DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

02-12-2023 18:01
SXEU31 DWAV 021800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 02.12.2023 um 18 UTC


SCHLAGZEILE:
Kommende Nacht nur noch geringer Neuschneezuwachs, im Südwesten/Süden und ganz
im Norden häufig strenger Frost.
Ab Sonntag von Westen beginnende zögernde Milderung, abends und in der Nacht zum
Montag im Westen und Nordwesten meist leichter Schneefall, später vereinzelt
auch Übergang in Regen mit Glatteisgefahr.

Synoptische Entwicklung bis Montag 06 UTC
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Aktuell ... befindet sich Deutschland nach wie vor im Einflussbereich eines
umfangreichen, stark amplifizierenden und mit zahlreichen Drehzentren
ausgestatteten Höhentroges, der weite Teile Nord-, West- und Mitteleuropas
überdeckt. Einer der um den Zentralkomplex zirkulierenden Randtröge überquert
aktuell die Südhälfte des Vorhersagegebietes, den Alpenraum und den westlichen
Mittelmeerraum und reicht morgen um 06 UTC mit seiner Achse vom Osten
Österreichs über Mittelitalien bis nach Nordalgerien. Trogvorderseitig wurde
bereits in der vergangenen Nacht auch im Bodenfeld über dem Norden Italiens eine
kräftige Zyklogenese induziert. Inzwischen füllt sich das Tief über Oberitalien
aber allmählich auf und auch die von dort aus nach Ungarn bzw. zur Slowakei
reichende Rinne, die in einem sich verstärkenden und im Laufe der Nacht Richtung
Südwestrussland ziehenden Tief mündet, verlagert sich zögernd südostwärts.
Somit kommt die Gegenstromlage, die im Südosten Bayerns zu den ergiebigen
Schneefällen geführt hat, bereits in der ersten Nachthälfte komplett zum
Erliegen, so dass der Neuschneezuwachs nur noch gering bleibt und die
Unwetterlage beendet ist.
Nach Abzug des Randtroges schiebt sich von Nordwesten her vorderseitig eines
weiteren Randtroges, der morgens die Britischen Inseln erreicht, ein flacher
Höhenkeil in den Westen und Nordwesten des Landes, so dass sich eine schwache
nordwestliche Höhenströmung einstellt. Mit dem Keil weitet sich auch im
Bodenfeld von Frankreich her eine kräftige Hochdruckzone mit einer
abgeschlossenen 1025 hPa-Isobare bis nach Süddeutschland aus. An deren
Nordostflanke wird nach wie vor von Norden und Nordwesten her eine vor allem in
der niederen Troposphäre relativ feuchte Luftmasse in die Nordosthälfte und in
die Mitte des Landes advehiert. Dabei deutet sich mit mehr auf Nordwest
drehenden niedertroposphärischen Winden bereits eine leichte Milderung an, die
850 hPa-Temperatur steigt bis zum Morgen auf Werte zwischen -6 Grad an der
Nordsee und -11 Grad im Südosten/Osten. Flache kurzwellige Troganteile, die mit
der Höhenströmung über das Vorhersagegebiet südostwärts geführt, lösen
gebietsweise leichte Schneefälle aus, am ehesten von Niedersachsen (aktuell
erreichen die Niederschläge den Nordwesten und fallen auf den Ostfriesischen
Inseln teils auch als Regen) bis zum Erzgebirge bzw. zur Lausitz, die Mengen
bleiben mit etwa 1 bis 4 Zentimetern aber gering. Auch an der Ostseeküste sorgt
der Lake Effekt noch örtlich für vereinzelte Schneeschauer, wobei 1 bis 5 cm
durchaus auch in kurzer Zeit fallen können.
Trocken und teils gering bewölkt bleibt es dagegen in Teilen
Südwestdeutschlands, aber durch schwachen Skandenföhn auch gebietsweise in
Schleswig-Holstein. In diesen Regionen kann es über Schnee bei Aufklaren
strengen Frost geben, in ungünstigen Lagen kleinräumig vor allem in einigen
Senken und Tälern im Südwesten auch unter -15 Grad. Sonst bleibt es bei leichtem
bis mäßigem Frost, bei auflandigem Wind an der Nordseeküste wird der
Gefrierpunkt örtlich auch gar nicht unterschritten.
Der Wind lebt mit Annäherung der Hochdruckzone und der damit einhergehenden
Gradientverschärfung vor allem im Südosten und Osten vorübergehend böig aus
Nordwest auf, ohne Warnschwellen zu erreichen. Dennoch kann es in einigen
Kammlagen Schneeverwehungen geben.
Glätte durch Überfrieren spielt nur gebietsweise eine Rolle, allerdings deutet
sich vor allem in Schleswig-Holstein und in Ostfriesland eine ausgedehnte
Nebellage an, so dass es dort örtlich zu gefrierenden Nebelnässen kommt. Reif
spielt dagegen kaum eine Rolle.

Sonntag ... kommt der flache Hochkeil über dem Vorhersagegebiet nur zögernd nach
Osten voran, befindet sich abends in etwa über den mittleren Landesteilen und
sorgt für einen einigermaßen ruhigen Tagesverlauf.
Das Bodenhoch verlagert sich mit seinem Schwerpunkt über Süddeutschland
allmählich ostwärts. An dessen Nordostflanke fällt vor allem vom Harz bis zum
Erzgebirge bzw. bis zur Lausitz hier und da noch etwas Schnee, an der Ostsee
kann es einzelne, meist aber nur unergiebige Schneeschauer geben.
Vor allem im Südwesten und Süden setzt sich dagegen vielerorts die Sonne durch,
nur gebietsweise hält sich länger Nebel bzw. Hochnebel. Auch in
Schleswig-Holstein simulieren einige Modelle örtlich beständigen Nebel. In
diesen Regionen kann es bei leichtem bis mäßigem Dauerfrost hier und da Glätte
durch Schneegriesel oder gefrierendes Nebelnässen geben.
Ansonsten bleibt es unterhalb einer teils recht ausgeprägten Inversion in etwa
900 hPa vielerorts bewölkt mit kleineren Lücken im Tagesverlauf.
Der Wind flaut auch im Südosten ab, so dass Schneeverwehungen auch in den
Hochlagen kein Thema mehr sind.
Im Westen und Nordwesten macht sich im Tagesverlauf bereits wieder der nächste
Randtrog bemerkbar, der bis zum Abend von GB in die westliche und südliche
Nordsee zieht. Trogvorderseitige WLA führt zum Aufzug dichterer Wolkenfelder und
im Laufe des Nachmittags und Abends setzen vom Niederrhein bis ins Bergische
Land und ins Westmünsterland Niederschläge leichter, teils auch mäßiger
Intensität ein, die trotz bereits etwas steigender 850 hPa-Temperaturen (um 18
UTC zwischen -4 Grad in der Eifel und -10 Grad in Ostsachsen) noch durchwegs als
Schnee fallen dürften, da bodennah mit auffrischendem und auf Südost bis Süd
drehendem Wind (Bft 7 in Eifel und Venn, dort kann es auf den Hochebenen auch
Schneeverwehungen geben) noch relativ kalte Luft advehiert wird. Bis zum Abend
fallen dort etwa 1 bis 4 cm.
Während im Westen und Nordwesten schon wieder zarte Plusgrade erreicht werden (0
bis +3 Grad), gibt es sonst leichten Dauerfrost zwischen 0 und -4 Grad, bei
beständigem Nebel und in mittleren Höhenlagen eventuell auch mäßigen Dauerfrost.


In der Nacht zum Montag passiert der zunehmend kurzwellige Randtrog noch die
südliche und mittlere Nordsee nordostwärts, wird aber vollständig zugeschüttet
durch kräftige WLA auf der Vorderseite eines weiteren, vom nahen Ostatlantik auf
die Britischen Inseln übergreifenden Höhentrogs. Der Geopotenzialgewinn führt
von Westen her letztendlich zu einer Regenerierung des über der Mitte des Landes
liegenden Höhenkeils.
Vor allem in der ersten Nachthälfte bleibt aber noch ein recht markanter
dynamischer Hebungsantrieb über dem Westen und Nordwesten Deutschlands aktiv,
wobei die beständige WLA vorübergehend durch PVA gestützt wird und zu einer
Intensivierung der Niederschläge führt. Diese weiten sich im Laufe der Nacht
noch etwas nach Osten, vor allem aber nach Norden aus und erfassen ganz
Niedersachsen, weite Teile Schleswig-Holsteins sowie abgeschwächt eventuell noch
die Altmark und Westmecklenburg. Vor allem in der ersten Nachthälfte kann es
dabei vom Westmünsterland bis zum Emsland und nach Ostwestfalen vorübergehend
auch mal kräftiger schneien, nach Lesart des ICON-EU sind dann örtlich sogar
mehr als 5 cm in weniger als 6 Stunden drin. Später verlieren die Niederschläge
aber wieder an Intensität und vor allem ausgangs der Nacht geht der Schneefall
im Westen bei positiven 925 hPa-Temperaturen und gesättigter Luftmasse
gebietsweise auch in Regen über, dann kann Glatteis nicht ausgeschlossen werden.
In NRW bleibt es dann aber bereits meist trocken.
Während sich das Bodenhoch nach Südosten verabschiedet, sich dabei aber noch
etwas verstärkt, erreicht das mit dem Höhentrog korrespondierende
Tiefdruckgebiet morgens den Westausgang des Ärmelkanals mit einem Kerndruck von
etwa 990 hPa. Der Wind dreht somit zumindest in höheren Lagen allgemein auf
Südost bis Süd und frischt auf, im Bereich kleinräumiger Low Level Jets kann es
in den Kammlagen einiger Mittelgebirge, eventuell auch in deren Lee bzw. in
einigen Tälern steife bis stürmische Böen geben, auf dem Brocken Sturmböen.
Schneeverwehungen sind dort dann nach wie vor nicht ausgeschlossen.
Im Süden und in der Mitte des Landes sowie im Nordosten verläuft die Nacht unter
dem Einfluss des abziehenden Hochs noch wettertechnisch ruhig. Vor allem im
Süden und Südosten ist der Himmel vielerorts gering bewölkt oder klar,
allerdings können sich gebietsweise Nebelfelder ausbreiten. Dort gibt es
verbreitet strengen Frost, in ungünstigen Lagen über dem frischen Pulverschnee
auch bis an die -20 Grad (in Hochtälern darunter). Sonst bleibt es bei leichtem
bis mäßigem Nachtfrost, am Niederrhein werden die 0 Grad gebietsweise auch nicht
mehr unterschritten. Glätte tritt nur stellenweise durch gefrierendes
Nebelnässen bzw. überfrorene Nässe/Schmelzwasser auf.

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Synoptische Entwicklung bis Dienstag 06 UTC

Montag ... gelten im Großen und Ganzen noch die Ausführungen in der
Frühübersicht.
Der Trog über den Britischen Inseln greift allmählich auf die westliche Nordsee
und Frankreich über, das korrespondierende Tief befindet sich abends mit einem
Kerndruck von etwa 995 hPa über dem Ärmelkanal.
Während die Niederschläge im Nordwesten am Vormittag nordnordostwärts abziehen
(meist fällt etwas Schnee, gebietsweise aber auch gefrierender Regen), setzen im
Westen und Südwesten dann bereits neue Niederschläge ein, die sich bis zum Abend
auf die mittleren Landesteile ausweiten, wobei anfangs meist Schnee, später dann
bei auf Werte um oder etwas über 0 Grad steigenden 850 hPa-Temperaturen
zumindest in den Niederungen Südwest- und Westdeutschlands auch Regen fällt. In
einigen Mittelgebirgstälern, wo die bodennahe Kaltluft nicht ausgeräumt wird,
kann dann gebietsweise Glatteis auftreten, vor allem ab den Nachmittagsstunden
in den südwestdeutschen Mittelgebirgstälern. Während in tiefen Lagen ansonsten
allmählich Tauwetter einsetzt, kann es im Bergland einige Zentimeter Neuschnee
geben, vor allem im Bergischen Land, im Sieger- und im Westsauerland
gebietsweise auch mehr als 5 cm in 3 bis 6 Stunden.
Der Wind legt mit Annäherung des Tiefs noch etwas zu, nach wie vor reicht es
aber bei stabiler Schichtung wohl lediglich in den Kamm- und Gipfellagen für
stürmische Böen, exponiert Sturmböen, im Lee einiger Mittelgebirge und über der
offenen Nordsee für steife Böen aus Südost. In einigen Kammlagen kann es bei
leichtem Dauerfrost Schneeverwehungen geben.
Im Süden und Osten bleibt es noch trocken und teils aufgelockert bewölkt,
gebietsweise aber auch länger trüb durch Nebel/Hochnebel. Dort gibt es
verbreitet leichten, bei beständigem Hochnebel auch mäßigen Dauerfrost, während
die Höchsttemperaturen im Westen und Nordwesten etwa 0 bis +4, am Niederrhein
auch +5 Grad erreichen.

In der Nacht zum Dienstag zieht das Tief Richtung Niederlande bzw. Ostausgang
des Ärmelkanals und die Niederschläge im Vorhersagegebiet kommen zusammen mit
der niedertroposphärisch milderen Luftmasse weiter nach Osten voran. Dabei
könnte es durchaus auch ein großräumigeres Glatteisregenereignis (eventuell
Unwetter) geben, am ehesten deuten die Modelle ein solches Szenario in Teilen
von Baden-Württemberg, in Franken und im zentralen Mittelgebirgsraum an, während
nach Osten und Nordosten zu noch meist Schnee fällt (wenige Zentimeter) und im
Westen in den Niederungen Regen. Im äußersten Nordosten und Südosten bleibt es
noch trocken



Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren im Kurzfristzeitraum die grobe Entwicklung sehr ähnlich.
Unsicherheiten gibt es noch bezüglich des Durchgreifens der milderen Luftmasse
und der damit verbundenen Niederschlagsphasen bzw. Glätteerscheinungen. Vor
allem ab Montagabend könnte es in einigen Regionen kritisch werden.
Dazu im Detail aber mehr in den kommenden Übersichten.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff