DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

08-12-2023 10:02

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 08.12.2023 um 10.30 UTC



Deutschland wird von einer strammen westlichen Strömung erfasst. Daher in den
nächsten Tagen mild und regnerisch mit Tauwetter gebietsweise auch Hochwasser
gering wahrscheinlich.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 15.12.2023


Zu Begin des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am kommenden Montag liegt
Deutschland am Südrand eines zonal orientierten Langwellentroges, der sich vom
Seegebiet westlich Irlands bis zum Baltikum erstreckt. Dabei werden
Tiefausläufer über Deutschland nach Osten gelenkt. Sie führen feuchtmilde
Meeresluft heran. Die 850 hPa Temperaturen liegen zwischen 0 und + 5 Grad. Somit
fällt häufig Regen und bis in Lagen um 1600 Meter setzt Tauwetter ein. Die
Höchsttemperaturen liegen dabei zwischen +6 Grad an der Küste und +14 Grad am
Oberrhein.
Am Dienstag ändert sich an der Großräumigen Strömung kaum etwas. Somit kommt es
vor allem im Süden Deutschlands zu kräftigen Regenfällen, was zu einer akuten
Hochwassergefahr an Rhein und Donau führen kann.
Am Mittwoch stellt sich Großwetterlage um. Bisher hatten wir in Deutschland eine
zyklonale Westlage. Am Mittwoch haben wir dann ein Tief über Mitteleuropa. Dies
führt dazu, dass die Temperaturen etwas zurückgehen und die Niederschläge
schwächer werden. Somit entspannt sich die Hochwassersituation allmählich.
Am Donnerstag nähert sich von den Britischen Inseln und Frankreich her ein
Hochdruckgebiet. Die Luft trocknet allmählich weiter ab und die Temperaturen
sinken langsam ab. Nachts kann es dann erneut Frost geben. Niederschläge sind
dann nicht mehr warnwürdig.
Am Freitag weitet sich das Hochdruckgebiet von Frankeich weiter nach Osten aus
und es entsteht über Deutschland eine eigenständige Zelle. Demnach gibt es
Deutschland weit kaum noch Niederschlag, einzig die Frostgefahr wird sich etwas
ausdehnen.
Kurzer Ausblick noch in die erweiterte Mittelfrist ab Samstag: Breiter Rücken +
umfangreiches Hoch über Nordfrankeich. Bei uns zunächst recht weit südlich
ansetzender Keil mit milden maritimen Luftmassen an dessen Nordostabdachung (=>
leicht unbeständig, Niederschläge (meist Regen/Nieselregen) aber nur noch
leichter Intensität) Dafür gebietsweise Frost.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der neueste Lauf von IFS (ECMF) von heute 00 UTC lässt kaum Zweifel daran, dass
vom Atlantik kommende Tiefdruckgebiete und deren Ausläufer das Heft des Handelns
kurz- und mittelfristig in die Hand nehmen. Somit bestätigt sich die Prognose
der vergangenen Tage, wonach sich ein unbeständiger und zumindest bis Mitte
kommender Woche milder Witterungsabschnitt einstellt. Dass es im Detail bei
solchen Westlagen, bei denen gleich mehrere Tiefs in rascher Abfolge Ansprüche
anmelden, hier und da hakt, ist nicht ungewöhnlich. Als Beispiel sei der
kommende Dienstag erwähnt, wo sich nach Lesart des gestrigen 00-UTC-Laufs der
mäßige Regen aus Süddeutschland in die Mitte verlagern sollte. Die beiden
Nachfolgeläufe belassen den Schwerpunkt des Regens im Süden, was ebenfalls auch
von anderen Globalmodellen (GFS) bestätigt wird.
RESULTAT: Unbeständig mit wiederholten, vor allem im Süden in Summe ergiebigen
Niederschlägen, die bis in höhere Lagen als Regen fallen. Resultierend daraus
starkes Tauwetter mit Hochwassergefahr, insbesondere an der Donau, vielleicht
auch am Rhein
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Im Wesentlichen zeigen die anderen globalen Modelle wie ICON, GFS, GEM und UKMO)
ähnliche Ergebnisse wie IFS(ECMF). Dem zu Folge ist deren Prognose ähnlich wie
beim IFS. Dass auch hierbei nicht alles 1:1 gleich simuliert wird, verwundert
nicht wirklich. So gibt es z.B. bei der Aneinanderreihung der diversen
Tiefdruckgebiete leichte, aber absolut im Vorhersagerahmen liegende
Positionsverschiebungen respektive Intensitätsunterschiede. Dass daraus auch
Differenzen beim Niederschlag resultieren, ist evident. Schaut man sich aber die
akkumulierten Mengen bis nächsten Donnerstag an, so liegt der Modellschwerpunkt
modellübergreifend eindeutig im Süden.
Ibn der erweiterten Mittelfrist scheint sich in Deutschland eine
Wetterberuhigung einzustellen.

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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die IFS-EPS-Rauchfahnen verschiedener deutscher Städte zeigen über weite
Strecken eine Seitwärtsbewegung auf dem Zeitstrahl. Das gilt für die Temperatur
auf 850 hPa wie auch für das Geopotenzial auf 500 hPa, die beide von reichlich
Niederschlagssignalen begleitet werden. Die Streuung der Kurven hält sich dabei
in Grenzen, auch wenn bei T850 der Hauptlauf ab Montag vor allem im Norden und
Osten am oberen warmen Rand der leicht auffächernden Schar verläuft. Von
Mittwoch an nimmt die Streuung dann allmählich zu, wobei bei Pot500 ein
deutlicher Trend nach oben erkennbar ist, während T850 uneinheitlich und
weiterhin eher seitwärts agiert. Dichte und Amplitude der Niederschlagspeaks
nehmen deutlich ab, verebben nur ganz allmählich.

Die Clusterung startet am Montag (T+72...96h) mit vier Clustern, die alle NAO
positiv sind und dem Hauptlauf sehr ähnlich sind. Vier Schubladen werden auch
von Dienstag bis Mittwoch (T+120...144h) geöffnet. Das Interessante dabei: Zwar
sehen die Grundfelder bei uns relativ ähnlich aus (Unschärfen vor allem bei der
Zugbahn der Tiefs), trotzdem driften die Cluster in unterschiedliche
Klimaszenarien ab (CL1 weiterhin NAO+, CL3 NAO-, CL2 und 4 Blockierung. In der
erweiterten Mittelfrist (T192 bis 240 h) scheint sich wie bei den meisten
Modellen anderen Global Modellen auch eine Blockierung einzustellen.
RESULTAT: Der Generalkurs für die mittelfristige Vorhersage steht sowohl
deterministisch (Modellvergleich und -konsistenz) als auch probabilistisch
(GFS-EPS übrigens mit ähnlich verlaufender Kurvenschar). Demnach müssen wir uns
auf einen vergleichsweise unangenehmen, nur noch wenig winterlichen
Wetterabschnitt mit häufigen Regenfällen einstellen, der am Ende sehr
wahrscheinlich aber in wie auch immer gearteten Hochdruckeinfluss mündet.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der Konsens in diesem Abschnitt liegt eher in der bevorstehenden
Niederschlagsentwicklung, die im Verbund mit den relativ hohen Temperaturen
einen nicht unerheblichen Impact erzeugt. Dass die Schneefallgrenze über
Kammniveau der Mittelgebirge und in den Alpen auf etwa 2000 m ansteigt, ist
ziemlich sicher. Und auch wenn die finalen Regenmengen, die in den nächsten
Tagen, vor allem aber zu Beginn der neuen Woche im Süden zusammenkommen sollen,
noch nicht feststehen, gibt es doch deutliche Signale in Richtung Tauwetter, im
Süden sogar starkes Tauwetter. Markante Regenmengen (besonders anfällig die
Staulagen von Schwarzwald und Allgäu) plus rasch abschmelzende Schneedecke
erzeugen ein hohes Niederschlagsdargebot (abflussrelevante Wassermenge), das
wiederum die Hochwassergefahr deutlich ansteigen lässt. Das Europäische
Hochwasserwarnsystem EFAS zeigt deutliche Signale an Donau und etwas
abgeschwächt auch an Ober- und Mittelrhein für einen Pegelanstieg sowie ein
Hochwasser mit mindestens 5-jähriger, teils sogar 20-jähriger Wiederkehrzeit.
Sehr gut möglich, dass zumindest für den Süden eine Unwetterwarnung für starkes
Tauwetter ausgegeben wird, auch wenn der zeitliche Rahmen von Ausgabe bis
Gültigkeitsdauer noch nicht feststeht.
In den Hochlagen der Mittelgebirge und am Alpenrand sind Schwere Sturmböen,
exponiert auch orkanartige Böen nicht völlig auszuschließen.

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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, MOS-ECMF, IFS-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Stefan Külzer