DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

08-11-2016 21:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 08.11.2016 um 10.30 UTC



Zunächst vor allem im Süden noch frühwinterlich mit Schnee, anfangs auch bis in
tiefere Lagen, nach Nordosten hin meist trocken.
Zu Wochenbeginn von West nach Ost Milderung, dabei wechselhaft.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 15.11.2016


Zu Beginn (Freitag) wandert der mitteleuropäische Trog mit dem frühwinterlichen
Wettercharakter langsam ostwärts ab, belässt aber noch ein Höhentiefzentrum im
Bereich der Ostsee, besonders dort und in der Südhälfte gibt es noch Regen und
Schnee. Im Schwarzwald und Allgäu sind noch einmal über 10 cm Neuschnee möglich.


Am Wochenende folgt dann von Nordwesten unter Amplifizierung ein Randtrog, über
Frankreich Süd- und südwestwärts zur Iberischen Halbinsel abtropft.
Das sich schon im gestrigen 00 UTC-Lauf über England an einer Okklusionsfront
abspaltende Tief läuft nun vergleichsweise deutlich abgeschwächt und etwas
westlicher positioniert über Frankreich und Südwestdeutschland zum Mittelmeer
und bringt dem Südwesten und Süden Niederschläge bei auf gut 1000 m ansteigender
Schneefallgrenze.
Der Norden und Nordosten verbleiben in der trockeneren Kaltluft, lediglich im
Zusammenhang mit dem über der Ostsee abgespaltenem Höhentiefkern dürfte es an
der Ostseeküste noch zu Schneeregen- und Schneeschauern kommen.
Auch im Grenzbereich zur trockenen Kaltluft, etwa in den mittleren Bereichen
Deutschlands, kann es bis in tiefere Lagen schneien.

Zu Wochenbeginn(im Laufe des Montags und am Dienstag) setzt sich von Westen eine
zyklonal geprägte Westströmung durch, mit von West nach Ost fortschreitender
Milderung, die Niederschläge gehen bis in hohe Mittelgebirgslage in Schnee über.
Das Temperaturniveau in 850 hPa steigt auf nahe +5°C an. Die gestern für
Dienstag noch simulierte Hochdruck-Brückensituation steht nicht mehr auf dem
Programm.

In der erweiterten Mittfrist scheint die "Westlage" zunächst Fortbestand zu
haben. GFS und ICON zeigen ganz grob eine ähnliche Entwicklung.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der heutige EZMW-Lauf weicht vom gestrigen 00 UTC-Lauf teils deutlich ab, siehe
Text oben.
Zudem schwanken die Aussagen der letzten 3 ECMW-Läufe von Basistermin zu
Basistermin. Die gestern zu Wochenbeginn noch simulierte Ostströmung an der
Nordflanke einer Mottelmeer-Zyklogenese und die sich anschließende
Hochdruck-Brückensituation werden durch eine Westlage ersetzt.
Die Konsistenz des EZMW ist daher z.Z. nicht gut.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen vorliegenden operationellen Modelle liefern im Großen und Ganzen
ähnliche Szenarien.
Allerdings erfassen die frontalen Niederschläge am Wochenende nach GFS und ICON
nicht nur den Südwesten und Süden, sondern die gesamte Westhälfte Deutschlands.
Die am Montag/Dienstag einsetzende Westdrift ist bei GFS und ICON stärker
ausgeprägt als bei EZMW, d.h. die von Westen übergreifende Front wird durch eine
stärkeren Druckgradienten geprägt, so dass dann mit starken bis stürmischen
Winden gerechnet werden muss.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die EPS-EZMW Rauchfahnen laufen bezüglich Temperatur und Geopotential bis etwa
Sonntag auf recht engem Spektrum.
Dabei liegen die Temperaturen zunächst auf einer kalten Talsohle, einen leichten
Wärmeeinschub erkennt man am Wochenende insbesondere im Südwesten und Süden. Zum
Wochenbeginn(Montag zu Dienstag)steigen die Temperaturen dann aber überall um
einige K an, wobei die Bandbreite des Spektrums zunimmt. Kalte Lösungen treten
aber kaum in Erscheinung, o dass der zumindest vorübergehende Einzug der
Westdrift heute halbwegs gesichert erscheint.

Die ENS-GFS liegen ähnlich, nach kalter Anfangsphase erreicht das
Temperaturniveau zum Wochenbeginn etwa das jahreszeitliche Mittel.

Für den Zeitraum 120-168-Stunden liegen heute 5 verschiedene CLUSTER vor, deren
Member für den Zeitraum Montag/Dienstag mehrheitlich die Westlage manifestieren.
Jeweils 7 Repräsentanten zeigen aber zjm einen auch ein CUT-OFF Tief über
Deutschland, zum anderen einen markanten Rücken.
D.h. gut ein Viertel der Lösungen setzt auf gänzliche andere Szenarien!

Die Großwetterlagenklassifikation des EZMW-EPS nach Paul James setzt für den
Wochenbeginn auch mehrheitlich auf ein Westlagensammelsurium:
Ww, SWa, NWz, Wa, Wz
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der "EFI" prognostiziert bis Samstag für den Norden und Nordosten gebietsweise
noch einen etwas zu kalten Witterungsabschnitt(Faktor 0.7).

Die EPS-Statistik des EZMW liefert Montag/Dienstag für den unmittelbaren
Küstenraum ein mäßiges Risiko für Böen Bft 8.

Nach EZME-EPS ergibt sich am Freitag für das Allgäu noch eine Wahrscheinlichkeit
von 50% für mehr als 10 cm Neuschnee.

Am Freitag sind nur im Allgäu noch geringe Signale für ein Dauerregenereignis zu
sehen(20-30% nach COS-LEPS), Freitag zu Samstag gilt entsprechendes für den
Schwarzwald.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Aufgrund hinreichend guter Übereinstimmung von ICON und EZMW und der Tatsache,
dass auch die meisten EPS-Lösungen zu Wochenbeginn auf eine Westlage setzen,
wurden MOS-MIX und EPS-EZMW als Basis für die Vorhersage gewählt.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Michael Goethel