DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

25-11-2023 11:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 25.11.2023 um 10.30 UTC



Nasskalt, im Bergland winterlich. Allmählich kälter, im Osten, Süden und in
Teilen der Mitte gebietsweise Dauerfrost.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 02.12.2023


Deutschland liegt an der Südflanke eines aus mehreren Kernen bestehenden
Höhentiefkomplexes, der sich über Südskandinavien etabliert hat. Die Frontalzone
erstreckt sich von Neufundland über den Nordatlantik hinweg leicht mäandrierend
über die Pyrenäen bis in den Mittelmeerraum, so dass Deutschland durchweg an
deren kalter Seite liegt. Die Folge sind tagsüber meist einstellige
Temperaturmaxima, in Teilen Ost- und Süddeutschlands sowie gebietsweise in der
Mitte stellt sich auch tagsüber leichter Dauerfrost ein. In den Nächten ist
nahezu durchweg mit leichtem, bei Aufklaren mit mäßigem Frost zu rechnen.
Am Dienstag liegt Deutschland im Bereich eines von diesem Höhentiefkomplex
ausgehenden Troges, wodurch schauerartige Niederschläge zustande kommen. Diese
fallen im Bergland als Schnee. Die Schneefallgrenze liegt bei 400 bis 600 m, im
südwestdeutschen Bergland etwas darüber. In tieferen Lagen ist eher die
Mischphase zu erwarten. Da sich auf der Rückseite eines Tiefs, das vom
Erzgebirgsraum nach Osten abzieht, eine nördliche bodennahe Strömung einstellt,
ergeben sich im Bergland staubedingt mehr als 10 cm Neuschnee innerhalb 12
Stunden, an den Alpen sind mehr als 20 cm Neuschnee möglich. Anfangs besteht in
den östlichen Mittelgebirgen Verwehungsgefahr, auf höheren Berggipfeln sind dort
Sturmböen nicht auszuschließen. In der Nacht zum Mittwoch macht sich ganz im
Süden leichter Zwischenhocheinfluss bemerkbar. Teils klart es auf. Im Bergland
kommen aber noch einige, an den Alpen auch mehr als 10 cm Neuschnee hinzu.
Am Mittwoch verlagert sich das Zwischenhoch bereits nach Südosteuropa, behält
aber seinen Einfluss auf den Süden Deutschlands. Kurzwellentröge, die in eine
nordwestliche Strömung eingelagert sind, sorgen über dem Mittelgebirgsraum sowie
an der See für einzelne Schneeschauer, wobei die Schneefallgrenze im Westen und
Südwesten auf 600 bis 800 m ansteigt. Diese Schauer lassen in der Nacht zum
Donnerstag weitgehend nach.
Am Donnerstag nähert sich ein weiterer, vom o.g. Höhentiefkomplex ausgehender
Trog dem Vorhersagegebiet. Vorderseitig erfolgte zuvor eine schwache
Zyklogenese, das resultierende Tief verlagert sich bis zum Abend in den
Südwesten Deutschlands. Mit diesem Tief kommen von Südwesten her erneut
Niederschläge auf. Im Südwesten und an den Alpen steigt die Schneefallgrenze
vorübergehend auf etwa 800 m an, oberhalb davon fallen innerhalb 12 Stunden 10
bis über 20 cm teils nasser Schnee. In den westlichen und zentralen
Mittelgebirgen liegt die Schneefallgrenze bei 200 bis 400 m, aber auch dort
können oberhalb davon 10 bis über 15 cm Schnee zusammenkommen. Weiter im Norden
bleibt es, abgesehen von ein paar Schauern an der Küste, niederschlagsfrei und
es sind Auflockerungen möglich. In der Nacht zum Freitag wird dieses Tief über
die Lausitz hinweg nach Osten gesteuert, wodurch dann eher in den östlichen
Mittelgebirgen einige, in Staulagen auch um 10 cm Schnee fallen können.
Am Freitag gelangt Deutschland in den Bereich des von Frankreich
hereinschwenkenden breiten Troges. Das Ergebnis sind häufige Schauer, die
oberhalb 400 m meist als Schnee fallen. In Staulagen und auch an den Alpen
können weitere 10 cm Neuschnee hinzukommen. In der Nacht zum Samstag wird die
Schauertätigkeit in den westlichen und südwestdeutschen Mittelgebirgen durch
einen hereinschwenkenden Kurzwellentrog verstärkt. Dabei sinkt die
Schneefallgrenze bis in tiefere Lagen ab.
Am Samstag bleibt die Troglage über Mitteleuropa bestehen. Dabei ist die
Schichtung labil, im 500 hPa-Niveau geht die Temperatur unter -35 Grad zurück,
was erneut eine rege Schauertätigkeit verspricht. Dabei liegt die
Schneefallgrenze nahezu unverändert bei 200 bis 400 m, im Bergland können
weitere 10 bis 15 cm Schnee hinzukommen.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum wird der über Mitteleuropa
liegende Trog durch kurzwellige, nach Süden ablaufende Anteile regeneriert.
Tendenziell lässt die Schauertätigkeit allmählich nach, so dass Auflockerungen
etwas wahrscheinlicher werden als bisher. Die Temperaturen gehen allmählich
zurück.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Mittwoch ist der aktuelle Modelllauf im Vergleich zu den
gestrigen Simulationen konsistent. Das flache Tief, das am Donnerstag von
Frankreich kommend nach Südwestdeutschland gesteuert wird, hatte der gestrige 00
UTC-Lauf im Programm, nicht aber der 12 UTC-Lauf. Dieser zeigte das Tief über
dem Ärmelkanal. Bemerkenswert ist, dass mit dem vorderseitigen Warmluftvorstoß
(und dem vorübergehenden Anstieg der Schneefallgrenze) nach der heutigen
Modellrechnung von 00 UTC zurückhaltender umgegangen wird. Die sich dann
einstellende Troglage ist auch bei weiter zurückliegenden Modellläufen
erkennbar.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum sind ebenfalls die
Unterschiede zu den gestrigen Modellläufen gering. Alle Simulationen zeigen zu
Wochenbeginn einen leicht anziehenden Gradienten, wahrscheinlich aber, ohne dass
warnrelevante Böen zustande kommen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Mittwoch wird die oben beschriebene Entwicklung von den
verfügbaren Modellen gestützt. Am Donnerstag bestehen Unsicherheiten
hinsichtlich des von Frankreich auf Deutschland übergreifenden flachen Tiefs.
GFS und UK10 zeigen eine weiter nördlich liegende Zugbahn als EZMW und erst
recht als ICON, wobei die Positionsunterschiede zwischen den extremeren Lösungen
durchaus bei 600 km liegen.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum sind sich GFS und EZMW
ähnlich. Beide Modelle lassen dann auch den Gradienten etwas anziehen. Im
Unterschied hierzu belässt es das kanadische Modell bei geringen
Luftdruckgegensätzen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS stützt die oben beschriebene Entwicklung, wonach sich eine
länger andauernde Troglage über Mitteleuropa abzeichnet. Dabei liegen die
Temperaturen im 850 hPa-Niveau 4 bis 9 K unter dem langjährigen Modell-Mittel.
Bemerkenswert ist, dass das auf relativ weit südlicher Zugbahn ziehende Tief nur
der neueste EPS-Lauf mit einigen Membern im Programm hat, immerhin werden mit
dieser Entwicklung bis 10 cm, in den westlichen Mittelgebirgen bis 15 cm
Neuschnee für möglich gehalten. De Spread ist im Nordosten Deutschlands relativ
gering, wird aber nach Südwesten hin merklich größer.
Das EPS des EZMW belässt den Trog über Mitteleuropa und zeigt dessen Achse
gegenüber dem deterministischen Lauf noch etwas weiter im Westen. Zudem ist für
alle Parameter der Spread relativ gering. Dies zeigt sich auch anhand der
Cluster, die sich nicht wesentlich voneinander unterscheiden. Bemerkenswert ist,
dass der Warmluftvorstoß in den Südwesten Deutschlands, der durch das am
Donnerstag von Frankreich übergreifende Tief verursacht wird, nur bei
Einzelmembern zu sehen ist. Mit höherer Wahrscheinlichkeit dringt die Warmluft
nicht so weit nach Norden vor, so dass in Verbindung mit diesem Tief die
Schneefallgrenze nur wenig, aber sehr wahrscheinlich nicht bis auf 1000 m,
ansteigt. Tendenziell lässt sich auch in allen Regionen Deutschlands ein
leichter Temperaturrückgang herausarbeiten. Dies äußert sich auch bei den
Vorhersagen der Niederschlagsphase, wonach ab etwa der Wochenmitte selbst in
tieferen Lagen zusehends trockener Schnee fällt. Das Clustering gemäß
Großwetterlagen zeigt bis zum Ende des gesamten Vorhersagezeitraumes eine
Dominanz der Troglage Mitteleuropa. Die restlichen Member haben eine zyklonale
Westlage im Programm oder setzen auf eine zyklonale Nord- oder Nordostlage. Ein
antizyklonales Gepräge ist nur bei Einzelmembern zu finden.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Dienstag sind im östlichen Bergland und am Alpenrand 10 bis über 15 cm
Neuschnee mit Verwehungsgefahr zu erwarten. Im Schwarzwald und Allgäu sind bis
über 20 cm Neuschnee möglich. Mit geringer Wahrscheinlichkeit können auch im
Harz und Thüringer Wald mehr als 10 cm Neuschnee fallen.
In den Gipfellagen der östlichen Mittelgebirge und auf Alpengipfeln besteht
anfangs noch die Gefahr von Sturmböen, im Alpenvorland sind stürmische Böen und
somit Verwehungen nicht auszuschließen. Darüber hinaus stellt sich einigen
Regionen Nordost- und Mitteldeutschlands auch tagsüber leichter Frost ein.
Am Mittwoch kommen mit geringer Wahrscheinlichkeit im Harz und Thüringer Wald
noch mehr als 10, in den südwestdeutschen Mittelgebirgen und im Allgäu über 15
cm Neuschnee hinzu. Zudem hält sich im Nordosten, in Teilen der Mitte und
Südostdeutschlands auch tagsüber leichter Frost.
Am Donnerstag kommen im südwestdeutschen Bergland und im Allgäu kräftigere
Schneefälle auf, deutlich mehr als 20 cm Neuschnee sind dabei in Staulagen nicht
auszuschließen, allerdings ist die Entwicklung noch unsicher. Mit geringerer
Wahrscheinlichkeit muss auch an den Alpen weiter nach Osten hin sowie in den
Hochlagen der westlichen und zentralen Mittelgebirge mit mehr als 10 cm
Neuschnee gerechnet werden.
Am Freitag sind am gesamten Alpenrand sowie mit geringer Wahrscheinlichkeit in
den Staulagen der östlichen Mittelgebirge noch einmal 10 bis 15 cm Neuschnee zu
erwarten. Darüber hinaus herrscht im Osten, Süden und in Teilen der Mitte
gebietsweise auch tagsüber leichter Frost.
Am Samstag lassen die Schneeschauer tendenziell nach, mehr als 10 cm sind dann
selbst in Staulagen eher unwahrscheinlich. Im Osten, Süden sowie gebietsweise
auch in der Mitte Deutschlands muss weiterhin mit Dauerfrost gerechnet werden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS, nur anfangs MOS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann