DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

24-11-2023 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 24.11.2023 um 10.30 UTC



Kalt, im Bergland Winter mit weiteren Schneefällen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 01.12.2023


Am Montag liegen wir am Rand eines großen Troges über Skandinavien und Osteuropa
unter einer nordwestlichen Höhenströmung mit der kalte Polarluft zu uns geführt
wird. Diese ist überwiegend maritim geprägt, somit feucht und etwas erwärmt.
Dabei wird ein markanter Randtrog mitsamt Bodentief von GB über Frankreich und
Süddeutschland Richtung Adria gesteuert. Damit kommen Hebungsprozesse auf, die
außer im Nordosten verbreitet zu Niederschlägen führen, die im Südwesten mit
einem Einschub etwas milderer Luft vorübergehend bis 600/700m als Regen fallen,
sonst aber bis in tiefe Lagen teilweise als Schnee. Im Bergland des Westens und
Südwesten sind kräftige Schneefälle möglich. Die Gradientzunahme beschert am
ehesten dem Nordseeumfeld (hier Ost bis Nordost) und dem Bergland im Süden (Süd
bis Südwest) eine stärkere Windauffrischung mit starken bis stürmischen Böen.
Am Dienstag zieht das Drehzentrum des Haupttroges nach Finnland, während der
Randtrog ostwärts schwenkt und das Bodentief zum Balkan abzieht. Dahinter dreht
die Strömung mehr nach Nord und die Zufuhr kalter Luft verstärkt sich. Die -10°C
Isotherme in 850 hPa liegt abends über der Mitte Deutschlands. Die zunächst
kräftigen Schneefälle ziehen sich nach Süddeutschland zurück und lassen nach.
Dahinter folgt von Norden durch kräftige Kaltluftadvektion eine Wetterberuhigung
mit Auflockerungen und eher seltenen Schneeschauern, nur im Stau der Berge
schneit es weiter. Auch an den Küsten sind kräftige Schneeschauer möglich. Im
Norden und Osten gibt es gebietsweise einen Eistag, im Südwesten sind bis +3°C
möglich.
Am Mittwoch kippt die Höhenströmung wieder mehr nach West, weil der
Langwellentrog, dessen Drehzentrum dann über der Ostsee liegen dürfte,
Verbindung aufnimmt mit einem Höhentief, dass von Grönland kommend Richtung
Irland zieht. Ein nächstes Randtief zieht dann von der Nordsee zur Polnischen
Ostseeküste und bringt dem Norden schauerartige Niederschläge, bis in tiefen
Lagen Schnee oder Schneeregen und nur im Nordwesten Regen, sowie auffrischenden
Wind, während sich über der Mitte und dem Süden eine Wetterberuhigung
abzeichnet. Die Temperaturen liegen nach Osten hin eher unter, im Westen leicht
über 0°C. Je nach Bewölkung könnte die Folgenacht über dem Süden sehr kalt
werden mit teils strengem Frost.
Am Donnerstag bleibt der Trog über Nordeuropa trotz Substanzverlust erhalten,
der westliche Teil davon weitet sich zur Bikaya hin aus. Davor dreht die
Strömung in 500 hPa auf Südwest und ein Tief steuert über Frankreich Richtung
Süddeutschland. Davor setzt kräftige Warmluftadvektion ein, die vom Südwesten
ausbreitend Niederschläge auslöst. Zunächst fällt Schnee, der von Südwesten her
bei bis +5°C in 850 hPa, bis in Gipfellagen der Mittelgebirge in Regen übergeht.
Sollte der Wind bodennah seine östliche Komponente behalten, wäre je nach Timing
im Süden auch Glatteis möglich.
Am Freitag zieht das Tief nordostwärts über Deutschland zur Ostsee, wobei sich
dahinter die sehr kalte Luft mit stark auffrischendem Nordwestwind wieder nach
Süden ausbreitet und sich der Trog von Norden her regeneriert. Die Niederschläge
gehen bis in tiefe Lagen wieder in Schnee über und vor allem im Bergland und
dort in Nordweststaulagen sind starke Schneefälle auch mit Schneeverwehungen
nicht ausgeschlossen, weil an der Nordsee und im Bergland auch wieder Sturmböen
austreten können. Es bleibt im Tiefland nasskalt, im Bergland winterlich.
In der erweiterten Mittelfrist deutet sich eine Troglage an mit nasskaltem, im
Bergland winterlichem Wetter.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des europäischen Modells ist schon zu Beginn nicht berauschend.
Sie lässt im Verlauf der nächsten Woche sogar nach. Die Grundaussage: Für die
Jahreszeit zu kalt und wechselhaft, im Tiefland aber nasskalt und im Bergland
Winter, passt in den letzten Läufen. Die Strömungskonfiguration wird aber
unterschiedlich simuliert. Schon anfangs gibt es Abweichungen im Detail, das
Tief am Dienstag und Mittwoch im Norden wurde von den Vorläufen nicht angeboten.
Danach werden die Unterschiede noch deutlicher.
Der Trog über Osteuropa, der uns die Kaltluft von Norden beschert, nimmt im
Laufe der nächsten Woche Tuchfühlung auf mit einem neuen Trogvorstoß von Island
aus nach Süden, was bei uns die Strömung über Nordwest nach West drehen lässt.
Daraus würde mit recht weit südlicher Frontalzone eine südliche Westlage
resultieren. Das wurde im unmittelbaren Vorlauf langsamer, gestern 00z gar nicht
simuliert.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die Lage am Montag mit dem über Süddeutschland zu den Alpen ziehenden Tief haben
die Modelle recht ähnlich im Programm. Danach werden die Modellunterschiede
größer. Das Tief von Dienstag zu Mittwoch über Norddeutschland wird mit größeren
Unsicherheiten simuliert. ICON deutet es sogar nur als Randtrog an. Die kurze
Wetterberuhigung zur Wochenmitte taucht in den meisten Modellen auf, während das
Tief ab Donnerstag noch größere Fragezeichen (Zugbahn, Entwicklungspotential ... )
aufwirft. Auch hier bleibt zu konstatieren: die Grundausrichtung passt, der
genaue Ablauf darf abgewartet werden.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Aus Sicht der Ensembles, hier der Rauchfahnen, stellt sich die Entwicklung gar
nicht mal so unsicher dar. Der Spread wird erst ab Donnerstag der nächsten Woche
größer, bis dahin decken sich die Kurven recht gut und der Hauptlauf folgt dem
Median der Ensemblekurven. Die Niederschlagssignale durchlaufen zur Wochenmitte
ein Minimum, sind sonst aber immer vorhanden.
Die Clusterung liefert bis +96h drei Cluster, die für uns ähnlich aussehen. Bis
+168 h werden 5 Cluster gebildet mit dem Hauptlauf in Cluster 1. Hohem
Geopotential über Skandinavien und dem Nordatlantik steht ein umfangreicher Trog
über großen Teilen Zentraleuropas gegenüber. Darin sind sich die Cluster sogar
halbwegs einig, sie werden in die Schublade NAO negativ gesteckt. Etwas
substanzielles lässt sich aus den Unterschieden in der Geometrie der Strömung
über Mitteleuropa nicht herauslesen.
In der erweiterten Mittelfrist, werden von den meisten der 4 Cluster
Trogstrukturen über Mitteleuropa gezeigt.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Die winterlichen Wetter- und Warnelemente bestimmen das Bild. Am Montag und
Dienstag schneit es über dem Südwesten und Süden kräftig. Im Bergland sind
markante Neuschneemengen möglich, in einigen exponierten Staulagen an den Alpen
eventuell ein halber Meter und Schneeverwehungen. Die Maxima der Ensembles
liefern 40 bis 50 l/qm Schneeanteil in 24h. EFI gibt Hinweise auf
überdurchschnittlich viel Niederschlag.
Die Entwicklung nach Wochenmitte ist eigentlich noch zu unsicher, um darüber zu
spekulieren. Das mögliche Glatteis im Süden sollte man im Auge behalten.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, IFS und EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner