DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

21-11-2023 12:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 21.11.2023 um 10.30 UTC



Anfangs Stürmisch und zunehmend winterlich. Kühl und im Bergland teils
ordentlich Neuschnee.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 28.11.2023


Zu Beginn des Mittelfristzeitraums am Freitag greift ein ausgeprägter
Langwellentrog auf Mittel- und Osteuropa über. An dessen Westflanke werden kalte
Luftmassen mit T850 von -5 bis -8 Grad nach ganz Deutschland geführt. Und auch
in der Höhe ist es mit Werten von -30 bis -40 Grad (500 hPa) hochreichend kalt.
Eine vorgelagerte Kaltfront eines Tiefs über Nordosteuropa erreicht in der
ersten Tageshälfte die Alpen und sorgt dort mit sinkenden Schneefallgrenzen für
einige cm Neuschnee, die Globalmodelle simulieren dabei 10 bis 20 cm, in einigen
höher gelegenen Tälern werden es bestimmt auch an die 40 bis 60 cm werden. Das
meiste soll aber Inneralpin fallen. Aber auch in den östlichen Mittelgebirgen
könnte es weiß werden und bleiben, da Deutschland auch in den kommenden Tagen an
der Westflanke des Langwellentroges und damit auch weiterhin im Zustrom kalter
Luftmassen polarem Ursprungs bleibt.
Neben dem Schnee ist am Freitag aber auch Wind ein größeres Thema. Mit dem
Übergreifen des Troges verschärft sich zeitweise der Isohypsengradient,
gleichzeitig sorgt die höhenkalte Luft zu einer gewissen Labilisierung. So
können die recht hohen 925 hPa Böen in der Nordosthälfte von 40 bis 50 Kt auch
runtergemischt werden. Somit muss in der Nordosthälfte auch abgesehen von den
Küsten und Bergen gebietsweise mit stürmischen oder sogar Sturmböen aus West bis
Nordwest gerechnet werden. An den Küsten und höheren Bergland können schwere,
evtl. auch orkanartige Böen auftreten.

Postfrontal stellt sich ein wechselhafter Schauercharakter ein, wobei es im
Tagesverlauf und vor allem nach Osten zu bis in tiefe Lagen schneien dürfte.
Auch einzelne Blitze sind per se nicht auszuschließen. Tagsüber sollte im
Flachland bei verbreitet positiven Lufttemperaturen und noch warmen Böden keine
Schneedecke ausbilden. Nachts sollte aber durchaus verbreitet mit leichtem bis
mäßigem Frost und Glätte durch Überfrieren oder geringen Neuschnee gerechnet
werden.

An dieser Witterung ändert sich auch in der gesamten Mittelfrist nur wenig. Ein
Höhenkeil über dem Ostatlantik und Westeuropa sorgt dafür das Mitteleuropa,
sprich Deutschland zwischen den Stühlen verbleibt.

Der Langwellentrog trogt am Samstag von Osteuropa in Richtung Südosteuropa aus
und sorgt dort über dem warmen Mittelmeer und Schwarzem Meer für kräftige
Zyklogenese.
Dabei öffnet sich der Isohypsengradient über Mitteleuropa etwas und auch die
höhenkälteste Luft verlagert sich nach Südosteuropa. Somit lässt der Grundwind
und auch die Böigkeit allmählich nach. An der Küste und auf den Bergen sind aber
weiterhin stürmische Böen oder Sturmböen wahrscheinlich. Weiterhin gelangen an
der Westflanke des Troges nach Ostdeutschland 850 hPa Temperaturen bis -10 Grad,
während es in der Westhälfte bis -4 Grad etwas wärmer bleibt. Bei der straffen
Nordströmung sorgen kleinere Störungen für geringe Niederschläge, die im
Bergland als Schnee fallen. Am Alpenrand sind auch kräftigere Schneefälle
wahrscheinlich. gleichzeitig etabliert sich eine Luftmassengrenze die sehr kalte
und trockenere Luft über Nordostdeutschland und etwas mildere und feuchtere Luft
im Südwesten trennt. Entlang dieser Luftmassengrenze kann es immer mal wieder zu
leichten Niederschlägen kommen.

Am Sonntag nähert sich zwar von Frankreich her der Höhenrücken, auf Deutschland
übergreifen kann er aber nicht. Im Verlauf des Tages tropft ein Kaltlufttropen
mit dazugehörigen Frontensystem von Grönland her ab und verlagert sich über
Island bzw. an der Ostflanke des Rückens in Richtung Mitteleuropa. Abends bzw.
in der Nacht zu Montag erreicht dieses Gebilde auch Westdeutschland und sorgt
für einsetzende Niederschläge bzw. in höheren Lagen auch Schnee.

Am Montag geht der Kaltlufttropen als kleinerer Randtrog in die
Trogkonfiguration des osteuropäischen Trogs über und verlagert sich rasch nach
Süden. Nachfolgend verstärkt sich der ostatlantische Rücken über der Nordsee und
Europäischem Nordmeer wieder. Von Skandinavien her erreicht Deutschland ein
neuer Randtrog ausgehend vom Osteuropäischem Trog, der einen weiteren Schwall
kalter Luftmassen in die Mitte und teils auch in den Westen transportiert und
die Luftmassengrenze nach Süden verdrängt. Gleichzeitig entwickelt sich über dem
Atlantik ein Langwellentrog, der den Rücken in der Nacht zu Dienstag langsam
nach Osten, sprich nach Mitteleuropa abdrängt.

Am Dienstag soll zunächst der antizyklonale Einfluss bestehen bleiben, bis das
vorlaufende Frontensystem des atlantischen Troges Deutschland erreicht und
wieder mildere Luftmassen und Regen nach Deutschland führt. Je nach Timing
könnte dies auch auf eine Glatteislage hindeuten.

In der erweiterten Mittelfrist ist aber keine nachhaltige Erwärmung in Sicht.
Auf der Rückseite des Troges werden erneut kalte Luftmassen polarem Ursprungs
nach Deutschland geführt. Der atlantische Trog verbindet sich mit dem
osteuropäischen, soll aber nun über dem westlichen Mittelmeer
austrogen/abtropfen. Demnach bliebe es weiterhin unbeständig und winterlich.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz im Mittelfristzeitraum ist recht gut. Erst im erweiterten
Mittelfristbereich weichen die Vorläufe mit dem aktuellen IFS Lauf voneinander
ab. Ab kommenden Freitag wird recht einheitlich eine kühle und winterliche
Witterung prognostiziert. Vor allem in den östlichen Mittelgebirgen und den
Alpen muss mit einigem Neuschnee gerechnet werden. Verbreitet Nachtfröste und
auf den Bergen auch Dauerfrost sind demnach wahrscheinlich. Unterschiede gibt es
auch bei der Prognose des Sturmfeldes am Freitag. Wie stark auch das
nordöstliche Flachland betroffen sein wird, ist noch unsicher.
Jedoch gibt es Unterschiede bei den Randtrögen, die an der Westflanke des
osteuropäischen Trogs nach Deutschland ziehen. Sie werden von jedem Lauf jeweils
etwas anders simuliert.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis zum Ende des Mittelfristzeitraums wird mehr oder weniger einheitlich die
gleiche Großwetterlage simuliert. Trog über Osteuropa und über dem Ostatlantik
ein recht stabiler Höhenrücken. Jedoch gibt es einige Unterschiede bei der
genauen Trogkonfiguration, so das jeweils andere Randtröge zu anderen Zeiten und
Orten über Mitteleuropa hinwegziehen. Den Beginn der winterlichen
Wetterbedingungen ab Freitag haben aber alle betrachteten Globalmodelle.
Inneralpin muss mit kräftigen Schneezuwachs gerechnet werden. Die Sturmlage am
Freitag wird zwar einheitlich simuliert, jedoch gibt es einige Unsicherheiten
wie stark das Flachland davon betroffen sein wird.

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Bewertung der Ensemblevorhersagen


In den Plumes ist bis einschließlich Samstag ein recht einheitlich kaltes Bild
zu erkennen. Nachfolgend befindet sich der Hauptlauf am warmen Rand der
Verteilung und ist auch sehr Troglastig. Es gibt etliche Member die ab Sonntag
höheres Potential aber auch kälterer Temperaturen in 850 den Vorrang geben. Auch
im Ensemble des GFS ist ab Freitag die kalte unt teils auch trockenere Luft
wetterwirksam.

In der Clusteranalyse des ECMWFs im Zeitbereich von 120 bis 168 h gibt es 4
verschiedene Cluster. Der Hauptlauf und der Kontrolllauf sind mit insgesamt 14
Membern in Cluster 2. Die Cluster sind fast gleichverteilt, einige lassen eine,
wie auch immer geartete Trogkonfiguration vorherrschend sein, andere lassen den
Rücken über Mitteleuropa mehr Raum. Winterlich sollte es aber so oder so werden.

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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


WIND:
Am Freitag sind in der Nord- bzw. Nordosthälfte bis ins Flachland stürmische,
evtl. auch Sturmböen gering wahrscheinlich. An der Küste und auf den Bergen sind
schwere Sturmböen oder auch orkanartige Böen wahrscheinlich.
Am Samstag lässt die Böigkeit und auch der Gradientwind allgemein nach, an den
Küsten und auf den Bergen ist aber weiterhin mit stürmischen Böen oder Sturmböen
zu rechnen.

SCHNEE:
Ab Freitag muss vor allen in den östlichen Mittelgebirgen mit leichten bis
mäßigen, in den Alpen auch mit starken Schneefällen gerechnet werden. Auch wenn
der Schnee anfangs nass sein könnte, kann auch Schneeverwehung ein Thema werden.

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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS, IFS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christina Speicher