DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

26-10-2023 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 26.10.2023 um 10.30 UTC



Zyklonal und sehr mild.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 02.11.2023


Am Sonntag liegt Mitteleuropa und damit Deutschland im Zustrom sehr milder
Meeresluft unter einer südwestlichen Strömung. Diese kommt auf der Vorderseite
eines Troges über Westeuropa mit Drehzentrum bei den Britischen Inseln zustande.
Die Kaltfront des zugehörigen Tiefs liegt schleifend und unter Wellenbildung
diagonal von Südwest nach Nordost über Deutschland und bringt teils länger
anhaltenden und teils ergiebigen Regen. Der Süd- bis Südwestwind frischt
gebietsweise stark auf mit Sturmböen besonders im Bergland. Dazu werden in der
präfrontal einfließenden subtropischen Warmluft im Süden gebietsweise
Temperaturen von 20°C erwartet. Aber auch in der stark erwärmten Meeresluft, die
hinter dem Tiefausläufer den Norden erfasst hat, sind es immer noch sehr milde
15°C. In den Alpen stellt sich Föhn ein, der die hohen Temperaturen im Süden
stützt.
Am Montag nähert sich der Langwellentrog dem Kontinent, allerdings unter
Abschwächung, weil südlich von Grönland der nächste Kaltluftausbruch einsetzt.
Der schleifende Frontenzug hat uns immer noch im Griff, die Strömung steilt
dabei aber auf, was auch für die Lage des Tiefausläufers gilt. Gebietsweise
regnet es im frontalen Bereich länger anhaltend. Der äußerste Südosten verbleibt
noch präfrontal im Zustrom der Warmluft mit durch Föhn forcierten hohen
Temperaturen bis 20°C und Sturmböen auf Alpengipfel und stürmischen Böen in
Föhntälern. Hier kann sich im Tagesverlauf ein Leetief bilden, an dessen
Westflanke der Regen stärker wird mit Dauerregenpotential.
Am Dienstag hat sich das Tief von den Alpen gelöst und zieht über dem östlichen
Mitteleuropa ab. Es hinterlässt in der Osthälfte zunächst teils anhaltende und
recht kräftige Regenfälle, die im Tagesverlauf aber nachlassen. Die Strömung
dreht auf westliche Richtungen und über Benelux greift der ehemalige Haupttrog
unter Konturverlust auf Deutschland über. Er löst einige Schauer und im Norden
bei höhenkalter Luft kurze Gewitter aus. Dabei gelangt erwärmte Meereskaltluft
nach Mitteleuropa, in der mit 10 bis 16°C weiter für Jahreszeit hohe
Temperaturen anstehen.
Am Mittwoch folgt in der nunmehr westlichen Strömung rasch ein kräftiger
Kurzwellentrog, dessen möglicherweise markantes Bodentief in die Nordsee zieht.
Dabei frischt der Wind von Westen her kräftig auf und mit den Tiefausläufern
beginnt es wieder zu regnen.
Am Donnerstag zieht das Tief zum Baltikum ab. Dahinter folgt ein Höhenrücken,
der uns zügig nach Osten überquert und nur eine kurze Wetterberuhigung bringt.
Bald gelangen wir wieder auf die Vorderseite eines neuen Langwellentroges unter
eine Südwestströmung. Tiefausläufer können dann erneut einen Schwall sehr milder
Meeresluft zu uns steuern, verbunden mit stark auffrischendem Südwestwind und
Regen.
Die Tendenz danach geht zu unbeständigem Wetter mit unsicherer
Temperaturentwicklung, wahrscheinlich bleibt es aber mild.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des IFS Modells ist zunächst gut und lässt im Verlauf der
Mittelfrist nach. Am milden und wechselhaften Wetterabschnitt bestehen keine
Zweifel. Die Unterschiede betreffen eher Detailfragen der Wind- und
Niederschlagsentwicklung. In den Vorläufen wurde auch angedeutet, dass kältere
Luft von Skandinavien den Norden zumindest mal streifen könnte. Das scheint vom
Tisch. Stichwort: Warm gewinnt immer!
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen betrachteten Globalmodelle ICON, GFS und UKMO simulieren zunächst
ähnlich mit Abweichungen in Phase und Amplitude der kurzen Wellen. Nach sehr
mildem Beginn mit zyklonaler Südwestströmung, dreht der Wind auf westliche
Richtungen und die Temperaturen normalisieren etwas, ab Mittwoch laufen die
Modelle deutlicher auseinander. Insgesamt tendieren GFS, ICON und UKMO dann zu
stärkerem Trogeinfluss über Mitteleuropa, was zwar auch wechselhaft wäre, aber
auf deutlich niedrigerem Temperaturniveau als bei IFS.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Großen und Ganzen stützen die Ensembles anhand der Rauchfahnen die Aussagen
des Hauptlaufs. Die 850 hPa Temperaturen streuen am Sonntag/Montag stärker, wohl
als Reaktion auf die unsichere Schleifzone des Tiefausläufers. Danach wird der
Spread geringer und auch den kurzen Anstieg der Temperatur am Ende machen die
Ensembles vielfach mit. Die Geopotentialkurzen fächern erst zum Ende und in der
erweiterten Mittelfrist stärker auf. Die beständigen Regensignale zeigen den
zyklonalen Charakter. In den 15 Tage EPSgrammen wird übrigens fast
ausschließlich Süd bis Südwest als Windrichtung angegeben.
Die 4 Cluster bis +96h unterscheiden sich nicht wesentlich für Deutschland. Auch
für den Zeitraum danach, bis +168h weisen die 3 Cluster (Hauptlauf in Cluster 1)
nur geringe Unterschiede auf. Leichte Abweichungen im Timing und Amplitude der
Wellen sind mittelfristig kaum relevant.
In der erweiterten Mittelfrist zeigen die meisten Member ein stärkeres
Übergreifen des Troges nach Osten, als der Hauptlauf.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Vor allem anfangs, am Sonntag und zum Ende (Mittwoch und Donnerstag) zeigen
sowohl der deterministische Lauf, als auch die Probabilistik Hinweise auf ein
etwas stärkeres Auffrischen des Windes, aber ohne, dass eine große Sturmlage zu
erkennen ist. Dazu kommt in den Alpen der Föhn, der erst in der Nacht zum
Dienstag zusammenbricht. Die teils anhaltenden Regenfälle, die vor allem im
Laufe des Sonntags bis in die Nacht zum Dienstag markant im Sinne von Dauerregen
werden könnten, tauchen in der Probabilistik und im EFI auf. Des Weiteren sind
vereinzelte Gewitter im Norden, vielleicht sogar anfangs im frontalen Bereich
möglich, die mit stürmischen Böen verbunden sein können.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, IFS und dessen EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner