DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

25-11-2023 08:30
SXEU31 DWAV 250800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 25.11.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
N z

Nasskalt, im Bergland Winterwetter. In Staulagen der Bergländer, vor allem an
den Alpen kräftige Schneefälle. Am Montag unsichere Entwicklungen des über
Deutschland nach Südosten ziehenden Tiefs.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... liegt Mitteleuropa unter einer nördlichen Strömung im Zustrom kalter
Meeresluft polaren Ursprungs, die in 850 hPa Werte bis -7°C bringt. Das
geschieht zwischen einem osteuropäischen Langwellentrog und einem über die
Britischen Inseln bis Grönland reichenden Höhenrücken, wobei dieses Muster
zunächst mal recht stationär aussieht.
Die höhenkälteste Luft mit bis zu -37°C in 500 hPa wird dabei nach Südosten
abgedrängt, sodass die Schauer abgesehen vom Stau des Erzgebirges und der Alpen
nachgelassen haben und die Wolken auflockern.

Von Norden zieht jedoch ein weiterer Randtrog heran, der insbesondere im
Bodendruckfeld ausgeprägt ist und aktuell von Norden übergreift und abends die
Alpen erreicht. Die thermischen Gegensätze sind zwar nicht sehr ausgeprägt,
allerdings deuten die Advektionen ein Frontensystem an, das außer ganz im
Nordosten verbreitet schauerartigen Niederschlag auslöst. Im Nordwesten regnet
es meist, sonst fällt zunächst Schnee, wobei im Tagesverlauf die
Schneefallgrenze im Westen auf 400 bis 600m steigt. Oberhalb davon sind 1 bis 5
cm, in Staulagen und im Schwarzwald 5 bis 10 cm Neuschnee
möglich.
Im Stau der Alpen intensivieren sich die Schneefälle, nach kurzem Abklingen
tagsüber, zum Abend wieder. Zusätzlich zu den bisherigen Mengen kommen dort bis
Sonntagfrüh nochmals 10 bis 20 cm, in Extremstaulagen des Allgäus bis zu 40 cm
hinzu.
Der Wind lässt tagsüber nach. Anfangs sind im Südosten noch Windböen möglich,
über der Nordsee Sturmböen und allgemein im höheren Bergland steife bis
stürmische Böen. Tagsüber kommen mit dem Tagesgang und gebunden an die
schauerartigen Verstärkungen dann vor allem im Westen und Süden wieder einzelne
starke bis steife Böen 6-7 Bft hinzu. Auf Berggipfeln können bei stürmischen
Böen, exponiert Sturmböen Schneeverwehungen auftreten.
Die Temperaturen liegen zwischen 2°C im Südosten und 8°C im Nordwesten, im
höheren Bergland gibt es leichten Dauerfrost.

In der Nacht zum Sonntag gelangt in die Osthälfte noch kältere arktische
Polarluft, in der die Temperatur in 850 hPa etwas unter -10°C zurückgeht. Dabei
lassen die Niederschläge von Norden her nach und die Bewölkung lockert stärker
auf. Vorübergehend wird es auch klar, vor allem dort wo von Norden her der
Skandinavienföhn greift, von S-H bis in die nördliche Mitte. Es sind aber auch
noch einzelne Schneeschauer möglich, vor allem von der Ostsee her, über dem
Osten und im Mittelgebirgsraum. Im Westen sind ein paar Regentropfen möglich.
An den Alpen halten die intensiveren Schneefälle weiter an. Auch ansonsten
schneit es im Süden und im Stau des Erzgebirges weiter. Auf den Nordwesten
greift im Laufe der Nacht Warmluftadvektion vor einem flachen Tief über der
Deutschen Bucht, die dort leichte Niederschläge, teils Schnee, teils Regen
auslöst. Somit bleibt die winterliche Frost-Glätte-Problematik bestehen. Außer
im Westen gibt es leichten bis (vereinzelt) mäßigen Frost, dort wo es
Niederschläge gibt, oder diese nicht allzu lange her sind, bieten sich
Glättewarnungen an.

Der Gradient fächert unterdessen weiter auf, sodass selbst im Bergland die Böen
nachlassen.


Sonntag... zieht der osteuropäische Trog in seinem Südteil Richtung Schwarzes
Meer, während sich über Skandinavien eine nach Westen gerichtete Austrogung
südwärts schiebt. Diese fängt einen Trog und das entsprechende Bodentief
nordwestlich Irlands ein und steuert es nach Südosten. Das wird dann zum Montag
für uns spannend.

Für den Sonntag wird der Umstand wichtiger, dass die Strömung vorübergehend
etwas antizyklonaler wird und sich ein flacher Hochkeil von Frankreich her in
den Süden schiebt. Damit lassen die Schneefälle an den Alpen nach. Allerdings
findet sich über dem Nordmeer und der Nordsee, abgesetzt von dem weiter westlich
liegenden Tief, schon eine flache Bodenrinne, von der sich ein WLA Gebiet
formiert, dass sich von Nordwesten über große Teile des Landes ausbreitet. Das
wurde in den Bodenprognosekarten dann auch mit einer Warmfront gewürdigt, die
weiten Landesteilen einen wolkenreichen Sonntag mit leichten, stratiformen
Niederschlägen beschert. Nach Osten hin schneit es teils bis in tiefe Lagen, im
Westen bis ca. 600m hinab. Wegen der nicht allzu großen Intensitäten dürfte sich
die Glättegefahr tagsüber in Grenzen halten, auch im höheren Bergland fallen nur
meist nur wenige cm Schnee.

Die Sonne setzt sich am ehesten im Nordosten durch, mit Abstrichen im
Tagesverlauf auch in SE Bayern und dort bleibt auch weitgehend trocken.
Unterhalb einer WLA Inversion bleibt die Schichtung feucht, weshalb die
Wolkendecke auch im Süden (außer SE) unter Hochdruck oft geschlossen bleibt.
Die Temperaturen steigen auf um 0°C im Osten und bis 7°C im Nordwesten, der
schwache, aus westliche Richtungen drehende Wind spielt keine große Rolle.

In der Nacht zum Montag erreicht der Randtrog die Nordsee, das zugehörige Tief
kann sich entwickeln und vertieft sich auf unter 1000 hPa, der Kern liegt
morgens wohl nach dem Ostausgang des Ärmelkanals. Die vorgelagerte Hebung greift
mit Regenfällen auf den Nordwesten über, der Niederschlagsstreifen davor schiebt
sich weiter nach Osten und bringt von der Nordsee und S-H bis SE Bayern und die
östliche Mitte gebietsweise Regen und vor allem nach Osten und Südosten hin
sowie im Bergland auch Schnee. Im Süden und Südwesten, sowie im Nordosten bleibt
es meist noch trocken bei teils aufgelockerter Bewölkung. Unter den Wolken gehen
die Temperaturen kaum zurück, sonst gibt es leichten Frost. Der Wind dreht auf
südlichen Richtungen und frischt im Westen auf, ohne das aus Sicht der Warnungen
zählbares dabei herausspringt.


Montag... liegen wir weiter im Randbereich des Langwellentroges über Nord- und
Osteuropa. Vor dem Randtrog, der später Benelux erreicht dreht die Strömung aus
westliche Richtungen, das Bodentief selbst kann sich noch etwas verstärken und
liegt mit Kern (ICON: 994 hPa) abends etwa über Belgien. Die Modellergebnisse
beginnen aber zu streuen und die Prognose wird unsicherer.
Damit breiten sich teils kräftige Niederschläge auf große Landesteile aus, wobei
nur der Nordosten und Teile SE Bayerns ausgespart bleiben. Im Nordosten kann
auch teils die Sonne durchkommen und an der Ostsee sind einzelne Lake Effect
Schneeschauer möglich.
Durch die intensivere Hebung und die größeren Intensitäten kühlt die Luft
bodennah im Bereich der Niederschläge sogar wieder ab und es kann teils bis in
tiefe Lagen schneien. Im Bergland oberhalb von 400 m sind 5 bis 15 cm Neuschnee
möglich. Nur ganz im Westen liegt die Schneefallgrenze im Bereich der Kammlagen,
auch wenn wirklich "warme" Luft wegen des Okklusionsprozesses auch dort nicht
eingesteuert wird.
Der Gradient nimmt vor allem über der Mitte und dem Westen zu. Über der Nordsee
sind teils stürmische Böen aus Ost zu erwarten, im höheren Bergland des
Südwestens und in den Alpen Sturmböen aus Südwest, ansonsten beschränken sich
stärkere Böen aufs höhere Bergland.

Die Temperatur steigt im Nordosten auf Werte um 0°C, im Südwesten bis +7°C.

In der Nacht zum Dienstag zieht das Tief über die Landesmitte nach Südosten und
löst außer ganz im Norden verbreitet Niederschläge aus, die von Norden bis in
tiefe Lagen als Schnee fallen. Nur im Südwesten regnet es bis zum Morgen in
tiefen Lagen. Im Bergland sind kräftige Schneefälle, teils markant, von 10 bis
20 cm Neuschnee und Verwehungen möglich.
Der Wind frischt an der Süd- und Südwestflanke des Tiefs und nach Norden hin
stärker auf.

Im Norden und der Mitte gibt es leichten Frost, im Süden liegen die Werte um den
Gefrierpunkt, im Südwesten etwas darüber.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren bis Sonntag ähnlich, am Montag gibt es noch einige
Abweichungen im Detail. Das Tief kommt aber und mit ihm wieder kräftige Schnee-
und Regenfälle.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner