DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

26-11-2023 12:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 26.11.2023 um 10.30 UTC



Wechselhaft mit zeitweiligem Schneefall. Donnerstag vorübergehend milder, von
Südwesten bis in Hochlagen Regen. Im Norden insgesamt kälter, teils mit leichtem
Dauerfrost. Zeit- und gebietsweise windig bis stürmisch.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 03.12.2023


Zu Beginn der Mittelfrist liegt der Haupttrog zwar im Wesentlichen knapp östlich
von uns, Deutschland befindet sich nach wie vor in einer nordwestlichen Strömung
und damit im Zustrom einer maritimen, polaren Luftmassen, allerdings verlagert
sich von der Nordsee ein kurzwelliger Troganteil samt korrespondierendem,
relativ kleinräumigen Tief über den Norden hinweg südost-, später ostwärts. Über
dem Norden und der Mitte kommt es daher zu Niederschlägen, meist als Schnee,
nach Westen hin liegt die Schneefallgrenze tagsüber eher bei 200 bis 400 m, so
dass in tiefen Lagen teils Schneeregen oder Regen fällt. Überwiegend handelt es
sich um leichte Schneefälle, in den zentralen Mittelgebirgen sind markante
Schneemengen nicht ganz ausgeschlossen. Rückseitig des Tiefs klingen die
Schneefälle häufig ab, im Küstenumfeld folgen weitere Schneeschauer. Vor allem
über der Mitte, auf der Südflanke des Tiefs, nimmt der Gradient vorübergehend
zu, in den Berglagen werden dann starke bis stürmische Böen zu erwarten sein.
Nach Süden hin staut es in der nördlichen Strömung am Alpenrand an, Reste des
Frontensystems vom Vortag sorgen dort noch für zeitweiligen Schneefall, der im
Tagesverlauf allmählich abklingt. Ansonsten befindet sich der Süden eher am
Rande des Tiefs bzw. am Rande zu etwas höherem Druck, so dass das Frontensystem
nach Süden hin an Wetterwirksamkeit einbüßt und nur geringe Niederschläge
(oberhalb etwa 200 bis 400 m als Schnee) erwartet werden, teils bleibt es
tagsüber auch trocken. In der Nacht zum Donnerstag liegt der Norden weiterhin im
Bereich des Höhentiefs über Südskandinavien, auch ein weiteres Bodentief über
der Nordsee nähert sich. Es kommt vor allem im Küstenumfeld bzw. ganz im Norden
zu weiteren Schneeschauern. Über Westeuropa trogt es markant aus, am Boden liegt
dort auch ein recht ausgedehnte Tiefdruckzone, in der sich ein Tief im
Nachtverlauf über Nordfrankreich/Benelux ostwärts verlagert und das
Frontensystem mit erneuten Niederschlägen von Südwest/West auf unser
Vorhersagegebiet übergreift. Es setzten also Niederschläge ein. In der
vorderseitig dieses Tiefs auf Südwest drehenden Strömung wird in den Süden
mildere Luft mit 850 hPa-Temperaturen um 0 bis 2 Grad geführt. Die
Schneefallgrenze steigt von Südwest auf Werte um oder sogar über 1000 m. Auf der
Vorderseite fällt zunächst ab Schnee, einige Zentimeter Neuschnee können dann
zumindest vorübergehend aber zusammenkommen, bevor der Schnee von Südwesten in
Regen übergeht.

Am Donnerstag dreht die Strömung auf der Vorderseite des Troges über Westeuropa
auf Südwest, so dass von Südwesten eine deutliche mildere Luftmasse mit
Temperaturen in 850 hPa um 5 bis 6 Grad einfließt. Damit steigt die
Schneefallgrenze zumindest vorübergehend auf über 1500 m an. Das Bodentief zieht
entlang der Kanalküste bzw. über Nordfrankreich/Benelux ost-/nordostwärts. Wie
weit nach Norden die mildere Luftmasse ausgreifen kann hängt von der genauen
Zugbahn des Tiefs ab, diese unterliegt durchaus noch Unsicherheiten. Von
Südwesten her breiten sich Niederschläge nordostwärts aus, auf der kalten Seite
fällt Schnee, von Südwesten erfolgt der recht rasche Übergang in Regen, im
Übergangsbereich kann auch gefrierender Regen auftreten. Ob dabei erhöhte
Glättegefahr besteht, bleibt abzuwarten, aus heutiger Sicht fällt aber anfangs
Schnee und in diesen dann der Regen. Allerdings konnten die Böden in den
Vortagen langsam etwas auskühlen. Im Südwesten werden erhöhte
Niederschlagsmengen angedeutet, ob dabei vor allem Richtung Schwarzwald an
Dauerregen (oder Tauwetter inklusive Regen) gedacht werden muss, ist noch
unsicher. Mit Annäherung des Tiefs frischt der Ostwind im Norden stark bis
stürmisch auf, auf der Nordsee teils mit Sturmböen. Im Laufe der Nacht zum
Freitag erreichen die Niederschläge wohl auch den Norden und Nordosten, an der
kalten Nordflanke fällt durchweg Schnee. Der Trog verlagert sich langsam
ostwärts, die mildeste Luft ebenfalls, so dass von Westen allmählich wieder
kühlere Luftmasse einsickern. Nach IFS verläuft dieser Prozess recht zügig,
Freitagfrüh werden bereits wieder -4/-5 Grad in 850 hPa im Westen des Landes
simuliert und demnach Schneefall bis etwa 300/400 m. Auf der Südflanke des Tiefs
nimmt der Gradient im Westen und Südwesten zu, es muss zeitweise mit starken bis
stürmischen Böen gerechnet werden.

Am Freitag verlagern sich Höhentrog und Bodentief ost-/nordostwärts, das
Bodentief zieht über den Norden Deutschlands Richtung südliche Ostsee. Die
Strömung dreht allmählich über West auf nördliche Richtungen. Über dem Südosten
liegt zunächst noch das Frontensystem und sorgt für zeitweilige, am Alpenrand
auch teils andauernde Niederschläge. Im Rest des Landes kommt es im
nachfolgenden Bodentrog zusammen mit der von Norden einsickernden Höhenkaltluft
zu weiteren, teils schauerartig verstärkten Niederschlägen. Mit wieder zunehmend
einsickernder Polarluft gehen die Temperaturen in 850 hPa wieder allgemein auf
Werte um -5 Grad in 850 hPa, im Nordwesten um -7 Grad, zurück. Damit sinkt die
Schneefallgrenze wieder auf etwa 200 m ab, am Alpenrand sind markante
Neuschneemengen nicht ausgeschlossen. Im Nordwesten und Westen werden ebenfalls
etwas höhere Niederschlagsmengen simuliert, meist fällt Schnee, vor allem in den
westlichen/südwestlichen Mittelgebirgen sind dann erhöhte bzw. markante
Neuschneemengen nicht ausgeschlossen.

Am Samstag gelangt Deutschland zunehmend auf die Rückseite des Troges und des
Tiefs über dem Baltikum bzw. Westrussland. Die Strömung dreht weiter auf Nord
und insbesondere im Norden gehen die Temperaturen noch ein wenig zurück (850
hPa-Temperatur teils um -9 Grad). In der höhenkalten Luft, teils unterstützt
durch kurzwellige Störungen, die auf der Trogrückseite und damit über
Deutschland ablaufen, kommt es im Tagesverlauf wiederholt zu Schnee- und
Graupelschauern bis in recht tiefe Lagen (Schneefallgrenze um 200 m, in
kräftigeren Schauern und vor allem im Norden bis ins Flachland). Im tagesverlauf
böig auflebender Wind aus West bis Nordwest, im Norden auch aus Nord, zeitweise
starke bis stürmische Böen im Küstenumfeld und im Bergland, gebietsweise auch in
tiefen Lagen.

Am Sonntag voraussichtlich gewisse Wetterberuhigung unter von Südwesten
ansteigendem Luftdruck/Zwischenhocheinfluss. Im Norden, vor allem im
Küstenumfeld, aber voraussichtlich hier und da weitere Schneeschauer, meist
geringer Intensität. In der Nacht zum Montag bereits erneute Austrogung über
Westeuropa mit korrespondierendem Bodentief, auf Südwest drehender Strömung und
leichter Milderung sowie von Westen aufkommenden Niederschlägen. Teils Schnee,
teils mit Anstieg der Schneefallgrenze (auf 500/600m) Übergang in Regen.

In der erweiterten Mittelfrist setzt sich die zyklonal geprägte Witterung
voraussichtlich fort, bei etwas schwankenden, aber überwiegend winterlichen
Temperaturen und vor allem im Bergland immer wieder mal etwas Schnee.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz der vorliegenden Modelle ist insgesamt relativ gut, die
prinzipiellen Strömungsmuster sind relativ klar. Die genaue Lage und Ausprägung
der beteiligten, teils recht kleinräumigen Tiefs unterliegt Unsicherheiten mit
Auswirkungen auf die Schneefallgrenze und die genauen Niederschlagsschwerpunkte.
Etwas markanter werden die Unterschiede in Amplitude und Timing zum Ende der
kommenden Woche. Dabei simulieren die neueren IFS-Läufe eine etwas markantere
Entwicklung des Mitteleuropatroges als der gestrige 00 UTC-Lauf. Aber auch hier
bleibt das grundlegende Strömungsmuster einer zyklonalen West- bis Nordwestlage
erhalten.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Von anderen Globalmodellen werden sehr ähnliche Grundstrukturen simuliert, im
Detail zeigen sich gewisse Abweichungen in Timing und Ausprägung. So wird das
Nordseetief am Mittwoch im Tagesverlauf von anderen Globalmodellen eher etwas
zügiger abgeschwächt und auch die Position und Ausprägung des folgenden Tief zum
Donnerstag unterliegt noch gewissen räumlichen und zeitlichen Schwankungen
innerhalb der Modellwelt. Im weiteren Verlauf werden die Unterschiede etwas
größer und teils wird Do/Fr eine noch weiter nach Norden ausgreifende Milderung
als im IFS gezeigt. Abgesehen von diesen Amplituden- und Timingabweichungen,
unterscheiden sich die grundlegenden Strömungsmuster aber nur wenig.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse des IFS zeigt für den ersten Zeitraum von Mittwoch 00 UTC bis
Donnerstag 00 UTC (+72 bis +96 h) vier Cluster mit 17, 15, 11 und 8 Membern,
Haupt- und Kontrolllauf befinden sich in Cluster zwei. Alle Cluster werden dem
Regime "negativer NAO" zugeordnet. Es werden nur geringe Unterschiede der eher
kleinräumigen Trogstrukturen bzw. des kleinräumigen Bodentiefs angedeutet. Ob
sich daraus relevante Prognoseunterschiede ergeben, kann aus heutiger Sicht
nicht beurteilt werden. Im Folgezeitraum von Freitag 00 UTC bis Sonntag 00 UTC
(+120 bis +168 h) ergeben sich sechs Cluster mit 12, 11, 10, 8, 6 und 4 Membern,
Haupt- und Kontrolllauf werden im eher schwach besetzten Cluster fünf (insgesamt
nur 6 Member) verortet. Das Regime "negativer NAO" entwickelt sich teils (ins.
26 Member) von "negativem NAO" zu "Atlantic Ridge", die andere Hälfte (25
Member) bleibt beim "negativen NAO". Insgesamt wird die Austrogung über
Westeuropa unterschiedlich markant simuliert, der Hauptlauf nimmt dabei eine der
markanten Varianten ein und dabei noch eine relativ progressive. Für die
erweiterte Mittelfrist zeigen drei angebotene Cluster durchweg zyklonal geprägte
Witterung, eine Variante (13 Member) allerdings mit relativer Nähe zu einem Keil
über dem nahen Ostatlantik/Westeuropa und eine auf Nord bis Nordost drehende
Strömung. Bei der Mehrzahl der Member dominiert ein breiter, sich
regenerierender Trog über Mitteleuropa und einer vorherrschenden Strömung West
bis Nordwest.

Die Rauchfahnen zeigen durchweg eine recht rege Niederschlagstätigkeit, mit
einem Schwerpunkt hinsichtlich der Mengen im Bereich Donnerstag/Freitag. Dort
zeigt sich ebenfalls ein erhöhter Spread bei den Temperaturen in 850 hPa und im
Geopotenzial in 500 hPa, hier spiegeln sich die Unsicherheiten wieder, inwiefern
die mildere Luftmasse am Donnerstag nordwärts ausgreifen kann. Richtung
Wochenende geht der Spread wieder zurück, nimmt dann naturgemäß zur erweiterten
Mittelfrist wieder deutlich zu.

Fazit: Wechselhaft, überwiegend winterliches Temperaturniveau mit
vorübergehender Milderung am Donnerstag mit unsicherer Ausdehnung nach Norden.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


SCHNEE/GLÄTTE/REGEN/TAUWETTER:
Im Mittelfristzeitraum werden zeitweise Schneefälle erwartet, teils bis in recht
tiefe Lagen. Die Schneefallgrenze liegt dabei am Mittwoch bei voraussichtlich
200 bis 400 m und steigt beginnend in der Nacht zum Donnerstag vor allem in der
Südhälfte deutlich auf über 1500 m an. Auf der Nordseite des Tiefs in den
nördlichen Landesteilen fällt voraussichtlich durchweg Schnee. Im
Übergangsbereich zu milderen Luftmassen kann vor allem am Donnerstag eventuell
auch mal gefrierender Regen auftreten. Lokal ist dabei auch eine erhöhte
Glättegefahr denkbar, da die Böden in den Vortagen doch auskühlen konnten.
Allerdings fällt zuvor Schnee und in diesen dann der Regen.
Zusammen mit erhöhten Niederschlagsmengen und dem vorübergehenden Tauwetter sind
vor allem im Südwesten (eventuell auch an den Alpen) zum Donnerstag markante
Warnungen hinsichtlich Dauerregen oder Tauwetter denkbar.
Im Laufe des Donnerstages bzw. zum Freitag sinkt allerdings die Schneefallgrenze
bereits wieder recht rasch auf 200 m. Dabei sind dann also zeit- und
gebietsweise wieder leichte Schneefälle zu erwarten, an den Alpen eventuell auch
markante Mengen. Am Samstag setzen sich die Schneefälle fort, im Bergland (vor
allem Schwarzwald und Alpen, eventuell aber auch in den östlichen
Mittelgebirgen) sind dann oberhalb etwa 400 bis 600 m akkumuliert markante
Neuschneemengen denkbar.

WIND/STURM:
Phasenweise frischt der Wind stark bis stürmisch auf, vorzugsweise an der
Südflanke der beteiligten Tiefdruckgebiete oder auf deren Rückseite über der
Nordsee mit Winddrehung auf Nord. Am Donnerstag könnte im Südwesten auch mal
höheren Niederschlagsmengen zusammenkommen, ob dabei zum Beispiel im Stau des
Schwarzwaldes Dauerregenrelevanz besteht, muss abgewartet werden, in höheren
Lagen dürfte die Schneephase überwiegen und ggf. markante Schneefallwarnungen
nach sich ziehen.

Im Nordosten teils leichter Dauerfrost.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFs, IFS-EPS, Mos-Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger