DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

26-11-2023 10:02
SXEU31 DWAV 260800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 26.11.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang zu Ws
Montag bis Dienstagfrüh im Bergland oberhalb von 400 bis 800 m häufig markante
Neuschneemengen zwischen 10 und 20, öörtlich bis 30 cm innerhalb von 18 bis 24
Stunden. Unwetterneuschneemengen über 15 cm im Westerwald, bedingt auch im
Taunus, Vogelsberg sowie im Weserbergland möglich, im Thüringer Wald nicht
ausgeschlossen.
Ab morgen Abend an der See stürmische Böen möglich, auf exponierten Bergen
Sturmböen.
Dienstag langsam Wetterberuhigung.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... Deutschland liegt zwischen einem kräftigen Trog über
Nordwestrussland sowie über Weißrussland und einem Höhenkeil über Großbritannien
in einer nordwestlichen bis nördlichen Höhenströmung. In der unteren Troposphäre
kippt die Strömung im Tagesverlauf von Nordwest auf West und so herrscht über
weiten Teilen Deutschlands WLA, so dass die 850-hPa-Temperaturen bis zum Abend
auf -3 Grad im Westen und steigen und die -5-Grad-Isotherme nach Ostbayern und
nach Ostniedersachsen abgedrängt wird. Dies geschieht nicht ohne Niederschlag,
denn vor allem in den alten Bundesländern muss gebietsweise mit leichten
schauerartgien Niederschlägen gerechnet werden, wobei im Westen die
Schneefallgrenze auf 600 bis 700 m ansteigt. Im Nordosten ist es dagegen häufig
trocken, während in teilen Sachsens und Bayerns meist bis in tiefe Lagen Schnee
oder Schneeregen fällt. Die Mengen liegen über Tag meist nur zwischen 0,5 und 5
l/qm, in den Staulagen teils etwas darüber. Die Sonnenanteile sind dann auch vom
östlichen Schleswig-Holstein und der Ostsee bis nach Brandenburg am größten mit
30 bis 40 Prozent, während sonst die Sonne nur kurz mal rauskommt. Die
Höchstwerte liegen nur noch zwischen 0 oder -1 Grad örtlich im Osten und 6,
vielleicht 7 Grad im Rheinland.
Der Gradient fächert in der Nähe des Hochdruckgebietes langsam auf, so dass die
Sturmwarnung für die Alpengipfel auslaufen kann. Sonst weht der Wind schwach bis
mäßig, an der See frisch und dreht allgemein auf West bis Südwest. Nur im Norden
kommt er vorübergehend vor einem Bodentrog aus südlichen Richtungen.

In der Nacht zum Montag schwenkt ein Randtrog von der nördlichen Nordsee zur
zentralen Nordsee und bezieht das hochreichende Tief OLIVER nordwestlich von
Irland in den Trog ein. Dabei resultiert ein Troganteil über Wales (06 UTC).
Vorderseitig entwickelt sich Bodentief OLIVER quasi neu und liegt morgens mit
998 hPa am Ostausgang des Ärmelkanals. Die vorgelagerte Hebung greift mit
Regenfällen auf NRW über, der Niederschlagsstreifen davor (der ebenfalls durch
WLA getriggert wird) schiebt sich weiter nach Osten und bringt von der Nordsee
bis nach Südostbayern und in der östliche Mitte gebietsweise Regen und vor allem
nach Osten und Südosten hin sowie im Bergland auch Schnee. Im Süden und
Südwesten, sowie im Nordosten bleibt es meist noch trocken bei teils
aufgelockerter Bewölkung. Unter den Wolken gehen die Temperaturen kaum zurück,
sonst gibt es vor allem im Nordosten leichten Frost, während im Südwesten die
Werte um 0 Grad liegen. Der Wind dreht auf südlichen Richtungen und frischt im
Westen auf, ohne dass Warnungen ausgegeben werden müssten.

Montag... vereinigen sich die beiden oben erwähnten Troganteile vollends und der
Gesamt-Trog schwenkt nach Benelux und Nordfrankreich. Das Bodentief entwickelt
sich auch aufgrund von Temperaturgegensätzen weiter und vertieft sich auf 992
hPa (ICON), wobei eine Position im Grenzbereich zwischen Südholland und
Deutschland erreicht wird. Die Modellergebnisse beginnen aber zu streuen
bezüglich des Lage des Kerns.
Damit breiten sich teils kräftige Niederschläge auf große Landesteile aus, wobei
nur die Gebiete von der Ostseeküste bis Nordostbrandenburg und Teile SE Bayerns
ausgespart bleiben. Im Nordosten kann auch teils die Sonne durchkommen und an
der Ostsee sind einzelne, teils winterliche Schauer möglich.
Durch die intensivere Hebung und die größeren Intensitäten kühlt die Luft
bodennah im Bereich der Niederschläge sogar wieder ab und es kann teils bis in
tiefe Lagen schneien.
Am Morgen und am Vormittag dürfte aber vom Niederrhein respektive dem Rheinland
bis hoch an die Nordsee und hinüber nach SH die flüssige Phase überwiegen. Mit
Progression des Niederschlags kommt zusehend die feste Phase ins Spiel, wobei
Hebungs- und Niederschlagsabkühlung (intensiv genug sind die Niederschläge) die
Schneefallgrenze recht weit nach unten drücken können. Insbesondere von
Westfalen und RP/Saarland über das südliche Niedersachsen und Hessen bis hinüber
nach Thüringen und Nordbayern sowie im Schwarzwald könnte es ganz gut zur Sache
gehen. Dabei schneit es teils bis ganz runter, bevor nach Westen hin die
Schneefallgrenze auf 300 bis 600 m, im Süden und Südwesten teils über 800 m
steigt. Es wird schwierig werden, das Ganze warntechnisch einigermaßen
differenziert in den Griff zu bekommen (Timing, Höhenlage, Intensität). Zumal
mit Durchzug des Tiefs über die Mitte nach Tschechien in der Nacht zum Dienstag
weitere Niederschläge anstehen, wobei die Schneefallgrenze in der von Norden
angesaugten Kaltluft dann wieder häufig bis ganz runter sinkt. Summa summarum
sind akkumuliert über 24 Stunden in den mittleren und höheren Lagen der
Mittelgebirge 5 bis 15 cm, in Staulagen 20 bis 25 cm, in den Kammlagen teils um
30 Neuschnee zu erwarten. Weiter unten dürfte es weniger sein, gleichwohl ist
zumindest vorübergehend auch mal mit einer Nassschneedecke und/oder Schneematsch
zu rechnen. Außerdem kann davon ausgegangen werden, dass nicht nur wegen der
Gesamtmenge, sondern auch aufgrund der phasenweise mäßigen bis starken
Intensität der Schneefälle örtlich auch in den tieferen Lagen die markante
Schneefallwarnung ausgepackt werden muss. Schwierig ist wahrscheinlich auch in
den tieferen Lagen die Situation im südöstlichen NRW sowie in Mittel- und
Nordhessen!
Im Westerwald, bedingt auch im Taunus und Vogelsberg, gibt es erhöhte
Wahrscheinlichkeiten für Neuschneemengen über 15 cm in 12 Stunden, im Zeitraum
von 12 bis 24 UTC dann auch im Thüringer Wald und im Weserbergland (Vor allem
CosmoLEPS, bedingt auch ICON-EU-EPS). Für diese Gebiete wäre dann eine
Unwetterwarnung nötig!

Die Temperatur steigt im Nordosten auf Werte um 0°C, im Südwesten auf 5 bis 6
Grad.
Der Wind frischt vor allem im Norden auf mit steifen bis stürmischen Böen gegen
Abend an der Nordsee und über der Kieler Bucht.

In der Nacht zum Dienstag zieht das Tief über Nordbayern nach Ost bis Südost und
es löst außer ganz im Norden verbreitet Niederschläge aus, die von Norden bis in
tiefe Lagen in Schnee übergehen. Nur im Südwesten regnet es bis zum Morgen in
tiefen Lagen. Auch im südlichen Bergland sind kräftige Schneefälle, teils
markant mit Mengen zwischen 10 und 15 cm, in den hohen Staulagen bis 20
Neuschnee inclusive Verwehungen möglich.
Der Wind frischt an der Süd- und Südwestflanke des Tiefs und nach Norden hin
stärker auf.

Im Norden, im Osten und der Mitte gibt es leichten Frost, im Süden liegen die
Werte um den Gefrierpunkt, im Südwesten in tiefen Lagen etwas darüber.

Dienstag... Der Höhentrog des Zentraltiefs über Mittelschweden schwenkt zum
Balkan und das Bodentief zieht von Tschechien zum Balkan, wobei eine
Tiefneuentwicklung dort mit im Spiel ist. Trogrückseitig und auch durch KLA
getriggert schiebt sich der Keil des französischen Hochs nach Süddeutschland vor
und ein weiterer Keil reicht abends bis in den Nordosten Deutschlands. So werden
die meist leichten Schneefälle in der Südosthälfte im Tagesverlauf schwächer und
ziehen sich in den äußersten Süden und Südosten zurück, sonst fallen noch
einzelne Schneeschauer. In den Alpen können durchaus nochmal 10 bis 15 cm
Neuschnee dazu kommen.
Zum Abend erreicht ein weiterer Randtrog des Zentraltiefs die Nordsee und das
zugehörige Bodentief erreicht etwa die äußere Deutsche Bucht. Seine
schauerartigen Niederschläge erreichen gegen Abend nach ICON den
Nordseeküstenbereich. Dabei fällt teils Schnee, teils Regen. Den meisten
Sonnenschein gibt es wohl im nördlichen und östlichen Schleswig-Holstein. Die
Temperaturen liegen ähnlich wie am Vortag zwischen -1 Grad im mittleren Bergland
und 6 Grad am Oberrhein.
Anfangs treten an der Ostsee noch steife Böen um Nord auf. Ansonsten dreht der
Wind mehr auf West zurück, gegen Abend im Nordwesten gar auf Südwest bis Süd.
Auf exponierten Bergen kann es anfangs Sturmböen um Nordwest geben.

In der Nacht zum Mittwoch zieht der Randtrog des Zentraltiefs über Schweden nach
Deutschland und ein kleines Bodentief wird nach Norddeutschland gesteuert. Bei
der Lage des Tiefs gibt es aber deutliche Modellunterschiede. Es lenkt dichte
Wolken mit Niederschlägen in die Nordhälfte Deutschlands, wobei die
Niederschlagsmengen meist zwischen 1 und 9 l/qm liegen, vereinzelt auch bei
knapp über 10 l/qm. Meist fällt Schnee, im Rheinland teils auch Regen.
Entsprechend ist meist mit gelben Schneefallwarnungen zu rechnen.
Nach Süden hin lockert die Wolkendecke örtlich stärker auf. Recht verbreitet
gibt es Frost zwischen 0 und -4 Grad, bei längerem Aufklaren auch knapp unter -5
Grad.

Modellvergleich und -einschätzung

Bei der Lage des Tiefs am Dienstagabend im Norden gibt es noch größere
Unterschiede, ICON zeigt eine Lage knapp südlich von Hamburg mittwochfrüh, GFS
im nördöstlichen Schleswig-Holstein. Entsprechend gibt es Unterschiede in Phase
und Menge der Niederschläge, auf die morgen früh eingegangen wird.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden