DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

25-10-2023 08:01
SXEU31 DWAV 250800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 25.10.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
W s

Im Schwarzwald bis Freitag Dauerregen, im südlichen Bergland zeitweise
stürmisch. Im Süden, teils bis in die Mitte, einzelne Gewitter.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
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Mittwoch... wird mit einer südwestlichen Strömung feuchte und milde Meeresluft
nach Deutschland geführt. Dabei liegen wir am Rand eines Troges über
Nordwesteuropa, in den kleinere Tröge mit Drehzentren über der Nordsee und
Südengland eingelagert sind. Während der Trog über der Nordsee wegschwenkt und
die zugehörige Kaltfront uns nach Osten verlassen hat, nähert sich von Westen
der Kurzwellentrog mit zugehörigem Bodentief.
Mittags zieht das Tief mit ca. 992 hPa im Kern über Belgien nach Nordosten,
kommende Nacht liegt es als Rinne über Norddeutschland. An seiner Südflanke
nimmt der Gradient im Tagesverlauf über Süddeutschland zu, wodurch sich ein
beachtlicher Low-Level-Jet mit bis zu 50kt in 850 hPa etabliert. In der stabil
geschichteten Grenzschicht können diese allerdings kaum in tiefere Luftschichten
"gemischt" werden, sodass Windböen aus Süd bis Südwest im Südwesten allenfalls
in den Leelagen der Mittelgebirge zu erwarten sind. Auf den Schwarzwaldgipfeln
gibt es Sturm bzw. schwere Sturmböen, auf dem Feldberg orkanartige Böen. In den
anderen Gipfellagen stehen stürmische Böen auf dem Programm.

Des Weiteren greift ein konvektiv durchsetztes Regengebiet, das aus PVA und WLA
resultiert, auf den Südwesten
über und breitet sich bis zum Abend nach Sachsen, Niedersachsen und Niederbayern
aus. Mit dem auf den Südwesten übergreifenden Trog labilisiert die Schichtung
und ICON-D2 rechnet unter der Höhenkaltluft des Troges (-20°C in 500 hPa) etwas
höherer reichenden MU-CAPE bis 300 J/kg, sodass einzelne Gewitter eingelagert
sein könnten. Insgesamt wird der meiste Regen in den Südweststaulagen der
betroffenen Mittelgebirge, im Schwarzwald um 20 berechnet. Das allein ist nicht
warnwürdig, es regnet aber wiederholt auch an den nächsten Tagen, sodass
Dauerregenmengen akkumuliert zusammenkommen. Bis Freitag simuliert ICON mehr als
60 l/qm, entsprechende Warnungen sind in Kraft.

Am längsten freundlich, bleibt es im östlichen Alpenvorland bei leichtem Föhn
und in der Nordosthälfte unter schwachem Zwischenhocheinfluss. Hier ist es auch
bis zum späten Nachmittag weitgehend trocken. In einigen Regionen halten sich
unter der aufziehenden Bewölkung und bei zunehmender Feuchte die nächtlichen
Dunst- oder Nebelfelder zäh bis in den Nachmittag. In der mäßig warmen
Meeresluftmasse (3°C über dem Norden und bis 10°C föhnig an den Alpen in 850
hPa) steigt die Temperatur je nach Sonne und Durchmischung auf 11 bis 17°C.

In der Nacht zum Mittwoch konzentrieren sich die Regenfälle auf die sich
formierende Rinne und die eingelagerte Okklusion, die zuvor über die Mitte und
den Süden hinwegschwenkt, dort aber ins Schleifen kommt.
Der meiste Niederschlag wird dabei über dem Norden und im Stau des Schwarzwaldes
und im Allgäu mit 10 bis 25 l/qm gerechnet. Zudem nimmt auch ostwärts
ausgreifend auf den Alpengipfeln und auf Gipfeln der östlichen Mittelgebirge der
Südwestwind deutlich zu. Mit Sturmböen oder schweren Sturmböen
(Feldberg/Schwarzwald mit 11 Bft) auf den Gipfeln.

Rückseitig der Okklusion gibt es einen Streifen mit Absinken und Auflockerungen,
der sich vom West in den Südosten vorarbeitet, durchsetzt mit vereinzelten
Trogschauern. Nebel sollte wegen des stärkeren Windes die Ausnahme sein,
höchstens im Westen besteht bei abflauendem Wind die Möglichkeit dichterer
Nebelfelder. Meist trocken mit dichter Aufgleitbewölkung bleibt es im Nordosten.
Auch nördlich der Rinne baut sich ein gewisser Gradient auf mit steifen Böen aus
Ost bis Nordost exponiert an der Ostsee.


Donnerstag... bleibt uns die südliche Westlage erhalten, die Hauptfrontalzone
reicht von Frankreich über den Alpenraum und Süddeutschland nach Osten. Der
Langwellentrog über dem Atlantik, vor den Toren des Kontinents regeneriert sich
und wird verbleiben davor in einer südwestlichen bis westlichen Höhenströmung,
die tagsüber aber insgesamt antizyklonaler gekrümmt ist. Allerdings sorgen
kurzwellige Troganteile und WLA für leichte Hebungsimpulse und auch die sich
abschwächende Tiefdruckrinne über Norddeutschland bringt leichte Hebung
zustande.

Entsprechend zeigt sich der Himmel meist stark bewölkt und es regnet über
Norddeutschland mit abnehmender Tendenz, während die Reste der Okklusion und
nachfolgend wieder aufkommende WLA über der Mitte und dem Süden erneut Regen
aufkommen, oder andauern lassen.
Der Druckgradient im Norden weicht auf, was die ohnehin seltenen steifen Böen an
der Ostsee seltener werden lässt. Auch im Süden gerät der Druckgradient auf den
absteigenden Ast. Vor allem vormittags sind auf einigen Gipfeln Sturmböen bis
schwere Sturmböen aus Südwest bis West zu verzeichnen. In tieferen Lagen bleibt
es bei starken Böen vereinzelt in Leelagen. In den Norden wird mit der östlichen
Strömung etwas weniger milde Luft gesaugt, die es in 850 hPa auf +2°C und am
Boden auf 12°C bringt. Der Süden, leidlich durchmischt, bringt es auch fast ohne
Sonne auf bis zu 16°C.

In der Nacht zum Freitag glättet die Südwest-Strömung in der Höhe etwas durch,
kurzwellige Tröge werden aber weiter simuliert und auch die Bodenrinne über
Norddeutschland kann sich von Westen regenerieren.
Mit einem neuen, recht markanten Kurzwellentrog, dessen PVA teils durch WLA
gestützt wird, kommen im Westen und Süden wieder kräftigere Regenfälle auf, in
12h fallen erneut 10 bis etwas über 20 l/qm in einigen Staulagen im Südwesten.
Ansonsten fällt aus der meist starken, teils aber auch aufgelockerten Bewölkung
nur ab und zu leichter Regen.

Zudem frischt über der Nordsee der Ostwind, im Südwesten der Südwestwind wieder
auf, mit Bft 7 über der Nordsee und Sturmböen im Hochschwarzwald. Es bleibt sehr
mild, Nebel ist kaum ein Thema.


Freitag... liegen wir nach wie vor unter der leicht mäandrierenden
westsüdwestlichen Höhenströmung mit dem Hauptast der Frontalzone über Südeuropa.
Nördlich einer Tiefdruckrinne über Norddeutschland wird etwas frischere Luft aus
Ost herangeführt, sonst ist die Luftmasse aus Südwest sehr mild.
Dabei zieht im Tagesverlauf ein Kurzwellentrog über die Mitte und den Süden nach
Osten, der ein Druckminimum in der Rinne zur Folge hat. Dabei legt der Gradient
an dessen Südflanke zu und es kann neben den Sturmböen in Hochlagen auch steife
Böen bis ganz runter geben. Zudem labilisiert die Sichtung über der Südhälfte
und der Mitte deutlich mit +4°C in 850 hPa und -23°C in 500 hPa, was sich auch
in etwas Cape und einzelnen Gewittern mit teils stürmischen Böen (in 850 hPa um
40 kt) niederschlägt.
Der Regenschwerpunkt verlagert sich über die Mitte nach Norddeutschland, wo
gebietsweise 5 bis 15 l/qm in 12h fallen. In den Norden gelangt in flacher
Schicht eine immer frischere Luft, in der kaum 10°C (0°C in 850 hPa) erreicht
werden, zudem weht der Ostwind an der See exponiert mit Böen 6 bis 7 Bft.
In der milden, halbwegs durchmischten Luftmasse über dem großen Rest des Landes
werden meist 11 bis 16°C erwartet. Auflockerungen, erst recht Größere, sind
Mangelware.

In der Nacht zum Samstag folgt von Südwesten der nächste Trog mit schauerartigem
Regen und kurzen Gewittern. Auch über der Nordsee sind Schauer und vereinzelte
Gewitter nicht ausgeschlossen. Ansonsten überwiegt ebenfalls starke Bewölkung,
aus der zeitweise meist leichter bis mäßiger Regen, ohne Warnrelevanz, fällt.
Über dem Norden hält sich etwas Druckgradient mit steifen Böen aus Ost über der
Nordsee, im Süden sind es besonders die Gipfellagen, die vom Low Level Jet
betroffen sind mit stürmischen Böen oder Sturmböen aus Südwest.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren in den Basisfeldern ähnlich. Unterschiede beschränken
sich auf Details. Die Regensummen im Allgäu, die laut ICON bis 50 l/qm gehen,
werden extern nicht, und von den Ensembles nur bedingt, gestützt, sodass auf
Warnungen dort erstmal verzichtet wird. Die Böen im östlichen Bergland sind
meist grenzwertig, warntechnisch kann in situ verfahren werden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner