DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

29-11-2023 18:01
SXEU31 DWAV 291800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 29.11.2023 um 18 UTC


SCHLAGZEILE:
Im Süden ab Donnerstag bis Samstag teils kräftige Schnee- und Regenfälle. Morgen
im Tagesverlauf zumindest stellenweise Glatteis möglich.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC
----------------------------------------------------------------
Aktuell ... liegen wir im Einflussbereich kalter Luftmassen polaren Ursprungs
und unter einem Höhentiefkomplex mit mehreren Drehzentren über Nord- und
Westeuropa.
Leichte Schneefälle treten im Umfeld kleiner Bodentiefs auf, von denen eines
über dem Nordosten Deutschlands langsam auf die Ostsee zieht. Ein weiteres liegt
über der Nordsee und kann dort im Küstenumfeld teils kräftige Schneeschauer
auslösen. Das ist freilich auch an der Ostsee auf der Rückseite des
erstgenannten Tiefs nicht ausgeschlossen.
Dazu gesellt sich ein Streifen mit eher durchbrochenen Niederschlägen, der sich
von Nordfrankreich und Belgien über RLP und Hessen nach Franken schiebt. Hier
von einer Luftmassengrenze zu sprechen, wäre übertrieben, halten sich doch die
Temperaturgegensätze von -3°C zu -7°C in 850 hPa sehr in Grenzen. Etwas
Niederschlag wird dennoch ausgelöst, der anfangs im Westen teils als Regen
fällt, sonst meist als Schnee.
Vor einem Trog über der Biskaya greift massive WLA auf den Westalpenraum über
und führt dort zu Niederschlägen, die als leichter Schneefall zum Morgen auch
Südbaden bis Oberschwaben erfassen können.
Dazwischen sind nach Norden hin einzelne Schneeschauer unterwegs, sonst lockert
die Bewölkung zum Teil stärker auf, vereinzelt bildet sich Nebel.
Verbreitet gibt es leichten bis mäßigen Frost und regional Glätte durch etwas
Schnee oder Überfrieren. In Schleswig-Holstein ist stellenweise strenger Frost
möglich.
Der anfangs an der Flanke des Tiefs im Nordosten ganz solide Gradient, weicht
auf, sodass stärkere Böen eventuell an der See und vereinzelt auf Berggipfeln
möglich sind, die vorhandenen Warnungen können aber auslaufen und Neue werden
eher nicht nötig. Auch die anfänglichen Schneeverwehungen sind dann kein Thema
mehr.

Donnerstag ... liegt ein umfangreiches Trogsystem über Nord- und Westeuropa. Es
reicht mit diversen Randtrögen und Drehzentren vom Seegebiet westlich der
Biskaya über Norddeutschland und die Ostsee bis in den Westen Russlands.
Südlich des Randtroges über der Biskaya hat sich ein Tief gebildet, das sich
nach Osten ausdehnt und später bis in den Alpenraum reicht.

Über der Südhälfte Deutschlands herrscht Warmluftadvektion, die zeitweise von
PVA gestützt wird und sich auch niedertroposphärisch bemerkbar macht. Bis zum
Abend steigt die 850 hPa-Temperatur laut ICON-EU im äußersten Süden bis +2/+3°C.
Dazu breiten sich die verstärkten Schneefälle (5 bis 10 cm in 12h) weniger nach
Norden (Südbaden, bis zur Donau), als rascher nach Osten aus. Im äußersten Süden
(Bodensee, Alpenrand) geht der Schnee teils bis über 1500 m in Regen über, auch
eine vorübergehende Glatteisphase ist möglich.
In der Mitte und im Norden ändert sich seitens der Luftmasse wenig. Die 850
hPa-Werte liegen bei -5 bis -10°C.

Zwischen der Tiefdruckrinne im Alpenraum und einer flachen Rinne über der Nord-
und Ostsee mit eingelagerten kleinen Tiefs, herrscht kompensatorisch etwas
ruhigeres Wetter. Einzelne Schneeschauer gibt es somit hauptsächlich im Bereich
der Tiefs über der Nord- und der Ostsee, wo auch kräftige Schneeschauer möglich
sind, die kleinräumige auch markante Warnungen erforderlich machen können.

Ansonsten bleibt es aber oft trocken.

Der Wind spielt warntechnisch kaum eine Rolle und kommt meist aus östlichen
Richtungen, so dass es mit der Durchmischung nicht mehr so gut klappt. Die
Temperaturen liegen mit -2°C im Nordosten und gebietsweise +3°C im Westen und
Südwesten etwas unter denen vom Mittwoch.

Nur auf einigen Alpengipfeln, vielleicht ausgreifend bis zum Feldberg im
Schwarzwald sind stürmische Böen oder Sturmböen aus Südwest möglich.


In der Nacht zum Freitag bildet sich ein Teiltief über Frankreich und zieht zu
den Alpen. Die Schneefälle weiten sich zur Mitte hin (Main, Thüringen) aus,
gebietsweise schneit es kräftig mit etwa 5 bis 10 cm Neuschnee in 12h. Südlich
der Donau regnet es zeitweise mit Potential für gefrierenden Regen im
Übergangsbereich. Nördlich davon ist es ruhiger mit Auflockerungen und
Schneeschauern besonders an den Küsten. Etwaige Schauerstraßen dürften das Zeug
für kräftige Schneefälle besitzen.

Im Südwesten bleibt es gebietsweise etwas über 0°C, im Nordosten wird es mit
Auflockerungen am kältesten, bis fast -10°C.


----------------------------------------------------------------

Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC

Freitag ... setzt sich das kalte und wechselhafte Wetter fort. Am Rand von Tiefs
über Südeuropa ist es in der Südhälfte etwas milder mit kräftigen
Niederschlägen, teils Regen, teils Schnee. Die Nordhälfte ist kälter und
trockener mit teils kräftigen Schneeschauern (Lake Effect) an den Küsten.

Die Modellunterschiede (Timing, Intensität und Ausbreitung nach Norden) sind mit
dem bisherigen neuen Lauf von ICON nicht ausgeräumt, entsprechend können die
Aussagen der Frühübersicht beibehalten werden. Die Unsicherheiten bleiben aber
auch.
Die Schneeanteile 12 und 24h liegen bis in die Nacht zum Samstag vor allem in
Staulagen im Süden bei 20 bis 30 l/qm. Damit wären mindestens markante Warnungen
nötig. Auch die Glatteisphase verdient Beachtung, je nach Vorgeschichte und
Intensität sind unwetterartige Entwicklungen am Donnerstag nicht ausgeschlossen.



Modellvergleich und -einschätzung
----------------------------------------------------------------
Die Modellunterschiede werden zum Freitag größer. Nicht unbedingt in den
Basisfeldern, sondern vor allem beim Niederschlag.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner