DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

06-11-2023 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 06.11.2023 um 10.30 UTC



Häufig nass, mild und windig. Am Wochenende kühler.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 13.11.2023


Ich stelle das Fazit voran: In der heutigen Mittelfrist tut sich, wenn auch nur
kurz, ein Lichtblick in Form eines Hochdruckgebietes zu Beginn der nächsten
Woche auf. Bis dahin herrscht Tiefdruckeinfluss mit reichlich nass, allerdings
mit nachlassendem Wind und zunehmender Kühle.

Die Mittelfrist startet am Donnerstag mit einem umfangreichen Tiefdruckgebiet
inklusive mehrerer Kerne über den Britischen Inseln und der Nordsee. Der Zustrom
feuchter Luft ist uns gesichert. Dabei schlängelt sich zunächst eine okkludierte
Front von der See nördlich von Irland über Skandinavien, die Ostsee, Polen und
Mitteldeutschland bis nach Frankreich und die Iberische Halbinsel. Die Front
verlagert sich im Tagesverlauf zögerlich südostwärts und zieht in der Nacht zum
Freitag raus aus Deutschland. Im Südwesten kann es längere Zeit regnen, im
Schwarzwald besteht die Gefahr von Dauerregen. Das Tiefdruckgebiet über
Großbritannien und der Nordsee dehnt sich weiter aus und bildet mehrere Teil-
und Randtiefs. In höhenkalter Luft sind Gewitter an und über der Nordsee
möglich. Das steuernde Tief liegt voraussichtlich über der Nordsee und lenkt in
der Nacht zum Freitag aus Nordwesten kühlere Luft ins Land. In 850 hPa sinkt die
Temperatur langsam gen 0 Grad.

Der Freitag ist in Deutschland nach wie vor tiefdruckbestimmt, wobei bodennah
ein Randtief vom Westen in den Nordosten des Landes zieht. Der Trog des
steuernden Höhentiefs über der Nordsee reicht bis nach Oberitalien, auch am
Boden dehnt sich der tiefere Luftdruck weiter nach Süd- und Südosteuropa aus. In
850 hPa fluten die 0 Grad auch den Alpenraum. Entsprechend sinkt die
Schneefallgrenze unter 1500 m. In der Nacht zum Samstag bildet sich im
Tiefdrucksumpf ein Teiltief über dem Balkan. Das steuernde Höhentief verlagert
sich allmählich in den Norden Deutschlands. Die Temperatur in 850 hPa geht
weiter zurück auf bis zu -3 Grad. Das Randtief am Boden bleibt über dem
Nordosten liegen. Der Feuchtenachschub aus Westen beziehungsweise Südwesten
degeneriert etwas.

Am Samstag zieht das Teiltief vom Balkan nord-nordostwärts unter Verstärkung in
den Westen der Ukraine. Das steuernde Höhentief verlagert sich von der Nordsee
nach Nordostdeutschland und korrespondiert dort mit dem Bodentief. In 850 hPa
liegen 0 bis -3 Grad über Deutschland. Im Nordosten ist es demnach weitgehend
trüb und nass, im übrigen Bundesgebiet kann die Luft weiter abtrocknen.
Aus dem Trog eines Nordatlantiktiefs spaltet sich über der Biskaya ein Tief ab
und zieht über Südfrankreich und den Löwengolf in der Nacht zum Sonntag bis in
die Ligurische See. Von Südspanien bis nach Nordafrika und auf den Atlantik
herrscht hoher Luftdruck vor. Auch über Skandinavien baut sich bodennah ein
Hochdruckgebiet auf, das sich in der Nacht zum Sonntag bis zu den Britischen
Inseln ausdehnt.

Am Sonntag wird das Bodentief im Nordosten Deutschlands vom Tief über Osteuropa
assimiliert. Der Bodentrog schwenkt samt Niederschlägen tagsüber langsam von
Norden her über die Osthälfte Deutschlands hinweg. Das korrespondierende
Höhentief liegt am Abend über den Alpen. Das Tief in der Ligurischen See zieht
im Tagesverlauf weiter ostwärts bis zum Balkan. Es sorgt bei uns für den Zustrom
feuchter Luft aus dem Mittelmeerraum und an den Alpen für anhaltende
Niederschläge. Dabei gibt es im Bergland voraussichtlich einen deutlichen
Neuschneezuwachs. Das Hochdruckgebiet über Skandinavien nimmt derweil Verbindung
mit dem Hoch über Südwesteuropa auf und bildet bis zum Abend eine Hochdruckzone
über Westeuropa. Das sorgt für Wetterberuhigung in der Westhälfte des Landes.

In der Nacht zum Montag dehnt sich das Hoch bis nach Deutschland aus. Über der
südlichen Adria und dem Balkan liegt das Tiefdruckgebiet. Dazwischen fließt
feucht Luft in den Südosten Deutschlands, während es sonst abtrocknen kann. In
850 hPa strömen aus Norden bis -5 in den äußersten Norden auch -7 Grad ein. Die
Schneefallgrenze sinkt also weiter.

Am Montag liegen wir bodennah unter Hochdruckeinfluss, der sich von Skandinavien
über Deutschland bis nach Nordafrika erstreckt. Über dem Nordatlantik liegt ein
Tiefdruckgebiet, dessen Front im Tagesverlauf von Westen her langsam näher
rückt. Auf der Vorderseite des Tiefs wird wieder mildere Luft herangeführt. Bis
zum Abend ergeben sich in 850 hPa +2 Grad im Südwesten und -7 Grad im Nordosten
des Landes. Das Tief über der südlichen Adria und dem Balkan verlagert sich
zunehmend Richtung Ägäis und der Feuchtestrom im Südosten reißt ab. In der Nacht
zum Dienstag erreicht die Front des Nordatlantiktiefs den Westen Deutschlands.
In der Höhe schiebt sich ein Keil von Südwesten her ins Land. Der
Temperaturgradient in 850 hPa zwischen Südwest und Nordost liegt am Morgen bei
etwa 12 Grad.

Am Dienstag wird das Bodenhoch ostwärts abgedrängt und die Milderung setzt sich
fort. Der Keil wird flacher und aus Westen fließt wieder feuchte Luft ins Land.
Aus dem Nordatlantiktief bildet sich über den Britischen Inseln ein Randtief,
dessen Front uns voraussichtlich am Mittwoch erreicht.

Die weiteren Aussichten sind sehr unsicher. Möglicherweise geht es relativ mild
und mindestens zeitweise feucht weiter.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Für die ersten Tage der Mittelfrist weist der aktuelle IFS Lauf eine gewisse
Ähnlichkeit zu seinen Vorgängern auf. Ab Sonntag schwinden die Gemeinsamkeiten.
Der gestrige 12 UTC Lauf unterschiedet sich gänzlich von den 0 UTC Läufen. Diese
haben immerhin noch eine ähnliche Idee, wenngleich sich deutliche Differenzen in
puncto Niederschlag und Temperatur auftun.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Im Vergleich mit anderen Modellen sind zu Beginn noch Ähnlichkeiten zu finden.
Ab Samstag werden die Unterschiede deutlich. GFS sieht (wie der gestrige 12 UTC
Lauf des IFS) eine rasche Erwärmung (beginnend Sonntag), Dank des steigenden
Einflusses eines Atlantiktiefs mit korrespondierendem Keil auf der Vorderseite.
ICON und IFS von heute 0 UTC behalten den Zustrom kalter Luft aus Norden bei,
das Tief über dem Atlantik hat hier zunächst keinen Einfluss. Eher etaliert sich
bodennah eine Hochdruckzone von Skandinavien bis mindestens in den Alpenraum,
die erst in der erweiterten Mittelfrist ostwärts verdrängt wird.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Cluster bieten im ersten Zeitschritt 6 Lösungen, mehrheitlich NAO negativ
und mit minimalen Abweichungen für Deutschland.
Zeitschritt zwei liefert erneut 6 Lösungen, diesmal mit großer Variabilität. Wie
schon bei der Konsistenz ist auch hier zu erkennen, dass die Messe für Sonntag
und Montag noch nicht gelesen ist. Haupt- und Kontrolllauf liegen in Cluster
zwei, der 11 Member aufweist, genauso wie Cluster eins. Cluster drei weist 10
Member auf, es ist also fast homogen verteilt. Für Samstag sehen alle Lösungen
den Trog über Deutschland. Am Sonntag und Montag sind die Bewertungen für das
Skandinavienhoch sehr unterschiedlich. Es stellt sich zudem die Frage, ob es ein
Trog mit flachem Keil über Mitteleuropa oder ein abgeschlossenes Höhentief gibt.
Cluster eins und drei sind sich ziemlich ähnlich. Cluster vier bis sechs liefern
für Montag NAO positiv. Cluster zwei stellt mit dem starken Skandinavienhoch und
dem Höhentief am Montag über dem Mittelmeer fast eine Sonderlösung dar.

Bis einschließlich Samstag bilden die Rauchfahnen fast eine Linie. Ab Sonntag
geht der Spread signifikant auseinander. Dabei ist deutlich sichtbar, dass der
Hauptlauf sowohl bei der Temperatur als auch beim Geopotential ab Sonntag am
unteren Ende der Ensembles läuft. Das ändert sich erst in der erweiterten
Mittelfrist, wenn die Temperatur den Median überspringt und sich das
Geopotential mittig einfügt.

Die Ensembles des GFS liegen etwas weicher im Strom. Bei ICON (dem IFS nicht
unähnlich) fällt auch auf, dass ab Sonntag der Hauptlauf eher dem Minimum der
Ensembles entspricht. Jetzt ist nur noch die Frage, ob sich GFS in den kommenden
Tagen ändert oder ob ICON und IFS noch auf die durchgehend milde(re) Schiene
schwenken.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der Wind lässt insgesamt nach, sodass markante Böen nur noch an der Nordsee und
im Bergland wahrscheinlich sind. Beim Regen kristallisiert sich auch in der
Probabilistik der Südwesten heraus. Bezüglich Schnees am Wochenende in den Alpen
gibt es noch größere Unsicherheiten. Auch der EFI springt nicht deutlich genug
an.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jacqueline Kernn