollen verschiedene teils schleifende Frontalzonen auf
Deutschland übergreifen, dabei soll es zu teils anhaltenden Niederschlägen
kommen. Da die Schneefallgrenze nicht sicher einzuordnen ist, fallen diese
Niederschläge im höheren Bergland als Schnee. Generell gibt es schwache
Wahrscheinlichkeiten das mehr als 30 l/qm vor allem in der West/Nordwesthälfte.

________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, EPS, MOSMIX
________________________________________________________


VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christina Speicher