DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

11-12-2023 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 11.12.2023 um 10.30 UTC



Zunächst leicht unbeständig, aber wieder etwas kälter, bis Freitagabend an den
Alpen teils kräftige Schneefälle. Danach eher ruhige Hochdruckrandlage.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 18.12.2023


Zu Beginn des Mittelfristzeitraumes, am Donnerstag, befindet sich Deutschland am
Rande eines von Skandinavien über das östliche Mitteleuropa bis in den
westlichen bzw. zentralen Mittelmeerraum reichenden Langwellentroges. Dieser
verlagert seine Achse sukzessive ostwärts, während sich durch kräftige WLA an
der Südflanke der vom mittleren Nordatlantik über das Seegebiet südlich von
Island Richtung Norwegische See vorstoßenden kräftigen Frontalzone ein
Höhenrücken über Westeuropa etabliert und sich bis Freitag, 00 UTC bis nach
Südskandinavien ausweitet.
Dadurch dreht die Höhenströmung über dem Vorhersagegebiet auf Nordwest bi Nord
und an den Alpen stellt sich vorübergehend eine Staulage ein.
Im Bodenfeld gelangt rückseitig eines inzwischen nach Südosteuropa abgezogenen
Tiefdruckgebietes von Nordwesten her maritime Polarluft nach Deutschland und mit
steigendem Druck weitet sich der Keil eines kräftigen Hochs nordwestlich der
Iberischen Halbinsel über Frankreich ins Vorhersagegebiet aus. In diesen
Hochkeil wird von Nordwesten her das okkludierende Frontensystem eines
Sturmtiefs knapp nördlich von Island geführt und schwächt sich dabei ab.
Zunächst gibt es aber im Einflussbereich des abziehenden Höhentroges vor allem
im Süden und Südosten des Landes noch gebietsweise schauerartige Niederschläge,
die abends meist bis in tiefere Lagen wieder als Schnee fallen und sich an den
Alpen stauen. Im Rest des Landes beginnt der Tag meist trocken, ehe mit Passage
des angesprochenen Frontensystems nachmittags im Nordwesten erneut Niederschläge
einsetzen, sich bis zur Nacht zum Freitag südostwärts ausweiten und dann im
Norden und Westen wieder abklingen. Dabei schwankt die Schneefallgrenze meist
zwischen 200 und 600 m.
Während die Neuschneemengen in den Mittelgebirgen nicht allzu üppig ausfallen,
kommen im Stau der Alpen durchaus markante Mengen teils um 20 cm bis Freitagfrüh
zusammen.
Die 850 hPa-Temperatur sinkt vorübergehend auf -4 Grad im Südwesten und bis -9
Grad im Nordosten, abends und in der Nacht zum Freitag steigt sie von Nordwesten
her bereits wieder an.

Am Freitag und in der Nacht zum Samstag zonalisiert die Höhenströmung über
Nordwest- und Nordeuropa weiter, der Höhenrücken an deren Südflanke verstärkt
sich dabei weiter und reicht von der Biskaya über GB und die Nordsee bis nach
Südskandinavien. Dadurch ist die nördliche Höhenströmung auch über dem
Vorhersagegebiet zunehmend antizyklonal konturiert.
Das korrespondierende Bodenhoch verlagert seinen Schwerpunkt nach Frankreich und
verstärkt sich ebenfalls auf etwa 1045 hPa, wobei die 1040 hPa-Isobare in der
Nacht zum Samstag ganz Süddeutschland überdeckt. Dadurch geht auch an den Alpen
die Staulage zu Ende und die Schneefälle klingen allmählich ab, bis Freitagabend
können aber durchaus nochmals mehr als 10 cm zusammenkommen.
Auch sonst bleibt es an der Nordflanke des Hochs bei beständiger
mitteltroposphärischer WLA in weiten Teilen des Landes wolkig bis stark bewölkt,
lediglich im Südwesten, in der Nacht zum Samstag dann in der gesamten Südhälfte
lockern die Wolken stärker auf. Dort gibt es dann verbreite Frost und auch
Nebel.
Auch niedertroposphärisch wird es milder, bis Samstagfrüh steigt die 850
hPa-Temperatur auf Werte zwischen 4 Grad im Nordwesten und -5 Grad im Südosten.

Am Samstag und in der Nacht zum Sonntag weitet sich die Frontalzone über
Skandinavien hinweg ostsüdostwärts aus, wodurch die Achse des nach wie vor
kräftigen Höhenrückens über Mitteleuropa hinweg allmählich südwärts gedrückt
wird. Er stützt weiterhin das umfangreiche Bodenhoch über Frankreich und
Südwestdeutschland.
Das zentralsteuernde Tief über Nordwesteuropa zieht allmählich über das Nordmeer
hinweg ostwärts, dessen Warmfront streift dabei den Norden und Osten des Landes
mit dichten Wolkenfeldern, aber bis auf etwas Nieselregen sollte es weitgehend
trocken bleiben.
Im Südwesten und Süden scheint dagegen zumindest in höheren Lagen die Sonne,
während es in vielen Niederungen trüb durch Nebel/Hochnebel bleibt.
Die 850 hPa-Temperatur steigt bis Sonntagfrüh auf Werte zwischen 8 Grad im
Westen und um 0 Grad im Südosten.

Am Sonntag und Montag wird der umfangreiche Höhenrücken über Südwest- und
Südeuropa von Westen her wieder regeneriert, an dessen Nordostflanke bleibt über
dem Vorhersagegebiet weiterhin eine meist antizyklonal konturierte
nordnordwestliche, zum Ende der Mittelfrist eher westnordwestliche Höhenströmung
aufrecht. Dabei dominiert nach wie vor WLA, die die nach Süddeutschland
gerichtete Hochdruckzone im Bodenfeld stützt.
Mit einem vom mittleren Nordatlantik über Island bis zur Nacht zum Dienstag ins
Nordmeer ziehenden Tiefs wird diese aber über Nord- und Ostdeutschland abgebaut,
so richtig wetterwirksam können die den nach wie vor äußersten Osten des Landes
streifenden Frontensysteme noch nicht werden. Somit bleibt es dort meist stark
bewölkt, Niederschläge fallen aber weiterhin kaum, a ehesten noch in der
Osthälfte. Der westliche Wund frischt allerdings zögernd auf, für markante Böen
reicht es zwar auch an den Küsten kaum, allerdings gewährleistet er eine bessere
Durchmischung, so dass teilweise zweistellige Höchstwerte erreicht werden.
Im Südwesten und Süden ändert sich dagegen kaum etwas.

In der erweiterten Mittelfrist wird der Höhenrücken vorübergehend abgebaut und
IFS simuliert für den Mittwoch eine Trogpassage, auf deren Rückseite maritime
Polarluft ins Vorhersagegebiet gelangt und zumindest den höheren Lagen etwas
Neuschnee beschert.
Danach scheint sich aber erneut eine Hochdruckrandlage einzustellen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die beiden gestrigen IFS-Läufe haben für den Donnerstag und Freitag eine etwas
antizyklonalere Variante auf der Agenda. Der sich nach Süddeutschland
ausweitende Hochkeil wurde robuster simuliert und entsprechend auch geringere
Niederschläge an den Alpen, so dass es auch in Staulagen nicht für markante
Neuschneemengen reichen dürfte.
Ansonsten fahren die Läufe mit der Hochdruckrandlage aber einen relativ
einheitlichen Kurs. Zum Ende der Mittelfrist gibt es dann Differenzen, die Lage
und Ausrichtung des Höhenrückens und somit auch der Hochdruckzone im Bodenfeld
betreffend. Insgesamt ist der 00 UTC-Lauf von gestern vor allem für den Sonntag
etwas zyklonaler aufgestellt mit durchaus nennenswerten (aber noch immer weit
unterhalb jeglicher Warnrelevanz liegenden) Niederschlägen im Norden und Osten,
der gestrige 12 UTC-Lauf dagegen eher für den Montag.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Ähnlich verhält es sich mit dem Vergleich der vorliegenden Globalmodelle. Alle
fahren einen recht einheitlichen Kurs. Für den Donnerstag und Freitag simuliert
ICON insgesamt etwas geringere Niederschlagsmengen als GFS und IFS, insbesondere
für den Alpenrand.
Auch danach hat ICON das Hochdruckgebiet robuster auf der Agenda mit einer
vorübergehend bis nach Süddeutschland reichenden 1045 hPa-Isobare. GFS simuliert
die Achse der Hochdruckzone etwas weiter nördlicher als IFS, so dass es, ähnlich
wie im ICON, am Wochenende auch im Norden und Osten wohl komplett trocken
bleiben sollte mit mehr Chancen auf Wolkenlücken.
Dagegen ist der zyklonale "Touch" über Nord- und Ostdeutschland am Montag nach
GFS etwas größer als in den anderen Modellen und der Trogvorstoß zu Mitte der
kommenden Woche fällt im 00 UTC-Lauf des GFS nachhaltiger aus als nach Lesart
des IFS und vor allem auch des GEM, welches dann lediglich einen Streifschuss
auf der Agenda hat.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Zeitraum 72 bis 96 Stunden verteilen sich die ENS-Member, der Haupt- und
Kontrolllauf auf 5 Cluster, die allesamt aufgrund des niedrigen Geopotenzials
über dem isländischen Raum und der kräftigen Frontalzone an dessen Südflanke dem
Regime "NAO+" zugeordnet sind. Alle Cluster haben den sich verstärkenden
blockierenden Höhenrücken über Südwesteuropa auf der Agenda und unterscheiden
sich für Mitteleuropa entsprechend kaum.
Im nächstfolgenden Zeitraum (120 bis 168 Stunden) werden nur noch zwei Cluster
serviert (jeweils 31 und 20 Member, Hauptlauf in CL 1). Dabei verstärkt sich der
blockierende Rücken in beiden Clustern weiter und verlagert ich zögernd etwas
nach Osten. Beide Cluster unterscheiden sich lediglich in Lage und Ausrichtung
des Rückens ein wenig, wobei CL 2 vor allem am Wochenende geringfügig zyklonaler
aufgestellt ist als CL 1.
In der erweiterten Mittelfrist laufen die Member dann deutlicher auseinander.
Dabei stehen 6 Cluster auf der Agenda. Die Trogpassage am Mittwoch (teilweise
auch schon am Dienstag) haben alle Cluster im Programm, allerdings von der
Ausprägung und Ausrichtung her mit größeren Differenzen behaftet. CL 1 bis 3
(jeweils 13, 10, 9 Member, Hauptlauf in CL 3) deuten danach eher wieder den
Übergang zu einer Hochdruckrandlage an. CL 4 zeigt die Trogpassage deutlich
markanter, gefolgt von einem kräftigen Höhenrücken, CL 5 tendiert in Richtung
Trog Mitteleuropa und CL 6 eher zu einer West- bis Nordwestlage.

Mit der Kurvenschar der 850 hPa-Temperatur der einzelnen Member geht es nach der
kühleren Phase am Donnerstag und Freitag ab Samstag bei einem allmählich breiter
werdenden Spread bis zu Beginn kommender Woche mehr oder weniger deutlich
bergauf. Zu Wochenmitte folgt dann die Trogpassage, die in den Rauchfahnen aller
Gitterpunkte deutlich auszumachen ist anhand der wieder sinkenden Temperatur,
wobei der Hauptlauf in einigen Rauchfahnen im Vergleich der Member untereinander
den größten "Temperatursturz" vollzieht.
Die Niederschlagssignale bleiben zunächst überschaubar. Der "zyklonale
Einschlag" einiger Member im Norden und Osten am Sonntag und Montag wird dann
aber durchaus erkennbar (v.a. in den Gitterpunkten für Hamburg und Rostock). Ab
Wochenmitte nehmen dann die Niederschlagssignale allgemein zu.

FAZIT:
Am Donnerstag und Freitag wird es vorübergehend wieder etwas kälter mit teils
bis in tiefe Lagen in Schnee übergehenden, allerdings rasch abklingenden
Niederschlägen. Die Neuschneemengen bleiben auch in den Mittelgebirgen
überschaubar, lediglich im Alpenstau können bis Freitagabend markante
Schneefälle auftreten.
Danach ist die Hochdruckrandlage unbestritten, allerdings mit leichten
Differenzen, einen eventuellen "zyklonale Einschlag" mit geringen Niederschlägen
im Norden und Osten am Sonntag und Montag betreffend.
Es wird wieder deutlich (höhen)milder; während sich die mildere Luft mit
auffrischendem Wind im Norden und in der Mitte wohl auch in den Niederungen
durchsetzen kann (teils zweistellige Höchstwerte), bleibt es in Süddeutschland
gebietsweise "fusskalt", zumindest in den Regionen mit beständigem
Nebel/Hochnebel. Nachts gibt es dort verbreitet Frost.
Ob der Trogvorstoß zu Mitte der kommenden Woche dann nachhaltig ausfällt oder
wieder in einer Hochdruckrandlage bzw. sogar in eine West- oder Nordwestlage
mündet, ist noch unklar.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Signifikante Wetterescheinungen halten sich im gesamten Mittelfristzeitraum in
Grenzen.
Erwähnenswert sind am ehesten noch die am Donnerstag teilweise bis in tiefe
Lagen in Schnee übergehenden und an den Alpen bis Freitagabend anhaltenden
Niederschläge. Dort sind in Staulagen durchaus markante Neuschneemengen von 20
bis 30 cm in 24 bis 36 Stunden gering wahrscheinlich, ansonsten bleiben die
Neuschneemengen aber übersichtlich bzw. gering.

An der Nordflanke des Hochs frischt dann ab dem Wochenende der Wind aus
westlichen Richtungen auf. Dann könnte es zumindest an exponierten
Küstenabschnitten sowie auf dem Brocken für markante Böen (Bft 8, Brocken Bft 9)
reichen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff